Die vergessenen Kriege

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Heute kam im Thema News von @Tschaika
Schwere Kämpfe im Sudan
zwischen der Rebellbewegung SPLA und Regierungstruppen. Es soll mehr als eine Millionen Flüchtlinge geben. Die Luftwaffe der Regierung bombardiert Dörfer. Zahl der Ofer noch unklar, da die Situation unübersichtlich ist. Die laufenden Friedensgespräche werden nbis 17.02.04 unterbrochen da der Vizepräsident zur Pilgerfahrt nach Mekka muss. Dieser Bürgerkrieg tobt seit einem Jahr. Die Rebellen werfen der fundamentalistischen, islamischen Regierung Unterdrückung und Ausbeutung nicht muslimischer Bevölkerungsteile vor. Es gibt reichlich Öl. Ausländische Firmen sind daran beteiligt und mischen in dem Krieg kräftig mit (Kanadische Öl-Firma soll ihren Betriebsflugplatz für Bomber der Regierung zu Verfügung gestellt haben). Es soll noch Sklaverei geben.


In den bekannten Konflikten werden öfters/ständig Flugzeuge zur Kriegsführung eingesetzt (Irak, Afgahnistan, ehemals die Balkankriege, Palestina, Tschetschenien).

Welche weiteren Konflikte sind nicht im ständigen Blickpunkt der Medien? Sri Lanka seit 1983, Phillippinen , Kolumbien, Eritrea, Indien/Pakistan...
Wobei wird die Luftwaffe mit welchen Flugzeugen eingesetzt?
 
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Perceval

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Die Perle Mainfrankens!
Da scheint mir einiges durcheinander zu gehen...

Die SPLA ist die "Sudan People Liberations Army", das ist eine Gruppierung aus dem Südsudan, meines Wissens größtenteils Christen, die sich mit der Zentralregierung im Norden, Muslims, seit Mitte der 80er Jahre bekriegen. Es geht um Religion, Unabhängigkeit, Öl. Seit einigen Monaten gibt es einen Waffenstillstand und Verhandlungen. Man hat sich wohl größtenteils soweit geeinigt, den langen Krieg beenden und während einer sechsjährigen Übergangsphase eine dauerhafte Lösung des Problems zu suchen. Und ja, der Waffenstillstand wurde verlängert und die Verhandlungen unterbrochen, weil wohl einer der muslimischen Unterhändler nach Mekka pilgern will.

Das, was im Westen des Sudan geschieht, ist eine andere Baustelle: Da bekämpfen sich die Zentralregierung und mindestens zwei von der SPLA verschiedene Rebellengruppen. Es geht zwar auch um ethnische Probleme, größtenteils wohl aber um Geld -> Entwicklungshilfe usw., siehe FAZ von heute, 29.01.04.

In Sri Lanka herscht seit 2001 ein Waffenstillstand, der auf norwegischer Vermittlung beruht und auch größtenteils eingehalten wird. Zumal die Regierung in Colombo momentan mehr damit beschäftigt ist, sich mit sich selbst auseinander zu setzen.

In Eritrea herrscht seit 2000 auch Ruhe.

Indien und Pakistan haben ihre Spannungen auch wieder etwas beigelegt, die Inder führen momentan ernsthaftere Gepräche mit den Rebellen in Kasmir, Gepräche deshalb mit Pakistan sind wohl auch geplant, es bleibt abzuwarten, was dabei heraus kommt.

In Kolumbien herrscht immer noch das tägliche Chaos im Kampf zwischen Regierung, Drogenhändlern, Guerillias und Paramilitärs.

Auf den Phillipinen ist es eigentlich momentan recht ruhig :?!

Alles, was ich geschrieben habe, kann man beim aufmerksamen Lesen einer vernünftigen Tageszeitung erfahren.

Was Deine Frage nach eventuell eingesetzten Flugzeugen anbelangt, empfehle ich www.acig.org.
 

tigris

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ist ja nur mal so eine klitzekleine komplexe Frage :D , die du da stellst.

Äthiopien/ Eritrea dieser Konflikt ist beendet, die Grenzregion wird momentan von der UN überwacht, darunter von niederländischen Truppen mit Fluggerät.

