Das Schlachtflugzeugproblem

Diskutiere Das Schlachtflugzeugproblem im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Moin! Da es nicht so mein Thema ist, kann ich nur die Wikipedia anführen, die hier PTAB – Wikipedia darauf verweist, daß die deutsche Reaktion...
HoHun

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Moin!

Ist etwas über eine deutsche Reaktion darauf bekannt?
Da es nicht so mein Thema ist, kann ich nur die Wikipedia anführen, die hier PTAB – Wikipedia darauf verweist, daß die deutsche Reaktion in einem Auseinanderziehen der Panzerformationen bestand. Das heißt, daß die Wirksamkeit so gut gewesen sein muß, daß in einem Angriff (der natürlich aus mehreren Anflügel mehrerer Flugzeuge bestanden haben kann) mehrere im Streubereich stehende Panzer gefährdet waren. Als weitere Reaktion wird aufgeführt, daß das deutsche Gegenstück zur PTAB für den Einsatz freigegeben worden sei, aber bei solchen Aussagen bin ich immer ein bißchen skeptisch.

Das klingt ein bißchen so, als hätte er sich das selbst zusammengereimt. Hitschhold erklärt im oben erwähnten Buch (S. 150), "Wenn feindliche Panzerdurchbrüche bei Schlechtwetter erfolgten, konnten die Panzerjäger trotzdem fliegen, da sie normalerweise Tiefangriffe fliegen." Etwas weiter unten auf der Seite: "Die Angriffe mit panzerbrechender Munition wurden wie normale Bordwaffenangriffe geflogen. Um Treffer sicherzustellen, mußten die Piloten so nah wie möglich herangehen. Die beste Schußentfernung war 100 - 150 m. Der Schießanflug mußte sehr gleichmäßig und ruhig verlaufen, und die Anflugrichtung wurde die die Bodenlage und die Notwendigkeit des Zielens mit den 3-cm- und der 37-mm-Waffen auf die verwundbaren Stellen der Panzer bestimmt."

Aus 100 - 150 m Entfernung (nicht Höhe! :-) fängt keiner mehr aus einem Sturzflug ab, das war also ein Tiefangriff (wie beim normalen Bordwaffenbeschuß meist auch). Das läßt sich auch indirekt aus Hitschholds Warnung schließen, daß bei Schlechtwetter Panzerjäger nur mit Überraschung angreifen dürften, da eine Flakunterdrückung (durch Bombenwurf mit Jabos oder Stukas) zur Unterstützung ihres Angriffs nicht möglich sei.

Hitschhold erwähnt übrigens noch einen weiteren Vorteil von Streubomben: Bereitstellungszonen von Panzereinheiten könnten mit Panzerjägern nicht angegriffen werden, da diese von starken Flakkräften geschützt würden, während 4-kg-Hohlladungsstreubomben "halbwegs" außer Reichweite der Flak aus Abwurfbehältern abgeworfen werden konnten (S. 149).

Kein Widerspruch, aber so meine ich das nicht. Die Verschlechterung brauchte es gar nicht. Meine Argumentation heißt, die Luftwaffe wurde auf die Art von Anfang an verschlissen. Aus dem Mangel an einem echten Schlachtflugzeug.
Kern der Sache ist, daß jeder Schlachtflugeinsatz enorm kostspielig ist, auch mit einem "echtem" Schlachtflugzeug. Die Sowjets haben enorme Massen von Sturmowiks produziert und verloren, und oft genug auch die Piloten und Bordschützen dieser Flugzeuge. Wie eingangs erwähnt, scheint es unter russischen Historikern durchaus umstritten zu sein, ob die Il-2 unter dem Strich einen positiven Beitrag geleistet hat. (Daß die Kanonenvariante kein Erfolg war, scheint dagegen klar.)

Die Luftwaffendoktrin der 1930er war auf der Annahme aufgebaut, daß die Wirksamkeit der Luftwaffe auf den Kriegsverlauf höher ist, wenn andere Ziele angegriffen werden als die sich im unmittelbaren Frontbereich befindlichen Feindeinheiten. Das findet sich meinem Eindruck nach auch in der westlichen Militärdoktrin des kalten Krieges wieder - klar kann man auch über diese streiten, aber ich führe das nur an, um zu illustrieren, daß die Luftwaffe damals nicht irgendeine exotische Minderheitenmeinung vertreten hat, sondern eigentlich mitten im Mainstream lag.

