29.11.16 Chapecoense Fußballclub Avro RJ stürzt in Kolumbien ab

Diskutiere 29.11.16 Chapecoense Fußballclub Avro RJ stürzt in Kolumbien ab im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Der Pilot hatte eine Lizenz, aber möglicherweise nicht auf legalem Weg erhalten...
Intrepid

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Alien
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Der Pilot hatte eine Lizenz, aber möglicherweise nicht auf legalem Weg erhalten.
Ursächlich für den Absturz war der Charakter und nicht das Können.

Das Gedankenkonstrukt, ohne ausgestellte Lizenz wäre der Pilot nicht geflogen und der Fehler folglich nicht begangen worden, ist zwar grundsätzlich richtig. Lenkt aber fürchte ich ein wenig von der Suche nach dem Grund des Versagens des bolivianischen Luftfahrtwesens ab.
 

Philipus II

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Wobei Betrug zur Erlangung einer nicht-legitimen Lizenz schon auf gewisse charakterliche Merkmale hindeutet, die sich auf Flugsicherheit negativ auswirken.
 

Unwissend

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Nichts neues , nur endlich mal alles klar aufgeschreiben.
Auzug aus dem Aero telegraph (TV-Sender Univision)

Bis an die äußerste Grenze
Die Flugstrecke war für einen Nonstop-Flug zu lang. In der Standardversion weist eine Avro RJ85 mit einer Beladung von acht Tonnen mit allen möglichen Zusatztanks eine Reichweite von 1600 nautischen Meilen oder rund 2963 Kilometern auf. Von Santa Cruz de la Sierra bis Rionegro bei Medellín sind es aber 1605 nautische Meilen. Die Maschine hätte es also nur mit sehr viel Glück schaffen können. Offenbar ging Lamia aber dieses Risiko schon mehrere Male ein, wie der TV-Sender Univision berichtet.

In den vergangenen sechs Monaten brachte die bolivianische Charterfluggesellschaft ihre Avro RJ85 mindestens acht Mal ans Limit. Fünf Mal flog sie mit der Maschine in den Bereich der Kerosinreserve – etwa bei Flügen zwischen Belo Horizonte und Buenos Aires, Cochabamba – Medellín oder Barranquilla – Cobija. Eigentlich darf diese Reserve nur im äußersten Notfall angetastet werden.
Mehrmals Medellín – Santa Cruz

Beim Unglück war die Avro Rj85 nicht nur voll, der Flug dauerte auch rund zehn Minuten länger als in den Risikoflügen zuvor. Die Aufzeichnung der Flüge zeige «systematische Zuwiderhandlungen auf fast allen Flügen», kommentierte ein Experte gegenüber Univision.

Grüße Frank
 

Unwissend

Testpilot
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Auszug :
Laut Anwalt eines Klägers. Der Pilot habe nicht genug Flugstunden absolviert,
um einen kommerziellen Flug durchführen zu dürfen.

Und
Die Zahl der Opfer ist auch deshalb so hoch,
weil sich die Leute nicht angeschnallt haben, nicht auf ihren Plätzen gesessen haben.
Es gabe keinerlei Ansage von den Piloten oder den Stewardssen über eine Notsituation.

Auszug :
Es gab noch nicht einmal den Hinweis, die Sitzgurte anzulegen. Jedes Mal, wenn wir die Crew fragten, wann wir ankommen würden, hieß es ,in 10 Minuten'", schildert Henzel. "Auf einmal sind die Lichter in der Kabine ausgegangen und die Triebwerke ganz leise geworden. Das hat uns natürlich etwas verunsichert, aber eigentlich wussten wir nicht, was das zu bedeuten hatte. Seitens der Besatzung hat es keinerlei Warnung gebeben
https://www.austrianwings.info/2016/12/lamia-avro-crash-keine-warnung-vor-absturz/
Grüeß Frank
 
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Philipus II

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Anscheinend wollte die Crew den Notfall auch gegenüber den Passagieren bestmöglich vertuschen.
 
innwolf

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Aber zum Thema Verantwotrung und Bestrafung erinnere ich nur an den Aeroperú-Flug 603 Flug.
Das war 1996, da gab es doch schon GPS und Trägheitplatformen ( attitude und heading system ) die eine Geschwindigkeitsanzeige liefern.

