Atomwaffen auf DDR-Gebiet

Diskutiere Atomwaffen auf DDR-Gebiet im Russische / Sowjetische LSK Forum im Bereich Einsatz bei; Vorab: Der Warschauer Vertrag reichte nur bis zum Ural! Weder die fernöstlichen Truppen der UdSSR, noch die Pazifikflotte oder gar die...
Veith

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Vorab:
Der Warschauer Vertrag reichte nur bis zum Ural! Weder die fernöstlichen Truppen der UdSSR, noch die Pazifikflotte oder gar die strategischen Raketentruppen unterstanden dem VOK. D.h.: Von Seiten von Nicht-SU-Militärs können keine unmittelbaren Infos zu diesem Komplex vorliegen. Alles "nur geraten". Ich befürchte, das die strategischen US-Raketentruppen bzw. Flotten auch nichts unmittelbar mit der NATO zu tun haben / hatten.

Ich habe im weiteren für mich folgendes - vor allem von den "Schweizern" - herausgelesen:

Beide Seiten gingen von einer schnellen Eskalation zum Atomkrieg aus. So plädierte Adenauer zB während der Berlinkrise 1959 - 1963 belegbar dafür nicht nur Atombomben auf Ostdeutschland, sondern unbedingt auch auf die SU zu werfen, er befürchtete wohl einen "begrenzten" Krieg und die Option der Supermächte - nach der Zerstörung Deutschland - noch Frieden schließen zu können. Das hätte u.a. deren hemmschwelle gesenkt ... Im politischen Bereich der USA gab es bis zum Schluß Vorstellungen, einen globalen "Austausch" von Kernwaffenschlägen zu verhindern und den Krieg auf Westeuropa zu beschränken (d.h. das Territorium der Supermächte auszusparen). Ob das Möglich, sinnvoll sei, sei einfach dahingestellt.

Während die USA ausdrücklich und flächendeckend Kernwaffenschläge gegen die Bevölkerung vorsah, ist so etwas von der SU m.W. nicht bekannt geworden. Dort sollten die Kernwaffenschläge der unmittelbaren Unterstützung der Truppen dienen (was Ausschaltung der Startrampen, Truppenansammlungen und administrativer / politischer Zentren durchaus einschloß), wobei zivile Verluste eingeschränkt werden sollten - schließlich wollte man mit diesen noch den Sozialismus aufbauen.

Die USA sahen einen Besatzung und Installierung einer Marionettenregierung in der SU vor, während die SU keine Invasionen auf amerikanisches Festland plante.
 

Der Kommissar

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Hi Kommissar
In diversen erstklassigen Abhandlungen über die Geschichte der sowj. Fernflieger gibt es interessante Ausagen dazu. So kann man zu den Freifallbomben spannende Relativzahlen nachlesen. Noch Anfang der 1980er-Jahre bestanden zwei Drittel (!) der strategischen Fernflieger aus BEAR und BISON-Bombern die weder Raketen oder Marschflugkörper einsetzten konnten sondern ausschließlich Freifallbomben der RDS-Reihe. Da die strategischen Trägermittel ausschließlich für den Einsatz gegen die USA vorgesehen waren kann deren Rolle nicht so nebensächlich gewesen sein.
Die waren sicher noch da, aber für einen Erstschlag oder Antwortschlag sicher nicht mehr vorgesehen. Die wurden wohl eher für den 3., 4., ...-Schlag vorgehalten, sozusagen als Weltuntergangsbeschleuniger. Das strategische Angriffspotential schwamm unter der Meeresoberfläche bzw. thronte als Raketenspitze auf verbunkerten ICBM´s.

MfG Der Kommissar
 
Veith

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"Verurteilen" wird ja jeder von uns die Planung von Kernwaffenschlägen, oder?
Oder.

Der Krieg hat eine brutale Logik, die auch mich durchaus um den Schlaf bringen kann. Das ändert aber nichts an deren Existenz und daß die jeweiligen politischen und militärischen Entscheidungsträger solche Schläge einplanten und planen! Die US-Kernwaffen in Büchel werden auch nicht einfach so rumliegen, sondern eingeplant sein.
 
