mel
Space Cadet
Die A-4 ist vielleicht dann ein Jagdbomber, wenn man die mMn reichlich sinnfreie Deutsche Definition hernimmt. Gemäss Wikipedia ein Flugzeug, "das zur Bekämpfung von Boden-, See- und Luftzielen eingesetzt wird". Aber selbst das wird dünn, denn die Skyhawk wurde nicht für die Bekämpfung von Luftzielen und genau genommen auch nicht zur Bekämpfung von Seezielen entwickelt.Jetzt mal zurück zu Brasilien und seinen Skyhawks:
Die A-4 Skyhawk ist ein Jagdbomber, in der Performance durchaus mit der brasilianischen Embraer AMX vergleichbar - sozusagen deren seegestütztes Äquivalent. Nachdem die anvisierte Weiterentwicklung zum Marinejagdbomber AMX-AS nicht weiter verfolgt wurde, hat Brasilien eben die vergleichbare Skyhawk beschafft (was im Übrigen sicher günstiger war als die Weiterentwicklung der AMX). Die Lebensdauer der Skyhawk kann von Embraer genauso verlängert werden, wie Embraer doch noch die AMX weiter entwickeln könnte, um diese dann ggf. nach dem endgültigen Dienstende der Skyhawk doch noch auf einem Träger einzusetzen.
Die richtige Definition eines Jagdbombers, frei aus dem Englischen: Ein Jagdflugzeug, das in der Luft-Boden Rolle eingesetzt wird. Ein klassisches Beispiel: F-4.
Die A-4 ist, wie die Bezeichnung vermuten lässt, ein Angriffsflugzeug. Eigentlich ein leichter Atombomber.
Die AMX ist kein Trägerflugzeug. Das zu ändern bedarf etwas mehr, als einer Weiterentwicklung.
Eigentlich nicht.Jagdbomber decken die Lücke zwischen den Kampfhubschraubern und den teuren high-end Jagdflugzeugen, deren primäre Aufgabe die Bewahrung oder Herstellung der Luftüberlegenheit wäre.
Preislich mag das bei der A-4 - dieaber kein Jagdbomber ist - vielleicht hinkommen. Von den Aufgaben her decken Hubschrauber, Angriffsflugzeuge und Jagdflugzeuge aber völlig Anderes ab.
Der Vergleich mit high-end Jagdflugzeugen erübrigt sich, denn es gibt keine high-end Angriffsflugzeuge mehr. Ein moderner Jäger ist auch ein Angriffsflugzeug. Ein Jagdbomber eben.
Die Gripen ersetzen die vorhanden Flugzeuge inkl. AMX, wenn alles wie geplant läuft. Damit ist ein Lückendeckung nach unten nicht nötig, wenn man sich genügend Gripen leisten kann.Dazu hat Brasilien mit der Auswahl zwischen Rafale und Gripen eine Entscheidung getroffen, um das Spektrum der eigenen Fähigkeiten nach oben aufzuwerten [die Ausrüstung der AMX etwa mit "Sidewinder" (bzw. der brasilianischen Variante "Piranha") dient lediglich zur Selbstverteidigung]. Damit wird aber die nötige "Lückendeckung" von den neuen Jagdflugzeugen nach unten zu den Kampfhubschraubern nicht entfallen.
Ein mögliches billiges Angriffsflugzeug (einen billigeren Jäger gibts nicht) wäre natürlich eine Option, aber keinesfalls notwendig. Evtl. würde man sich in dem Fall auf die A-29 beschränken.
Die Su-25UTG wird (wurde?) als Trainer verwendet.Auch Russland - um doch noch mal auf eine vergleichbare Trägermacht zurück zu kommen - hat mit der Su-25 ergänzend zu den MiG- und Su-Jägern einen bordgestützten Jagdbomber entwickelt.
Und bei der Su-25 spricht man auch im Deutschen nicht mehr von Jagdbomber, oder.
Achte mal auf das Alter der genannten Angriffsflugzeuge.Und mit Verlaub: bei der Trägermacht schlechthin, der USN, sind seit jeher - von der Skyraider über die Intruder und die A-7 B Corsair bis aktuell hin zur AV-8 B Harrier II - entsprechende Jagdbomber im Betrieb und auch immer wieder im Einsatz.
Seit dem Harrier (Erstflug 1967) gibt es keine dedizierten Angriffsflugzeuge mehr.
