Wirklich großartige Nachricht! Hat man ihn denn da gefunden, wo man ihn vermutet hat, oder komplett wo anders?
Bis dato war immer zwischen Donauwörth und Ingolstadt vermutet worden, was nicht ganz zutreffend ist, wenn sich der aktuelle Absturzort bewahrheitet – allerdings ist das jetzt auch nicht hunderte Kilometer weg. Die Aussage über diesen Raum stammt aus dem Verfahren 1953, ihn für tot erklären zu lassen, bei dem unter anderem sein Mitflieger Walter Krupinski sich geäußert hat. Aber da die Formation im Luftkampf war, konnte er das Ganze wohl nicht so weit beobachten, dass er genau sagen konnte, wo Lützow abgestürzt ist.
Von schwer verwundet, besinnungslos bis Freitod
Das wird aus meiner Sicht über den Fund auch nicht geklärt werden können. Es gibt auch anhand der Biografie, die hier angesprochen wurde, genauso viele Andeutungen, dass es ein Freitod gewesen sein könnte, wie ein Absturz aus technischen Gründen aufgrund eines Abschusses oder aufgrund schwerer Verwundung von Lützow. Ich bezweifle aber, dass man anhand des Wracks und der langen Dauer, die die Trümmer bereits im Boden gelegen haben, noch irgendwelche Rückschlüsse darauf schließen lassen, was genau jetzt zum Absturz und Tode Lützows geführt hat.
Die Theorie des Suizids speist sich aus diversen Geschehnissen um ihn herum. Zum einen sterben immer wieder Kameraden, die er vorher über lange Zeit kannte und mit denen er eine enge Verbindung hatte, etwa aus seiner Ausbildungscrew „K31“. Dann fiel 1943 bereits sein Bruder Werner als Kommandant eines Schnellbootes in der Themse-Mündung und schließlich scheint es zumindest Anfang 1945 auch in der Ehe nicht mehr so gut gelaufen zu sein, insinuiert jedenfalls Braatz. Das sind aber alles nur Indizien. Fest steht beispielsweise auch, dass Günther Lützow den letzten Brief seiner Frau, datiert auf den 7. April 1945, gar nicht mehr erhalten hat, weil die Post ihn nicht zustellen konnte; das wird aber allen Beteiligten damals bewusst gewesen sein, dass das erstmal nichts heißen
muss, dass sich der andere nicht meldet.
Der Fund ist insofern interessant mit seinem Fundort, als dass alle Beteiligten an dem Verfahren 1953 eigentlich geäußert hatten, dass Lützow eher in Richtung Memmingen abgestürzt sei. und die Schilderungen, die damals dazu geführt haben, dass er für tot erklärt wurde, nicht ganz zum jetzigen Fundort, wenn er es denn wirklich ist, passen. Aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass sich andere Fragen wirklich darüber werden klären lassen.