Jetzt also hier die Ereignisse vor, während und nach dem Absturz dieser Maschine, welcher Parallelen mit dem Absturz in Kolumbien und dem vor kurzem ausgestrahltem Film "Flight" aufweist.
Ich gliedert mein Bericht in 3 Bereiche: Daten der "TF OAE", der Flugzeuglebenslauf, die Besatzung und die Ereignisse am 06.05.1974.
Als Quellen liegen mir die damaligen Zeitungsberichten der Nürnberger Zeitungen vor, ein Flugunfallbericht zu diesem Verlust aus einem Buch über Flugunfälle sowie eigene Recherchen im Netz.
Bei dieser Maschine handelte es sich um eine Douglas DC 6A mit der Seriennummer 44069/396, gebaut am 03.08.1953.
Der ErstEigentümer waren angeblich die "Flying Tigers", danach kam sie als "5N-AFT zu PAN AFRIKAN AIRLINE, NAIROBI, Kenia. Danach wurde die DC 6A mit der Kennung N1535 von Air America geflogen. Später kam sie als EX 9V - BCI zu SABER AIR. Als letztes flog sie vor dem Erwerb von "Fragtflug Iceland" für ASIA AIR bis Ende 1969.
Die Maschine flog bis dahin in weiß mit einem grünen Rumpfband als Passagiermaschine. Sie flog daher in verschiedenen Extrem-Klimabereichen....Ob das Flugzeug regelmäßig nach Vorschrift gewartet wurde? Kann ich mir nicht vorstellen, nur solange es in der Luft ist, verdient es Geld.
Diese Maschine war eine von insgesamt 6 DC 6 A und/oder B, die für Fragtflug als Frachter flogen bzw.zu diesen umgebaut wurden. Seit Oktober 1972 flog die "TF - OAE" dann auch für "Fragtflug".
Am 06.05.1974 wurde das Flugzeug von der 3-köpfigen Besatzung von einer Generalüberholung in Antwerpen abgeholt. Es startete leer um 14.55 zu einem Flug nach Nizza, wo um 17.10 die Landung erfolgte. Hier wurden 9,9t Muttertagsblumen (Nelken) für den Nürnberger Großhändler Simon Kerscher geladen.
Um 19.35 startete die Maschine nach NUE, wo eine Landung um 22.10 erfolgen sollte. Als die DC6 in den Mittelfränkischen Luftraum einflog, wurde das Wetter schlecht und es regnete stark. Beim FF Dinkelsbühl meldete die Besatzung, bestehend aus Flugkapitän Thormud Skagen 43 J. (verh., 2 Kinder), dem Kopiloten Stein Sire, 31J.(Led.) und dem Bord Ing. Otto Andreasen, 53J. (Verheiratet) den Ausfall von Motor 1.
Möglicherweise entstand dabei ein Benzinleck an der Hauptversorgungs-Spritleitung vo M.1
Etwa 20 min. später(die Maschine befand sich seit Dinkelsbühl auf Sinkflug) bekam die Crew über dem FF Röthenbach die Freigabe zu einem ILS Anflug. Es wurde noch um einen Radargelenkten Anflug gebeten, der wurde von der Flugsicherung NUE aber abgelehnt, da diese Technik damals dem Nürnberger Flughafen noch nicht zur Verfügung stand. Mit "Roger" wurde bestätigt. Das war das letzte Wort, dann brach die Verbindung ab.
Die Wetterbedingungen waren zu diesem Zeitpunkt dichter Nebel, Wolkenuntergrenze in Baumwipfelhöhe. Etwa über Behringersdorf wurde das Fahrwerk ausgefahren. Ohrenzeugen berichteten, das ein Flugzeug, "ungewöhnlich tief" hereinkam. Eine Frau hörte Sekunden später noch ein Aufheulen von Triebwerken und dann Stille. Sofort wurde von ihr die Polizei verständigt und vom Tower Alarm ausgelöst. Hubschrauber der US-Army und der Bundeswehr suchten über dem dichten Waldgebiet des Nürnberger Reichswaldes nach dem Flugzeugwrack, welches von den "Huey"Piloten Hahm und Schwaiger um 01.17 im Erlensteger Forst, nahe der Autobahn, entdeckt wurde. Vor einigen Jahren konnte ich Herrn Hahm interwiuen. Er sagte mir als er einen Waldbereich überflog, dachte er erst an eine wilde Müllkippe, die er da entdeckt hat.
