AW: Benötige Hilfe bei Arbeit
Das lief doch gut für die Nordvietnamesen. Ein paar Tage in Paris verhandelt und schon war man die Amerikaner erst mal los.
Da hast du wieder nicht aufgepasst:
Die Amerikaner waren im Frühjahr 1972 schon nahezu aus Vietnam 'raus. Hätten die Nordvietnamesen noch ein paar Monate abgewartet, hätten sie im Süden einmarschieren können, ohne sich vorher dem Bombenhagel auszusetzen. Nicht gerade die Sternstunde des nordvietnamesischen Führungsstabs!
Man war die Amerikaner nicht erst nach Paris "los", sondern in zunehmendem Maße nach Beginn der Vietnamisierung (schreibe ich hier übrigens schon zum vierten oder fünften Mal).
Der Ausbau des Pfades erfolgte bereits zur Zeit des Bombing Halt, der 1968 begann. Das zeigt, wie sehr die Nachschubversorgung in den Süden durch amerik. Intervention behindert wurde. Nachdem man sich auf amerikanischer Seite nichtmehr mit dem Pfad beschäftigte (Krieg war ja vorbei), ist es nicht verwunderlich, dass man den zum Highway ausgebaut hat.
Du betrachtest immer den Verlauf *nach* dem Krieg. Wenn ich so argumentiere, kann ich auch sagen, dass Deutschland den zweiten Weltkrieg gewonnen hat, weil es nach den WW2 Großbritanien und Frankreich als Hegemonialmacht abgelöst hat.
So einfach ist das aber nicht.
Der Krieg hat keinen Einfluss darauf, was nach Beendigung der Kämpfe passiert. Schon gar nicht, wenn Vertragsbrüche begangen werden.
Zu sagen, daß die USA in Vietnam keine definierten Kriegsziele gehabt hätten ist dumm, oder unterstellt den Verantwortlichen unverzeihliche Dummheit. Selbst wenn sich in den Archiven kein Papier finden sollte, in dem steht: "Wir wollen in Vietnam folgendes erreichen ....", die Kriegsziele der USA sind in unzähligen Dokumenten, Reden, u.s.w. sehr deutlich dokumentiert.
- Eindämmung des Kommunismus in Südostasoien
- Verhindern des Übergriffs auf die benachbarten Länder (Laos, Thailand, Kambodscha, ...)
- Sicherung von Freiheit und Demokratie in der Region
Möglicherweise fehlt da noch etwas. Aber genau diese Ziele wurden eben nicht erreicht.
Es gibt einen Unterschied, ob man Ziele verkündet, oder diese tatsächlich versucht zu erreichen.
Man hat stets versucht, den Vietnamkrieg/ Südostasienkrieg auf kleinstmöglicher Flame zu halten, bzw. möglichst den Südvietnamesen größtenteils die Show zu überlassen.
Ein wirkliches "Commitment" gab es auf amerikanischer Seite nie - trotz 58k gefallener Soldaten.
Trotz fast absoluter Luftherrschaft, erfolgreichem Masseneinsatz u.s.w. wurden die operativen und politischen Ziele nicht erreicht.
Wann wurde denn Airpower konsequent eingesetzt, außer zu den Linebacker-Raids?
Haben die LB-R nicht ihr Ziel erreicht? Ich denke, es ist auf den vergangenen Seiten genug darüber geschrieben worden.
Da muss man nicht mit Totschlagargumenten, wie "Dolchstoßlegenden" um sich werfen.
Eine nüchterne Betrachtung offenbart nunmal, wo Reserven verfügbar waren, die nicht genutzt wurden (werden durften). Gerade im Südostasienkrieg gab es derer viele.
Im Zuge dieser Erfahrungen wurden zu Desert Storm weitestgehend die gemachten Fehler von einst vermieden.