Wer am 29. Mai 1987 die Tagesschau verpasst hat, kann die Fernsehreportage über den Kreml-Flug
hier nachgucken.
Für 160.000 DM ist die Maschine übrigens, als sie noch in Moskau stand, von Herrn Wolfgang Rudy Neumann für die Münchner Modefirma MCM sowie den Münchner Kosmetikhersteller Azuma Royal gekauft worden, um damit Werbeflüge durch Deutschland zu machen. Die Absicht, mit dem Flugzeug öffentlichkeitswirksam diese "Friedens- und Freundschaftsflüge" zu veranstalten, unterband die Bundesregierung jedoch, um das Verhältnis zur Sowjetunion nicht weiter zu belasten, heißt es. Und...
VDI-Nachrichten.com schrieb:
Nachdem das Flugzeug eine Zeit lang in München in der Nähe des Olympiageländes ausgestellt war, erwarb es 1988 ein in Japan lebender iranischer Geschäftsmann, der es nach Japan überführte. Auch dort musste die Cessna am Boden bleiben, weil die japanische Regierung diplomatischen Verwicklungen aus dem Weg gehen wollte. In den folgenden 15 Jahren war das Flugzeug am Eingang eines Sportklubs in der Stadt Utsonomiya nördlich von Tokio als Attraktion ausgestellt. Nach dem Bankrott des Besitzers wurde es 2003 weiterverkauft und von seinem neuen Eigentümer in einer Halle eingemottet.
Und so kam es dann
ins Berliner Technikmuseum.
Der Flug selbst war zwar keine ungewöhnliche Leistung, aber er war schon ein herausragendes weltgeschichtliches Ereignis. Insofern hat diese Cessna einen musealen Wert. Eigentlich müsste man fast jedes Flugzeug ins Museum stellen, Airtiger, aber in der Realität wird gnadenlos gesiebt. Ich persönlich würde einem Einzelstück oder einer Rarität ebenfalls den Vorzug vor einer 172 geben, aber hier geht es eben nicht um 'irgend eine' Cessna.
Was ihren Piloten angeht, sehe ich seinen Denkmalwert etwas nüchterner:
Abgesehen von der nicht vorhandenen fliegerischen Großtat des Fluges darf man auch die politische Absicht in Frage stellen, die dahinter steckte. Ich halte die völkerverständigende Mission des Fluges für einen nachgeschobenen Grund. Als eigentlichen Auslöser vermute ich mal schwer den geflügelten Spruch „an Himmelfahrt zum Roten Platz“, der so oder ähnlich lautend im Aero-Club Hamburg Motorflug e. V. bekannt war, wie eine Vereinskameradin von Rust damals in einem Interview berichtete; so dass ich annehme, dass Mathias Rust seinen Flug auf diesen Spruch aufbauend aus einer Laune oder einem Ehrgeiz heraus geplant hat.
Bedauerlich finde ich, dass der Kremlflieger nach seiner Rückkehr seine Popularität nicht genutzt hat, um seinen Weg zurück in die Luftfahrt zu finden, wo er Karriere und vielleicht noch positivere Schlagzeilen hätte machen können. Mir fällt auf Anhieb kein Flugpionier ein, der einen so verabscheuungswürdigen Lebenslauf aufzuweisen hat wie Mathias Rust.
Aber zurück zum Flugzeug. Hier noch ein damaliges Pressefoto der einsamen D-ECJB vor der Basilius-Kathedrale:
(Quelle:
www.wired.com)