Cessna - von der Airmaster bis zur Conquest

Diskutiere Cessna - von der Airmaster bis zur Conquest im Props Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Oh - Beileid! :mad: Ist nicht nur eine 0-200 Krankheit sondern auch eine des 0-300 - der 6 baugleiche Zylinder hat. Wir hatten damit jede Menge...
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...und hier mal ein Foto vom Conti O200 meiner D-EJEV.Das Bild entstand beim Zylinderwechsel vor 3 Jahren.(Das Auslaßventil war fest-soll wohl eine Conti O200 Krankheit sein)

Oh - Beileid! :mad: Ist nicht nur eine 0-200 Krankheit sondern auch eine des 0-300 - der 6 baugleiche Zylinder hat. Wir hatten damit jede Menge Ärger an F172F. Top bzw. Flop waren mal 3 Zylinderwechsel in 1 Jahr aufgrund festsitzender Auslassventile! Die Meinungen gehen hier massiv auseinander ob Mogas oder Avgas beim Betrieb dieser alten Motoren besser oder schlechter ist...:mad:
 
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Oh - Beileid! :mad: Ist nicht nur eine 0-200 Krankheit sondern auch eine des 0-300 - der 6 baugleiche Zylinder hat. Wir hatten damit jede Menge Ärger an F172F. Top bzw. Flop waren mal 3 Zylinderwechsel in 1 Jahr aufgrund festsitzender Auslassventile! Die Meinungen gehen hier massiv auseinander ob Mogas oder Avgas beim Betrieb dieser alten Motoren besser oder schlechter ist...:mad:
....Danke!Muß sagen ich hab 2002 auf Mogas (Super+)umstellen lassen und bin seither ca.200 h geflogen-seit der Aktion mit dem Ventil misch ich allerdings noch einen Schuß Bleiersatz mit hinein :TD: Aber ich kann Dir sagen,es war ein saublödes Gefühl,als mittem im Flug plötzlich der Zylinder aussetzte und das ganze auf einmal wahnsinnig fibrierte-ist ja klar,der Boxer lief nicht mehr rund:FFCry:
 
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Oh ja - das macht keinen Spaß! Wir hatten sogar mal - kaum zu glauben - 2 "tote" Ventile auf einmal! Da ist man froh, daß man 6 Zylinder hat!!! Die Flugleistungen sind natürlich dann total im Eimer! Empfiehlt sich definitiv nicht!!!

Zwar nicht zugelassen - sollen Mathy Additive (Sprit und Öl) sehr gute Resultate ergeben. Hab da schon Einiges aus erster Hand gehört... - bisher überall strahlende Gesichter (auch nach vielen hundert Betriebsstunden). Warten wir mal ab... werde posten wenn es hier Neuigkeiten geben sollte...
 
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Oh ja - das macht keinen Spaß! Wir hatten sogar mal - kaum zu glauben - 2 "tote" Ventile auf einmal! Da ist man froh, daß man 6 Zylinder hat!!! Die Flugleistungen sind natürlich dann total im Eimer! Empfiehlt sich definitiv nicht!!!

Zwar nicht zugelassen - sollen Mathy Additive (Sprit und Öl) sehr gute Resultate ergeben. Hab da schon Einiges aus erster Hand gehört... - bisher überall strahlende Gesichter (auch nach vielen hundert Betriebsstunden). Warten wir mal ab... werde posten wenn es hier Neuigkeiten geben sollte...
Danke für den Tip-und gleich der negative Gegenbeweis:mad:hatte zu der Zeit ungefähr 20 Flugstunden vorher Mathy-Additiv für Öl aufgefüllt,weil ich meinem Motor was gutes tun wollte-war wohl nix....:?!
 
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Tja - wenns klemmt, dann klemmts :TD: oder was soll man anderes dazu sagen?? :cool:
 
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und zum Schluß für heute noch ein Blick ins Cockpit von D-EJEV: korrekte Bezeichnung Cessna F(für Frankreich) 150 G.Die Werknummer von Reims-Aviaton ist 0190.(da ist was drann-kann ziemlich teuer werden:FFTeufel:)-also Baujahr 1967 und nur für VFR-Tag-Flüge zugelassen.reicht für meinen Bedarf aber auch aus:engel:
 
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Cessna Airmaster (C-34, 37, -38, C-145/ C-165

Weiter gehts mit einem der Klassischsten und "urigsten" Cessna Entwürfe...