Tschüs!

Henning (HoHun)
 

jackrabbit

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Hallo,

yep, mit "dive" war/ ist nicht der "Stuka-typische" Sturzflug gemeint.
Es war ein ganz "normaler" Tiefflugangriff in leichter Bahnneigung, allerdings schon für Spezialisten, weil man mit der umgebauten 3,7 Flak, die ja eine (für Flugzeugwaffen) niedrige Schußfolge hatte, auch treffen musste.
Anbei etwas Propaganda, geht aber auch ohne Ton:

Grüße
 
Monitor

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Mal ein kleiner Einschub:
Mir ist noch nirgends, weder in der Literatur, noch im Internet, ein Foto untergekommen, das die Kassette für diese PTAB-Bomben zeigt.
 

HolgerXX

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Hallo zusammen!

Kern der Sache ist, daß jeder Schlachtflugeinsatz enorm kostspielig ist, auch mit einem "echtem" Schlachtflugzeug.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Vor allem, wenn man die Alternativen bedenkt, nämlich Bomber und Jäger stattdessen einzusetzen, wie meine Zitate eingangs von Boog zeigen. Auf welchen Verbrauch kommt es denn hauptsächlich an? Die wichtigste Waffe zu produzieren, den Soldaten, dauert knapp 20 Jahre... der Erkenntnis steht die Nazi-Doktrin entgegen, nach der der Mensch Verbrauchsmaterial ist...


yep, mit "dive" war/ ist nicht der "Stuka-typische" Sturzflug gemeint.
Nicht zu sehen ist, dass die Maschine beim Abfeuern der BK "verreißt". Die Kameras bleiben völlig ruhig.

Grüße, Holger
 
HoHun

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Da wäre ich mir nicht so sicher. Vor allem, wenn man die Alternativen bedenkt, nämlich Bomber und Jäger stattdessen einzusetzen, wie meine Zitate eingangs von Boog zeigen.
Naja, die eigentliche Alternative ist es, das Geld statt in Nahunterstützungsflugzeuge in bodengebundene Waffensysteme zu stecken und mit der Luftwaffe nur indirekt zu wirken. Dabei geht es darum, das beste Verhältnis von eingesetztem Aufwand zu erzieltem Ergebnis zu erreichen. Wie gesagt, das ist ein Thema, das durchaus kontrovers diskutiert wird - die Diskussion um die A-10 ist ja jedesmal ein halber Kulturkampf -, aber die Luftwaffe stand in den 1930ern ganz klar auf der Seite der mittelbaren Unterstützung für das Heer.

Daß es im 2. Weltkrieg dann anders gekommen ist, lag einfach daran, daß die Decke eben an allen Enden zu kurz war und weder die Luftwaffe ausreichend stark war, um dem Heer durch strategische Einsätze und die Gefechtsfeldabriegelung zum Erfolg zu verhelfen, noch das Heer stark genug war, um die Gegner am Boden ohne Nahunterstützung durch die Luftwaffe aufzuhalten. Militärische Mangelwirtschaft eben ...

Tschüs!

Henning (HoHun)
 

HolgerXX

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Hallo!

Daß es im 2. Weltkrieg dann anders gekommen ist, lag einfach daran, daß die Decke eben an allen Enden zu kurz war
Eben nicht nur. Denn:
die Luftwaffe stand in den 1930ern ganz klar auf der Seite der mittelbaren Unterstützung für das Heer.
Und die positiven Erfahrungen mit der He 51 (auch von Adolf Galland berichtet, der sie im Erdkampfeinsatz flog) und Hs 123 in Spanien hätten ein Umdenken bewirken müssen. Gerade auch, was die Zusammenarbeit mit dem Heer betrifft.


noch das Heer stark genug war, um die Gegner am Boden ohne Nahunterstützung durch die Luftwaffe aufzuhalten.
Auch das wird kritisiert (z.B. von Baumbach), dass das Heer die Luftwaffe viel zu oft um Unterstützung rief, auch bei Problemen, die es selbst auch allein hätte noch lösen können.


Militärische Mangelwirtschaft eben ...
Die quantitative Argumentation lässt außer acht, dass die Kampfführung gegen einen gut aufgestellten Gegner eine komplexe Problematik bedeutet, die die Wehrmacht schon geistig nicht im Griff hatte. Siehe meine Beispiele oben.

