Lubeo, in vielen Teilen Zustimmung.
Technologie erzeugt Werkzeuge. Zuerst war es der Stein. Man bearbeitete ihn, damit man Bäume fällen und Häuser und Fischerboote bauen konnte. Und um Nachbarn effektiv zu erschlagen.
Wir sind nun aber an einer gewissen und eventuell nur scheinbaren Schwelle angekommen: Es geht um die "Schaffung" von "Intelligenz". Unter dem Label wird schon viel Zeug verkauft - "Intelligenz" ist dann aber generell noch Marketing-Bullshit-Bingo. Man arbeitet aber weiter energisch daran. Schon längst sind wir aber konfrontiert mit ganz wichtigen ethischen Grundsatzfragen. Und da kann verdammt - und wirklich verdammt - viel schief gehen.
Bestimmte Dinge kann ein Paket aus Soft- und (Sensorik-)Hardware heute schon besser als der Mensch, aber die Neigunen zu Fehleinschätzungen der Hard-/Softwaremaschine werden auch deutlich und vermutlich auch nicht endgültig auflösbar. Bis wohin gehen wir also?
Mein Auto - neu zum Jahresausgang 2014 - war auch "intelligent" ausgerüstet. Es erkannte völlig korrekt, dass ich auf Hindernisse (Warnbaken einer sehr scharfen Kurve auf meinem täglichen Arbeitsheimweg) zusteuere und es weiter tue (wie gesagt: Eine enge, scharfe Kurve). Es folgte eine Zwangsbremsung (und die Fähigkeit zu extrem guten Bremswerten kann man dem Wagen glücklicherweise nicht absprechen).
Dumm nur: Zum Zeitpunkt der Vollbremsung zeigten die ebenfalls "intelligenten" Scheinwerfer schon in die neue Richtung (so, wie die Vorderräder) - die haben es "gemerkt", was ich tue. Der Rest tat dumm. Gut, dass da bei den drei Fehlleistungen niemand mit geringem Abstand nachkam: Wie hätte ich dem das erklären sollen, warum er jetzt bei mir im Kofferraum steckt? Wie der Polizei? Wie vor allem der Versicherung? Ich habe den deutschen Prämiummist dann abschalten lassen.
Das war natürlich jetzt ein extremes Beispiel einer Fehlleistung (das eine System zeigt mit dem Licht in die Fahrtrichtung, der Bremsassistent wähnt den Wagen schon im Abseits), aber an diese Stufe kommt jedes aktuelle System derzeit irgendwann zwangsläufig, weil der Mensch bzw. die (vielen) Menschen eben das nicht bedacht haben.
Ich hatte heute auch gerade wieder einen solchen Fall im eigenen, kleinen Umfeld: Eine Software, die in der Form diese Routine jetzt seit sechs Jahren völlig problemfrei tut, läuft auf einen Fehlerzustand. Meldet das brav mit Ort und Ursache, die Beseitigung war easy. Aber: Der Zustand, der dazu führte, war eben nicht bedacht. Wieder einmal.
Und wenn solch ein System über eine tödliche Waffe verfügt ... Oder gerade einen Menschen am Herzen operiert, ein Auto steuert, was auf einer Gebirgsstrasse in einen Steinschlag gerät (Anhalten? VolleKraft rückwärts oder vorwärts? Hat man überhaupt an ausreichende Sensoren auch für die obere Hemisphäre gedacht?).
Es bleibt ein extrem komplexes Thema, was uns beschäftigen sollte und wird. Und Waffen als Vorreiter sind hier - vorsichtig ausgedrückt - mehr als fragwürdig.
Bernhard