Sowohl „Airmaster“ als auch die späteren Cessna 190 / C-195 „Businessliner“ sehen für den Laien zunächst sehr ähnlich aus. Wie wir bald sehen, sind die Unterschiede der beiden Entwürfe doch recht groß…

Der Entwurf der Cessna C 34 (aus der später die C 145 und 165 entstand) stammt von Clyde Cessnas Neffen, Dwane Wallace. Bis Mitte der 30´er Jahre entwickelte der junge Luftfahrtingenieur das Modell C-34, dessen Erstflug im Juni 1935 stattfand.

Das Flugzeug wurde in Gemischtbauweise gefertigt: Tragflächen und Leitwerk aus Holz mit Bespannung, Rumpf aus Stahlrohr mit hölzernen Stringern und Beplankung. Die Grundauslegung als Hochdecker mit rechteckigem Flügel ähnelt früheren Cessna Entwicklungen.

Die auf das Modell 34 folgenden C 37 und C 38 verfügten über diverse Verbesserungen, wie eine größere Kabine, verbessertes Fahrwerk, elektrische Landeklappen, ein größeres Seitenleitwerk und eine große, hydraulisch betätigte Bremsklappe, genannt Belly Flap am Bauch zwischen den Fahrwerksbeinen. (Diese Bremsklappe war extrem wirksam – und man musste die Maschine ziemlich auf den Kopf zu stellen um die Geschwindigkeit zu halten!)

C 37
und C 38 wurden beide von einem 145 hp leistenden Warner Super Scarab Sternmotor angetrieben. Die endgültigen Modelle C 145 und C 165 verfügten ebenfalls über den Warner Sternmotor mit 145, respektive 165 hp.

Leer brachte eine Airmaster rund 620 kg auf die Wage – maximal waren es rund 1060 kg – bei einer Zuladung von immerhin 434 kg. Mit dem 145 hp Motor wurde eine Reisegeschwindigkeit von rund 151 mph (~ 241 km/h) erreicht – also rund 130 Knoten! Eine selbst heute hervorragende Leistung für ein so schwach motorisiertes Flugzeug!

Eines der kleineren Probleme der Airmaster war die Auslegung des mechanischen Bremssystems deren Bedienung mit einem „Johnson Bar“ erfolgte. Es war eine Kopplung von linker und rechter Bremse über einen gemeinsamen Bremshebel. Je nach Seitenruderausschlag sollte entweder die linke oder rechte Bremse betätigt werden. Das System funktionierte halbwegs gut bei nagelneuen Flugzeugen – nach einigen Jahren wurde das Bremsen zum russischen Roulette: „Man wusste nie was passiert, wenn man den Johnson Bar zog“ berichtet ein langjähriger Airmaster Pilot. Viele Maschinen wurden später auf ein normales Bremssystem umgerüstet – was vielen Airmastern das Flugzeugleben gerettet haben wird!

Noch ein paar Erfahrungen eines alten Airmaster Piloten:

"Ich fliege am liebsten alleine - dann kann ich während dem Flug vom linken auf den rechten Sitz wechseln - der ist nämlich verstellbar und man hat mehr Platz. Für größere Piloten ist die Airmaster sehr unbequem!"
Tja - und nach wie vielen Stunden muß man die Kipphebel des Motors abschmieren? "Wenn nach dem Flug die Scheibe nichtmehr ölig wird, ist Zeit zum Fetten!"

Wahrlich - noch ein Flugzeug für echte Männer!

Von den 228 gebauten Flugzeugen sind heute in den USA noch knapp 70 Stück bei der FAA registriert – sämtlich mit Baujahren von 1934 bis 1941.

Mit Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg wurde die Produktion der Airmasters schnell eingestellt – der Nachfolger, Cessna 190 / C 195 stand aber schon in den Startlöchern…
 
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Cessna 190/ 195 "Businessliner"

Das Ende der Airmaster kam in den USA mit dem Ausbruch des 2. Welkrieges – der Markt für privat zu nutzende Flugzeuge war schlichtweg kaum mehr existent. Zudem litt die Fertigung der Airmaster unter der aufwändigen Gemischtbauweise der Konstruktion. Ein Nachfolger musste daher diverse Verbesserungen (aber auch Vereinfachungen) aufweisen…

Im Frühjahr 1944 ging man bei Cessna an die Arbeit. Problematisch erwies sich die Knappheit an Personal – sowohl im konstruktiven (und zeichnerischen) Bereich als auch bei der Verfügbarkeit von Testpiloten und Mechanikern.