Grüße, Holger
 
Monitor

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Daß es im 2. Weltkrieg dann anders gekommen ist, lag einfach daran, daß die Decke eben an allen Enden zu kurz war und weder die Luftwaffe ausreichend stark war, um dem Heer durch strategische Einsätze und die Gefechtsfeldabriegelung zum Erfolg zu verhelfen, noch das Heer stark genug war, um die Gegner am Boden ohne Nahunterstützung durch die Luftwaffe aufzuhalten. Militärische Mangelwirtschaft eben ...

Tschüs!

Henning (HoHun)
Genauso ist es. Die Luftrüstung der Alliierten war ein Mehrfaches der deutschen Luftrüstung.
Produzierte Kampfflugzeuge im Zweiten Weltkrieg nach Ländern 1939-45 | Statista

Gab es strategische Einsätze der Deutschen Luftwaffe ? Eigentlich nicht. Man hatte ja bis auf die He 177 keine Flugzeuge in der strategische Rolle.
 
HoHun

HoHun

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Und die positiven Erfahrungen mit der He 51 (auch von Adolf Galland berichtet, der sie im Erdkampfeinsatz flog) und Hs 123 in Spanien hätten ein Umdenken bewirken müssen. Gerade auch, was die Zusammenarbeit mit dem Heer betrifft.
Warum? Es ändert ja nichts an der Grundproblematik, daß die Luftwaffe eine sehr kostspielige Technologie einsetzt, um Ergebnisse zu erreichen, die man im Regelfall mit bodengebundenen Waffen günstiger erzielen kann. Das ist meinem (begrenzten) Wissenstand nach der Konsens sowohl vor dem 2. Weltkrieg als auch nach dem 2. Weltkrieg gewesen ... für die Luftnahunterstützung gibt's in den meisten Militärs eine begrenzte Anzahl günstiger Hubschrauber, und der Löwenanteil des Budgets für Luftfahrzeuge fließt in für die Nahunterstützung nicht verwendbare Starrflügler.

Im 2. Weltkrieg selbst wurde von der Luftwaffe auch Luftnahunterstützung betrieben, weil der kurzfristige Nutzen den langfristigen Schaden (Verschleiß der Luftwaffe) überwog. Von den Alliierten konnte erfolgreich Luftnahunterstützung betrieben werden, weil sie über wesentlich mehr Ressourcen verfügten und sie nach der Schwächung der Luftwaffe durch Verschleiß ihre Luftstreitkräfte auch mit geringeren Verlusten einsetzen konnten. (Wobei man die Verluste durch Bodenabwehr nicht unterschätzen sollte ... auch für die Alliierten war das eine teure Kampfesweise.)

Tschüs!

Henning (HoHun)
 

HolgerXX

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Hallo!

Genauso ist es. Die Luftrüstung der Alliierten war ein Mehrfaches der deutschen Luftrüstung.
Was zu der Fehleinschätzung führt, jede Beurteilung außerhalb der quantitativen wäre sinnlos.


Es ändert ja nichts an der Grundproblematik, daß die Luftwaffe eine sehr kostspielige Technologie einsetzt,
Das Schlachtflugzeug befindet sich über dem Jagdflugzeug am unteren Ende der Kostenskala.


auch für die Alliierten war das eine teure Kampfesweise
Höre ich zum ersten Mal. Es gibt Beispiele des Gegenteils. Im August 1944 hauten die deutschen Soldaten bei Mortain ab und ließen ihre Fahrzeuge, darunter Panzer, stehen, als sie von alliierten Jagdbombern angegriffen wurden. Und das war kein Einzelfall.

Grüße, Holger
 
HoHun

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Was zu der Fehleinschätzung führt, jede Beurteilung außerhalb der quantitativen wäre sinnlos.
Welche andere Beurteilung wäre denn Deiner Meinung nach sinnvoll?

Das Schlachtflugzeug befindet sich über dem Jagdflugzeug am unteren Ende der Kostenskala.
Naja ... wenn Du bodengebundene Waffen in dern Vergleich einbeziehst, dann ist das Schlachtflugzeug nicht mehr so günstig, zumal Du das Schlachtflugzeug wie oben erwähnt meistens nur mit Jagdschutz einsetzen kannst, der auch bezahlt werden muß.

