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Alien


Freitag 27. Mai 2005, 09:46 Uhr
Charles Lindberghs unglaubliches Doppelleben
München (dpa) - Charles Lindberghs letzte Botschaft an seine deutsche Geliebte Brigitte Hesshaimer kurz vor seinem Tod mahnte: «Hold the utmost secrecy!» - Absolute Geheimhaltung! Jahrzehntelang war dieser Satz Programm für den gefeierten Nationalhelden der USA, dessen Doppelleben erst 2003 die Offenbarung der drei Hesshaimer- Kinder in Ansätzen aufgedeckt hatte.
Eine DNA-Analyse hatte damals belegt, dass sie leibliche Kinder des US-Fliegerhelden sind. Glaubt man dem Münchner Autor Rudolf Schröck, haben sie eine weit größere Familie als bisher angenommen - die Frauen flogen offenbar nur so auf den berühmten Flieger.
«Das Doppelleben des Charles Lindbergh in Deutschland und der Schweiz führte zur Gründung von drei heimlichen Familien mit sieben unehelichen Kindern», schreibt der Journalist in seinem Buch «Das Doppelleben des Charles A. Lindbergh» (Heyne), das Anfang Juni auf den Markt kommt. Grundlage dafür waren unter anderem Interviews mit den Kindern der Münchner Hutmacherin Hesshaimer, die sich alle durchweg positiv über ihren Vater äußern. Sie fungierten als Co- Autoren des Buches und gewährten Schröck Zugang zum Familienarchiv sowie zu 400 Seiten heimlicher Korrespondenz zwischen Lindbergh und ihrer Mutter.
Daraus ging laut Schröck hervor: «Lindbergh hatte neben seiner Liaison mit der Münchner Hutmacherin gleichzeitig noch zwei weitere Liebesverhältnisse - mit Brigittes Schwester Marietta und mit seiner deutschen Privatsekretärin Valeska, die altem preußischem Adel entstammte.» Beide hielten sich aber bis heute hartnäckig an Lindberghs Schweigegebot - so wie es auch die 2001 gestorbene Brigitte Hesshaimer zu Lebzeiten getan hatte. Die Affären blieben nicht ohne Folgen: Außer den drei Kindern mit Brigitte hatte Lindbergh laut Schröck je zwei weitere mit deren Schwester Marietta in der Schweiz und mit Valeska.
Eine Beziehung zu viert sei es gewesen, über deren genaue Details nur Lindbergh Bescheid wusste: «Er war der Mann zwischen drei Geliebten - und einer Ehefrau». Lindbergh (1902-1974), der 1927 als erster Mensch im Alleinflug den Atlantik überquert hatte, war in seiner Heimat mit der Schriftstellerin Anne Morrow verheiratet. Beide galten als Traumpaar und hatten gemeinsam sechs Kinder, von denen eines im Babyalter entführt und getötet worden war.
Mitte der 50er Jahre war die Musterehe aber nur noch «eine offiziöse Vorzeigeveranstaltung, in Deutschland wollte Lindbergh jetzt sein Alter Ego aufbauen und durchsetzen», heißt es in dem Buch. Die drei Frauen und Lindbergh hätten zeitweise sogar gemeinsam in dessen Wohnung in Rom gewohnt. Die habe der zur Legende verklärte Flieger in seiner Eigenschaft als Berater von US-Präsident Dwight D. Eisenhower «als europäische Operationsbasis» angemietet.
Lindberghs nachrichtendienstliche Arbeit begünstigte sein Doppelleben. Seiner Geliebten habe er gestanden, in streng vertraulichen «militärischen Missionen» unterwegs zu sein. Schröck fand heraus, dass Lindbergh drei Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs bereits im Geheimauftrag von US-Regierung und -Militär nach Deutschland unterwegs war. Dort erforschte er den Entwicklungsstand der deutschen Luftfahrt- und Raketenforschung und spürte deutsche Spitzentechniker auf.
Nach der Rückkehr war er an geheimen Waffenentwicklungsprogrammen beteiligt, lotete rund um die Welt US-Bomber-Stützpunkte aus, war an der US-Luftbrücke für das eingeschlossene Berlin beteiligt und beriet die Fluggesellschaft Pan Am. Schröck: «Eine bessere Tarnung gab es in der Tat nicht: Er kam nach London, Paris, Istanbul, Teheran oder Tokio als Repräsentant und Direktor von Pan Am, aber er kam immer auch als Consultant des amerikanischen Militärs und der US-Regierung. Er war kein Agent, aber er führte das Leben eines Agenten.»
Lindbergh, der nach seinem historischen Soloflug über den Atlantik zum Medienstar wider Willen geworden war, hatte spätestens nach der Entführung seines Sohnes sowie einer Hetzkampagne gegen ihn ein gespaltenes Verhältnis zur Presse. Seit Mitte der 40er Jahre mied er konsequent die Öffentlichkeit. Schröck: «Lindbergh war zum perfekten Schattenmann geworden: Weltweit präsent, aber unsichtbar. Seine Konditionen bei US-Regierung, Air Force und Pan Am waren identisch: Er konnte zu jeder Tages- und Nachtzeit jedes amerikanische Flugzeug besteigen und zu jedem Punkt der Erde fliegen - in der ersten Klasse und immer ohne Bezahlung», schreibt der Autor, der zuvor mit Biografien über Willy Brandt und Franz-Josef Strauß bekannt wurde.