Der Erstflug der neuen Cessna 190 fand am 7. Dezember 1944 mit Testpilot Carl Winstead am Steuer statt. Dieser Prototyp verfügte noch über einen bespannten Stahlrohr-Rumpf und litt zunächst erheblich unter Problemen mit der Ölkühlung des 245 hp Jacobs Sternmotors.

Der 2. Prototyp der Cessna 190 erhielt einen 300 hp Jacobs Sternmotor – er flog am 15. Oktober 1945 erstmals. (=spätere Motorisierung der C 195)

Designmerkmale der Maschine waren (im Vergleich zu den Airmaster Modellen):

- Ganzmetallkonstruktion
- Vergrößerte Kabine im Vergleich zur Airmaster mit mehr Komfort
- Antrieb durch Jacobs R755-A2 (300 hp, Jacobs L-4MB (R-755-9) (245 hp), Jacobs R-755B2 (275 hp) oder Continental Sternmotoren W670-23 (240 hp)
- Wartungsfreundlichkeit durch nach links wegschwenkbaren Motorträger
- Wegfall der „Belly-Flap“ – Bremsklappe der Airmaster
- Vereinfachung des Fahrwerks durch Einsatz des von Steve Wittman entworfenen Federstahl-Fahrwerks
- Integration eines Constant-Speed-Propellers
- Höhere Fluggeschwindigkeit
- Verwendung des NACA 2412 Profils (wie später bei C150, 172, 180, 182, 187, 188 und vielen anderen Cessna Entwürfen)
- Ausstattung mit moderner Avionik zur Durchführung von Instrumentenflügen
- Ausstattung mit Steuerhörnern statt mit den bei der Airmaster verwendeten Steuerknüppeln.

Zu einem tödlichen Absturz (von nur 2 in der Geschichte der Cessna Aircraft Company) kam es im März 1946 als sich bei der Flattererprobung des 2. Protoyps im Sturzflug Teile des Leitwerks durch Flattern lösten und die Maschine in der Luft zerlegte. Testpilot Carl Winstead kam dabei zusammen mit dem an Bord befindlichen Mechaniker Z.T. Richley ums Leben. (Jahre später, im April 1970 ging der Prototyp der C 340 beim Jungfernflug mit Testpilot Don Evans verloren)

Zu lösende Probleme in der Flugerprobung der C 190/ 195 waren damals ein nicht perfektes Überzieh- und Trudelverhalten (Abhilfe u.a. durch Hinzufügung einer kurzen Rückenfinne), Spornradflattern, Spornradlenkung sowie unzureichende Beheizung der Kabine.

Die damals gültigen Zulassungsvorschriften der FAA beinhalteten u.a., dass eine Maschine nach einem stabilen 6 Umdrehungen dauernen Trudeln ohne Eingreifen des Piloten nach maximal 1 ½ weiteren Umdrehungen freikommen musste. Nachdem dies (nicht immer) gelang, wurde eine intensive Trudelerprobung gestartet – die in einem Fall den Piloten Hank Waring und William D. Thompson beinahe das Leben kostete. Aus abschließend nicht geklärten Gründen war es den beiden auch nach größten Anstrengungen nicht gelungen, ein in 10.000 ft begonnenes Trudeln wieder zu beenden – erst in 600 ft ließ sich die Maschine nach Abwurf der Tür zum Notausstieg (die Tür war zunächst nicht zu öffnen – wodurch der späte Abwurf erklärbar ist!) plötzlich problemlos aus dem Trudeln holen. Bei langwierigen, intensiven Trudelversuchen (mit abwerfbarem Trudelballast und installiertem Trudelschirm) konnte nie wieder eine derartige Situation herbeigeführt werden. Die C 190/ 195 gilt daher trotz dieses Zwischenfalls als sicher trudelndes Flugzeug.

Beim statischen Belastungstest der Maschine zeigte sich, dass bei erreichen der berechnete Belastungsgrenze kleine Falten in der Flügelbeplankung auftraten. Tatsächlich zur Freude der Ingenieure! Die Freude wich bald blankem Entsetzen, als die Belastung die berechneten Werte erreichte, weit überschritt und die Struktur weiterhin keinen Schaden nahm! Erst bei einer extrem hohen Belastung brach der Holm mit einem lauten Knall. Die Flügelspitzen hatten sich inzwischen um 66 cm (!!) nach oben gebogen!