Veith

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..., damit jemand wie ich was lernen kann, statt Seitenlange Animösitäts- und Weltanschauungs- und Eitelkeitsposts mitlesen zu müssen.
Was glaubst Du, warum wir hier schreiben?! Nur wegen Animösitäts- und Weltanschauungs- und Eitelkeitsposts! ;) :D

Ja, lernen möchte _ich_ auch was .... :)
Seid bitte friedlich, danke.
Eigentlich geht es noch, da gibt es schlimmere Threads. Aber, ich klinke mich zur allg. Erleichterung erst einmal aus. Ich halte viel davon, bisherige Erkenntnisse aufzuschreiben, zu veröffentlichen. Und wenn es am Ende zu 50% falsch war, was soll's!? Ohne solche "Flaschenpost" wäre vermutlich nie etwas herausgekommen.

Aber, bitte "leiser", die Möglichkeit des Irrtums, der Fehlinterpretation und vor allem des aktuellen "Schwimmens" in der offiziellen Propaga^^^Mainstreams offen lassen.
 
Schorsch

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@ Veith und Schorsch: KEINER von euch wird den hier tobenden Propagandakrieg gewinnen! Ihr habt keine Chance, denn das, was ihr vertretet, ist seit zwanzig Jahren von der Geschichte beerdigt. Weder gibt es den "Sozialismus", den es zu verteidigen gilt, noch die fiktive westliche Freiheit, die gegen eben jenen zu verteidigen wäre.

Sachdienlich wäre das Herantragen von Fakten zum Thema des Threads, damit jemand wie ich was lernen kann, statt Seiten-lange Animösitäts- und Weltanschauungs- und Eitelkeitsposts mitlesen zu müssen.

Seid bitte friedlich, danke.
Ich entschuldige mich für Auswüchse, aber ich lasse es mir nun mal nicht nehmen, den örtlichen NVA Pressesprecher etwas zu piksen. :TD:

Im Endeffekt gab es wohl auf beiden Seiten Maximal- und Minimalszenarien. Der Einsatz von Atomwaffen (auch taktisch) wäre stets zu vermeiden gewesen, weil er ziemlich schnell den strategischen Einsatz nach sich gezogen hätte. In Europa war diese Grenze fließend. Ich denke daher, dass das Szenario eines Krieges tatsächlich nur noch akademischen Charakter hatte ab Mitte/Ende der 60er Jahre. Dass man sich trotzdem damit beschäftigte und es auch irgendwo übte, diente zum einen zum Aufrecht erhalten der Drohkulisse, und zum anderen dient es auch dem Selbstverständnis von bewaffneten Streitkräften. Und schlussendlich hat dieses ganze Streitkräfte/Bedrohungsszenrio stets eine Portion Irrationalität. Dass man seinen eigenen Leuten (West wie Ost) dabei erzählen muss, dass alles wäre reine Verteidigung und der Gegner dazu auch ziemlich armselig (was irgendwie widersprüchlich ist), folgt wohl den anerkannten Grundsätzen für Soldaten-Bespaßung.

Daher sind Sprüche wie Veith sie hier bringt, nämlich das Westeuropa gleich nuklear eingeäschert werden sollte (natürlich durch die bösen Amerikaner), oder eben alternativ durch "erweiterte Vorwärtsverteidgung" eingemeindet werden soll, ziemlich an der Wirklichkeit vorbei.

radist schrieb:
Was aber nicht nur "unsere" Panzer zerstört hätte, sondern in Fulda und Umgebung einiges an Porzelan zerschlagen hätte. In so weit ist doch die Aussage von Veith, dass Westeuropa unter den amerikanischen/NATO Kernwaffen ganz schön zu leiden gehabt hätte so falsch nicht, oder?
Natürlich. Aber Westeuropa ist nicht nur die Fulda-Gap. Meines Erachtens kann man mit dem Einsatz von taktischen Kernwaffen einem konventionellen Angriff die Luft aus den Segeln nehmen (oder das man dabei eben nicht von der nuklearen Vernichtung Westeuropas oder auch nur Deutschlands sprechen kann), aber er lässt sich schwer abgrenzen. Wenn ich schon russische Panzer auf westlichen Boden "blitze", dann kann ich eigentlich auch gleich noch die zwanzig wichtigsten Knotenpunkte hinter der Grenze "blitzen"? Übergang war also fließend, wie ich oben sage, jedes Szenario führt meines Erachtens auf kurz oder lang in strategische Dimensionen, und ist damit inakzeptabel für jede Macht (und deswegen gab es wohl auch nie nur so etwas ähnliches wie Krieg nach Mitte der 60er).