Rudolf Schröck
Das Doppelleben des Charles A. Lindbergh
Heyne Verlag, München
368 S., Euro 19,90
ISBN 3-453-12010-8
Charles Lindberghs unglaubliches Doppelleben
München (dpa) - Charles Lindberghs letzte Botschaft an seine deutsche Geliebte Brigitte Hesshaimer kurz vor seinem Tod mahnte: «Hold the utmost secrecy!» - Absolute Geheimhaltung! Jahrzehntelang war dieser Satz Programm für den gefeierten Nationalhelden der USA, dessen Doppelleben erst 2003 die Offenbarung der drei Hesshaimer- Kinder in Ansätzen aufgedeckt hatte.
Eine DNA-Analyse hatte damals belegt, dass sie leibliche Kinder des US-Fliegerhelden sind. Glaubt man dem Münchner Autor Rudolf Schröck, haben sie eine weit größere Familie als bisher angenommen - die Frauen flogen offenbar nur so auf den berühmten Flieger.
«Das Doppelleben des Charles Lindbergh in Deutschland und der Schweiz führte zur Gründung von drei heimlichen Familien mit sieben unehelichen Kindern», schreibt der Journalist in seinem Buch «Das Doppelleben des Charles A. Lindbergh» (Heyne), das Anfang Juni auf den Markt kommt. Grundlage dafür waren unter anderem Interviews mit den Kindern der Münchner Hutmacherin Hesshaimer, die sich alle durchweg positiv über ihren Vater äußern. Sie fungierten als Co- Autoren des Buches und gewährten Schröck Zugang zum Familienarchiv sowie zu 400 Seiten heimlicher Korrespondenz zwischen Lindbergh und ihrer Mutter.
Daraus ging laut Schröck hervor: «Lindbergh hatte neben seiner Liaison mit der Münchner Hutmacherin gleichzeitig noch zwei weitere Liebesverhältnisse - mit Brigittes Schwester Marietta und mit seiner deutschen Privatsekretärin Valeska, die altem preußischem Adel entstammte.» Beide hielten sich aber bis heute hartnäckig an Lindberghs Schweigegebot - so wie es auch die 2001 gestorbene Brigitte Hesshaimer zu Lebzeiten getan hatte. Die Affären blieben nicht ohne Folgen: Außer den drei Kindern mit Brigitte hatte Lindbergh laut Schröck je zwei weitere mit deren Schwester Marietta in der Schweiz und mit Valeska.
Eine Beziehung zu viert sei es gewesen, über deren genaue Details nur Lindbergh Bescheid wusste: «Er war der Mann zwischen drei Geliebten - und einer Ehefrau». Lindbergh (1902-1974), der 1927 als erster Mensch im Alleinflug den Atlantik überquert hatte, war in seiner Heimat mit der Schriftstellerin Anne Morrow verheiratet. Beide galten als Traumpaar und hatten gemeinsam sechs Kinder, von denen eines im Babyalter entführt und getötet worden war.
Mitte der 50er Jahre war die Musterehe aber nur noch «eine offiziöse Vorzeigeveranstaltung, in Deutschland wollte Lindbergh jetzt sein Alter Ego aufbauen und durchsetzen», heißt es in dem Buch. Die drei Frauen und Lindbergh hätten zeitweise sogar gemeinsam in dessen Wohnung in Rom gewohnt. Die habe der zur Legende verklärte Flieger in seiner Eigenschaft als Berater von US-Präsident Dwight D. Eisenhower «als europäische Operationsbasis» angemietet.
Lindberghs nachrichtendienstliche Arbeit begünstigte sein Doppelleben. Seiner Geliebten habe er gestanden, in streng vertraulichen «militärischen Missionen» unterwegs zu sein. Schröck fand heraus, dass Lindbergh drei Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs bereits im Geheimauftrag von US-Regierung und -Militär nach Deutschland unterwegs war. Dort erforschte er den Entwicklungsstand der deutschen Luftfahrt- und Raketenforschung und spürte deutsche Spitzentechniker auf.
Nach der Rückkehr war er an geheimen Waffenentwicklungsprogrammen beteiligt, lotete rund um die Welt US-Bomber-Stützpunkte aus, war an der US-Luftbrücke für das eingeschlossene Berlin beteiligt und beriet die Fluggesellschaft Pan Am. Schröck: «Eine bessere Tarnung gab es in der Tat nicht: Er kam nach London, Paris, Istanbul, Teheran oder Tokio als Repräsentant und Direktor von Pan Am, aber er kam immer auch als Consultant des amerikanischen Militärs und der US-Regierung. Er war kein Agent, aber er führte das Leben eines Agenten.»
Lindbergh, der nach seinem historischen Soloflug über den Atlantik zum Medienstar wider Willen geworden war, hatte spätestens nach der Entführung seines Sohnes sowie einer Hetzkampagne gegen ihn ein gespaltenes Verhältnis zur Presse. Seit Mitte der 40er Jahre mied er konsequent die Öffentlichkeit. Schröck: «Lindbergh war zum perfekten Schattenmann geworden: Weltweit präsent, aber unsichtbar. Seine Konditionen bei US-Regierung, Air Force und Pan Am waren identisch: Er konnte zu jeder Tages- und Nachtzeit jedes amerikanische Flugzeug besteigen und zu jedem Punkt der Erde fliegen - in der ersten Klasse und immer ohne Bezahlung», schreibt der Autor, der zuvor mit Biografien über Willy Brandt und Franz-Josef Strauß bekannt wurde.
Rudolf Schröck
Das Doppelleben des Charles A. Lindbergh
Heyne Verlag, München
368 S., Euro 19,90
ISBN 3-453-12010-8