Dazu mit Horizont und Wendezeiger, das sollte doch ein Pilot über Triebwerksleistung und Steigwinkel ungefähr eine passende Fluggeschwindigkeit einsteuern können.

Mit der GPS-Höhe sollte dann ein sicherer Flug mögliche sein.
 
Intrepid

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Das war 1996, da gab es doch schon GPS und Trägheitplatformen [...] Mit der GPS-Höhe sollte dann ein sicherer Flug mögliche sein.
Und war das betroffene Flugzeug damit ausgerüstet?
 
Falco

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Und war das betroffene Flugzeug damit ausgerüstet?
Das war die damalige Ausrüstung der N52AW, B757-200:
ILS equipment
VOR equipment
DME equipment
ADF equipment
FMS/CDU
IRS
AFDS
Autopilot
Autoland
EFIS

Selbst wenn eine GPS-Anlage installiert gewesen wäre, die GPS-Höhe wird nicht auf den Instrumenten angezeigt.
 
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macfly

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In Kolumbien wurde der vorläufige Bericht zu dem Absturz veröffentlicht. Die Daten der Flugschreiber/Sprachrekorder wurden ausgewertet. Der Abschlussbericht soll in etwa 6 Monaten folgen.

Laut den Aufzeichnungen der Flugschreiber habe der Co-Pilot wiederholt den Piloten über die Treibstoffknappheit gewarnt... Beide hätten demnach darüber gesprochen, zwischenzulanden und aufzutanken, sich letztlich aber dagegen entschieden.

... der Pilot erst sechs Minuten vor dem Absturz nach Priorität bei der Landung gebeten - obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits ein Triebwerk seit zwei Minuten ausgefallen war.
http://www.spiegel.de/panorama/flugzeugabsturz-in-kolumbien-treibstoffmangel-als-ursache-bestaetigt-a-1127572.html

Es ist nicht zu glauben, es ist doch einfach nicht zu glauben...

In spanischsprachigen Presseberichten ist zudem zu lesen, dass der Pilot selbst zu dem Zeitpunkt, als bereits 3 Triebwerke ausgefallen waren, die Frage des Controllers verneinte, ob sie nach der Landung Notfalldienste brauchen. Ein Notfall wurde erst nach dem Ausfall des 4. Triebwerks erklärt.

Der Bericht bemängelt zudem die bolivianische Flugsicherung: sie hätten den Flug nicht genehmigen dürfen. Der Flugplan wurde trotzdem akzeptiert. Dabei hat der genehmigende Sachbearbeiter das Namensfeld leer gelassen - vermutlich absichtlich, weil klar war, dass der Flugplan in dieser Form illegal war.
 

Unwissend

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Da steht auch drin, dass das MTOW überschritten wurde, starker Gegenwind herrschte
und das Fluggerät mit zu wenig Sprit (Tankkapazietät zu klein ) gestartet ist.
Eine Zwischenlandung wurde wegen schlechter Sicht (mangelhafte Belechtung des Airports ) verworfen.
Damit sind alle Spekulationen bestätigt worden.
Schlimmer noch, es sind nacheinander 3 Triebwerke ausgefallen ohne Notfallmeldung.
Grüße Frank
 

Sczepanski

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Keinen Notfall erklärt selbst als bereits Triebwerke ausgefallen sind - die Piloten hatten wirklich überschaubaren Selbsterhaltungstrieb.
 
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Keinen Notfall erklärt selbst als bereits Triebwerke ausgefallen sind - die Piloten hatten wirklich überschaubaren Selbsterhaltungstrieb.
Ich nehme an, das war ihr alltägliches Verfahren.

Ich hoffe, dass sich jetzt auch alle diejenigen, die immer beide Augen zugedrückt haben, verantworten müssen. Ich gehe davon aus, dass weitere Betreiber in Bolivien bisher ähnlich gehandelt haben.

Ein weites Feld für investigativen Journalismus. Ein anderes Regulativ scheint es ja nicht zu geben.
 
macfly

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Ich nehme an, das war ihr alltägliches Verfahren.
Vermutlich haben sie sich nach und nach an solche Situationen herangetastet. Irgendwann zum ersten Mal mit einem ausgefallenen Triebwerk gelandet, dann irgendwann auch mal mit zweien. Anders ist nicht erklärbar, dass sie so abgebrüht waren, mit zwei stehenden Triebwerken sogar noch Warteschleifen zu drehen. Man kann trotzdem nur immer wieder den Kopf schütteln...


