Kompensierscheiben in Deutschland

Diskutiere Kompensierscheiben in Deutschland im Alte Flugplätze Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Da ich gebeten wurde mal die Kompensierscheibe die bei und in Großenhain steht, hier im Forum zu zeigen, habe ich mir gedacht da es ja sicherlich...
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Da ich gebeten wurde mal die Kompensierscheibe die bei und in Großenhain steht, hier im Forum zu zeigen, habe ich mir gedacht da es ja sicherlich nicht die einzige in Deutschland ist, mal den Rest der vorhanden Kompensierscheiben hier im Thread zusammen zu suchen.
 
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Die Sanierung
Nach dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte waren von der Kompensierscheibe nur der Betonring mit der Grateinteilung und ein darin bepflanzter Erdhügel verblieben. Da sich in unmittelbarer Nähe ein Tanklager befand, wurde das Erdreich im Bereich der Kompensierscheibe durch Unachtsamkeit im Umgang mit dem Treibstoff kontaminiert.
Aus diesem Grund erfolgt 1999 ein Austausch des Erdreiches bis zu einer Tiefe von 4m, um insbesondere eine Gefährdung des Grundwassers zu vermeiden. Im Rahmen der Beseitigung der Kontamination wurde auch das Innere der Kompensierscheibe beräumt. Dabei kamen Reste des Drehtellers zum Vorscheinen. Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen dokumentierte diese Fundstücke, wie ein Laufrad ,und lagert sie ein.

An der Sanierung waren im Auftrag der Stadt Großenhain beteiligt:

*Dresdener Grundwasser Consulting GmbH (Planungsbüro)
*Palm GmbH Bauunternehmen Großenhain (bauausführender Betrieb)
*Lauchhammer Kunstguß GmbH & Co. KG (Hersteller/ Restauration)

Die Maßnahme wurde mit Hilfe von Fördermitteln im Rahmen der Denkmalpflege realisiert. Die Kompensierscheibe stellt ein wichtiges Zeugnis der technischen Geschichte der Luftfahrt dar.
 
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Rückbau und Rekonstruktion

Die Rekonstruktion der Grube bestand im Wesentlichen aus dem Rückbau des temporären Schutzdaches, der Verfüllung der Grube, der Sanierung des oberen Grubenrandes, der Abdeckung der Grube mit Holzbohlen und der Wiederherstellung der Gradeiteilung innerhalb des Betonringes. Auf den zerstörten alten Betonring wurde ein neuer Ring gegossen und die ursprüngliche Gradeinteilung wieder aufgebracht.
 
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Karte, Kompass, Kompensierscheibe
Schon in der Pionierzeit der Luftfahrt war es für die Piloten wichtig, die Flugrichtung zu bestimmen und zu überwachen. Hilfsmittel waren dabei Karten und Kompass. Ein Magnetkompass. welcher anhand der Richtwirkung des Erdmagnetfeldes die Bestimmung der magnetischen Nordrichtung und daraus aller anderen Himmelsrichtungen erlaubt, fand als wichtige Instrument für die Navigation Verwendung.
Ein solcher Kompass kann aber durch dauermagnetisch gewordene Stahlteile, gleichstromdurchflossene Leitungen, die elektromagnetische Felder erzeugen, und magnetische Weicheisenteile des Flugzeuges so abgelenkt werden, dass die Anzeige fehlerhaft ist (Missweisung oder Deviation, (lat.) deviatio = Abweichung ). Die Ablenkung ist auch abhängig vom Winkel in dem die Kompassnadel zu diesen Teilen steht. Sie ist also über einen 360 Grad Drehung nicht immer konstant. Die Anzeigegenauigkeit des Kompass war jedoch besonders für Langstreckenflüge von entscheidender Bedeutung.
Zur Feststellung und Korrektur der Missweisung (Kompensierung) wurde das Flugzeug mit dem eingebauten Kompass auf einer sogenannten Kompensierscheibe geeicht.
 
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Bau- und Funktionsweise
Eine Kompensierscheibe besteht aus einem Ring, an dessen Oberkante die Himmelsrichtungen markiert sind, und einem drehbaren Teller, auf welchem das Flugzeug gedreht werden kann.
Der Drehteller besitzt eine Aufbockvorrichtung zur waagerechten Positionierung des Flugzeuges, also einer der Fluglage entsprechenden Position. Mit Rücksicht auf elektrische und magnetische Entwicklung durfte für die Fundierung und Entwässerung der Drehscheibe keinerlei Metallteile verwendet werden.
Ebenso waren Schutzabstände zu Gebäuden, Eisenbahngleisen, Freileitungen, Drahtumzäunungen und der Peilschneise einschließlich des Einflugsektors zu berücksichtigen.
Die Missweisung wurde ermittelt, indem das Flugzeug auf dem Drehteller gelagert und dabei mehrmals um360 grad in 30-Grad-Schritten gedreht wurde.
Anschließend ergab der Vergleich von dem auf der Scheibe einbestellenden und den am Bordkompass angezeigten Kurs die Missweisung.
Einteilung und Beschriftung
Die Abweichung zwischen Kompassnadel und der tatsächlichen Himmelsrichtung wurde durch Hinzufügen von kleinen Eisenstiften (sogenannten Kompensiernadeln) in Kompassnähe weitestgehend ausgleichen.
 