Das Entsetzen der Konstrukteure rührte daher, dass die Konstruktion offenkundig ZU stabil ausgelegt war – und damit zu schwer. Nun, für die laufende Produktion war dieser Umstand nicht mehr zu ändern. Cessna lernte jedoch daraus und legte die Konstruktionen fortan etwas zu schwach aus. Es war günstiger, im Notfall (nach einem nicht bestandenen Belastungstest) Verstärkungen einzubauen, als von vorne herein die Konstruktion zu stark auszulegen.

Es ist der Fall eines Businessliner Kunden überliefert, der seine Maschine zur Kontrolle ins Werk zurück brachte. Die Maschine war im Wolkenflug ausser Kontrolle geraten und wurde beim Abfangen aus dem Sturzflug offenbar überlastet: Beide Flügelspitzen hatten sich um fast 30 cm verzogen und verdreht. An Reparatur war natürlich nicht zu denken – die Flügel mussten ausgetauscht werden. Jedoch ein erneuter Beweis für die Robustheit der Konstruktion.

1947 war die Cessna 195 die größte und schnellste einmotorige Maschine. Mit ihren 180 mph Top-Speed konnte sie sogar den damaligen Beech Bonanzas davonfliegen.

Hier die wichtigsten Daten auf einen Blick (C 195, 300 hp):
- Kabine für 1 Pilot und 4 Passgiere
- Leergewicht 2.050 lbs (=930 kg)
- Zuladung 1.300 lbs (=589 kg)
- Max. Abfluggewicht 3.350 lbs (=1.519 kg)
- Maximale Geschwindigkeit im Horizontalflug 181 mph (=291 km/h)
- Reisegeschwindigkeit 171 mph (=274 km/h)
- Dienstgipfelhöhe 18.300 ft

Bis 1954 wurden 1.180 Stück zu Preisen von zuletzt 16.500 Dollar für die 245 hp C-190, 15.795 Dollar für die 245 hp C-195A, 18.750 Dollar für die 275 hp C-195 B und 23.500 Dollar für die C-195 verkauft.

Davon sind heute noch in den USA und Kanada 702 Maschinen im Einsatz.

Mit einem recht hohen Sprit- und Ölverbrauch (2 Liter pro Stunde waren nicht unüblich) und dem hohen Kaufpreis kamen die Maschinen vor allem im Geschäftsreiseverkehr zum Einsatz. Für den privaten Bereich waren andere Cessna Modelle (z.B. 120/140) gebräuchlicher.

Heute gehören die Businessliner zu den begehrtesten, klassischen Flugzeugen überhaupt und werden hoch gehandelt.
 
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Einen so tollen Bericht über die 190/ 195 habe bis zuletzt noch nicht gelesen:HOT::eek:
einfach nur Super und vielen Dank!!!:TOP:

Das Sahnehäubchen wäre jetzt noch ein schönes Bild.

Liebe Grüße
Anton
 
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C-340/-335

Freut mich zu lesen, dass es Euch gefällt… vielen Dank Jörg für die schönen 190´er Fotos!

Machen wir mal einen Zeitsprung in die Jahre um 1970 herum…

Cessna begann im Juni 1951 mit der Entwicklung einer der erfolgreichsten Produkte der Firmengeschichte. Wie viele meinen hatte Cessna damals „the sexiest airplane on earth“. Die Rede ist von der Serie C-310/ C-320. Speziell in der Version R wie ich finde das interessanteste und schönste Flugzeug unter sämtlichen Kolbentwins.

Nach der erfolgreichen Einführung dieser Modelle begann Cessna mit den Überlegungen für einen größeren „Cabin-Class“ Nachfolger der C-310/ C-320. Dieses, Projekt C-330 genannte Flugzeug sollte folgende Eigenschaften aufweisen:

- 6 Sitze (Anordnung 2+2+2)
- Air-Stair-Door (also Einstieg über die später so bekannten 2-teiligen Treppen)
- Antrieb durch 2 6 Zylinder Turbomotoren von Teledyne Continental
- Verwendung eines Laminarprofils (Type 63000)
- Einfach-geschlitzte Landeklappen
- Verwendung eines Kreuz-Leitwerks

Die Flugtests mit der C-330 von 1966 bis 1967 verliefen alles andere als gut! Es stellte sich heraus, dass vor allem das Überziehverhalten (das über 2.000-mal getestet wurde!!) alles andere als zufrieden stellend war. Erst die Verwendung von Stall-Strips und die Veränderung des Flügelprofils an der Nasenkante brachte eine Verbesserung der Situation. Das Flugzeug litt aber enorm an anderen Problemen und Zwischenfällen wie Abbrechen von Teilen des Leitwerks, Abbrechen eines der Querruder im Flug, Triebwerksprobleme…- so war es nicht verwunderlich, dass das Projekt C-330 bald eingestellt wurde. Die Maschine wurde bis 1970 eingelagert.

