Die 787 als Produkt war und ist nicht verkehrt. Der Sparansatz, quasi alle Risiken auf Partner verlagern zu wollen, und der verrückte Zeitdruck waren aber illusorisch.
Ja und nein.
Grundsätzlich ist das "Placement" gut bis sehr gut (wie üblich bei Boeing). Knapp 1000 Bestellungen geben einem da auch Recht.
Von den Airframe-Technologien:
- CFK Flügel: Sinnvoll bei einem AR>10 Flügel
- CFK-Rumpf: the big fallacy, und eigentlich eine Art "Practical Joke" den die gesamte Branche sich selbst gespielt hat (siehe auch: alle anderen Flugzeugprogramme)
- "More Electric": in der Ausprägung nicht zielführend
An den Triebwerken gibt es nichts auszusetzen, am Ende ist eben der A330neo die 80-20 Lösung, und zwar sogar im fast wörtlichen Sinn (knapp 80% des Abstands zur B787 werden mit weniger als 20% der Kosten* wett gemacht).
Insgesamt wurde eine Reihe von Technologien unreif in den Ring geworfen. Im Prinzip kein Problem, aber eben die ganzen anderen Rahmenbedingungen haben als "Crap Multiplier" gewirkt:
- extrem steiler & schneller Hochlauf
- stark verkürztes Testverfahren
- wenig direkte Kontrolle durch Risk Sharing
Die finanziellen Probleme jetzt sind wiederum auf die aggressive Verkaufstaktik zurückzuführen, welche an sich gar nicht notwendig war (nimmt man 100 B787 für 120E6 USD aus der Gleichung raus, dann wäre Boeing jetzt 10 Milliarden USD weniger in den Miesen).
Folglich, niemand ist unisono freizusprechen.
Am Ende steht dahinter eine meines Erachtens fehlgeleitete Management-Strategie an höchster Ebene. Vielleicht schreibt ja mal jemand ein Buch darüber.
*: wobei niemand die tatsächlichen "Entwicklungskosten" kennt. 20E9 als Basisbetrag klingt plausibel, und 2-4E9 beim A330neo erscheint ein konservativer Betrag.