Ich habe auf die Schnelle mal gegoogelt - sieh die Zahlen mal als vorläufig und unzuverlässig an -, und der Preis für eine Ju 87 konnte bei 130.000 RM liegen, während eine 75-mm-Pak für 12.000 RM zu haben war. Die Pak ist allwettertauglich und braucht im Gegensatz zum Schlachtflugzeug keinen Jagdschutz und kommt auch ohne die umfangreiche Bodenorganisation aus hochqualifiziertem Personal mit spezialisierter Ausrüstung aus, die für die Luftwaffe unverzichtbar ist. Natürlich hat eine Pak gegenüber der Stuka auch Nachteile, vor allem die wesentlich schlechtere Mobilität, aber sie soll auch nur ein Beispiel dafür sein, wie die Kampfkraft der Bodentruppen durch günstigere Waffensysteme als Schlachtflugzeuge verbessert werden kann.

Mir geht es auch nur darum, die Denkweise, die damals vorherrschte, darzustellen ... ob die berechtigt ist oder nicht, ist mir eigentlich relativ egal, und es ist eben auch so überhaupt nicht mein Interessensgebiet. Aber wenn die Frage lauten würde, warum hat man nicht mehr Schlachtflugzeuge gebaut, dann wäre meine Vermutung, daß es an genau solchen Überlegungen gelegen hat.

Höre ich zum ersten Mal. Es gibt Beispiele des Gegenteils. Im August 1944 hauten die deutschen Soldaten bei Mortain ab und ließen ihre Fahrzeuge, darunter Panzer, stehen, als sie von alliierten Jagdbombern angegriffen wurden. Und das war kein Einzelfall.
Die sowjetischen Il-2 hatten nicht zuletzt aufgrund der deutschen Flugabwehr ganz erhebliche Verluste bei ihren Einsätzen (die auch bei weitem nicht nur Nahunterstützungseinsätze waren, sondern auch der Gefechtsfeldabriegelung dienten). Wenn ich mich nicht irre, dienten die Jabo-Angriffe in Mortain auch im wesentlichen der Gefechtsfeldabriegelung. Ich würde aber eher auf längere Zeiträume schauen als auf einzelne Gefechte, um die unvermeidlichen statistischen Schwankungen auszugleichen ... bestimmt gibt's irgendwo Verlustzahlen für die amerikanischen und britischen Jabo-Einsätze.

(In Mortain wurde die tatsächliche Wirkung der Luftangriffe auf die Panzer übrigens weit überschätzt, wie eine Bestandsaufnahme der britischen Armee anhand der ausgebrannten und aufgegebenen Panzer ergab. Natürlich war es trotzdem ein großer Erfolg der Jabos, aber eben auch so ziemlich das beste aller möglichen Ergebnisse.)

Tschüs!

Henning (HoHun)
 
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Warum? Es ändert ja nichts an der Grundproblematik, daß die Luftwaffe eine sehr kostspielige Technologie einsetzt, um Ergebnisse zu erreichen, die man im Regelfall mit bodengebundenen Waffen günstiger erzielen kann.
Das wird auch deutlich, wenn man sich vorstellt, die Luftwaffe hätte ab 1942 nur noch Jagdflugzeuge hergestellt und die 8700 schweren Flakgeschütze der Reichsverteidigung wären an die Ostfront verlegt worden. Nach Albert Speer hätte das die Panzerabwehrkraft des Heeres verdoppelt - von den rüstungswirtschaftlichen Folgen ganz abgesehen.

Ciao Rainer
 

Sens

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In Russland, Nordafrika und später in Korea schränkten die Gegebenheiten vor Ort die Bewegungsmöglichkeiten der motorisieren Verbände auf wenige Achsen ein. Nur Luftstreitkräfte hatten die Möglichkeit davon ungebunden zu operieren, natürlich mit den Einschränkungen durch das jeweilige Flugwetter.
"Die Stormowik ‚ist für die Rote Armee zumindest genauso wichtig, wie Sauerstoff und Brot' nach den Worten Josef Stalins aus dem Jahr 1941." Zu jener Zeit das einzige Waffensystem, dass ein Vorrücken der motorisierten Verbände verlangsamen oder deren Nachschub unterbrechen konnte. In ähnlicher Weise agierten auch die Deutschen, die zu jener Zeit fast immer die örtliche Luftherrschaft hatten. Zu einer erfolgreichen Gefechtsfeldabriegelung gehört immer auch die örtliche Luftüberlegenheit. Heute übernehmen die Kampfdrohnen diese Aufgabe. Noch heute unterschätzen die Militärs die Einschränkungen durch die Natur und das man Zeit für kein Geld der Welt kaufen kann. Militärische Operationen sind immer auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Geht er verloren, weil man am schnellen Vorrücken gehemmt wird, z.B. durch die Schlachtflieger, gemeint sind alle Flugzeuge in dieser Rolle, dann hat man ein echtes Problem.
 
