27.12.19 Almaty/Kasachstan Absturz einer Fokker 100

Diskutiere 27.12.19 Almaty/Kasachstan Absturz einer Fokker 100 im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Da hab' ich noch nichts von mitbekommen, und ich bin seit 25 Jahren Fluglehrer. Wer oder welche Flugschule macht das?
Intrepid

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Ja, man versucht beim Screening bevor jemand eine Ausbildung zum Berufspiloten beginnt Kandidaten mit gefährlichen Einstellungen herauszufiltern.
Da hab' ich noch nichts von mitbekommen, und ich bin seit 25 Jahren Fluglehrer. Wer oder welche Flugschule macht das?
 

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Die Bereitschft einen Fehler zuzugeben und entsprechend zu handeln hängt auch immer mit den Konsequenzen zusammen, die einem in so einem fall drohen. Nimmt die Firma das folgenlos hin, dass dadurch Mehrkosten entstehen oder wird das fühllbar sanktioniert.?
 
GorBO

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Da hab' ich noch nichts von mitbekommen, und ich bin seit 25 Jahren Fluglehrer. Wer oder welche Flugschule macht das?
Keine Ahnung! Aber ich meine mich zu erinnern, das Flugschulen verpflichtet sind und das dokumentieren müssen, festzustellen das ihre Bewerber die psychologische Eignung zum Erwerb der Lizenz haben.
Kann aber auch sein das man uns das nur erzählt hat, um zu begründen, warum uns die Psychologen des DLR beim EAV gegrillt hatten.
 
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macfly

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Das war wohl leider ein "Unfall mit Ansage", wenn man sicht durchliest, was die kasachiche Luftfahrtbehörde inzwischen herausgefunden hat:
  • Die Airline hat Typschilder mit Seriennummern von mehreren Komponenten entfernt, insbesondere die der Triebwerke. Diese Teile der verunfallten Maschine können nun nicht eindeutig identifiziert werden (Laufzeiten/Alter/Inspektionen). Das Problem wurde auch bei anderen Maschinen der Airline festgestellt.
  • Rolls Royce sagt, dass man keinerlei Informationen zu vorgeschriebenen Wartungen der Triebwerke dieser Airline hat - seitdem diese Triebwerke(/Flugzeuge) jeweils an BEK AIR verkauft wurden.
  • Das Flughandbuch war 1993 nach einem Crash um den "Clean Wing Check" erweitert worden (siehe #31), so dass die Flügel vor jedem Flug an mehreren Stellen geprüft werden mussten ("Kratzprobe"). Untersuchte Aufnahmen aus Überwachungskameras zeigen, dass die Piloten bei BEK AIR keinen Rundgang machen. Sie zeigen auch keine Hinweise, dass je ein "Clean Wing Check" gemacht wurde.
  • Bei der Airline gab es kein Training für den Winterbetrieb, und kein Training bzgl. des Erkennens/Behandelns des speziellen Vereisungsrisiko bei diesem Flugzeugtyp.

Die Luftfahrtbehörde hatte BEK AIR schon am Tag des Unfalls den weiteren Betrieb (vorläufig) untersagt. Mit diesen Erkenntnissen muss sie ihr die Lizenz eigentlich nun endgültig entziehen.
 
macfly

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Der Luftfahrtbehörde muss man auch die Lizenz entziehen.
Interessanterweise gab es das bis vor kurzem: die EU hatte einige Jahre lang, bis 2016, sämtliche kasachischen Airlines auf die EU-Flugverbotsliste gesetzt. Fluglinien aus Kasachstan durften nicht in oder durch den EU-Luftraum fliegen. Begründung war, dass die kasachische Luftfahrtbehörde ihre Airlines nicht ICAO-konform beaufsichtigen würde - aus Sicht der EU/EASA. Im Prinzip war das ein Lizenzentzug für die Luftfahrtbehörde. Mehr kann das Ausland auch nicht tun.

2016 wurde das EU-Flugverbot allerdings wieder aufgehoben, weil EU/EASA der Meinung war, dass die Luftfahrtbehörde in Kasachstan die Mängel abgestellt hatte. Vielleicht etwas vorschnell.
 
Nummi

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Interessanterweise gab es das bis vor kurzem: die EU hatte einige Jahre lang, bis 2016, sämtliche kasachischen Airlines auf die EU-Flugverbotsliste gesetzt. Fluglinien aus Kasachstan durften nicht in oder durch den EU-Luftraum fliegen. Begründung war, dass die kasachische Luftfahrtbehörde ihre Airlines nicht ICAO-konform beaufsichtigen würde - aus Sicht der EU/EASA. Im Prinzip war das ein Lizenzentzug für die Luftfahrtbehörde. Mehr kann das Ausland auch nicht tun.
Dass atimmt so nicht. Air Astana wird nach westlichen Standards gefuehrt und haelt sich auch an die internationalen Abkommen.
Auch entspricht das Training internationalen Standards.
Was Bek Air und SCAT vor sich geht, ist allerdings sowjetisch. Aber wenn in einem durch und durch korrupten Land in der Vergangenheit Geld floss, haben die Behoerden die Augen zugemacht. Wer will sich schon mit einem Oligarchen anlegen. Jetzt auf einmal gibt es Hyperaktivitaet von Seiten der Behoerden. Gegen die Eigentuemerin des Grundstuecks und die Behoerde die die Baugenehmigung fuer das Haus, genau in Bahnverlaengerung, erteilt hat, laeuft auch ein Verfahren.
 