Im Konflikt selbst waren folgende Maschinen im Einsatz
Eritrea MiG 29 , MB 339 , Mi 17, Mi24
Äthiopien Su 27 , MiG 23BN , MiG 21 , Su 25 , Mi 24 , Mi 8


Sri Lanka zur Zeit ruhig, eingesetzt wurden dort hauptsächlich Mi 17 , Mi 24 , Sf 260 , Bell 212 , MiG 23BN , Kfir , F 7 und An 32

Indien Pakistan nach wie vor Unruhen im indischen Kaschmir und in der naheliegenden Grenzregion , Operationen erfolgen in den Bergregionen haupsächlich mit Aerospatiale Lama auf beiden Seiten

Bei den letzten gefährlichen Situationen wurden auf indischer Seite MiG 23BN , Mirage 2000 und MiG 21 sowie Mi 17 zum Einsatz gebracht.


Kolumbien ständiger Einsatz UH 60 , UH1H und MD 500 im Drogenkampf und zur Rebellenbekämpfung. Einsatz von Sprühflugzeugen der Policia National gegen Cocafelder.


Sudan ständiger sporadischer Einsatz von Jagdflugzeugen und Antonovs. Die Jäger dürften hier meistens nur Aufklärung fliegen während die Antonovs oftmals zur Bombardierung ausgesuchter Städte und Dörfer im Süden eigesetzt werden.
 
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Tschaika

Tschaika

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@ tigris

waren das in Sri Lanka nicht doch MiG-27 und nicht MiG-23BN !!!???!!!
(und zwar 4 ukrainische, geflogen von ukrainischen Piloten, einer ist abgestürzt, zwei Maschinen wurden bei einem Angriff auf den Flugplatz zerstört - neben weiteren Maschinen (Kfir C2 etc. pp) -, die Verluste sollen wieder ersetzt worden sein ...)

(ich poste jetzt mal kein Foto, auf Grund der Rechtslage, gebe aber den Hinweis: da gibt es viel zu finden im Internet ...)
 
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tigris

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@Tschaika

Ja manchmal läßt einen das Köpfchen dann doch im Stich. Du hast recht es sind MiG 27.

Sieben geliefert, zwei Abstürze , eine Maschine bei dem Angriff auf Katunyake am Boden zerstört.
Die Singalesen haben inzwischen selber Piloten zur Ausbildung auf diesen Flugzeugtyp entsandt.
 
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Original geschrieben von Tschaika
[B (ich poste jetzt mal kein Foto, auf Grund der Rechtslage, gebe aber den Hinweis: da gibt es viel zu finden im Internet ...) [/B]
Dann stell doch nur den Link rein. Danke
 
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25.03.05: Chilenischer Waffenhandel verärgert Peru. Die Beziehungen zwischen Chile und Peru haben sich signifikant verschlechtert, nachdem jetzt bekannt geworden ist, dass Chile im Jahr 1995 ein bestehendes Waffenembargo gebrochen und Waffen an Ecuador verkauft hat. Ecuador war damals in einem Grenzkrieg mit Peru verwickelt. Eine Reise des chilenischen Außenministers nach Peru und ein chilenischer Flottenbesuch wurden abgesagt. Peru hat seien Außenminister, der sich derzeit in Marokko aufhält, zurückbeordert.

http://www.soldat-und-technik.de/index_sut.htm
 
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Bleiente schrieb:
hhm versteht ich nicht wieso unterliegt Ekuador einen Embargo ? Von der UNO ?
Aufgrund eines anhaltenden Kleinkrieges mit Peru um den genauen Verlauf der gemeinsamen Grenze hat der UN Sicherheitsrat 1995 ein Waffenembargo gegen Ekuador verhängt.
 
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mcnoch schrieb:
Aufgrund eines anhaltenden Kleinkrieges mit Peru um den genauen Verlauf der gemeinsamen Grenze hat der UN Sicherheitsrat 1995 ein Waffenembargo gegen Ekuador verhängt.
Aha, wieder was gelernt. Danke.
 
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mcnoch schrieb:
Aufgrund eines anhaltenden Kleinkrieges mit Peru um den genauen Verlauf der gemeinsamen Grenze hat der UN Sicherheitsrat 1995 ein Waffenembargo gegen Ekuador verhängt.
Schreib doch mal ein bischen mehr.
Warum kein Embargo gegen Peru?
 