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HoHun

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Die sowjetischen Il-2 hatten nicht zuletzt aufgrund der deutschen Flugabwehr ganz erhebliche Verluste bei ihren Einsätzen (die auch bei weitem nicht nur Nahunterstützungseinsätze waren, sondern auch der Gefechtsfeldabriegelung dienten).
Zufällig bin ich gerade hierauf gestoßen:


Die Erfahrung der Marines im Korea-Krieg war also, daß Propellerflugzeuge bei der Luftnahuntersützung aufgrund ihrer niedrigen Geschwindigkeit hohe Verluste hinnehmen mußten, so daß daraus die Lehre gezogen wurde, Düsenflugzeuge mit Abstandswaffen zu beschaffen, die nur dann Bordwaffen einsetzen, wenn die Abstandswaffen aufgrund ihrer technischen Beschränkungen nicht sinnvoll zum Einsatz gebracht werden können.

Da sich die Luftabwehr in Korea wahrscheinlich nicht sehr von der im 2. Weltkrieg üblichen unterschieden hat, könnte man daraus den Schluß ziehen, daß die niedrige Geschwindigkeit spezialisierter Schlachtflugzeuge wie der Ju 87, Hs 128 und der Il-2 wahrscheinlich auch ein nachteiliger Faktor war, selbst wenn man sie nicht mit Jets, sondern mit propellergetriebenen Jabos vergleicht.

Tschüs!

Henning (HoHun)
 

Sens

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Die schnelleren Flugzeuge brauchen Einweiser, da die visuelle Erfassung von Zielen und vor allem deren richtige Identifizierung nicht mehr gegeben ist.
Bei Abriegelungseinsätzen mit einem deutlichen Abstand zur Front reichen dann die Angaben der Aufklärer und die Berichte der fliegenden Einheiten in der Region.
Bis Heute gibt es keine alle Seiten zufriedenstellende Lösung für das Problem und hat das Überleben einiger A-10 als A-10/OA-10 gesichert.
 
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Da sich die Luftabwehr in Korea wahrscheinlich nicht sehr von der im 2. Weltkrieg üblichen unterschieden hat, könnte man daraus den Schluß ziehen, daß die niedrige Geschwindigkeit spezialisierter Schlachtflugzeuge wie der Ju 87, Hs 128 und der Il-2 wahrscheinlich auch ein nachteiliger Faktor war, selbst wenn man sie nicht mit Jets, sondern mit propellergetriebenen Jabos vergleicht.
Das RLM scheint dieses Problem in gewisser Hinsicht auch erkannt zu haben. Immerhin ist bei Hentschel, "Die geheimen Konferenzen des General-Luftzeugmeisters", S. 91 unter dem Titel "Ablösung der Ju 87" datiert auf den 06.04.1943 folgendes zu finden (meine Zusammenfassung):

1. Aussage von Hertel, dass die Ju 287 (nicht der Strahler) mit Fokus auf besserer Panzerung und Verteidigungsfähigkeit zu wenig Geschwindigkeitsvorteil ggü. Ju 87 bringt und darauf folgende einhellige Ablehnung vonseiten RLM
2. Frage Milchs ob ein verbesserter Stuka "gegen England" (also Westfront) eingesetzt werden kann und Verneinung dieser aus dem Plenum
3. Fazit Milchs: Ju 87 reicht noch an der Ostfront, deshalb kein Nachfolger-Stuka. Wenn die Ju 87 auch an der Ostfront nicht mehr eingesetzt werden kann, dann hat auch der Nachfolge-Stuka keine Erfolgsaussicht.

