Bundeswehr im kalten Krieg

Diskutiere Bundeswehr im kalten Krieg im Bundeswehr Forum im Bereich Einsatz bei; Richtig "Operation RYAN"! »Der inzwischen zum Generalsekretär ernannte Juri Andropow fasste die sowjetischen Befürchtungen am 28. September...
Veith

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Richtig "Operation RYAN"!

»Der inzwischen zum Generalsekretär ernannte Juri Andropow fasste die sowjetischen Befürchtungen am 28. September 1983 in folgender Warnung zusammen:

"Eine ungeheure militärische Psychose hat die Vereinigten Staaten erfasst. Die Reagan-Regierung geht in ihren imperialen Ambitionen so weit, dass man anfängt, daran zu zweifeln, ob Washington überhaupt irgendwelche Bremsen besitzt, die es davon abhalten, den Punkt zu überschreiten, an dem jede vernünftige Person Halt machen würde."« http://www.bits.de/public/articles/telepolis121204.htm
 
Der durstige Mann

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Der große Knall

Das Erschreckende am ganzen Thema ist doch das WIR mitten drin gewesen wären ohne eine echt Wahl oder Altanative gehabt zu haben.
Ich denke kaum das die Regierung der BRD oder die der DDR auch nur ein echtes Wort der Mitbestimmung gehabt hätten. Deutschland,Polen usw. wären zum Schachbrett der beiden großen geworden...
Hallo!

Wie stark es „geknallt“ hätte, machen diese Angaben ein wenig deutlich:

Die Bundesrepublik Deutschland war (Stand 1990) das Land mit der größten Atomwaffendichte weltweit. Damals waren rund 5.000 atomare Gefechtsköpfe vorhanden, die insgesamt eine Sprengkraft von etwa 20.000 Hiroshima-Bomben besaßen. Die Bundesregierung hatte (wie auch heute) kein Mitspracherecht über Einsatz oder Nichteinsatz dieser Atomwaffen.

Ich kann mich daran erinnern, dass wir damals (ca. 1982) im Unterricht über dieses Thema sprachen. Unsere Lehrerin zeigte uns eine Karte, auf der die Standorte der Einheiten mit A-waffen eingezeichnet waren. Besonders das Gebiet nördlich von Aachen, ca. ab Wassenberg über Grevenbroich und an Mönchengladbach vorbei (= Niederrhein), zeigte eine beängstigende Dichte. Da waren z.B. das JaboG 31, das FKG 2(?) in Arsbeck, Abschuss-Vorrichtungen (unterirdisch) in der Nähe von Grevenbroich sowie die RAFG in Brüggen eingezeichnet. Schon damals war uns klar, dass sich um uns herum Ziele befanden, die bei den „Roten“ ganz oben auf der Liste standen.

Der Hohn an der ganzen Sache: in Bonn gab es Überlegungen, wie es nach einem Angriff mit A-waffen weiterging. In meinen Augen gar nicht!

Es grüsst der durstige Mann
 
Veith

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[begrenzer Atomkrieg]Ich habe irgendwo gelesen, daß es in der US-Administration Überlegungen gab, bei einer militärischen Auseinandersetzung in Europa zu erst das Territorium der UdSSR von Atomschlägen auszusparen, in der Annahme, daß die SU gleiches mit den USA tun würde. Daher auch die Bestrebungen der Verbündeten (Adenauer; aus _anderer_ Quelle) unbedingt auch das territorium der UdSSR mit in Atomschläge einzubeziehen: Wenn, dann alle!

Eine wahnsinnige Logik, sicher im Ernstfall nicht mit großer Erfolgsaussicht, aber Logik.
 
bjs

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Waren das nicht die nuklearen (Nike) Luftabwehrraketen auf der Raketenstation, die jetzt ein Kunst- und Museumsgelände ist? Da sind die Raketen auch aus Bodenschächten herausgefahren worden.