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mcnoch schrieb:
Aufgrund eines anhaltenden Kleinkrieges mit Peru um den genauen Verlauf der gemeinsamen Grenze hat der UN Sicherheitsrat 1995 ein Waffenembargo gegen Ekuador verhängt.
ja ich hab sogar was passendes Zum Thema auf www.laahs.com gefunden:

In February 1995 Ecuador and Peru clashed due to boundaries disputes. On the air the supremacy is reached thanks to Maj. Raul Eduardo Banderas and Cap. Uscategui who shot down one Peruvian Su-22 each while flying Mirage F1EJs using Matra 550s. Both Peruvian pilots died and their bodies were found in the jungle. The next confirmed kill was that of Capt. Mata, flying Kfir FAE-904; he managed to position himself behind the A-37Bs flown by Comm. FAP Hilario Valladares and Maj. Gregorio Mendiola as well as by Comm. FAP Fernando Hoyos, and shot down Valladares' Dragonfly with a Shafrir-IV AAM. More info in http://www.acig.org
 
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Eidner schrieb:
Schreib doch mal ein bischen mehr.
Warum kein Embargo gegen Peru?
Okay, mache ich, die Lage ist etwas komplizierter und teilweise sogar anders als in den Medien angegeben.
 
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Eidner schrieb:
Schreib doch mal ein bisschen mehr.
Also habe ich kurzerhand eine - ansonsten etwas öde - Zugfahrt von Passau zurück nach Hamburg dafür genutzt, hier eine kleine Unterrichtsstunde in lateinamerikanischer Geschichte vorzubereiten. Wer Geschichte nicht mag, darf gehen und schreibt dafür als Ausgleich bis morgen einen fünfseitigen Aufsatz zum Thema „Mein schlimmstes Urlaubserlebnis“.:-)

Wer mangels eigener, intimer Kenntnisse der Geographie dieser Region gerne ein paar Karten hinzuziehen möchte, kann dies unter http://www.adonde.com/historia/1999_peru_ecuador.htm tun. :FFTeufel:


Vorgeschichte

Die territorialen Streitigkeiten zwischen Peru und Ecuador reichen sehr weit zurück. Ich werde mich daher auf jene Zeit und Vorgänge beschränken, die auch heute noch für die juristischen Argumentationen in dieser Sache von Relevanz sind.

Bevor die Inkas in die Gebiete des heutigen Perus und Ecuadors vorstießen, und diese unterwarfen, dominierte die auf peruanischem Gebiet entstandene sog. Andine Hochkultur diese Region. Unter den Inkas wurden die beiden Regionen zu Vize-Königkreichen, Quito (~Ecuador) und Cuzco (~Peru). Kurz vor seinem eigenen Untergang - in den Wirren des Inka-Reiches und geplagt von Seuchen - eroberte das Vizekönigreich Cuzco das Vizekönigreich Quito.

Anfang der 30er Jahre des 16. Jahrhunderts drangen spanische Eroberer in die Nordost-Ecke Südamerikas vor und begann mit der Unterwerfung der Region unter die spanische Krone. Die unterschiedlichen Eroberer drangen dabei – was durchaus fallrelevant ist – von unterschiedlichen Punkten aus ins Landesinnere vor. Pizarro war mit seinen knapp 200 Mann nach seiner Landung bei Cajamarca am 15.11.1532 binnen genau eines Jahres bis nach Cuzco vorgestoßen. Pizarro führte seine Eroberungen fort und errichtete dort das Vizekönigreich Peru, dessen Hauptstadt Lima er 1535 gründete. Etwa zur gleichen Zeit war S. de Benalcázar damit begonnen, die Region des heutigen Ecuador zu erobern und als „Audiencia de Quito“ zu verwalten.

Die Expeditionen der Folgezeit stießen damit aus verschiedenen Regionen in die gleiche Zone (rund um den Amazonas) vor, dabei kam es unbewusst zu zahllosen territorialen Überschneidungen. Was schon damals dazu führte, dass unklar war, wer nun welches Gebiet erobert und damit seinem Hoheitsgebiet unterworfen hatte. 1563 organisierten die von der spanischen Krone beauftragten Jesuiten eine Konferenz, die alle Expeditionsberichte und zwischenzeitlich erstellten Karten auswerten sollte, und die Grenzen zwischen den einzelnen Gebieten festlegen sollte. Man kam unter anderem zu der Überzeugung, dass das Gebiet nord-westlich des Amazonas bis knapp westlich von Quito (heutige Provinz Maynas) rechtmäßiges Gebiet der „Audiencia de Quito“ sei. Da die „Audiencia de Quito“ zwischenzeitlich durch eine Verwaltungsreform ohnehin zum Vizekönigreich Peru gehörte, war diese Frage allerdings nach damaliger Sicher eher interner Natur.

