Das Risiko für einen tödlichen Unfall

Diskutiere Das Risiko für einen tödlichen Unfall im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Hallo, Ich habe vor 32 Jahren den Segelflugschein und PPL gemacht und mir den Traum vom Fliegen erfüllt. Inzwischen sind rund 3000 Flugstunden...

LimaBravo

Sportflieger
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Hallo,

Ich habe vor 32 Jahren den Segelflugschein und PPL gemacht und mir den Traum vom Fliegen erfüllt.
Inzwischen sind rund 3000 Flugstunden zusammengekommen, ganz Europa wurde intensiv beflogen, wunderbare Erlebnisse, Reisen, die ich keinenfalls vermissen möchte.
Segelflug betreibe ich seit 20 Jahren aus Bequemlichkeit und auch aus Risikogründen nicht mehr, habe auch leider sehr bald Segelflugunfälle von Fliegerkollegen mitbekommen, mich selber mit erhöhten Risiko erwischt und durch die Intensive Motorfliegerei ausgelastet, den Segelflugschein nicht mehr verlängert.
Habe leider auch mehrere gute Freunde im näheren Umfeld durch Motorflugunfälle verloren und mir wurde dadurch vor einigen Jahren doch das erhöhte Risiko den ich mich aussetzte bewusst was meine Flugstunden von 100 bis 180 pro Jahr auf bis zu 10 Stunden pro Jahr reduzierte, was die Flugsicherheit auf meinen doch komplexen Flugzeug nicht gerade verbesserte. Ich bemühe mich zur Zeit mindesten 50 Stunden pro Jahr zu fliegen, was für mich ein guter Kompromiss ist, ganz aufhören wie ich es auch schon vorgehabt habe geht aus Herzensgründen nicht, fliege doch nach wie vor gerne.

Fliegen muss man wollen, lieben, mit dem Herzen dabei sein, sonst funktioniert das nicht. Man soll sich dem Restrisiko bewusst sein und es muss es einen wert sein.
Dieses Restrisiko kann und soll man man durch regelmäßiges Fliegen mit Vorsicht, Wartung und Auswahl des für einen geeigneten Flugzeugs (Kosten) massiv reduzieren.
Nie an die Grenzen des Möglichen gehen, nicht bei schlechtesten Wetter fliegen, immer ausreichend hoch und die Möglichkeit eines Motorausfalls in Betracht ziehen. Immer einen Ausweg im Hinterkopf haben, sich immer Spielraum lassen und immer genug Sprit im Tank!
Niemals den Respekt gegenüber dem Fliegen verlieren!

LG Leopold
 
atlantic

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Die meisten Unfälle passieren immer noch im Haushalt und viele Menschen sind bei einem simplen Treppensturz schon zu tode gekommen, oder haben sich schwerste Verletzungen zugezogen.
rein statistisch gesehen, sollen die meisten Menschen in ihrem eigenen Bett sterben.............
mal sollte wohl auf´s schlafen gehen verzichten. :S_gruebel:

und rein biologisch gesehen .......... hat das Leben noch keiner überlebt:023:
 

KL35

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Hallo,

es tut mir leid, aber nach 23 Jahren aktiver Fliegerei im Motor- und Segelflug, muss ich leider sagen, es ist ein sehr hohes Risiko.

Ich hatte 4 Fluglehrer an einer kommerziellen Flugschule, davon sind mittlerweile 2 tödlich beim fliegen verunglückt. An meinem Heimflugplatz starben in den letzten 15 Jahren 8 Fliegerfreunde (4x Segelflug, 4x UL/Motorflug. Manchmal wundere ich mich selber, wie schnell man in dann zur Tagesordnung übergeht. Aber die Liebe zur Fliegerei ist einfach so groß, dass ich es nicht lassen kann. Preis dafür ist eben das Risiko. Für mich auch völlig ok, nur hab ich natürlich ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Frau, die sich natürlich Sorgen macht und mich immer mit "Fall bloß nicht runter" verabschiedet. Wichtig ist deshalb meiner Meinung nach, dass es wenigstens keine finanziellen Probleme für die Hinterbliebenen geben würde.

Und klar, ich kenne natürlich auch viele Piloten die weit über 5.000 Stunden ohne jeden Unfall geflogen sind. Man soll sich nur nichts vormachen. Beim Auto fahren ist in den 23 Jahren kein einziger Bekannter von mir ums Leben gekommen. Weil man hört ja in Fliegerkreisen immer gleich, "ja im Straßenverkehr passiert ja auch viel". Das ist natürlich nur meine ganz persönliche Einschätzung und ich will natürlich niemand vom fliegen abhalten, ganz im Gegenteil! Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl der Freiheit sich im dreidimensionalen Raum zu bewegen und die Schönheit der Landschaft zu bestaunen.