P.S.: Ich glaube, schon alleine die Infrastruktur (z.B. Eiserner Rhein), die geradezu die meisten wesentlichen Transportwege von Antwerpen und Co. richtung Osten über den Rhein führte, hat einige nukleare Zielkoordinaten "angezogen"
 
Schorsch

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Waren das nicht die nuklearen (Nike) Luftabwehrraketen auf der Raketenstation, die jetzt ein Kunst- und Museumsgelände ist? Da sind die Raketen auch aus Bodenschächten herausgefahren worden.
Siehe mal hier:
http://www.goerigk-jever.de/locations.htm
und hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Nike_Hercules

Die Nike Raketen waren auch in Deutschland nuklear bewaffnet und hatten Reichweiten von bis zu 185km (Nike-Hercules, Nike-Ajax hatte viel weniger). Eine Übersicht der US-Stellungen sieht man hier:
http://www.goerigk-jever.de/usnike.htm

Man bedenke: Eine in Rheinland-Pfalz abegefeuerte Rakete wäre so oder so über westdeutschen Boden explodiert. Auch die amerikanischen Raketen in Deutschland trugen Nuklearwaffen. Übrigens: Die Nike konnte auch auch als Boden-Boden Rakete eingesetzt werden.
 
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Pershing Ia

Hallo!

Zu den atomaren Waffen in der BRD habe ich noch etwas interessantes gefunden:
Die Boden-Boden-Rakete vom Typ PERSHING galt in Deutschland als das Symbol des kalten Krieges. Das für atomare, biologische und chemische Sprengköpfe ausgelegte Waffensystem wurde Ende der 50er von den Amerikanern entwickelt und Anfang der 60er Jahre bei der Luftwaffe der Bundeswehr eingeführt. Dazu wurde im September 1963 in Landsberg das Flugkörpergeschwader 1 (FKG 1) mit den beiden Flugkörpergruppen 12 und 13 aufgestellt. In Geilenkirchen entstand als zweites Flugkörpergeschwader das FKG 2. Später war dieses Geschw. in Arsbeck (zw. Wassenberg und Niederkrüchten) stationiert. Ins öffentliche Bewusstsein geriet der Name Pershing während der Nachrüstungsdebatte 1979 - 1985
Zunächst waren die beiden FK-Geschwader der Luftwaffe mit der von Martin-Marietta entwickelten Pershing I (MGM-31A) ausgerüstet. Das System bestand insgesamt nur aus 4 Fahrzeugen auf modifizierten M113-Kettenfahrgestellen (XM 474 E1): dem Feuerleitfahrzeug, dem Fernmeldefahrzeug, dem Montagefahrzeug mit Gefechtskopf und dem Abschussfahrzeug.
Mit Blick auf die Quick Reaction Alert-Fähigkeit (QRA) ließ das amerikanische Militär die Pershing ab 1967 zur Version Ia (MGM-31B) weiterentwickeln. Die Verkürzung der Alarmzeiten ging mit der Umrüstung auf Radfahrzeuge, der Optimierung des Abschuss-Systems und der Verbesserung/Digitalisierung der Elektronik einher. Ab 1971 führte auch die Bundeswehr das erneuerte System umfassend ein. Das System erhielt die Bezeichnung Pershing Ia und umfasste folgende Geräte:
- Raketentransport- und Werferauflieger von Ford, gezogen von einer Sattelzugmaschine KHD Jupiter bzw. später einer SaZgM von MAN,
- Kraftstation mit Programmier- und Prüfstand für den Flugkörper, verlastet auf einem MAN 630 L2AE,
- Fernmeldeshelter verlastet auf MAN 630 L2AE und
- Electronic Shop Van der Miller Trailor Inc. zum feldmäßigen Instandsetzen und prüfen der elektronischen Bauteile des Systems.

Die FKG der Bundeswehr verfügten nur über das Trägersystem. Die atomaren Sprengköpfe blieben in Händen der Amerikaner.