Zudem wird noch Bezug auf ein asymmetrisches Blohm&Voss Projekt genommen. Sharp schreibt hierzu in "Secret Projects of the Third Reich " S. 15, dass es sich dabei um die P 176 oder P177 handeln könnte. Außerdem verweist er auf die Ausschreibung zum Nahkampfflugzeug aus dem Februar 1943. Die Projektreihe der P 177 landet dann laut Nowarra über die P194 bei der Bv 237 von der angeblich 1944 noch eine Attrappe gebaut worden sein soll (wobei Nowarra ja hinsichtlich der Fertigstellung von Projekten oder dem Bau von Mustermaschinen notorisch optimistisch ist).
Weiß in dem Kontext eigentlich jemand eine gute Quelle zur Hs 132, die an Detailtiefe über das Heft vom Lommelt hinausgeht? Die ist ja immerhin bis in die Vorbereitung des Musterbaus gekommen und verkörpert gerade das Einsatzkonzept eines schnellen strahlgetriebenen Schlachtflugzeuges mit Abstandsangriff. Gab es dafür eine konkrete Ausschreibung (für die eventuell auch das Bv P 194/ die Bv 237 entstanden ist)?
 
HoHun

HoHun

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Das Schlachtflugzeugproblem dreht sich um die Frage, welche Art Maschinen zum Eingriff in Bodenkämpfe geeignet sind. Die deutsche Antwort hierauf lautete: jede!
Ein spezialisiertes Schlachtflugzeug war also nicht notwendig. Die Folgen waren dementsprechend: sowohl die Kampf- als auch die Jagdflieger erlitten durch die Verwendung zum Erdkampfeinsatz schwere Verluste, die die Luftwaffe bereits lange vor ihrer Niederlage gegen die angelsächsische Luftübermacht entscheidend schwächten (so zu lesen bei Horst Boog, Die deutsche Luftwaffenführung 1935 - 1945, DVA, Stuttgart 1982, S. 198 zu den Bombern, S. 136 zu den Jagdbombereinsätzen, zu denen die Jagdflieger regelmäßig gezwungen wurden).

[...]

Trotz Panzerung war die Il-10 schneller als die ähnlich konfigurierte Vultee A-31/35 oder gleich schnell wie die Aichi B7A. Eine bessere Figur als die Ju 87 hätte sie in jedem Fall abgegeben und sicher eine geringere Verlustrate aufgewiesen als die Jagdbomber Focke-Wulf Fw 190 F und G, die man in Deutschland am Ende für die Lösung des Schlachtflugzeugproblems hielt.
Zufällig gerade drüber gestolpert: Ein Video über Schlachtflieger von Jens Wehner, das sowohl auf die ursprüngliche deutsche "Antwort" eingeht als auch auf die Parallelen bei den sowjetischen Schlachtfliegern:


Ich glaube, bei dem Thema ist er ganz in seinem Element ... :-)

Tschüs!

Henning (HoHun)
 

Stinkmorchel

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wobei es in dem Vortrag wirklich explizit um die Panzerbekämpfung aus der Luft geht. Die Schlachtfliegerei umfasst mehr IMHO
 

HolgerXX

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Wenn man sich Jens Wehner so anhört, könnte man meinen, Flugzeuge hätten so gut wie überhaupt keine Panzer zerstört. Klar gab es richtige Gefechtsfeldanalyse nur bei den Westalliierten, aber ich vermute, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Irgendwo wurde sogar mal behauptet (könnte bei Martin Pegg gewesen sein), deutsche Schlachtflugzeuge hätten einen sowjetischen Panzereinbruch abgeriegelt, ohne dass das Heer sich überhaupt beteiligte. Interessant ist die Aussage, Panzerbesatzungen wären rein durch den Luftdruck einer nahe explodierten Bombe getötet worden. Erinnert an "the property stays, but the people are gone", wie Donovan einst über die Neutronenbombe sang.

Ein Internetkünstler meint offensichtlich, die Il-2 als Konzept könnte heute noch aktuell sein, siehe anhängendes Bild, indem man die Air Tractor AT-802U passend umbaut. Lustig finde ich die Bezeichnung "Agricola de Combate", das könnte man mit "Wehrbauer" übersetzen...:rolleyes1:

Grüße, Holger
 
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Junkers-Peter

Junkers-Peter

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Leider 20 Minuten (habs schneller abgespielt :biggrin:) wertvolle Lebenszeit verschwendet mit einem Vortrag voller Allgemeinplätze und mit einem Haufen sachlich, fachlicher Fehler, wenn er z.B. den Einsatzbeginn der Ju 87 G vor deren Erstflug legt. Tiefere Recherche scheint nicht so sein Ding zu sein.
 
Thema:

Das Schlachtflugzeugproblem

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