David G schrieb:
Hi Schorsch
Da müssen wir Kolja fragen, der muss es ja wissen wie er nach Hause kommen wollte. Ob das überhaupt vorgesehen war? Fast die Hälfte aller strategischen Trägermittel bestanden aus BISON-Bombern (UKRAINKA und ENGELS) und die konnten wirklich nur Bomben werfen. Mit Luftbetankung geht das womöglich mit Rückweg. So einiges an Fachliteratur zum BISON ist erhältlich, da stehen die Reichweiten geschrieben. Auch das zwei Atombomben mitgeschleppt werden.
Bei den amerikanischen B-52 und B-1B sehe ich bis Anfang/Mitte der 80er noch eine gewisse Chance in den sowjetischen Luftraum einzudringen und dort irgendwas zu "erreichen" (wegen Abstandswaffen und Anzahl), umgekehrt sehe ich die Chance nicht oder nur sehr gering. Und die SU hat auch schon sehr früh auf ICBMs gesetzt, weil die wohl schon ahnten, dass eine glaubhafte Bedrohung mit bemannten Bombern sehr "unwirtschaftlich" ist.
 
gero

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Hallo,

ohne mich jetzt allzusehr in die militärpolitische Diskussion einbringen zu wollen, eine lustige Unkorrektheit ist mir aufgefallen:
Ich denke daher, dass das Szenario eines Krieges tatsächlich nur noch akademischen Charakter hatte ab Mitte/Ende der 60er Jahre.
Dem stimme ich mehr oder weniger zu. Und demzufolge hat die Gefahr:

dass man T-72 nicht den Champs Ellyssee herunter fahren sieht
ja offensichtlich nie bestanden. Und der ganze schöne kalte Krieg?

Im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, daß ein geplanter Überfall der einen (komm, wir befreien die Arbeiterklasse des Westens) oder der anderen (Laßt uns die Freiheit an den Ural tragen) Seite eine ernsthafte Option gewesen ist. Irgendwelche Spinner, die auf den "Einzug der Bundeswehr mit klingendem Spiel durchs Brandenburger Tor" geträumt haben (die Jungs gab es bestimmt auch mit dem anderen Vorzeichen) hatten (soweit ich weiß) da nie wirklich etwas zu sagen.
Die Gefahr bestand eher in einer Eskalation irgendeiner Situation.
Natürlich brauchten beide Seiten die Bedrohung durch die agressiven Kräfte auf der jeweils anderen Seite des Eisernen Vorhangs aus den verschiedensten Gründen.
Heute noch in diesen Kategorien zu denken erscheint mir etwas seltsam. Natürlich, die eine Seite hat den kalten Krieg mit Bravur gewonnen. Was aber keinesfalls bedeutet, daß die Propaganda^wArgumente des Siegers die Wahrheit waren.

Deshalb bin ich für Dein wunderbares Beispiel dankbar.

gero
 

ColdWar

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Wenn mir auch die Zielgruppe von Guido Knopp noch nicht ganz klar ist, heute abend um 20.15 Uhr im ZDF jedenfalls noch ein Beitrag passend zum Thema:
http://history.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,7380899,00.html
Hilfe allerseits!, jetzt kommt auch noch Guido K. Bitte den ab heute Nacht nicht hier abhandeln. Was werden wir in wenigen Minuten im ZDF erleben dürfen? Interessante Filmausschnitte die rasend schnell an uns vorüber fliegen und uns vergessen machen, das die Filmchen nicht zu den im Off gesprochenen Worten passen, mancher Verdreher wird flimmern und nicht zuletzt die tollen Leute, die er immer irgendwo zusammenholt und vor einen bevorzugt roten Hintergrund setzt. Sehen wir vielleicht auch wieder einmal SS20 in der DDR hinterm Busch?
Ich empfehle neues Thema: ZDF Guido Knopp:)
 
