New Horizon startet heute zum Pluto
Bleiente schrieb:
Naja da es ja eine Weile dauert bis die Sonde dort ankommt, habe ich mir die Frage gestellt "Kann die NASA die Sonde eigentlich umleiten falls es in der Zwischenzeit interessantere Objekte gibt ?"
Nein, oder nur in sehr begrenztem Umfang. Die Flugbahnen von Sonden, die in diese Tiefen vorstoßen, sind extrem komplexe Gebilde aus unterschiedlichen Verfahren und Bahnen, die miteinander kombiniert werden.
Von der Anfangsbeschleunigung abgesehen, erfolgt der weitere Antrieb primär durch "passive" physikalische Effekte, die die Sonde an ihr Ziel bringen werden. Die an Bord befindlichen Treibstoffmengen werden dafür benötigt werden die Sonde im Zielgebiet abzubremsen und mittels einiger Tricks in eine Bahn zu bringen, die mit möglichst wenig Treibstoff einen möglichst langen Aufenthalt im Zielgebiet ermöglicht. Die Manövriertriebwerke wären für andere Belastungen gar nicht ausgelegt. Es gibt aber auf der Bahn drei Punkte, an denen mit geringem Treibstoff-Aufwand auch größere Kurskorrekturen möglich wären, z.B. indem man bestimmte Brennphasen verkürzt oder etwas verlängert, was dazu führen würde, dass die Sonde in einer etwas anderen Bahn in den Gravitationsbereich jener Planeten eintritt, die man für den Hammerwurf-Beschleunigungstrick nutzt. Folglich würde die Sonde anschließenden auch in einer anderen Bahn wieder austreten und in eine andere Richtung weiterfliegen. Es ist sehr kompliziert solche Bahnen zu berechnen und eher Zufall, wenn man eine bestehende Mission in solcher Art umgestalten kann. Manchmal gibt es aber bewußte Alternative-Missionsziele, auf die man im Fall der Fälle wechseln kann, z.B. hat die ESA durch Startprobleme mal einen Satelliten nicht in die gewünschte Bahn bekommen und ihn dann mit einigem Zeitaufwand und Tricks auf eine andere Bahn gesetzt, so dass er dann wenigstens einen anderen Asteroiden treffen kann. War nicht das eigentliche Ziel, aber so war die Mission wenigstens kein kompletter Fehlschlag.
Anders sieht es mit aktiv-angetriebenen Sonden aus. Cassini ist so eine. Mit ihrem plutonium-haltigen "Nuklear-Antrieb" konnte sie zusätzlich zu den passiven Methoden andere Laufbahnen nehmen, die einen größeren Energieaufwand erfordern. Cassini war so schneller beim weiter entfernten Saturn als Galileo beim Jupiter. Aber wir dürften uns noch alle an das Geschrei um den Start eines Satelliten mit "nuklear" Antrieb erinnern und die Katastrophen-Szenarien, die da ausgebreitet wurden. Dabei waren viele Raumfahrzeuge (inkl. Apollo) mit nuklearen Antriebssystemen oder Batterien ausgestattet.
Vor Ort, also im Zielgebiet kann man aber schon ein wenig hin und her wechseln, aber natürlich nicht so rumfliegen, wie es ein Flugzeug könnte.