Grüße, Stefan
 

gudi

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Hallo,

zu diesem Thema gab es einen sehr guten Vortrag von Bruno Gantenbrink. Er war Segelflugweltmeister und mehrmaliger deutscher Meister und ist einer der bekanntesten Segelflieger.

Gruß
Gudi
 

timtaler3818

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Bruno Gantenbrink hat dazu mal einen Vortrag gehalten, der es meines Erachtens gut beschreibt: https://www.afg.ethz.ch/wp-content/uploads/documents/saferflying/Sicherheit_beim_Fliegen.pdf

Daraus zitiert: "Wir sollten permanent etwas Angst haben oder, mit anderen Worten gesagt, besorgt sein, denn nur der, der besorgt ist, paßt auch bei den simplen Dingen auf, deren Nichtbeachtung oft die Ursache für Schlimmes ist.
Für sich selbst eine risikobewußte Sicherheitsstrategie zu haben, ist jedenfalls die weitaus erfolgreichere Methode, unseren Sport zu überleben, als nur darauf zu hoffen, daß man etwas mehr Glück hat als die Freunde, die es trifft."
 

timtaler3818

Kunstflieger
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@gudi - wie heißt es noch? Zwei D...e, ein Gedanke :-) :-) :-)
 
Alpha

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Auto- und Motorradfahren sind im Vergleich zur Fliegerei relativ simple Tätigkeiten mit anderen Risikofaktoren, ein Vergleich ist nur bedingt sinnvoll.

Wenn man einfach mal in die Statistik des ADAC hinein schaut sieht man, dass etwa 50% der Motorradunfälle nicht vom Motorradfahrer verantwortet werden. Anders gesagt: Egal, wer da fährt oder wie gut der Motorrad fahren kann oder wie herausragend er Übersicht behält - sein Risiko, durch andere in einen Unfall gezwungen zu werden, ist sehr hoch und kann auch kaum durch eigenes Handeln verringert werden. Auch mein letztes Motorrad wurde unter perfekten Bedingungen, am helllichten Tag an sehr übersichtlicher Stelle einfach übersehen und (mit mir drauf) zum Totalschaden abgeräumt.

Auch im PKW ist der restliche Verkehr die größte Unfallquelle, der Anteil "selbst verschuldet" ist da aber höher. Unfälle, wo kein anderes Fahrzeug eine Rolle spielt ("Abkommen von der Fahrbahn"), liegen zum großen Teil am Handeln des Fahrers.

Wer mal ein wenig in den BFU-Berichten herumliest sieht, dass dort die Unfallursache weit überwiegend im Handeln des Piloten liegt, unbeeinflusst von anderen Piloten.

Anders gesagt: Als Motorradfahrer kann man selbst noch so perfekt Motorrad fahren - das Unfallrisiko liegt zu 50% gar nicht in der eigenen Hand. DAS ist es, was ich beim Motorradfahren für riskant halte und auch so erlebt habe. Beim PKW gilt das auch, nur weniger ausgeprägt. Gemeinsam ist aber beiden, dass man es nur sehr begrenzt selbst in der Hand hat.

In der Privatfliegerei dagegen sind die Unfälle fast komplett allein einem selbst zuzuschreiben und so gut wie immer vermeidbar. Also liegt es hier viel mehr an einem selbst, wie gefährlich die Fliegerei ist - und das ist der wesentliche Unterschied. Niemand müsste sich vor der C172 fürchten, in die er da einsteigt - aber so manche C172 müsste sich vor dem fürchten, der da einsteigt. Und das besagt auch, besser formuliert, der Vortrag von B. Gantenbrink. In mittlerweile 30 Jahren Fliegerei (Segelflug, GA, Militärfliegerei und Airline) habe ich im Straßenverkehr mehr "das war knapp" Momente gehabt, als in der Fliegerei.
 
Ghostbear

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Alphas Beitrag unterstreicht implizit auch nochmal vieles, was hier mehrfach beschrieben wurde: Die Fliegerei ist kein normales Hobby. Das Maß der Eigenverantwortung ist enorm hoch. Man muss das "Hobby" vom "Mindset" her wie ein Profi angehen. Respekt haben, auch Routinetätigkeiten immer wieder üben und nie "Shortcuts" machen. Es wurde auch schon darauf hingewiesen, dass man es lassen sollte, wenn man über die Minimalzahl der Stunden zur Scheinverlängerung nicht hinauskommt. Das war letztlich der Grund, warum ich meinen Schein irgendwann nicht verlängert habe. Auch sollte man bei der Fliegerei sein "Ego" in Schach halten. Lieber einmal zu viel nein sagen, lieber umkehren als in ein marginales Wetter reinfliegen. Immer wieder überprüfen, ob man sich nicht selbst überschätzt. Zwischendurch immer mal mit einem guten Fluglehrer fliegen und Feedback erfragen, auch wenn es unbequem ist.
Insgesamt wiederholen sich die Beiträge und ich glaube es gibt einen ganz guten Konsens zwischen den Leuten, die noch aktiv fliegen oder mal geflogen sind.
 
