So denn:
Im für diese Reihe üblichen Format von ca. 18 x 23 Zentimeter mit echter Buchbindung und ca. 550 Seiten ist es eine ganz besonders umfassende Zusammenstellung mit ausgewiesenem Erscheinungsjahr 2019. Der Autor ist 1967 in die Luftwaffe eingetreten, war selber Transportflugzeugführer, hatte nach Generalstabsausbildung verschiedene Verwendungen in Stäben und war bis 2010 letzter Kommandeur des Lufttransportkommandos im Dienstgrad Generalmajor. Er ist also im Thema drin und das merkt man auch. Er hat für das Werk umfassende Dokumente aus offiziellen Quellen, aber auch aus Privatbesitz und auch Nachlässen zusammengetragen und gesichert und damit für die Dokumentation der Geschichte der Transportflieger der BW eigentlich die maßgebliche Arbeit geleistet.
Nach einer kurzen Einführung zum Aufbau der Bundeswehr, der Luftwaffe und des Lufttransports gibt es eine längere spezielle Darstellung über die Freiwilligenanwerbung für die Transportfliegerei und folgend über die anfängliche Ausstattung der Transportflieger bis zur Beschaffung der Noratlas.
Einer kurzen Darstellung des organisatorischen Aufbaus der Luftwaffe folgt dann eine umfassende (ca. 60 Seiten) Beschreibung der Erstausbildung in der Luftwaffe und speziell zum Lufttransport mit einem Schwerpunkt bei der Flugzeugführerschule „S“. Einen weiteren Schwerpunkt (ca. 120 Seiten) bildet dann die Geschichte der Lufttransportverbände und ihrer Führung mit häufig detailreichen Informationen, die über eine reine Chronik weit hinausgehen: Lufttransportkommando der Bundeswehr und später als Fachkommando der Luftwaffe, die LTG’s 61, 62 und 63 und die Flugbereitschaft.
Die abschließenden Kapitel gelten der Konzeption, Beschaffung, Erprobung, Einführung sowie der Umschulung und Ausbildung bezüglich der Transall (wer weiß denn, das tatsächlich auch überlegt wurde, diese mit Abwehrbewaffnung auszustatten?) und enden mit deren ersten Einsatzflügen rund um die Welt. Den Abschluss bildet ein kurzes Kapitel zur Flugsicherheit.
Im umfangreichen Anhang gibt es Chroniken, diverse Übersichten über das Personal und Stellenbesetzungen, Biografien von Führungspersonal und noch etliches mehr.
Eine besonderes durchgängiges Thema ist die sich häufig zeigende geringe Wertschätzung der Arbeit der Transportflieger im Verhältnis zu den „Kampfverbänden“ bis in die oberste Führung der Luftwaffe. Dem Autor gelingt es immer wieder, schlüssig darauf hinzuweisen, dass gerade die Transportflieger jedoch im Gegensatz zu den „Kämpfern“ praktisch immer im Echteinsatz waren, da sie z. B. tatsächlich ihren Aufgaben in Krise, Konflikt und Krieg – nämlich Menschen und Güter zu transportieren – schon im Frieden konkret nachkamen.
Lebendige Erinnerungen von tatsächlich dabei Gewesenen lockern die Darstellung immer wieder auf und haben einen besonderen Wert. Dies gilt auch für die Beschreibung zu Hilfseinsätzen im Ausland, die schon sehr früh mit Noratlas stattgefunden haben.
Es sind etliche bisher unbekannte Fotos, vielfach aus Privatbesitz, vorhanden, die die Ausführungen treffend ergänzen. Es handelt sich jedoch ganz bestimmt nicht um einen Bildband, der Schwerpunkt liegt ganz eindeutig bei den schriftlichen Darstellungen.
Für den Interessierten an der Geschichte der (Bundes-)Luftwaffe allgemein und der Transportflieger im Besonderen ist es Pflichtlektüre. Sehr empfehlenswert und jeden Euro wert! Absolute Kaufempfehlung.