Erst als 1739 das großflächige Königreich Peru (ganz span. Südamerika und Panama) in drei Vizekönigreiche zerteilt wurde, lebte der Streit um die Maynas-Region wieder auf. Die Gebiete des heutigen Venezuelas, Kolumbiens und Ecuadors wurden unter dem Namen Neu Grenada ein eigenes Vizekönigreich. Die Juristen und Historiker des Vizekönigs von Peru nervten von Stund an die spanische Krone mit dieser Sache und erreichten 1802 - als die ganze Aufmerksamkeit des Hofes auf die in Europa tobenden napoleonischen Kriege gerichtet waren - ein königliches Zertifikat, welches die umstrittene Provinz wieder Peru zuschlug. Nun protestierten die Juristen und Historiker Neu Grenadas, konnten allerdings aufgrund der zwischenzeitlich eingetretenen Besetzung Spaniens durch französische Truppen und das Ruhen der spanischen Justiz während der Kriegsjahre erst 1819 vor Gericht ein Urteil zu ihren Gunsten erwirken. Solche Urteile vermochten zwar das Königshaus nicht zu binden, konnten das königliche Zertifikat von 1802 also nicht aufheben, entbanden Neu Grenada aber doch von seiner Pflicht, das Gebiet an Peru abtreten zu lassen. Der schöne Schein blieb gewahrt, die Probleme bestehen.

Da Spanien für seinen Befreiungskrieg gegen Frankreich fast alle Soldaten aus Südamerika abgezogen hatte und Frankreich den Unabhängigkeitskampf der Kolonien seiner Gegner unterstützte, begann 1810 in Südamerika die Sonne über dem spanischen Kolonialreich zu sinken. Ecuador war schon vorher, nach dem Sieg von A.J. de Sucre am Pichincha (24.5.1822) von der spanischen Herrschaft befreit worden. Da das Vizekönigreich Peru zu dieser Zeit noch fest zu Spanien stand, war man bei den Siegern schnell dabei, die Ansprüche Perus auf diese Provinz "für immer“ abzulehnen. Zwar hatte man nach dem Einzug des argentinischen General J. de San Martín in Lima 1821 die Unabhängigkeit Perus ausgerufen, aber diese wurde erst nach den Siegen von Bolívar bei Junín (6.8.1824) und A.J. de Sucre bei Ayacucho (9.12.1824) Realität. Ecuador war zunächst Bestandteil von Gran Colombia, Peru widersetzte sich seiner Integration in Gran Colombia. 1830 erklärten beide Länder im Übereinkommen von Virreynato (1829), dass die Aufteilung des Gebietes gemäß der Grenzen von 1810 erfolgen solle.

Nur war man sich in der Folgezeit nicht ganz einig, um nicht zu sagen heillos zerstritten, welche Grenzen denn 1810 gegolten hätten. Peru verwies auf das königliche Zertifikat von 1802, Ecuador darauf, dass die Grenzen von 1563 gelten, da die Folge des Zertifikates von 1802 niemals in Kraft getreten wäre. Sprich Theorie gegen Praxis. Letztendlich konnte sich Peru mit seiner Forderung, die Ecuador zu einem sehr kleinen Staat und kaum überlebensfähigen Staat gemacht hätte, nicht durchsetzen, insbesondere, weil es massive innenpolitische Probleme hatte und zwischenzeitlich von bolivianischen Truppen besetzt worden war, von denen es sich erst 1839 befreien konnte.

Bei dieser höchst unbefriedigenden Lage blieb es über die nächsten Jahrzehnte. Peru erzwang mit militärischen Mitteln immer wieder territoriale Zugeständnisse Ecuadors, die größten 1890. Anfang 1941 kam es dann zu zehntätigen kriegerischen Auseinandersetzungen, die dazu führten, das Peru knapp die Hälfte des umstrittenen Gebietes besetzte. Diese Aufteilung wurde im sog. Rio-Protokoll von 1942 festgeschrieben, welches durch vier Garantiemächte (USA, Brasilien, Chile und Argentinien) bestätigt wurde. Diese neue Grenzziehung hatte sich schon 1936 abgezeichnet, als klar wurde, dass diese Grenze den realen Macht- und Wirtschaftsverhältnissen dieser Region am besten entsprach. Im Rio-Protokoll war der genau Grenzverlauf aber nur in 2/3 des Gebietes genau festgelegt. die Festlegung im letzten Drittel überließ man einvernehmlich einer Vermessungs- und Bestimmungsmission der US Air Force, da das verfügbare Kartenmaterial in vielen Regionen einfach noch zu ungenau war.

