EADS bewirbt sich um riesigen Tankerauftrag
von Gerhard Hegmann (München)
Unter Führung des US-Rüstungskonzerns Northrop Grumman wird sich der europäische EADS-Konzern jetzt doch an der Ausschreibung für neue Tankflugzeuge für die US-Militärs beteiligen. Northrop wird dabei mit einem umgebauten Airbus A330-Modell gegen Boeing antreten.
In der ersten Stufe der Ausschreibung mit einem Volumen von rund 40 Mrd. $ (30,8 Mrd. Euro) sollen 179 der insgesamt mehr als 500 alten Tankflugzeuge der US-Luftwaffe ersetzt werden. Die Entscheidung wird im Herbst erwartet. Die Gesamtkosten zum Ersatz aller Tanker betragen schätzungsweise mehr als 100 Mrd. $. Der Auftrag gilt als das bislang größte US-Rüstungsprojekt neben dem Kampfflugzeug JSF.
EADS hatte bereits im Herbst 2005 seine Beteiligung an dem Tankerprojekt mitgeteilt. Zuletzt drohte Northrop aber offen mit einem Rückzug aus der Bewerbung. Nach Ansicht des drittgrößten US-Rüstungskonzerns hätten die Ausschreibungsbedingungen den einzigen Konkurrenten Boeing bevorzugt. Das Airbus-Modell A330 gilt zwar als teurere Lösung im Vergleich zum Boeing-Modell 767. Das europäische Flugzeug kann aber neben dem Treibstoff mehr Fracht oder Personen transportieren. Boeing hatte 2003/04 den Auftrag bereits fast sicher in der Tasche. Nach einem Korruptionsskandal, in den Boeing verstrickt war, beschloss das Pentagon eine neue Ausschreibung.
Die Bewerbung von EADS um den US-Tankerauftrag wird vom deutschen Co-Vorsitzenden Thomas Enders forciert. Er möchte den größten Rüstungsmarkt der Welt für EADS erschließen. 2006 hatte sich EADS einen Hubschrauber-Großauftrag gesichert - ein erster Durchbruch auf den US-Markt. Bei einem Zuschlag für das Tankerprojekt soll im US-Bundesstaat Alabama eine Airbus-Montage mit 1000 Jobs entstehen. Ohne die Aussicht auf Stellen habe das Airbus-Modell in den USA keine Chance, heißt es bei Experten.
Noch keine Klarheit gibt es in den europäischen Airbus-Standorten über die künftige Struktur. Airbus bemühte sich am Donnerstag, Aussagen des A380-Programmchefs über ein Festhalten an Hamburg als A380-Standort zu relativieren. Es handle sich um Spekulationen zu den anstehenden Maßnahmen, erklärte ein Airbus-Sprecher. Die IG Metall sieht die Arbeitsplätze auch bei unveränderter Endlinie für die A380-Innenausstattung weiter in Gefahr. Die Entscheidungen zu Bauaufteilung des A350, Werksverkäufe oder Kompetenzzentren seien noch offen, sagte ein Sprecher.
Aus der FTD vom 09.02.2007
© 2007 Financial Times Deutschland
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kann man denn überhaupt ernsthaft davon ausgehen das EADS hier einen Teil des Auftrages erhalten wird?