Welcher Träger soll das sein? Die São Paulo wurde bekanntlich ausgemustert. Einen anderen Katapultträger sehe ich nicht auf dem Markt.Mit der Skyhawk und einem Träger würden also die Einsatzmöglichkeiten der PHM Atlantico nach oben erweitert.
Und ein einsatzfähiger Träger ist eine hochmobile Plattform, die nicht nur Jagdbomber sondern (später) auch Jagdflugzeuge aufnehmen könnte
Da kommen wir der Sache schon näher. Ein Träger wäre nützlich, wenn man im eigenen Hinterhof intervenieren will. Will man das?Damit kommen wir zum Träger, der "NAe Sao Paulo". Ja, es ist ein altes, gebrauchte Schiff, das dementsprechend schon aufgrund des Materialverschleißes immer wieder in die Werft muss. Vergleicht doch nur mal, wie oft die Liaoning seit ihrer Indienststellung (September 2012) in der Werft war. Ich habe mir ab Mai 2014 mehrere Monate notiert. Und erst jetzt hat dieses Schiff wieder eine achtmonatige Werftpause beendet. Aber trotzdem wird die Liaoning effektiv genutzt, um eine trägergestützte Marinefluftwaffe aufzubauen. Auch die Sao Paulo hätte Brasilien ermöglicht, nicht nur know how zu erhalten (in Übung zu bleiben), sondern Nachfolger auszubilden und zu schulen.
Und nebenbei könnte so ein Träger durchaus "im Ernstfall" eingesetzt werden. Ich traue mir wetten: in der gegenwärtigen Krise um Venezuela werden sich die aktiven Politiker wie auch die hohen Militärs in Brasilien ärgern (um nicht zu sagen: in den A.... beißen), dass sie nicht in der Lage sind, in der Karibik kräftige militärische Präsenz zu zeigen. Denn Venezuela ist zwar unmittelbarer Nachbarstaat von Brasilien - aber zwischen den relevanten Küstenregionen liegen tausende Kilometer undurchdringlicher Dschungel ohne Fliegerhorste und nur mit kleinen, z.T. sogar illegalen Landepisten. Brasilien ist mangels fliegerischer Komponente (und trotz dem LPD "Atlantico") nicht in der Lage, dort Präsenz zu zeigen und muss tatenlos zusehen, wie sein Nachbarstaat in Chaos abgleitet und zum Spielball fremder Mächte *) wird. Das kann keiner brasilianischen Regierung recht sein, egal welcher politischen Orientierung **).
Damit sind wir auch bei einem möglichen Einsatzszenario. Wer sagt denn, dass sich das (politische) Interesse und damit die militärische Aktionsfähigkeit Brasiliens auf die eigene Küste und die Wirtschaftszone davor beschränkt? Brasilien wäre gerne die maßgebliche Regionalmacht in Südamerika. Die Karibik haben wir ja auch schon angesprochen. Brasilien wäre zudem gerne der "Platzhirsch" im Südatlantik - was auch die afrikanische Gegenküste, z.B. Angola, betrifft (btw.: welches Land dort, außer Südafrika, hat U-Boote in Einsatz?). Dazu braucht Brasilien eine starke Marine, was auch Flugzeugträger einschließt ***).
Und vor diesem Hintergrund ist es völlig kontraproduktiv, eine vorübergehende wirtschaftliche Talsohle zum Abbau sämtlicher vorhandener Kapazitäten zu "nutzen".
edit:
*) siehe auch "Mein Bruder Maduro! Bleibe standhaft"
**) Brasilien möchte selbst aktiv mitspielen und nicht als Juniorpartner die Marionette aus Gnade fremder Akteuren sein.
***) Sowohl die Kuba-Krise (unterhalb der Kriegs-Schwelle) wie auch der Falkland-Krieg (oberhalb) haben gezeigt, wie wichtig eine Trägerkomponente bei solchen Konflikten abseits der Reichweite eigener landgestützter Flugzeuge ist - die hat Russland seinerzeit gefehlt, während die Briten sie hatten.
Und wenn ja, mit dem was so ein Spass kostet, könnte man die Geschicke in einem anderen Land auch auf andere Weise lenken.
Aber wirklich brauchen tut man sowas nicht.
Und wenn man vor der afrikanischen Küste rumschippern will: Dazu bräuchte man schon eine ernsthafte Trägerkampfgruppe, wenns um mehr als blosses Flaggezeigen gehen soll. Ein paar Su-30 oder ein Jagd-U-Boot stellen für einen leichten Träger mit einer Handvoll A-4 eine ernsthafte Bedrohung dar.