Nach der Außerdienststellung der beiden Flugkörpergeschwader der Luftwaffe (Anfang 1991) wurden auch die in der Bundesrepublik gelagerten Raketenstufen vernichtet.

Auch hier ist die Reichweite interessant: je nach Quelle 720-750 km. Somit kann man von Einschlägen eigener Raketen vor der Haustüre sprechen.

Des weiteren war beabsichtigt, die Pershing II (BGM-109G) einzuführen.
Die Pershing II war eine Mobile Mittelstreckenrakete der US-Armee und wurde als Nachfolgemodell der Pershing IA ab 1983 im Zuge der sog. Nachrüchstung währenddessen und der Hochphase des Kalten Krieges in Deutschland stationiert.

Die zwischen 1983 und 1991 in Deutschland stationierte amerikanische Pershing II war eine Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von 1800 Kilometern. Sie konnte mit einem Atomsprengkopf ausgestattet werden, der eine Sprengkraft von bis zu 20 Tonnen TNT hatte. Das entsprach der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Die Pershing II war die amerikanische Antwort auf die SS-20-Raketen der Sowjetunion.

Von ihren Standorten in Westdeutschland - Mutlangen, Neu-Ulm, Waldheide bei Heilbronn - konnten die 108 Pershing II in weniger als zwölf Minuten die Sowjetunion erreichen. Der Raketenteil enthielt neben dem Sprengkopf noch einen Radar-Messteil an seiner Spitze. Das Radar-Messteil ermöglichte der Kommandozentrale, noch nach Abschluss Korrekturen in der Flugbahn vorzunehmen. Ihren Namen erhielt die Pershing nach einem US-General des Ersten Weltkriegs

Es grüsst der durstige Mann
 

michael132

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Durstiger Mann, lt deinem Post waren bei Kempten im Allgäu, genauer Bodelsberg keine Pershing. Was war dann da? Weiß das jemand? Ich weiß nur, dass dort irgendeine Raketenstellung war... (lt. einiger Aussagen natürlich "Atombomben Richtung Moskau"... :D )

So sah es dort vor 1,5 Jahren aus:
 
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bjs

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Beim Stichwort "Kalter Krieg" und "Rheinland" fällt mir auch das Öcher Klinikum ein:

Es gibt ja hundertfach Gerüchte über die Gründe für die hohen Kosten (da einer der Innenarchitekten in meiner Familie ist, weiß ich, dass die Gründe wirklich eher trivial waren, aber bei den dortigen Dimensionen eben sehr teuer).

Jedenfalls gibt es über das ganze RWTH-Erweiterungsgelände Hörn/Seffent verteilt Lüftungsschächte und Treppenniedergänge ohne direkt sichtbaren Zusammenhang mit den umstehenden Institutsgebäuden. Das geht quasi vom Klinikum bis zur ika-Teststrecke.

Da liebt natürlich die Vermutung nahe, über mehrere Kilometer trockenen Fußes unterirdisch bis zum Klinikum zu kommen...

Auch die Ringstrasse, die mehr oder weniger zeitgleich zum klinikum gebaut wurde, lässt die Vermutung zu, dass es eine strategische Rolle spielt: weite Teile der vierspurigen ( und kolossal überdimensionierten) Strasse sind etwas geschützt unter Normalniveau angelegt...

