Christian Emrich
Fluglehrer
@Bernd:
Dein Kommentar hat mich dazu gebracht, mir meine Unterlagen noch einmal genau anzuschauen. Das ist jetzt abgeschlossen und ich kann Dir antworten.
Zu P&W Hornet, BMW Hornet und BMW 132:
Bei meinen Ausführungen habe ich mich vor allem auf das Buch „Flugmotoren und Strahltriebwerke“ von Kyrill von Gersdorff und Kurt Grasmann (Bernard & Graefe Verlag, 1981) abgestützt, und zwar die Seiten 53 – 57. Wegen der dort enthaltenen Informationen bleibe ich dabei, dass der BMW 132 keine reine (metrische) Kopie der P&W Hornet war, sondern eine Weiterentwicklung darstellte, in die BMW viel Eigenes hatte einfließen lassen. Die Bezeichnung „Lizenzversion des Hornet“ passt m.E. für den BMW 132 genauso wenig wie „BMW Eigenentwicklung“.
Zu Wright Cyclone und ENMASA Beta:
Du hast recht, es muss Wright R-1820 Cyclone heißen. Ich hatte mich verschrieben.
Ich vermag die Beta-Versionen B-1 und B-3 nicht zu definieren, weil ich dazu nichts gefunden habe, sondern nur zum B-4 die Daten aus Wikipedia bzw. Jane’s 1953 habe. Du hast da offensichtlich mehr Daten.
Bei meinen Nachforschungen habe ich für den Beta außer den Baureihenbezeichnungen B-1, B-1A, B-3 und B-4 die Benennungen B-2/B-4, B-1 – B-3, B-3 – B-4 und B-42 gefunden. Das scheint mir ein rechter Bezeichnungswirrwarr zu sein.
Im Museo del Aire in Cuatro Vientos gibt es die Motoren Elizalde Beta B-42 (2 Stück) und Enmasa B-2/B-4 9 EC 29-775.
siehe dazu
http://www.ejercitodelaire.mde.es/ea/pag?idDoc=02A6BF364AAB1665C125746C002B67C1 und
http://www.ejercitodelaire.mde.es/ea/pag?idDoc=E5145185FA1157E1C125746C002E58F4 ).
Eigenartigerweise werden diese ausgestellten Motoren auf Fotos im Internet wie folgt bezeichnet: Einer als „Elizalde Beta B-1“, ein weiterer als „Elizalde Beta B-1A“, ein anderer als „Elizalde B-1 – B-3“ und „Elizalde B-3 – B-4“ und schließlich ein vierter (!) als „ENMASA Beta B-42“.
Im “Museu de la Ciencia i la Tècnologia de Catalunya” in Terrassa (Provinz Barcelona) ist ein weiterer ENMASA Beta ausgestellt.
Alle diese fünf im Internet abgebildeten Beta-Motoren sehen sich sehr ähnlich. Die Zündkerzenöffnungen auf der Abtriebsseite (Luftschraubenseite) des Motors sind asymmetrisch angebracht, genauso wie beim russischen M-25!
Du schreibst, dass der B3 den technischen Daten nach kein B4, sondern ein BWM132/P&W Hornet war. Dazu passt folgender Passus (in meiner Übersetzung) aus dem Buch „Los Motores Aeroespacilaes A – Z“ von Ricardo Miguel Vidal (ein gewaltiges Werk, das in seiner Version 8 als PDF-Datei (15 Dateien zu je 300 Seiten (!) im Internet zu finden ist, mich aber bei der Suche nach Daten zu den Elizalde- bzw. ENMASA-Motoren etwas enttäuscht hat):
„1935 erhielt (Elizalde) auch die Lizenz, amerikanische Pratt & Whitneys herzustellen. Wegen des Bürgerkriegs kam es jedoch nicht zu Bau.“
An anderer Stelle schreibt Vidal in seinem Werk:
„Elizalde nahm 1940 die industriellen Tätigkeiten mit dem Serienbau eines 9-Zylinder-Sternmotors wieder auf, der vom „Super Dragón“ aus dem Jahre 1936 abgeleitet war und den Namen „Beta“ sowie die offizielle Bezeichnung 9.EC.20-750 erhielt.
1952 wurde die Fábrica Elizalde ein Teil des INI (Instituto Nacional de Industria), änderte ihren Namen und nannte sich ENMASA: Empresa Nacional de Motores de Aviación SA.“
Und an einer weiteren Stelle zum Motor Beta B-1:
„Möglicherweise sehr stark auf (den Motoren) M-25 und Super-Dragón basierend.“
Zum Abschluss meiner heutigen Antwort ein von mir übersetzter Auszug aus dem bereits erwähnten Buch „Aviones Militares Espanoles“. Dort steht zur CASA 352:
„Nach Ende des Bürgerkriegs erhielt die Regierung von der Firma Junkers die entsprechende Lizenz, dass CASA eine Serie von 170 Einheiten dieses bereits weit bekannten dreimotorigen Flugzeugs fertigen konnte. Im Gegensatz zu dem, was mit den He 11 und Me 109 aus Sevilla passierte, gab es in diesem Fall keine Probleme mit der Motorisierung, denn bis 1950-51 waren genügend BMW 132 verfügbar, und ab dieser Zeit konnte die nationale Industrie den ENMASA Beta anbieten.