macfly

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Dass atimmt so nicht. Air Astana wird nach westlichen Standards gefuehrt und haelt sich auch an die internationalen Abkommen.
Ich habe ja aber doch nicht behauptet, dass dort alle Airlines gegen ICAO-Standard verstossen. Natürlich kann es sein, dass es dort gute Airlines gibt. Aber wenn die beaufsichtigende Behörde nicht vernünftig arbeitet, dann kann man den Lizenzen, die sie ausstellt, auch nicht mehr vertrauen - selbst wenn einzelne Airlines noch so perfekt und vorbildlich sind. Die EASA prüft ja nicht selbst die einzelnen Airlines in Kasachstan. Deswegen ist es eine absolut logische Folge, dass man den Airlines ein EU-Flugverbot erteilt, wenn man der Behörde nicht vertraut.

Ich bin kein Experte für Kasachstan. Es finden sich aber einige Presseberichte, dass die Aufhebung des EU-Flugverbots Ende 2016 für Kasachstan ein Grund zur Freude war, nachdem die Luftfahrtbehörde dort die Mängel abgestellt hatte, z.B.

EU lifts ban for Kazakhstan airlines
Taking Kazakhstan off the EU’s blacklist will supposedly provide the country with new transfer passengers

The European Commission removed all Kazakhstan airlines from the EU Air Safety List. Europe therefore acknowledged that Kazakhstan aviation authorities now ensure the required level of aviation safety in accordance with ICAO standards. The local carriers now can operate flights to the European destinations.

The lift of the EU ban was much-anticipated. Kazakh minister of investment and development Zhenis Kasymbek said a week ago that intensive work to rectify the flaws had been going on until the last moment.
 
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lutz_manne

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Behörde hin oder her... es ist mir unbegreiflich, wie ein angeblich ausgebildeter Pilot, glaubt gegen die Gesetze der Physik immun zu sein und nur schon allein sein Leben riskiert, von den Passagieren mal ganz abgesehen.
 
swissboy

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Behörde hin oder her... es ist mir unbegreiflich, wie ein angeblich ausgebildeter Pilot, glaubt gegen die Gesetze der Physik immun zu sein und nur schon allein sein Leben riskiert, von den Passagieren mal ganz abgesehen.
Es gibt genügend Leute, die es auch besser wissen müssten, und dennoch beim Autofahren die Sicherheitsgurten nicht benützen. Sind zwar nicht ausgebildete Piloten, aber immerhin ausgebildete Fahrzeuglenker.
 

Tyno

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Kann man ein solches Verhalten voraussehen? Entsprechende Kandidaten evtl. sogar aussortieren?
Oder durch Training "Blöde Gedanken" für die Zukunft abtrainieren?
Ich denke, dass ältere, "erfahrene" Leute generell ein wenig zur Sturheit neigen (auch wenn ich das nur von Autofahrern und von gewissen Hobbykollegen kenne). Ein Startabbruch wäre wohl ein Fiasko geworden, das es unbedingt zu vermeiden galt. Natürlich ist es immer schwierig, jemanden zu verurteilen für Entscheidungen in Sekundenbruchteilen, die hinterher wochenlang diskutiert und untersucht werden müssen.
 
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Ich denke, dass ältere, "erfahrene" Leute generell ein wenig zur Sturheit neigen ...
Wenn es die sprichwörtliche Alterssturheit tatsächlich gibt, spielt sie auch eine Rolle.

Aber etwas anderes gibt es definitiv: unterschiedliche Pilotengenerationen. Früher schwärmte man vom Stoff, aus dem Helden sind. Vom unerschrockenen Piloten.

Das ist heute anders. Heute wünscht man sich Piloten, die auch mal einen Start abbrechen, ein Fehlanflugverfahren einleiten oder auf halber Strecke außerplanmäßig landen weil am Zielflughafen sonst nicht mehr die notwendige Kraftstoffreserve an Bord gewesen wäre. Solche Dinge hat man früher weggeschwiegen, da hat man sich mehr getraut ... und es ist auch mehr passiert. Mit der früheren Heldeneinstellung könnte man den sicheren Flugbetrieb von heute nicht darstellen.
 
macfly

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Animation des Unfalls, die die Unfalluntersucher zur Visualisierung der Daten aus dem Flugschreiber erstellt haben:

Man bemerke den Zeitpunkt, zu dem der Schub der Triebwerke kurzzeitig zurückgenommen wird - und kurz darauf aber wieder Takeoff-Leistung gesetzt wird. Das war der Zeitpunkt, zu dem der FO den Start eigentlich abbrechen wollte, dann aber vom Kapitän überstimmt wurde ("Let's go, Let's go!"). Da hatten sie gerade mal 1/2 der Bahn verbraucht. Da wäre genug Platz zum Bremsen gewesen. Es wäre absolut nichts passiert, wenn der Kapitän auf seinen FO gehört hätte...

Korrektur: ich hatte vorher "1/3 der Bahn" geschrieben. Es war aber etwa in der Mitte der Bahn, als der Schub kurz zurückgenommen wurde. Man muss auf die rote Linie achten, die die aktuellen Daten in den Schrieben anzeigt. Ändert aber nichts daran, dass sie dort noch hätten bremsen können...
 
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