Eigentlich geht es da um den "Night Visual Approach", den die LH-Crew damals auch korrekt abgelehnt hat. Nicht nur bei Lufthansa ist ein "Visual Approach" auf "Daytime only" limitiert und daher konnte die Crew gar nicht anders entscheiden (es gibt mitunter sehr wenige, ortsbezogene Ausnahmen). Da steht nichts zur Diskussion und ein professioneller Fluglotse arbeitet so etwas völlig ohne unnötigen Kommentar in seine Sequenz ein. Da muss auch niemand eine "Ausrede" erfinden, dass jemand nicht in Sicht sei - es ist gemäß Company Procedures verboten (OM-A) und fertig.
Generell sind natürlich Visual Approaches tauglich, die Staffelung herabzusetzen und damit mit höherer Taktung zu arbeiten. Das geht dann immer nur, indem man eben den Piloten die alleinige Verantwortung über Abstände ab diesem Zeitpunkt zuschiebt. Am Tag ist das in vielen (nicht allen) Situationen vertretbar und auch im Sinne der Piloten - bei Nacht ist die Risikoabwägung bei sehr vielen namhaften Airlines zum Entschluss gekommen, dass dann dieses Verfahren nicht mehr angebracht ist. Ein paar Faktoren/Gründe wurden hier bereits genannt, dazu kommen dann noch so Sachen wie die dann nötige Koordination eines Fehlanflugverfahrens (Missed Approach) etc. Unter dem Strich erhöht man die Komplexität und setzt Safety Margins herab. Das ist eben nicht das gleiche, wie der "Visual" am Tag auf einen wenig beflogenen Flugplatz auf den Kanaren oder einem eher regionalen Flugplatz in den USA.
Weltweit ist die gängige Ansicht, dass man dann eben ggf auch nachts den Verkehr nach ganz normalen IFR-Regeln so organisieren muss, dass es auch ohne die Krücke "Night Visual" klappt. In den USA ist das leider oft anders. Hinzu kommt dort mitunter eine erstaunliche Tendenz, bei solchen Unstimmigkeiten "patzig" zu reagieren. Das Thema wird auch immer wieder von den Airlines bei den betreffenden Flughäfen angesprochen.
Das ist alles etwas ab vom eigentlichen Threadthema, da kamen ja noch ganz andere Faktoren zusammen und ich möchte da explizit NICHT mit dem Finger auf den Losten zeigen. Aber vielleicht ist das mal Anlass, drüben so manches an den bislang gelebten Verfahren zu hinterfragen.