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Reinhard

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Den Guido werd ich mir mal reinziehen.
Eigentlich kann er ja hier nicht viel verdrehen,weil diese Zwischenfälle ja mittlerweile recht gut belegt sind.
Aber schon die Bildunterschriften in der Vorschau lassen schreckliches erahnen:
"Start der sowjetischen Raketen vom Typ "S 75 Dwina": Sie schießen eine amerikanische "U2" ab."
und
"Das Spionageflugzeug "U2" wird getroffen." und dazu Fotos aus ganz seltsamen "Quellen" lassen seelische Grausamkeiten erwarten...
 
Monitor

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Alien
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Im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, daß ein geplanter Überfall der einen (komm, wir befreien die Arbeiterklasse des Westens) oder der anderen (Laßt uns die Freiheit an den Ural tragen) Seite eine ernsthafte Option gewesen ist. Irgendwelche Spinner, die auf den "Einzug der Bundeswehr mit klingendem Spiel durchs Brandenburger Tor" geträumt haben (die Jungs gab es bestimmt auch mit dem anderen Vorzeichen) hatten (soweit ich weiß) da nie wirklich etwas zu sagen.
...
Sehe ich auch so. Nach meiner Meinung hat eine Zäsur 1962 mit der Kuba-Krise stattgefunden. Keiner der beiden Kontrahenten hat es gewagt, die atomare Option in die Realität umzusetzen.
Spätestens Ende der 60iger Jahre muß auch dem dümmsten Hardliner in Moskau oder Washington der Slogan klar gewesen sein, wer als erster schießt, stirbt als zweiter.
 
Veith

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Keiner der beiden Kontrahenten hat es gewagt, die atomare Option in die Realität umzusetzen.
Leider nur ein schönes Märchen :(

Sowohl für die politische und erst Recht die militärische Führung war die nukleare Option stehts präsent (und ist es noch heute :mad: )

Ich erinnere an die US-Raketen in den 1980ern in den bundesdeutschen Wäldern und die damit zusammenhängende Operation "Ryan" und die Übung "ABLE ARCHER", vgl.: http://www.bits.de/public/articles/telepolis121204.htm. Das war "eng"! Mit den US-Raketen"schild" blüht uns in naher Zukunft ähnliches. Alles wiederholt sich :FFCry:
 
David G

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Ich befürchte, ich werde bald wegen Autoren - Bashing vom Platz gestellt .... aber, inwieweit sind die Angaben in der FR eXtra mit Dokumenten untersetzt?

Mir ist der Text (und schon das Titelfoto) zu reißerisch. Wenn allein in einem Satz 2x das Wort „dramatisch“ vorkommt, dann wird mir immer anders. Nun, der Marketing – Effekt wurde offensichtlich, die Tagespresse belegt es, erreicht.

Andererseits beschlich mich der Verdacht, dass hier sehr viel nicht näher untersetzte Oral-Historie verwendet wurde. Nichts dagegen zu einzuwenden! ABER dann sollte es auch so formuliert werden, etwa:
»Kolja (56) – Name von der Redaktion geändert – berichtete nach einer Flasche Wodka folgendes: ....« Ok, das war (zu) Böse! Vielleicht verwechsele ich das im Moment auch mit dem Korea – Krieg - Artikel in der gleichen Ausgabe und den sprechenden „Taubstummen“ aus den russischen „Internetforen“. ;) :D
Dokumente gefunden im Forum www.cold-war.de 12.09.2008 um 15:09: http://www.cold-war.de/showpost.php?p=6896&postcount=12

Zu den verwendeten Quellen - die über das genannte Forum hinausgehen - wäre anzumerken das einige davon hoffentlich lesbar und verständlich direkt im Text genannt wurden. Soweit möglich, wurde darauf Wert gelegt die Aussagen in Form von Originalzitaten zu erhalten. Dabei ließ es sich nicht vermeiden direkt in die Zitat Anmerkungen einfließen zu lassen. Das könnte das lesen dieser Zitate etwas erschweren.

