Ötsch als AUA-Chef abgesegnet
Der Aufsichtsrat hat wie erwartet Alfred Ötsch zum Nachfolger von Vagn Sørensen als Vorstandsvorsitzenden bestellt
Wien - Der Vorschlag, den bisherigen Siemens-Manager Alfred Ötsch - der seit 2001 dem AUA-Aufsichtsrat angehört - zum Vorstandsvorsitzenden der börsenotierten Austrian Airlines-Luftfahrtgruppe zu bestellen, sei im Aufsichtsrat "auf breite Zustimmung" gestoßen, teilte Aufsichtsratspräsident Rainer Wieltsch am Dienstag mit.
Der AR-Chef zeigte sich erfreut, "dass wir mit ihm einen Mann gewinnen konnten, der zusätzlich zu seiner weitreichenden Berufserfahrung und Finanz-Expertise über solide Kontakte in der österreichischen Wirtschaft und hohe Integrationskraft verfügt".
Nach der Entscheidung gelte es jetzt, "sich wieder gemeinsam voll auf das Tagesgeschäft zu konzentrieren, mit Hochdruck an der erforderlichen Ergebnisverbesserung zu arbeiten und die bisher erfolgreich vollzogene Spezialisierung weiter fortzusetzen".
Auch der bisherige AUA-Chef Vagn Sørensen, der auf eine Verlängerung seines bis Ende September laufenden Vertrags verzichtet, zeigte sich von seinem Nachbesetzung angetan: Mit Ötsch sei "ein Manager mit internationalem Format und Erfahrung" gefunden worden. Es handelt sich "mit Sicherheit um einen der interessantesten und herausforderndsten Jobs in der österreichischen Wirtschaft". (APA)
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Neo-Chef Ötsch will ab 2007 schwarze Zahlen einfliegen
Auf den neuen AUA-Chef warten schwierige Aufgaben: Tiefrote Unternehmenszahlen, hohe Treibstoffkosten, Konkurrenz der Billigflieger
Wien - Keine leichten Aufgaben warten auf den neuen Vorstandsvorsitzenden der Austrian Airlines-Gruppe, den Siemens-Manager Alfred Ötsch (52): Die AUA wird kommende Woche einen Verlust im Geschäftsjahr 2005 in einer erwarteten Größenordnung von 60 Millionen Euro präsentieren, die Treibstoffkosten bewegen sich weiter auf hohem Niveau und die Konkurrenzsituation durch Billigflieger wird eher schwieriger als leichter.
Ötsch will die Herausforderungen der Zukunft mit bewährten Rezepten anpacken und ab 2007 wieder deutliche Gewinne schreiben: "Der bisher eingeschlagene Weg ist der richtige", unterstreicht Ötsch am Mittwoch. Unter seiner Ägide werde die AUA in ihrer bisherigen strategischen Ausrichtung nach Osten - Osteuropa, Naher Osten und Fernost - weiter festhalten "und manches besser machen". Der Osten sei für Österreich und Wien ein natürlicher Markt, dessen Potenzial man noch intensiver als bisher nutzen wolle. Ötsch gehörte fünf Jahre lang dem AUA-Aufsichtsrat an.
Ötsch streut Sørensen Rosen
Seinem Vorgänger, dem Dänen Vagn Sørensen, der den AUA-Steuerknüppel kurz nach den Terroranschlägen im September 2001 übernahm, streut Ötsch Rosen: Die Strategie, sich als "Nischenplayer" und Ost-Spezialist zu positionieren, sei goldrichtig gewesen. Nur die exorbitant steigenden Kerosinpreise mit Zusatzkosten von 140 Millionen Euro hätten zu einer "gewissen Delle" in der AUA-Bilanz geführt. "Das kann kein Unternehmen einfach verkraften", so Ötsch. In der Luftfahrtbranche gibt es allerdings einige Airlines, die trotz der hohen Treibstoffpreise Gewinne einfliegen, darunter Lufthansa, British Airways, Finnair oder Ryanair.
Sparkurs
Der neue AUA-Chef muss weiter sparen. Nicht mit einem großen Schnitt oder einem Personalabbau, sondern mit einer Fortsetzung des eingeleiteten "Turnaround im Turnaround-Programms", bestehend aus hunderten Einzelmaßnahmen. "Das ist wirklich Knochenarbeit, das geht immer weiter, wir können jedes Jahr noch eins draufsetzen", sagt Ötsch. Weitere Verbesserungen müssten permanent vorgenommen werden, das habe er bei Siemens gelernt. Das Budget 2006 sei zu erreichen, aber das ist "anspruchsvoll genug".
Heckflosse in Rot-weiß-rot
Anders als andere Kandidaten für den AUA-Chefsessel glaubt Ötsch an die Möglichkeit einer auch künftig eigenständigen AUA, eingebettet in das Luftfahrtbündnis "Star Alliance" um die deutsche Lufthansa. Für den Einstieg eines strategischen Partners sieht er keinen Bedarf, weder durch die Lufthansa noch durch eine arabische Fluggesellschaft, wie zuletzt mancherorts spekuliert wurde: "Wir müssen unsere Strategie selbst bestimmen und brauchen eine Eigentümerstruktur, die das unterstützt". Änderungsbedarf an den derzeitigen Mehrheitsverhältnissen der AUA sieht Ötsch nicht. 39,7 Prozent hält die Staatsholding ÖIAG, 10,3 Prozent institutionelle Investoren. 5 Prozent der Aktien gehören der AUA selbst, die Air France ist mit 1,5 Prozent beteiligt, die restlichen 43,5 Prozent sind in Streubesitz.
Optimierung statt Sanierung
Drei "Kernbotschaften" unterstreicht der neue AUA-Chef in seinem ersten APA-Interview: Erstens: "Die AUA ist nicht krank. Sie ist kein Sanierungsfall, sondern es geht um Optimierung". Zweitens: Die Wachstumsstrategie in den Osten muss fortgesetzt werden. Dann seien ab 2007 auch wieder "deutlich schwarze Zahlen" möglich. Drittens: "Ich will die Mitarbeiter neu motivieren". Es gehe darum, Vertrauen herzustellen und Versprechungen zu halten. Ötsch: "Ich will nicht sagen, dass es bei mir keinen Streik geben würde. Aber ich würde vorher alle Möglichkeiten des Gesprächs und der Verhandlung ausschöpfen".
In fünf Jahren sieht er die AUA als "klaren Marktführer und größten Akteur im Osten", die AUA werde auch im Fernostverkehr unter den ersten drei liegen. Gemeinsam mit dem Flughafenverbund Wien-Bratislava werde man die neuen Chancen nutzen. Den aktuellen Marktanteil der AUA am Flughafen von 57 Prozent versuche man zu halten. Dann kann die AUA am erwarteten kräftigen Wachstum von derzeit 17 auf 25 Millionen Passagiere mitpartizipieren. (APA)
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