Warum die Maschinen in Dessau erst eingeflogen wurden, bevor sie verschickt wurden ist recht gut zu erklären. Schau dir einmal allgemein die Abnahmeprozedur der Ju 52 an. Hier hast du Nivelierprotokolle, Schwerpunkstfestlegung und Abnahmeprotokolle. Da der Wright R1820 wesentlich schwere war als der P&W R1650/BMW132 und stärker nach vorne in der Motorgondel aufgebaut hat, mußte die Maschine neu in den Schwerpunkt niviliert werden und auch das Leergewicht angepasst werden, da die Argentinier mit größeren Tanks wie die Serienmaschinen ausgestattet wurden . Sicherlich hätte man nur eine Maschine als Muster benutzen können, aber alle anderen Serienmaschinen mit BMW 132A wurden ja auch einzeln niviliert und eingeflogen. Die Maschinen kamen halt nicht von einem aufs tausenstel Millimeter produzierenderm Fließband, sondern waren weitestgehend handarbeit. Außerdem, jede größere bauliche Veränderung zog ein Nivelierprotokoll nach sich. Und bedenke , die CASA 352 mit den R1820 Klonen ENMASA Beta 3 und 4 wurden nach der werksseitigen Umrüstung von BMW 132 auf ENMASA alle im Werk neu angepasst. Das haben die Spanier bestimmt nicht so zum Spaß gemacht, weil sie in Getafe Däumchen gedreht haben, sondern weil die veränderten Flugeigenschaften beim Motorenwechsel vorhanden waren. Das spanische Luftfahrtministärium hatte per Beschluß und Gesetz alle anfangs mit BMW132A ausgerüsteten CASA 352 auf ENMASA in Getafe umbauen und wieder einfliegen lassen.
Und du mußte bedenken dass alle Serienmaschinen einzeln ja sogar mit der Anpassung der Bügelstreifen niviliert wurden.
Ich bezweifle allerdings dass alle Motor aus Argentinien für alle Maschinen da waren. Die Anzahl der Lizenzmotore war anfangs nicht sonderlich hoch und der Hersteller hatte alle Hände voll zu tun, auch Austauschtriebwerke für die in der Wartung befindlichen Motore rechtzeitig herzustellen. 6 Stück mußeten wohl aber in Deustchland sein, da ich nicht davon ausgehe, dass die Motor ständig an den Maschinen getauscht wurden.
Wenn es wirklich ein original deutsches Junkers Werksfoto von der Junkers Bildstelle ist, sollte der Bildcode auf dem Bild rechts unten zu sehen sein. Dieser beinhaltet einen Zeitcode der Aufnahme und später sogar teilweise ein Werkskürzel. Da das Bild mit weißem Rand gescannt wurde, also es sich nicht um einen Ausschnitt handelt, fehlt der Code. Außerdem waren in der Regel die Bilder der Junkers Bildstelle randlos und diese ist es nicht. Unten ein Bsp. für ein typisches Werksfoto mit Code.
Somit könnte man auch davon ausgehen, dass es sich um ein privat geschossenes Foto handeln könnte. Außerdem muß man auch auf den Bildern nicht unbedingt "nicht Deutsche" Gesichter suchen, wenn es in Argentinien gemacht wurde. Schon 1939 war der Anteil der Deutschen in Bueno Aires nicht unerheblich und wenn da Deutsche in Argentinien evtl. einen Deal eingefädelt haben, wollten die bestimmt mit aufs Foto. Leider habe ich aber dahingehend keine Namen auf den Kaufverträgen gefunden.
Hier die wichtige Seite des Kaufvertrages. Unter IV das was interessant ist. Das Werk spricht hier allerdings von WRIGHT CYCLONE und nicht von den Argentinischen Lizenzbauten. Somit könnten auch originale Motore für das Einfliegen benutzt worden sein, wenn der Lizenzbau 1:1 ohne Veränderungen vorgenommen wurde.
Position B auch interessant!!
Der Vertrag wurde in Paris am 16.05.1938 unterzeichnet. Für Junkers: Herr Mühlen und Herr Höpfner und für Argentinien Brigade-General Präsident Raul Mones Ruiz.
Und wirklich wahr im Spanischen Originalvertrag stehen auch alle Werknummern drinnen und somit ist auch nun geklärt, welche Werknummer die
T-165 war, nämlich die
6307.
Leider bin ich nicht schon früher darauf gekommen auch das Spanische Original zu lesen, sondern habe mich mit der Deutschen Abschrift zufrieden gegeben, wo die Werknummern fehlen.
In den Flugbucheinträgen steht kein Motortyp dabei.
@Junkers-Peter
Kannst du mir bitte einmal das Einflugdatum oder ein Werksflug Datum der 6307 geben, da ich von dieser Maschine keine Infos habe und ich sie zeitlich einordnen will.
Bernd