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497.BAP

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Für die verbliebenen Restfelder der Anzeige sind die entsprechenden Berichtigungswerte in einer Tabelle festzuhalten worden.
Die so entstandene Abweichungstabelle wurde genutzt, um aus einem vom Kompass abgelesen Kurs den missweisenden Kurs zu berechnen. Dieser wird danach um die Missweisung berichtigt, wodurch man den rechtweisenden Kurs erhält. Diese Abweichungstabelle musste auf dem Flug mit sich geführt werden.
 
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Auf dem ehemaligen Flugfeld von Staaken soll es, extra eingezäunt, auch noch Reste einen Kompensierscheibe geben.
Auch in Alt-Lönnewitz (Falkenberg), Schönwalde, Neustadt-Glewe und ggf. Warnemünde und Oranienburg könnte noch etwas zu sehen sein.
 
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Danke für die, gut verständlichen, Erklärungen. Sehr interessant.

Gruss aus MUC
 
Friedarrr

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497.BAP mit PH, ein wirklich sehr interessanter Beitrag!

Bei der Beschreibung sollte noch klargestellt werden, dass wohl Metalle verwendet werden und in der Nähe sein können, nur keine Ferromagnetische bzw. die drei Metalle Eisen, Nickel, Kobalt und ihre Legierungen oder Metalle die während der Kompensierung elektisch beaufschlagt sind.
Auch ist es möglich etwaige Störquellen, durch diese Metalle, herauszusondieren…
Siehe heutige Kompensierung z.B. Tornado…

Jedenfalls ist es für mich beispielhaft wie hier mit der Geschichte umgegangen wird und macht Hoffnung. Da geht mein Dank an die „Macher“!

Die Arten der Kompensierscheiben sind mannigfaltig! Da gibt es welche mit Ausleger die in die Drehscheibe integriert sind, oder Auslegen die in die Umfassung ragen, Scheiben auf denen das ganze LFZ gedreht wird, oder nur um eines der Hauptfahrwerke und einfache Platten auf denen man das LFZ selbst drehen muss….

Durch Jürgen Zapf weiß ich, dass in Deutschland noch Reste solcher Kompensierscheiben aus der Zeit des WKII in Oettingen, Giebelstadt, Wertheim, Babenhausen (wenn nicht schon überbaut?), Langendiebach (erahnbar), Erbenheim, Großostheim, Handorf (erahnbar), Achmer (erahnbar), Gütersloh, Oldenburg (erahnbar), Varel (erahnbar), Langeoog, Wesermünde, Westerland, Weiche (erahnbar), Pütnitz, Anklam, Salzwedel, Perlberg (erahnbar), Roggenthin, Oranianburg, Schönwalde, Staaken (Biotop), Schönefeld, Gatow (erahnbar), Rangsdorf, Dessau (3 st.), Cottbus, Meiningen, Schweinfurt (erahnbar), Köthen, Burg (Biotop), Alt-lönewitz… und Oberschleißheim, und Burgau (noch, wird demnächst abgerissen) gibt.

Weiter gibt es natürlich auch moderne Kompensierscheiben bei vielen Luftfahrzeug Herstellung- und Instandhaltungsbetrieben/Fliegerhorsten...siehe Donauwörth, Oberpfaffenhofen....und Kompensierplatten siehe Memmingerberg, Penzing, Erding....
 
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Friedarrr

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Auf dem ehemaligen Flugfeld von Staaken soll es, extra eingezäunt, auch noch Reste einen Kompensierscheibe geben.
Auch in Alt-Lönnewitz (Falkenberg), Schönwalde, Neustadt-Glewe und ggf. Warnemünde und Oranienburg könnte noch etwas zu sehen sein.
Die Umzäunung der Scheibe in Staaken ist um das entstandene Biotop zu schützen.
 
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HorizontalRain

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Eine, m.W. hier noch nicht benannte, Komp.-Platte möchte ich noch ergänzen, Garz auf Usedom. Aufgefallen ist mir das Teil im Sommer 1985, als wir ca. 4 Wochen lang von Garz aus flogen (und "DHS" standen). Wie gut erhalten die damals schon nur noch "Reste" heute noch sind, keine Ahnung, allerdings in der GE-Aufnahme von 2004 sind sie zu erkennen.

HR
 
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Friedarrr

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Auf GE gibt es schon noch einige mehr die man noch erahnen kann, die Frage ist was man am Boden noch vorfindet?


Die Kompensierplatte in Heuberg/Oettingen. Hier wurde wohl nur ein HFW auf einen Drehpunkt gesetzt und die Maschine um dieses gedreht..
Schön wäre es wenn jemand ein Bild zeigen könnte auf den man genau solche eine Kompensierscheibe in "Aktion" sieht...
 
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Andruscha

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Tolles Thema...Und wirklich großartig erklärt!! Ich hatte nicht mal ansatzweise von Kompensierscheiben gehört, geschweige gelesen....geht mir bestimmt nicht alleine so.:red:

@497.BAP: ...ich bewerbe mich jetzt bei 'Genial daneben' mit der 'Scheibe'... halbe/halbe (wenn die Frage kommt) ist Ehrensache....:TOP::TOP::TOP:
 
Friedarrr

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In Dessau bei Junkers gab/gibt es 3 Kompensierscheiben und von allen sieht man heute (auch wenn eine nur nach erahnt werden kann) noch Reste.

Hier die dem heutigen Museum nächstgelegenste..
 
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