Konkret werden bezüglich der Quellen meine ich die im Internet zugänglichen Bestände von CIA, USMLM sowie der EDH Zürich.
Bei letzterem kann von einem Zitat allerdings keine Rede mehr sein. Hierbei meine ich ein Dokument das in ungarischer Sprache vorlag und dann in englisch für die breite Nutzerschaft zugänglich wurde. Leider ist die Übersetzung nicht so ganz zufriedenstellend wie jeder nach Auswertung eben jenes Dokumentes leidlich feststellen muss. So ist man gezwungen sich auch noch mit der ungarischen Spache auseinanderzusetzen wenn man es genau wissen will. Auch das eigentliche Originaldokument von 1965 weisst Inhalte auf die in der extra-22 erweitert und präzisiert wurden.


http://www.nva-forum.de/nva-board/index.php?showtopic=10217&st=0&#entry240354
 
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Veith

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HINWEIS

Herr Büttner bezieht sich in obiger Aussage zu seinen Quellen auf die Bemerkung des Users E-O: "Was nun die Kernproblematik des Artikels angeht, so stützt sich der Autor sehr stark auf das "Taubstummen"-Thema in einem russischen Internet-Forum (http://www.forumavia.ru/forum/1/3/9736173825547153538351127459113_1.shtml )"

Offensichtlich wurden die "Taubstummen" durch Online - Dokumente der USA(!) und vor allem einem Dokument in ungarischer(!) Sprache ergänzt .... mmmmhhhh
 
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Leider nur ein schönes Märchen :(

Sowohl für die politische und erst Recht die militärische Führung war die nukleare Option stehts präsent (und ist es noch heute :mad: )

Ich erinnere an die US-Raketen in den 1980ern in den bundesdeutschen Wäldern und die damit zusammenhängende Operation "Ryan" und die Übung "ABLE ARCHER", vgl.: http://www.bits.de/public/articles/telepolis121204.htm. Das war "eng"! Mit den US-Raketen"schild" blüht uns in naher Zukunft ähnliches. Alles wiederholt sich :FFCry:
Dann kannst du ja nur glücklich schätzen, dass Du nun in der NATO wohnst, denn dann bist Du nicht mehr Opfer des "absehbaren amerikanischen Erstschlags" gegen die freie sozialistische Welt ... Uups, die gibt es ja gar nicht mehr. Suchen sich die "politische und erst Recht die militärische Führung" halt ein anderes Ziel.

gero schrieb:
Im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, daß ein geplanter Überfall der einen (komm, wir befreien die Arbeiterklasse des Westens) oder der anderen (Laßt uns die Freiheit an den Ural tragen) Seite eine ernsthafte Option gewesen ist. Irgendwelche Spinner, die auf den "Einzug der Bundeswehr mit klingendem Spiel durchs Brandenburger Tor" geträumt haben (die Jungs gab es bestimmt auch mit dem anderen Vorzeichen) hatten (soweit ich weiß) da nie wirklich etwas zu sagen.
Die Gefahr bestand eher in einer Eskalation irgendeiner Situation.
Natürlich brauchten beide Seiten die Bedrohung durch die agressiven Kräfte auf der jeweils anderen Seite des Eisernen Vorhangs aus den verschiedensten Gründen.
Heute noch in diesen Kategorien zu denken erscheint mir etwas seltsam. Natürlich, die eine Seite hat den kalten Krieg mit Bravur gewonnen. Was aber keinesfalls bedeutet, daß die Propaganda^wArgumente des Siegers die Wahrheit waren.
Dies wäre sicherlich niemals die Option gewesen, höchstens noch vor 1953 bis zum Ableben des mächtigen Einen.
Was jedoch stets möglich war, war eine politisch/militärische Zuspitzung, bei der es eigentlich weniger um Machterweiterung als vielmehr um Konsolidierung ging. Schauen wir uns die Krisen um Berlin und Cuba Anfang der 60er an. Hier war für den Westen ganz klar: Die Sowjets wollen uns was. Dabei waren beide Aktionen für die SU strategisch eher defensiver Natur (Machtkonsolidierung). Nur ist des einen Konsolidierung des anderen Erweiterung, jedenfalls gefühlt.