Glen McCormick, Manager der Designabteilung für die Typen C-402, 402, 31, 320 und frühe 421 Modelle sollte dem Projekt eines größeren Nachfolgers der C-310 neuen Schwung verpassen… die neue Cessna 340 sollte das Angebot der größeren Druckkabinen Geschäftsreise-Twins C-414 und C-421 nach unten hin abrunden. Die Maschine sollte auch für den selbst fliegenden, anspruchsvollen Geschäftsmann interessant sein.

Also holte man den Rumpf der C-330 wieder aus der Versenkung und kombinierte sie mit Leitwerk, Flügeln und Triebwerken der Cessna T310.

Der Erstflug der Cessna 340 fand am 10. April 1970 statt. Am Steuer saß Cessna Testpilot Don Evans. Begleitet wurde die Maschine von einer C-414 mit Glenn Lanmon und Milt Sills. Als Fotograf war Jack Swayze mit an Bord des Chase Planes.

Der Erstflug verlief zunächst problemlos: Einfahren des Fahrwerks, Ausfahren der Landeklappen, allgemeines Handling, Herantasten an den Strömungsabriss in 10.000 Fuß. Don entschied sich danach zum Test der Höchstgeschwindigkeit im Horizontalflug und gab Vollgas. Kurz darauf lief die elektrische Höhenrudertrimmung nach oben und blockierte in einer Stellung von 30 Grad (Trimmklappe nach oben bewirkt Drücken des Ruders nach unten!). Der Pilot nahm sofort das Gas weg, was die begleitende C-414 zum Überholen zwang. Sie zog dabei nach rechts weg. In der Zwischenzeit befand sich die C-340 bereits in einer Fluglage von 30 Grad Nase unten, drehte weiter und erreichte schließlich eine Lage von 120 Grad unter dem Horizont. In dieser Fluglage lösten sich mehrere Teile vom Flugzeug, es drehte wieder zurück auf ca. 70 Grad unter dem Horizont, dann rollte sie auf den Rücken und schlug, im flachen Rückentrudeln auf dem Boden auf. Testpilot Don Evans hatte keine Chance. Wie sich später herausstellte wurde das Unglück durch einen losen Verbindungsbolzen zwischen Trimmklappe und Trimmantrieb. Die blockierte Trimmklappe drückte das Steuer mit einer Belastung von 300 lbs (=136 kg) nach vorne. Vom Piloten unmöglich auszusteuern.
Cessna reagierte auf den Absturz sofort mit einem Service Bulletin um bei allen Flugzeugen mit entsprechender Trimmklappen-Installation die Sicherheit des Bolzens zu garantieren. Kurz darauf verfügte die FAA in einer Airworthiness Directive, dass an allen Cessna Modellen einfache Bolzen für die Ruderanlenkung durch Bolzen mit Sicherungssplinten zu ersetzen seien.

Nach dem Verlust von Prototyp Nr. 1 wurde die statische Testzelle zum Prototyp Nummer 2 umgebaut und die Erprobungen fortgesetzt.

Die weitere Erprobung konzentrierte sich vor allem auf die Punkte Triebwerkskühlung, Entwicklung eines günstigen Kabinendrucksystems sowie Optimierung von Cockpitergonomie und Kabinengestaltung.

Die Grundversion der C-340 verfügt über eine Motorisierung von 2, jeweils 285 hp leistenden, turbogeladenen TCM TSIO-520-K. Die ab 1976 vorgestellte C-340 A erhielt statt dessen leistungsstärkere TSIO-520-N Motoren mit einer Leistung von jeweils 310 hp. Inzwischen bietet die US-Firma RAM noch stärkere, 325 oder 335 hp starke Motorvarianten an, wofür die Zusatzbezeichnungen
RAM IV, RAM VI​
und RAM VII gelten.

Die Cessna 340 weist sehr angenehme Flugeigenschaften aus und ist eine stabile Plattform für Instrumentenflug. Nachteilig ist ihr relativ kleiner Schwerpunktbereich – der bei einer Beförderung von 2+4 Personen sehr schnell ausgereizt ist und in den Meisten Fällen zur Mitnahme schwerer Gegenstände im kurzen Nasen-Gepäckraum zwingt. (hier sind die langnasigen Varianten der C-414 und C-421 eindeutig im Vorteil).