Aus dieser Perspektive ist die Geschichte der Motorisierung der nationalen (d.h. spanischen) Ju 52 die bunteste, die sich in der Nachkriegszeit ereignete. Es ist bekannt, dass die BMW(-Motoren), die die durch die Legion Condor in den (Bürger-)Krieg gebrachten Junkers(-Maschinen) antrieben, Lizenzversionen der nordamerikanischen Motoren Pratt & Whitney Hornet waren; auf der anderen Seite ist es so, dass die russischen M-25, die die Jagdflugzeuge I-16 antrieben, auch Kopien waren, nämlich des nordamerikanischen Wright Cyclone, die dem erwähnten Hornet ebenbürtig waren und mit ihm konkurrierten.
In dieser Hinsicht fand man 1939 in dem bei der Republikanischen Armee erbeuteten Material einen wahrhaftigen Berg von Einzelteilen, Plänen und sogar genügend M-25-Motoren in verschiedenen Montage- und Überholungszuständen, aus denen Vorteil gezogen wurde. Auf ihrer Basis entwickelte die ENMASA ihren bekannten Motor Beta, der in seinen verschiedenen Varianten zum Ausrüsten der Ju 52, C-202 Halcón und HA-100 Triana diente.
Von daher stieß die Fertigung der spanischen Dreimotorer auf keine schwerwiegenden Schwierigkeiten, nachdem einige konkrete Probleme wie (z.B.) hinsichtlich des Fahrwerks gelöst worden waren; vor allem war unter den logistischen Nöten des damaligen Spaniens zu leiden, die Materialknappheit und die Isolierung durch das Ausland führten dazu, dass CASAs erste Ju 52 erst im Jahre 1944 fliegen konnte.
Diese ersten Junkers(-Maschinen) wurden genauso wie ihre deutschen Gegenstücke von BMW 132-Motoren angetrieben, denn die Beta von ENMASA waren erst Anfang der 1950er Jahre einsatzbereit. Diese wurden sowohl in die von da an in Getafe gebauten Junkers-(Maschinen) eingebaut und als auch in die vorher gebauten, bei denen sie dir ursprünglich eingebauten BMW-Motoren ersetzten. Der letzte Dreimotorer, der 170ste der gebauten, verließ die Fabrik in Getafe im März 1954.
So, das war jetzt eine lange Antwort, die hoffentlich etwas zur Klärung beigetragen hat.
Dein Kommentar hat mich dazu gebracht, mir meine Unterlagen noch einmal genau anzuschauen. Das ist jetzt abgeschlossen und ich kann Dir antworten.
Zu P&W Hornet, BMW Hornet und BMW 132:
Bei meinen Ausführungen habe ich mich vor allem auf das Buch „Flugmotoren und Strahltriebwerke“ von Kyrill von Gersdorff und Kurt Grasmann (Bernard & Graefe Verlag, 1981) abgestützt, und zwar die Seiten 53 – 57. Wegen der dort enthaltenen Informationen bleibe ich dabei, dass der BMW 132 keine reine (metrische) Kopie der P&W Hornet war, sondern eine Weiterentwicklung darstellte, in die BMW viel Eigenes hatte einfließen lassen. Die Bezeichnung „Lizenzversion des Hornet“ passt m.E. für den BMW 132 genauso wenig wie „BMW Eigenentwicklung“.
Zu Wright Cyclone und ENMASA Beta:
Du hast recht, es muss Wright R-1820 Cyclone heißen. Ich hatte mich verschrieben.
Ich vermag die Beta-Versionen B-1 und B-3 nicht zu definieren, weil ich dazu nichts gefunden habe, sondern nur zum B-4 die Daten aus Wikipedia bzw. Jane’s 1953 habe. Du hast da offensichtlich mehr Daten.
Bei meinen Nachforschungen habe ich für den Beta außer den Baureihenbezeichnungen B-1, B-1A, B-3 und B-4 die Benennungen B-2/B-4, B-1 – B-3, B-3 – B-4 und B-42 gefunden. Das scheint mir ein rechter Bezeichnungswirrwarr zu sein.
Im Museo del Aire in Cuatro Vientos gibt es die Motoren Elizalde Beta B-42 (2 Stück) und Enmasa B-2/B-4 9 EC 29-775.
siehe dazu
http://www.ejercitodelaire.mde.es/ea/pag?idDoc=02A6BF364AAB1665C125746C002B67C1 und
http://www.ejercitodelaire.mde.es/ea/pag?idDoc=E5145185FA1157E1C125746C002E58F4 ).
Eigenartigerweise werden diese ausgestellten Motoren auf Fotos im Internet wie folgt bezeichnet: Einer als „Elizalde Beta B-1“, ein weiterer als „Elizalde Beta B-1A“, ein anderer als „Elizalde B-1 – B-3“ und „Elizalde B-3 – B-4“ und schließlich ein vierter (!) als „ENMASA Beta B-42“.