Ab Mitte der 70er rückte wurde die sehenden Auges ausufernde Krise wohl immer unwahrscheinlicher (Politiker lernen dazu), aber die aus Automatismen entstehende Reaktion und Gegenreaktion.

Insgesamt bestand die Gefahr eines offensiven Krieges in Mitteleuropa nie so richtig, weil es einfach für beide Seiten nichts zu gewinnen gab (OK, die Rote Armee hätte natürlich Westeuropa im Handstreich genommen, Oberst Veith). Jedoch hätte ein sich zuspitzender Konflikt aus Reibereien am Rande der Machtsphären entstehen können, eben in Cuba, Türkei, Mittel Ost, Korea.

Für den Westen hat sich der politisch/militärische Konflikt mit dem Ostblock prinzipiell als nützlich erwiesen (trotz der Kosten, die eigentlich ziemlich gering waren), für den Osten bzw. Sowjetunion (den Satellitenstaaten inkl. DDR muss man keinen eigenen politischen Willen unterstellen) eben nicht.

Monitor schrieb:
Spätestens Ende der 60iger Jahre muß auch dem dümmsten Hardliner in Moskau oder Washington der Slogan klar gewesen sein, wer als erster schießt, stirbt als zweiter.
Weil wir ja FF sind, würde ich dies direkt im Zusammenhang mit den zunehmenden seegestützten Raketen und den allgegenwärtigen Mittelstreckenwaffen sehen. Bis Ende der 50er hätten die USA noch relativ ungeschoren aus einem A-Krieg rauskommen können, zehn Jahre später nicht mehr! Für die Sowjetunion wäre schon Anfang der 50er ein atomarer Krieg fatal gewesen (wegen der recht robusten amerikanischen Nuklearmacht, sowohl Träger als auch Bombe).
 
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Veith

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Schauen wir uns die Krisen um Berlin und Cuba Anfang der 60er an. Hier war für den Westen ganz klar: Die Sowjets wollen uns was.
Ja, wenn ich schon mit "korrektem" Dienstgrad angem^^^sprochen werde, verzeihe ich auch die Herabstufung vom "Chefkommentator" zum polpligen "Pressesprecher" und gebe etwas Geschichtsnachhilfe:

* Während der 2. Berlinkrise (1958 - 1963) wollte die SU vom "Westen" tatsächlich was: den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland („bevor Hitlers Generale Atomwaffen bekommen“). Diesen dreisten Vorschlag beantwortete „die freie Welt“ mit konkreten Kriegsdrohungen und brachte uns alle an den Rand der Vernichtung.

* Während der 2. Kuba-Krise (1962) wollte die SU ein militärisches Äquivalent zu den US-Raketen an ihrer Grenze (Türkei) und einen dauerhaften Schutz Kubas vor einer weiteren US-Invasion. Diesen dreisten Vorschlag beantwortete „die freie Welt“ mit konkreten Kriegsdrohungen und brachte uns alle an den Rand der Vernichtung.

So, jetzt bitte wieder zum Thema.
 
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Ja, wenn ich schon mit "korrektem" Dienstgrad angem^^^sprochen werde, verzeihe ich auch die Herabstufung vom "Chefkommentator" zum polpligen "Pressesprecher" und gebe etwas Geschichtsnachhilfe:

* Während der 2. Berlinkrise (1958 - 1963) wollte die SU vom "Westen" tatsächlich was: den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland („bevor Hitlers Generale Atomwaffen bekommen“). Diesen dreisten Vorschlag beantwortete „die freie Welt“ mit konkreten Kriegsdrohungen und brachte uns alle an den Rand der Vernichtung.

* Während der 2. Kuba-Krise (1962) wollte die SU ein militärisches Äquivalent zu den US-Raketen an ihrer Grenze (Türkei) und einen dauerhaften Schutz Kubas vor einer weiteren US-Invasion. Diesen dreisten Vorschlag beantwortete „die freie Welt“ mit konkreten Kriegsdrohungen und brachte uns alle an den Rand der Vernichtung.

