Was hat der Nikolaus uns mitgebracht ?
Es sollte was Besonderes sein, hatten wir uns gewünscht. Also fragte Knecht Ruprecht mal bei den 3 Weisen nach, was die so zu bieten hätten. Das hier ist dabei rausgekommen: das sechste Fenster!
Das fliegende Fass: Stipa Caproni
Der erste Jet? Wenn man das so sehen will, gebührt diese Ehre eigentlich der Coanda 1910, oder der ebenfalls auf dem Pariser Luftfahrt-Salon im gleichen Jahr vorgestellten Bertrand, die aber nie flog. Auch dort findet sich ein Strahlrohr mit Flügeln und Leitwerk, bei der Coanda nicht so deutlich wie bei der Stipa Caproni. Der Motor im Strahlrohr treibt einen Propeller, der den Luftstrom erzeugt: das ist also der "kalte Teil" oder der Kompressor. Und der Rumpf der Stipa Caproni nutzte eben schon den Bernoulli-Effekt! Also ist das der erste Jet, mit Flug am 17.10.1932? Die eigentliche Turbine fehlte aber noch, sie war ja noch nicht einmal in der besser bekannten Campini Caproni N.1 vorgesehen. Zumindest gibt es für diese N.1 schon seit Jahrzehnten einen Bausatz von Delta 2. Bei mir musste es für die Stipa Caproni der von Dujin sein, in Resin und 1:72! Wer die Teile gesehen hat, der glaubt mir, dass die aus dem römischen Zeit sein müssen!
Das Verrückteste zuletzt: Obwohl das Original seinen Erwartungen nicht entsprach, waren Lynette Zuccoli und Aerotec Queensland so fasziniert von dieser Erfindung, dass sie 2001 eine Replica bauten – im Maßstab 3:5, mit einem Simonini Rennmotor. Und das Gerät flog auch! Hoffentlich ist es noch im Toowoomba City Aerodrome ausgestellt! Viva Luigi Stipa, viva l’Italia!!
Das Volksflugzeug vom Wellblechpropheten Stout
William Bushnell Stout gründete 1922 seine Stout Metal Airplane Co. Wer sich mit der Ford Trimotor beschäftigt hat, der kennt diesen Mann! Wenige bekannt ist vielleicht, dass der ehemalige Packard Autoverkäufer Stout sich als wahres Universalgenie entpuppte: auch nach dem Verkauf seiner Firma an Ford (1924) konstruierte er weiterhin bahnbrechende Produkte in Architektur über Automobil, Eisenbahn bis natürlich auch Flugzeug. Unermüdlich – wie ist es anders möglich, dass er in der ökonomisch schwierigsten Zeit, dem Börsencrash von 1929, fest der Überzeugung war, was der Amerikaner jetzt am dringendsten brauche, das wäre ein Flugzeug?! Ford teilte diese Überzeugung nicht. Stout baute jedoch schließlich 4 von diesen als Skycar betitelten Volksflugzeugen. Ich bin auch erst darauf gekommen, als mir der Amodel Kit vom Stout Sky Car 2 in die Hände fiel: „2“??? Dann muss es doch einen „1“ gegeben haben! Wie mir das Internet sagt, gab es den tatsächlich! Fotos und Zeichnungen gab es auch. Scheinbar hat W.B.Stout dieses „Flugzeug“ jahrelang genutzt – wie man hier sieht.
Für den Skycar 1 gibt es allerdings keinen Bausatz: mit der Hilfe von Gabriel Stern’s Freundin Styrene, der griechischen Muse des Scratchmodellbaus gelang dann der Neubau eines Skycar 1, eben nur im Maßstab 72.
Die Post kommt – mit der Charpentier C.1
Der in Frankreich bekannte Konstrukteur Jean Charpentier machte sich selbstständig und bewarb sich auf eine Anfrage für ein modernes Postflugzeug. Er überzeugte die Behörden und bekam den Auftrag, einen Prototyp zu bauen. Der entstand dann bei Caudron und hatte bei den ersten Rollversuchen 1933 einen heftigen Unfall. Es fehlte wohl am Geld, sodass die Reparatur erst 1935 erfolgte. Der versuchte Erstflug endete dramatisch: das Flugzeug war Schrott, glücklicherweise entkam der Pilot nur verletzt.
Kein Wunder, dass sich außer Le Fana de l’Aviation in Ausgabe 96 eher niemand um den schrägen Nurflügler kümmerte – außer Stéphane Guerreiro der einen Bausatz unter dem Label France‘71 anbietet. Den habe ich dann gebaut und mit dieser What-If Bemalung mal probiert, was die mit Silhouette geschnittenen Masken so können. Ich finde, so ein irres Fliegerlein passt nur in eine ferne Zukunft – natürlich in Frankreich…