Der 737 Max 10 von Boeing droht das Aus, weil die Zertifizierung fehlt. Konzernchef Calhoun macht Druck auf die Politik.
Nächstes Problem für Boeing 737 Max: Für die bisher größte Version des Flugzeugs hat Boeing noch keine Zulassung. Der Chef des US-Luftfahrtkonzerns verlangt eine Ausnahmeregelung.
Die 737 Max 10 ist das längste Modell der Baureihe. Für diese Maschine gibt es im aktuellen Konstruktionsstand und Systemumfang noch keine Zertifizierung. Diese muss bis Ende des Jahres vorliegen. Im kommenden Jahr ändern sich die Vorschriften.
Dann müssen Flugzeuge mit einem Cockpit-Warnsystems ausgestattet sein. Es soll dafür sorgen, dass die Piloten akustische und visuelle Fehlermeldungen schneller erkennen und verstehen. Andere Modellreihen von Boeing verfügen schon über ein entsprechendes System, das Engine Indicating and Crew Alerting System (Eicas).
Die 737 Max hat kein Eicas
Das gilt aber nicht für die 737 Max, da sie auf der Boeing 737 aus den 1960er Jahren basiert. Falls die Zertifizierung in diesem Jahr nicht mehr erfolgt, muss die Maschine mit dem Eicas nachgerüstet werden. Das ist sehr aufwendig, würde also höhere Kosten und eine weitere Verzögerung bedeuten.
Der Kongress hatte nach zwei Unglücken mit der 737 Max die neuen Sicherheitsvorschriften eingeführt. Bei den Abstürzen im Oktober 2018 in Indonesien und im März 2019 in Äthiopien starben 346 Menschen. Daraufhin wurde ein weltweites Startverbot für diesen Flugzeugtyp verhängt. Nach umfangreichen Modifikationen wurde es Anfang 2021 aufgehoben.
In einem Gespräch mit der Branchenzeitschrift Aviation Week (Paywall) forderte Boeing-Chef Dave Calhoun vom Kongress eine Fristverlängerung für die Zertifizierung. Andernfalls könnte der Konzern die Maschine einstellen. Das würde Arbeitsplätze und Investitionen gefährden.
Die 737 Max 10 soll Boeings Konkurrenz für das erfolgreiche Airbus-Modell A321neo werden. Für die Maschine liegen laut Boeing schon mehr als 600 Bestellungen vor.
12. Juli 2022, 11:39 Uhr, Werner Pluta