Im “Museu de la Ciencia i la Tècnologia de Catalunya” in Terrassa (Provinz Barcelona) ist ein weiterer ENMASA Beta ausgestellt.
Alle diese fünf im Internet abgebildeten Beta-Motoren sehen sich sehr ähnlich. Die Zündkerzenöffnungen auf der Abtriebsseite (Luftschraubenseite) des Motors sind asymmetrisch angebracht, genauso wie beim russischen M-25!
Du schreibst, dass der B3 den technischen Daten nach kein B4, sondern ein BWM132/P&W Hornet war. Dazu passt folgender Passus (in meiner Übersetzung) aus dem Buch „Los Motores Aeroespacilaes A – Z“ von Ricardo Miguel Vidal (ein gewaltiges Werk, das in seiner Version 8 als PDF-Datei (15 Dateien zu je 300 Seiten (!) im Internet zu finden ist, mich aber bei der Suche nach Daten zu den Elizalde- bzw. ENMASA-Motoren etwas enttäuscht hat):
„1935 erhielt (Elizalde) auch die Lizenz, amerikanische Pratt & Whitneys herzustellen. Wegen des Bürgerkriegs kam es jedoch nicht zu Bau.“
An anderer Stelle schreibt Vidal in seinem Werk:
„Elizalde nahm 1940 die industriellen Tätigkeiten mit dem Serienbau eines 9-Zylinder-Sternmotors wieder auf, der vom „Super Dragón“ aus dem Jahre 1936 abgeleitet war und den Namen „Beta“ sowie die offizielle Bezeichnung 9.EC.20-750 erhielt.
1952 wurde die Fábrica Elizalde ein Teil des INI (Instituto Nacional de Industria), änderte ihren Namen und nannte sich ENMASA: Empresa Nacional de Motores de Aviación SA.“
Und an einer weiteren Stelle zum Motor Beta B-1:
„Möglicherweise sehr stark auf (den Motoren) M-25 und Super-Dragón basierend.“
Zum Abschluss meiner heutigen Antwort ein von mir übersetzter Auszug aus dem bereits erwähnten Buch „Aviones Militares Espanoles“. Dort steht zur CASA 352:
„Nach Ende des Bürgerkriegs erhielt die Regierung von der Firma Junkers die entsprechende Lizenz, dass CASA eine Serie von 170 Einheiten dieses bereits weit bekannten dreimotorigen Flugzeugs fertigen konnte. Im Gegensatz zu dem, was mit den He 11 und Me 109 aus Sevilla passierte, gab es in diesem Fall keine Probleme mit der Motorisierung, denn bis 1950-51 waren genügend BMW 132 verfügbar, und ab dieser Zeit konnte die nationale Industrie den ENMASA Beta anbieten.
Aus dieser Perspektive ist die Geschichte der Motorisierung der nationalen (d.h. spanischen) Ju 52 die bunteste, die sich in der Nachkriegszeit ereignete. Es ist bekannt, dass die BMW(-Motoren), die die durch die Legion Condor in den (Bürger-)Krieg gebrachten Junkers(-Maschinen) antrieben, Lizenzversionen der nordamerikanischen Motoren Pratt & Whitney Hornet waren; auf der anderen Seite ist es so, dass die russischen M-25, die die Jagdflugzeuge I-16 antrieben, auch Kopien waren, nämlich des nordamerikanischen Wright Cyclone, die dem erwähnten Hornet ebenbürtig waren und mit ihm konkurrierten.
In dieser Hinsicht fand man 1939 in dem bei der Republikanischen Armee erbeuteten Material einen wahrhaftigen Berg von Einzelteilen, Plänen und sogar genügend M-25-Motoren in verschiedenen Montage- und Überholungszuständen, aus denen Vorteil gezogen wurde. Auf ihrer Basis entwickelte die ENMASA ihren bekannten Motor Beta, der in seinen verschiedenen Varianten zum Ausrüsten der Ju 52, C-202 Halcón und HA-100 Triana diente.
Von daher stieß die Fertigung der spanischen Dreimotorer auf keine schwerwiegenden Schwierigkeiten, nachdem einige konkrete Probleme wie (z.B.) hinsichtlich des Fahrwerks gelöst worden waren; vor allem war unter den logistischen Nöten des damaligen Spaniens zu leiden, die Materialknappheit und die Isolierung durch das Ausland führten dazu, dass CASAs erste Ju 52 erst im Jahre 1944 fliegen konnte.
Diese ersten Junkers(-Maschinen) wurden genauso wie ihre deutschen Gegenstücke von BMW 132-Motoren angetrieben, denn die Beta von ENMASA waren erst Anfang der 1950er Jahre einsatzbereit. Diese wurden sowohl in die von da an in Getafe gebauten Junkers-(Maschinen) eingebaut und als auch in die vorher gebauten, bei denen sie dir ursprünglich eingebauten BMW-Motoren ersetzten. Der letzte Dreimotorer, der 170ste der gebauten, verließ die Fabrik in Getafe im März 1954.
So, das war jetzt eine lange Antwort, die hoffentlich etwas zur Klärung beigetragen hat.