Ich bin da selbst nicht so wirklich davon überzeugt, aber vielleicht weiss hier jemand mehr zu diesen Vermutungen.
 
bjs

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Man bedenke: Eine in Rheinland-Pfalz abegefeuerte Rakete wäre so oder so über westdeutschen Boden explodiert. Auch die amerikanischen Raketen in Deutschland trugen Nuklearwaffen. Übrigens: Die Nike konnte auch auch als Boden-Boden Rakete eingesetzt werden.
Nach http://www.goerigk-jever.de/map_belg.html gehörte die Stellung, die ich meinte "Kapellen" übrigens den Belgiern. Und liegt mitnichten in der Pfalz ;)
 

Dr. Seltsam

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Die FKG der Bundeswehr verfügten nur über das Trägersystem. Die atomaren Sprengköpfe blieben in Händen der Amerikaner.
Wenn ich mich recht entsinne wurde für die Pershing 1a der Bundeswehr extra ein konventioneller Sprengkopf eingeführt, damit der nukleare Einsatz nicht so ganz offensichtlich war. Ich mag mich da aber auch täuschen. Wie auch immer waren die FKG wohl die bestabgeschirmtesten Einheiten der Luftwaffe. Es gab kaum Informationen darüber und der Dienst dort muss nicht der einfachste gewesen sein.
 
pok

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TNT-Äquivalent /Hiroshima

".... Sie konnte mit einem Atomsprengkopf ausgestattet werden, der eine Sprengkraft von bis zu 20 Tonnen TNT hatte. Das entsprach der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Die Pershing II war die amerikanische Antwort auf die SS-20-Raketen der Sowjetunion...."

Die Kernspaltungsbombe "Little Boy" die ueber Hiroshima eingesetzt wurde hatte eine Staerke von 13 kT TNT-Äquivalent.

Die Pershing 2 wurde mit dem Warhead W85 (Kernfusionsprinzip), mit einer Sprengkraft zwischen 0,3 und 80 kT TNT ausgeruestet.

Der Vergleich passt zumindest Groessenordungsmaessig aber die Einheit x1000 nehmen.
 
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Durstiger Mann, lt deinem Post waren bei Kempten im Allgäu, genauer Bodelsberg keine Pershing. Was war dann da? Weiß das jemand? Ich weiß nur, dass dort irgendeine Raketenstellung war... (lt. einiger Aussagen natürlich "Atombomben Richtung Moskau"... :D )

So sah es dort vor 1,5 Jahren aus:
Hallo!

Lt. diesem interessanten Bericht http://home.arcor.de/joergmuc/qra1.html war dies ab März 1976 der Standort des FKG 2.

Es grüsst der durstige Mann
 
Der durstige Mann

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Ziemlich genau 23,4 km südlich von ETNN
Hallo,

ich weiß nicht, ob in einem Ernstfall die "festen" Pershing-Stellungen überhaupt benutzt worden wären. Das würde eigentlich dem "voll beweglichen und verlegbaren" Charakter der FKGs widersprechen. Diese Stellungen wären ja wohl als allererste "auf's Korn genommen" worden, denn diese waren ja nicht unbekannt. So sind z.B. die nächtlichen Verlegefahrten des FKG aus Geilenkirchen in die Wälder der Nordeifel (z.B. in der Gegend von Dahlem/Schmidtheim mit straßenähnlich ausgebauten Waldwegen zu vorerkundeten und vermessenen Stellungen) den dortigen Anwohnern durchaus noch in Erinnerung.

MfG
 
Gucumatz

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Aachen nach 11 jahren Tempelhof
Aachener Größenwahn

Beim Stichwort "Kalter Krieg" und "Rheinland" fällt mir auch das Öcher Klinikum ein:
Es gibt ja hundertfach Gerüchte über die Gründe für die hohen Kosten (da einer der Innenarchitekten in meiner Familie ist, weiß ich, dass die Gründe wirklich eher trivial waren, aber bei den dortigen Dimensionen eben sehr teuer).
Eines der Denkmäler von Johannes Rau wurde ja vor allem deswegen so teuer, weil das gesamte Kellergeschoß im Baugrund versank. Deshalb dann der Anbau der Klima/Heizungsanlage außen dran.
Aber selbst das Großklinikum wäre ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen, bei der hiesigen Dichte von NATO-Einrichtungen... und 230.000 Einwohnern.