So, jetzt bitte wieder zum Thema.
Man kann immer wieder sehen, dass Du damals beim Geschichtsunterricht nicht nur zugehört hast, sondern ihn anscheinend sogar gegeben hast! :TOP:
Jetzt ist "gut und "böse" ja fest definiert. Ich hatte schon Angst, man könnte wieder so einen wabbeligen "Mischfinanzierungstatbestand" in Sachen Verantwortung haben.

Aber wie ich bereits sagte: es handelte sich um Konsolidierung der Macht. Die Sowjetunion konnte das zunehmende Bluten des Konstrukts DDR durch Berlin (West) nicht mehr länger akzeptieren. Nachdem die Ultimaten fruchtlos blieben, hat man die Sache mit der Mauer (erfolgreich) konsolidiert. Man muss natürlich stets festhalten, dass die westdeutsche Politik der 50er Jahre die "DDR" als aufgehübschte SBZ verstand und mit allen Sägen daran sägte (nach heutigen Maßstäben sehr radikal). Als man die DDR inoffiziell wie offiziell anerkannt hat, waren die dicksten Brocken aus dem Weg. Mit Atomwaffen an sich hatte die ganze Sache - entgegen der NVA-korrekten Geschichtsschreibung - wenig zu tun. Die Sowjets wussten selbst am besten, dass BW-Generäle a.k.a. "Hitlers Generäle" nie den Finger am Knopf hatten.
 
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Die Sowjets wussten selbst am besten, dass BW-Generäle a.k.a. "^^^^ die fragliche Herkunft der Generäle lasse ich mal raus" nie den Finger am Knopf hatten.
Kann man das so absolut sagen?
War die Verfügungsgewalt auf Grund der NATO Kommandostrukturen und der Einbindung der BW nicht doch gegeben (ich meine damit nicht den Spielraum zur selbständigen Entscheidung über einen beliebigen Einsatz)?
 
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Kann man das so absolut sagen?
War die Verfügungsgewalt auf Grund der NATO Kommandostrukturen und der Einbindung der BW nicht doch gegeben (ich meine damit nicht den Spielraum zur selbständigen Entscheidung über einen beliebigen Einsatz)?
Nun, über die Geschichte der Bundeswehr können andere bestimmt mehr erzählen, aber ich denke, dass die USA immer weiter den Finger drauf hatten. Eventuell wäre es möglich gewesen, dass im Zuge einer Verschwörung eine Gruppe West-Deutscher Generäle irgendwie an eine oder mehrere Bomben kamen. Aber ich denke nicht, dass sie einfach so einen Angriff befehlen konnten. In 1958 war die nukleare Teilhabe wohl auch noch nicht so ausgereift, als dann Ende der 60er tatsächlich hunderte F-104G mit Mk-28 & -43 Bomben in Bereitschaft standen, war ja die Berlin Krise beigelegt.

Die USA waren (wie auch die Sowjetunion) stets darauf bedacht, die nukleare Entscheidung bei sich zu belassen, was ja auch vernünftig war. Die USA hätten auf Frankreich als Atommacht gerne verzichtet.

Dass die Generäle der BW in den 50er und 60er Jahren einstmals unter Hitler dienten steht hingegen außer Frage, das tat auch schon ein ehemaliger Verteidigungsminister und ehemaliger Bürgermeister meines derzeitigen Wohnorts, der später "Leitender Angestellter" war. Daraus einen Strick zu drehen ist Propaganda der 50er Jahre.
 
radist

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Genau weil ich das befürchtet habe, wollte ich die "Generalsfrage" hier eigentlich unkommentiert lassen. Schon gar nicht will ich einen Strick drehen.

Aber zu meiner ursprünglichen Frage. Schorsch scheint meinen Einwand zu bestätigen. Der "Finger" von BW Generalen war wohl doch dichter am Knopf als der von "nicht sowjetischen" im WV:
F-104G mit Mk-28 & -43 Bomben in Bereitschaft

Oder um es bildhafter darzustellen:
# "Ich gebe dir schon mal die Bombe, du darfst sie aber wirklich nur einsetzen, wenn ich es dir erlaube" - NATO Variante
# "Ich gebe dir die Bombe dann, wenn du sie auch einsetzen sollst" - SU/WV Variante
 
Thema:

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