Cadrach

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Hallo allerseits,

jetzt muss ich auch mal ein paar Gedanken loswerden:

Die oben zitierte Aussage von Bruno Gantenbrink kann ich nur unterstreichen; da hat er absolut Recht.
Was mich bei der Diskussion etwas stört, ist die Ausgangsfragestellung nach dem Risiko. Das greift m. E. viel zu kurz. Ein Notarzt, mit dem ich beruflich viel zu tun hatte, sagte einmal: "Es gibt keine Unfälle, nur Dummheit und Leichtsinn". Sicher überspitzt und provokativ, aber im Kern hat er Recht.
Beim Kampfmittelräumdienst alte verrostete Sprengmaterialien entschärfen, stellt ein sehr hohes Risiko dar. Dass selten (Gott sei Dank) etwas passiert, hat damit zu tun, dass die Entschärfer konsequent darauf achten, weder dumm noch leichtsinnig zu handeln. Statistisch gesehen geht dann vielleicht alle 150.000 Entschärfungen eine schief. Wie hoch ist denn dann das tatsächliche Risiko oder die tatsächliche Gefahr? Entscheidend ist doch, nach meiner Überzeugung, wie mein Umgang mit der Gefahr ist. Hab ich alle nötigen Sinne zusammen oder bin ich im Kopf noch woanders. Hab ich mich vernünftig vorbereitet, bin ich mir über die Risiken im Klaren, hab ich einen Plan B?

Vor einiger Zeit habe ich mich entschlossen, UL-Fliegen (dreiachsig) zu lernen. Mein Fluglehrer bläute mir ein, Risiken zu minimieren durch Beachten bestimmter Prozeduren (Vorflugkontrolle, Check vor dem Start), immer einen Plan B (gerne auch C) zu haben und gegebenenfalls auch mal die Entscheidung, nicht zu fliegen zu treffen. Was mir im Lauf der Ausbildung auffiel, war Folgendes:
Einmal ergab sich die Möglichkeit, eine Flugstunde kurzfristig zu vereinbaren. Ich habe mir deshalb früher auf der Arbeit frei genommen. Wie immer, wenn man die Jacke anzieht, um zu gehen, klingelte das Telefon. Man geht dran, kommt spät weg, hat viel Verkehr auf der Autobahn und kommt am Flugplatz an. Ein Teil des Hirns ist immer noch im Büro. Die Flugstunde war für den berühmten A...., weil nichts klappte. Die "daraus resultierenden konstruktiven Anregungen" meines Fluglehrers werde ich so schnell nicht vergessen. Wenn man unter den beschriebenen Umstände (alleine) fliegt, stellt das nach meiner heutigen Einschätzung einen Flugunfall dar, der auf der Suche nach einem Ort ist, um sich zu ereignen.

Anders herum: Abgesprochene Flugstunde vormittags. Ausgeschlafen und mit freier Birne zum Flugplatz, entspannt an den Flieger getreten und Konzentration aufs Fliegen (und nur aufs Fliegen) gerichtet, und schon wird das Ganze etwas.

Das ist nach meiner Überzeugung das Entscheidende: Bewusstsein, Vorbereitung, Konzentration, Training, Vorsicht und Umsicht entscheiden über das Ausmaß eines Risikos und einer Gefahr, nicht die Statistik. Die ist was für Versicherungen, um abzuschätzen, wie groß Rücklagen sein müssen.
 
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hakö

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Ich habe jetzt den ganzen Thread leise miterfolgt und möchte jetzt auch meinen Senf dazugeben.
ALLES was man im Leben tut, egal ob aufgrund beruflicher oder privater Risiken liegt in der sicheren Ausführung der Eigenverantwortung wie sorgsam jeder die Sicherheitsvorschriften einhält oder eben nicht (Leichtsinn, Betriebsblindheit durch Routine) und fällt daher unter das allgemeine Lebensrisiko.
Bei der Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften gibt es immer ein Restrisiko, da ja nichts vorhersehbar und daher auszuschließen ist.
So muß jeder für sich entscheiden, ob er fliegt, autofährt oder nur spazierengeht.
 
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