Als „interessant“ kann auch das Tanksystem der C-340 gelten. Die Maschine ist mit diversen Tankkombinationen verfügbar – mit 2, 4, 5 oder 6 Tanks!

Haupttanks des Flugzeuges sind die großen, jeweils 50 Gl fassenden Tip-Tanks. Auxiliary Tanks liegen daneben im Flügel. Sie haben ein Fassungsvermögen von jeweils 31,5 Gallonen. Zusätzlich können Winglocker-Tanks in den Triebwerksgondeln installiert sein (entweder je einen Tank links oder rechts oder beide Tanks auf einer Seite). Sie haben eine Kapazität von jeweils 20 Gallonen. Die Gesamtkapazität beträgt somit maximal 203 nutzbaren Gallonen (=768 Liter).
Das Treibstoffsystem ist nach heutigen Gesichtspunkten sehr aufwändig (und fehlerträchtig) gestaltet:

Der Treibstoff wird mittels Pumpen von den Haupttanks zu den Motoren gedrückt. Dort nicht benötigter Sprit gelangt zurück in die Haupttanks. Selbst wenn die Auxiliary Tanks geschalten sind, gelangt dieser rückfließende Treibstoff zurück in die Haupttanks. Sind diese zu voll – weil der Pilot zu früh von den Haupt- auf die Zusatztanks geschalten hat, wird der Sprit über die Überläufe außenbords gedrückt!
Die Winglocker Tanks (für die es keine Füllstandsanzeigen gibt) entleeren ihren Treibstoff bei Bedarf ebenfalls in die Haupttanks. Das System ist also vergleichsweise knifflig und sollte gut Verstanden werden. Außerdem ist das Treibstoffmanagment sehr Pumpen-lastig: Fallen eine oder mehrere Treibstoffpumpen aus, verliert man je nachdem einen mehr oder weniger großen Teil der getankten Spirtmenge (ohne Pumpe kein Sprit).
Jedes Jahr verunglücken Flugzeuge der Serien C-310/ 320/ 340 durch falsches Treibstoffmanagment aufgrund von Missverständnissen im Umgang mit dem System.

Auf dem Markt der mittleren Kolben-Twins waren und sind die hauptsächlichen Gegenspieler der C-340 die Beech Baron 58P und (in geringerem Umfang) die Aerostar 602P. Von diesen 3 Typen weist die C-340 den größten Rumpf auf – rangiert hinsichtlich ihrer Flugleistungen deshalb aber auf Platz 3 hinter Aerostar und Baron.

Hier wieder die wichtigsten Daten auf einen Blick:

Leergewicht 4.480 lbs
Maximales Abfluggewicht 5.990 lbs
Höchstgeschwindigkeit im Horizontalflug in 22.000 Fuß 244 Knoten TAS
Realistische Reisegeschwindigkeiten bei 65 % Leistung je nach Zuladung und Bedingungen zwischen 195 und 210 Knoten TAS
Treibstoffverbrauch im Steigflug (325 hp RAM IV) pro Triebwerk 136 Liter/ Stunde
Treibstoffverbrauch im Reiseflug (325 hp RAM IV), 65 % Leistung pro Triebwerk 68 Liter/ Stunde

Zwischen 1979 und 1980 wurde eine abgespeckte, leichtere und billigere Version der C-340 ohne Druckkabine angeboten – die Cessna 335, angetrieben von TSIO-520-EB Motoren mit 300 hp. Die Fertigung wurde nach nur 64 Stück eingestellt.

Die Cessna 340 ist hingegen mit 1.287 gebauten Flugzeugen bis zur Einstellung der Produktion im Jahre 1984 eine der erfolgreichsten mittleren Geschäftsreise-Twins überhaupt. Leider traf auch diese Maschine in den letzten Jahren das gleiche Schicksal wie fast alle anderen Cessna Twins: Extrem hohe Wartungskosten durch groß angelegte (meist technisch unberechtigte) Nachprüfungen der Flügelstruktur. Man wird sehen ob dies mittelfristig nicht vielleicht sogar das Todesurteil vieler dieser schönen Maschinen wird…
 
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Hier ein Foto der schönen C-340 Kabine. Die Sitze stehen in Club-Anordnung.
 
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und last but not least das Cockpit - hier mit recht moderner Navigationsausstattung. Der Bildschirm rechts ist für die Darstellung des Wetterradars.
 
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...was hättet Ihr denn gerne? Womit wollen wir weitermachen???
 
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