Als er die Stelle nochmals überflog, erkannte er im Suchscheinwerferkegel nur das Heck der Maschine, Rumpf und Flächen lagen unter den abgefetzten Bäumen einer Kiefernschonung. Sie hatte eine Schneise von etwa 30 X 80 Meter gerissen und lag auf dem Rücken. Die DC 6A war allerdings NICHT in Brand geraten, deswegen war es auch so schwer, das Wrack zu finden. Wie sich später herausstellte, schlug das Flugzeug zuerst mit dem Cockpit auf, wobei die Crew sofort getötet wurde.
Das hintere Rumpf Segment rutschte über die anderen Trümmer und schob den Aufprall Krater wieder zu. Der vordere Rumpf wurde bei der Bodenberührung vollkommen zerstört. Die Motoren wurden aus den abgeknickten Flächen gerissen. Nur der hintere Rumpf war so gut wie unbeschädigt. Angeblich hatte die DC6 nur noch 300 bis 1500l Flugbenzin in den Tanks, es ist erstaunlich, das es keinen Aufschlagbrand gab.
Was war die Ursache für den Absturz? Zu einem Viertel weniger Triebwerksleistung kam noch der Luftwiderstand vom Fahrwerk, der das Flugzeug weiter abbremste. Möglicherweise haben die Piloten anhand der Fahrzeuglichter auf der nahen Autobahn, als der Nebel kurz lichtete, für die Landebahn gehaltenen. Als das Steuerhorn nach rechts gedreht wurde, bekam die rechte Fläche Baumberührung und die Maschine drehte sich auf den Rücken, das ist meine Theorie.
Ebenfalls hat der Höhenmesser durch den Tiefdruck wahrscheinlich eine größere Höhe angezeigt, als die DC6 tatsächlich geflogen ist. Spätere Untersuchungen der Instrumente in Braunschweig ergaben defekte Anzeigen für Fluglage und Navigation.Wahrscheinlich haben diese ebenfalls falsche Werte angezeigt.
Eine Gerichtsmedizinischen Untersuchung der sterblichen Überreste der Besatzung ergab, das der Flugkapitän einen Blutalkoholwert zwischen 1,2 und 2,5 Promille hatte. Zudem war er auch Magenkrank, stand möglicherweise auch unter Medikamenteneinwirkung.
Die Aufzeichnungen zu diesem Unfall befinden sich im Bundesarchiv in Koblenz, umfassen angeblich 11 Aktenordner. Vielleicht können Forumsmitglieder, die in Koblenz wohnen, sich diese Unterlagen mal ansehen. Ich hatte es immer vor, habe es zeitlich aber nie geschafft, weil ich da 2 oder 3 Tage hätte übernachten müssen.
So, ich bin vorläufig am Ende. Wenn ihr noch Fragen habt, beantworte ich sie euch gerne. Was meine archäologischen Forschungen an der Absturzstelle erbrachten, dazu später mehr.Ein Presseaufruf von mir an Nürnberger Einwohner, ob diese noch "Souvenirs" von diesem Flugzeug haben, führte zu neuen Erkenntnissen. So bekam ich einen rechteckigen Alu Deckel, auf dem ein Wartungsetikett aus Papier mit handschriftlichen Eintragungen sich erhalten hat. Von ASIA AIR, das Teil wurde zuletzt im Nov.'68 gewarten bzw. überholt.
Ich bin jetzt gespannt auf eure Beiträge zu diesem Thema. Im Internet existieren noch Bilder von der Absturzstelle, aber ich habe die Links nicht mehr gefunden. Auch über die Machenschaften des damaligen "Fragtflug" Chefs Loftur Johannsons gibt es einen Interessanten Bericht über Kontakte zur CIA und Waffenlieferungen in Krisengebieten unter dem Deckmantel von UNICEF Flügen.
Viele Grüße,
Michael