Ansonsten: die kolumbianische Luftfahrtbehörde hat die Mängel des Flugplans, den Ablauf des Fluges, die Funkkommunikation und Radaraufnahmen zu einer ausführlichen Video-Präsentation verarbeitet. Zugegeben, eine etwas ungewöhnliche Form für eine Luftfahrt-/Untersuchungsbehörde. Vermutlich wollte man aber wegen des großen öffentlichen Interesses nicht nur eine abstrakte Beschreibung vorlegen. Außerdem wollte man wohl auch das Verhalten der Fluglotsen in der Gesamtsituation genauer erklären - zumindest in Bolivien gab es da ursprünglich eine Menge Kritik, weil LaMia nicht sofort Priorität bekommen hatte:
https://www.youtube.com/watch?v=9GXr8zQN6fY (in Spanisch)

U.a. wird dort auch ein bisher nicht bekannter Fehler im Flugplan hingewiesen: laut Flugplan hätte die Maschine für "RVSM" zugelassen sein müssen (reduzierten vertikalen Abstand). Eine solche Zertifizierung hatte die Unglücksmaschine allerdings nicht (setzt höhere Anforderungen an die Instrumente). Vermutlich wurde das durch die "Airline" im Flugplan absichtlich falsch angegeben, damit man in höheren Lufträumen fliegen konnte, in denen RVSM vorausgesetzt wird. Täuschen, tarnen, tricksen. Gehörte wohl zum täglichen Geschäft bei LaMia.
 

Unwissend

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Treibstoff:
Für die Stecke waren notwendig:
- 200 Kg Taxi
+ a trip fuel requirement of 8,658 kg
+Preliminary diversion fuel 837 Kg
+and a 30minute holding fuel requirement of 800 kg.
bei MTOW ( Maimum take off Gewicht)
Also 1837Kg Reserven für die Strecke erforderlich.

Insgesammt : Erforderlich waren bei MTOW und dieser Strecke:
Knapp 10 500 KG .
Maximale Tankkapazität waren nur 9362 Kg. und 9300 wurden nachgetankt.

Sie sind also mit 1500 KG zu wenig Sprit laut Vorschrift gestartet.

Für die Beladung und die Strecke.
Und die Berechnung von 64 KG für 1000 KG geht nur auf, wenn das Flugzeug auf FL 300 operiert.
Fliegt es tiefer, brauchen die Mehr Kraftstoff. Und sie sind lange Zeit nicht auf der Höhe FL 300 geflogen.

Laut Handbuch ist die maximale Flugzeit MTOW 2,71 Stunden + 1600 L Reserve
Selbst wenn man das mit einer leeren Maschine fliegt, kommt man nur auf eine Flugzeit von 3,45 Stunden + 1600L
Nach 4:22 sind die Motoren aus gewesen .
Nicht mal ohne PAX und Beladung hätte laut den Vorschriften der Sprit für die Distanz gereicht.

Ausfall der Motoren :
2:53:36 first problems Nr 4. RPM does not meet the requirements from thrust lever
..
..
at 02:55:48 Following the loss of all engines, the FDR ceased recording

2`12 von den erste Anzeichen bis alle 4 Triebwerke standen. Die Warteschleife wurde noch mit allen 4 Triebwerken geflogen.
132 Sekunden von ersten Drehzahlproblemen bis zum Stillstand aller Motoren.

Das kritisiere ich , die Ausfallzeiten als Vorwarnung des 1 Triebwerkes bis zum Ausfall aller Treibwerke sind zu kurz.
Da kann keine Crew mehr reagieren, wenn alle Turbinen sich so schnell nacheinader abschalten.
Und die haben sich, wie vermutet, paarweise verabschiedet.
Grüße Frank
 
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Schramm

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...
Das kritisiere ich , die Ausfallzeiten als Vorwarnung des 1 Triebwerkes bis zum Ausfall aller Treibwerke sind zu kurz.
Da kann keine Crew mehr reagieren,...
Was gibt es da zu kritisieren???. Wenn die Tanks leer sind gehen die Öfen aus. Das ist auch bei meinem Auto so, da brauche ich keine Vorwarnung - ein Blick auf die Kraftstoffanzeige reicht aus ...
 
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