Aber ich glaube nach 2,5 Jahren hier, das die Anlage eher ein Produkt der Aachener Mentalität ist. Kommentar eines Nachbarn auf der "Bauhaus" Bürgerversammlung: "Aachen will mit den großen Hunden in der Rotte bellen, hat aber noch Schwierigkeiten beim Pinkeln das Bein zu heben."
 
bluebird

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Veith

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WIMRE sollten allein auf dem Gebiet der DDR 2.000 Atomsprengköpfe explodieren (zweitausend!). Die Antwort wäre sicher adäquad gewesen - wer zuerst schießt, stirbt als zweiter.
 
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Schorsch

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Hallo,

ich weiß nicht, ob in einem Ernstfall die "festen" Pershing-Stellungen überhaupt benutzt worden wären. Das würde eigentlich dem "voll beweglichen und verlegbaren" Charakter der FKGs widersprechen. Diese Stellungen wären ja wohl als allererste "auf's Korn genommen" worden, denn diese waren ja nicht unbekannt. So sind z.B. die nächtlichen Verlegefahrten des FKG aus Geilenkirchen in die Wälder der Nordeifel (z.B. in der Gegend von Dahlem/Schmidtheim mit straßenähnlich ausgebauten Waldwegen zu vorerkundeten und vermessenen Stellungen) den dortigen Anwohnern durchaus noch in Erinnerung.

MfG
Die Gefährlichkeit der Pershing 1a (und auch der SS-20 und manch anderer Waffe) war ja ihr Mischeinsatz als taktische und strategische Waffe. Eine Pershing 1a konnte sowohl Luftwaffenstützpunkte an der Oder radieren als auch Minsk und Moskau. Bei einer derartig kurzen Vorwarnzeit musste auf jeden Einsatz einer solchen Rakete de facto ein strategischer Vergeltungsschlag erfolgen, wenigstens ein begrenzter bzw. ein vorläufiger Einsatzbefehl, welcher die Gegenseite ggf. zu einem Erstschlag verleitet hätte. Somit waren die Grenzen zwischen taktischer und strategischer nuklearer Kriegsführung vollends aufgehoben.

Vorher war dies noch nicht der Fall, da strategische Systeme (Bomber, ICBMs, SLBMs) für taktische Zwecke wenig Sinn machte. Das heißt theoretisch konnte ein konventioneller Krieg in Europa nuklear eskaliert werden (um zB eine russische Division im "Fulda-Gap" auszuradieren), ohne dadurch eine nukleare Bedrohung des russischen Kernlandes zu erzeugen.

Problem wäre auf russischer Seite einfach: Nur die Sowjets hatten Atomwaffen und alle anderen Bündnisgenossen waren erstmal entbehrlich, also wäre die Bombe auf Ostberlin kein Anlass gewesen, jetzt die finale Karte zu werfen. Im Westen sah das ja anders aus: Zwar glaube ich nicht, dass für ein pulverisiertes Kassel oder Frankfurt die Amis den kompletten Gegenschlag gewagt hätten, aber bei den Franzosen war man eventuell etwas mehr "trigger-happy".

Solche flexiblen Optionen gab es ja eh erst seit "Flexible Response" Anfang der 60er Jahre, vorher wäre der Grenzübertritteine T-55 bei Fulda mit dem einer B-52 bei Archelansk beantwortet worden (jedenfalls theoretisch). Damals hatten die Russen etwa 300 Sprengköpfe (während der Ciba-Krise), die Amis knapp 2.000. Es war also noch "überschaubar".

Mit Einführung reaktionsschneller Mittelstreckensysteme hatte man quasi dem nuklearen Schlagabtausch zur einer Perfektion geführt, die nur eine Konsequenz kannte: komplette Vernichtung durch Automatismen. Mag dann wohl auch einer der Gründe für Ostermärsche, Ärzte gegen Atomkrieg und Grüne im Bundestag gewesen sein. Vielleicht sollte sich Claudia Roth als Erinnerung daran eine kleine Pershing Ia auf ihren Schreibtisch stellen (sie kann sie ja in Regenbogenfarben bemalen). :FFTeufel: Modellbauer, ihr seit aufgerufen!
 
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Gucumatz

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Aachen nach 11 jahren Tempelhof
Böse Überraschungen

Problem wäre auf russischer Seite einfach: Nur die Sowjets hatten Atomwaffen und alle anderen Bündnisgenossen waren erstmal entbehrlich, also wäre die Bombe auf Ostberlin kein Anlass gewesen, jetzt die finale Karte zu werfen.
Naja, so einfach wars ja nun auch nicht. Immerhin gab es die massive "Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland - und die mit der besten Ausstattung. Auch in den anderen WP-Front-Staaten waren ja Truppen stationiert (CSSR, Ungarn).

Aber die Denke war einfach eine andere. Selbst die gesamte Planwirtschaft basierte auf dem absolutem 'geplantem' Vorrang aller Rüstungsmaterialien. Erst danach (und dies galt in Gesetzen und Verodnungen bis in die VEBs hinein) kam die Bedeutung jedweder ziviler Produktion.
Man sollte sich auch von Filmchen wie 'NVA' nicht täuschen lassen, die Soldaten der Armeen verbrachten ihre Dienstzeit zu 99% innerhalb ihrer Kasernen und Übungsgelände. Und das Einsatzgerät (nicht das Übungs- und Ausbildungsgerät) stand (voll aufmunitioniert und betankt) in 10 Minuten Bereitschaft.

Sicher daran, an Afghanistan, aber vor allem am SDI-Programm ist der WP wirtschaftlich kollabiert. Komischerweise 1984 am Tage meiner NVA-Musterung ausgereist :rolleyes: , habe ich mir dann auf einer Weiterbildung im Wehrdienst bei der Bw von einem Hauptmann einen Vortrag 1988 darüber anhören dürfen "Wie rüsten wir den Osten kaputt." Mir wurde dabei wirklich schlecht, weil mir der Gedanke kam, ob es wenn das dortige System kaputt geht keinen roten General gibt, der durchdreht. (analog zu Jack D. Ripper in Kubricks "Dr.Seltsam"). Im Bereich des Möglichen ist ja immer so etwas gewesen (Einsatz des Fallschirmsturmregimentes 1989 in Leipzig).

Dazu kam, das viele extrem wichtige Geheimnisse dem WP verraten wurden sind. Nicht umsonst klaute ja auch der CIA Oktober 89 die Rohdaten der Stasi (Ein Beispiel sei nur der Verrat der NATO-Pipeline Lagepläne durch einen US-Amerikaner genannt).

Die Franzosen (damals nicht direktes Mitglied in der NATO) hätten vor allem auch ihr Staatsgebiet nuklear (nach Deutschland hinein) verteidigt, die Force de dissuasion nucléaire (Hades) war ja erstmal stationär auf dem Plateau d´Albion. Erst später (nach 89) wurde dies durch die Mirage IV-A, Mirage 2000N und U-Boote abgelöst.
 
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Erdferkel

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Man sollte sich auch von Filmchen wie 'NVA' nicht täuschen lassen, die Soldaten der Armeen verbrachten ihre Dienstzeit zu 99% innerhalb ihrer Kasernen und Übungsgelände. Und das Einsatzgerät (nicht das Übungs- und Ausbildungsgerät) stand (voll aufmunitioniert und betankt) in 10 Minuten Bereitschaft.
Stellt sich für mich die Frage:
Warum der Aufwand, warum soviel Zeit in der Kaserne plattsitzen, auf den "Überraschungsangriff" des Klassenfeindes warten, wenn man gleichzeitig Witze darüber reißt, das bei der NATO Freitag um 12:00h Feierabend ist und ein Großteil der Leute ins Wochenende zu Familie und Co fährt:?!
 
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