Dieser Aufgabe stellte sich die USAF im Jahre 1947 und legte den genauen Grenzverlauf auf etwa 1.600 km mittels Grenzpfählen fest, lediglich einen Streifen von 78 km entlang der Condor-Kordilleren blieb ausgespart. Für dieses Gebiet waren die Condor-Kordillieren als Grenze festgelegt worden, da man glaubte, dass diese die Wasserscheide zwischen den Flüssen Santiago und Zamora darstellten. Unglücklicherweise entdeckte die USAF genau dort einen weiteren Fluss, den Cenepa. Neuer Streit entbrannte nun um das weitere Vorgehen, der eingesetzte brasilianische Schlichter Braz Dias de Aguiar schlug den Fluss Peru zu und beließ die Grenze wie ursprünglich geplant entlang der Condor-Kordilleren.

Da man schon zu dieser Zeit in diese Region größere Vorkommen an Gold, Öl und Uran vermutete, ging es nicht nur um Land, sondern um beachtliche Rohstoffvorkommen, deren Ausbeutung für die Wirtschaft beider Länder von großer Bedeutung sein könnte. Ecuador, durch die zahlreichen Landnahmen Perus ohnehin schon das kleinste, aber am dichtesten bevölkerte Land der Andenregion, war nicht bereit, weitere Zugeständnisse zu machen und kündigte in den Folgejahren immer mal wieder das Rio-Protokoll vollständig auf, zu meist mit der Begründung, dass die eigene Regierung damals unter massiven militärischem Druck gestanden habe, da der peruanische Truppenabzug bis zur Unterzeichnung nicht vollständig abgeschlossen war. Peru, neben Kolumbien eine der Primärmächte in dieser Region, sah dieses Land schon immer als sein eigenes an und betrachtete seine Politik der kleinen Schritte als legitime Befreiung eigenen Gebietes.

Unter der Vermittlung des brasilianischen Schlichters stritt man sich bis 1995 (Anfang bis Mitte der 80er Jahre teilweise auch mit militärischen Mitteln – sog. Protokoll-Kriege) um den genauen Verlauf dieses vergleichsweise kleinen Grenzabschnittes. Ein weiterer, damit verbundener Streitpunkt zwischen den beiden Ländern, war der freie und ungehinderten (=souveränen) Zugang zum Amazonas.

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Der Grenzkrieg von 26.1.1995 - 28.2.1995

Anfang 1995 kam zu einem knapp fünfwöchigen Kleinkrieg im Dschungel. Von innenpolitischen Problemen nach dem Abgang seines Vorgängers geplagt, wollte der ecuadorianische Ministerpräsident Sixto Duran Ballen den Jahrestag der peruanischen Invasion von 1936, am 29. Januar dafür nutzen, die Aufmerksamkeit und Emotionen erneut auf dieses alte und leidige Thema zu lenken und rief einen nationalen Notstand aus und die militärischen Reserve-Einheiten ein. Perus Präsident Alberto Fujimori kam diese neuerliche Zuspitzung kurz vor den Wahlen nur zu gelegen und mobilisierte gleichfalls seine Truppen, die er in Timbles, einem Gebiet zwischen den Flüssen Santiago und Zamora, in genau dieser umstrittenen Region stationierte. Die Führer beider Nationen beschworen nun ihre Friedensliebe und demokratische Gesinnung (nicht nur die Politiker bei uns können lügen wie gedruckt!), aber verwiesen mit Nachdruck darauf, dass sie handeln müssten, um die ungerechtfertigte Aggression der jeweils anderen Seite auf das eigene Territorium und die eigene Souveränität zurückzuweisen.

Über Wochen baute sich durch diverse kleinere Scharmützel, die in solchen Konstellationen fast unvermeidbar sind, eine Eskalationsspirale auf, die auch den Einsatz von Hubschraubern auf peruanischer Seite sah. Beide Seiten beschuldigten sich regelmäßig wechselseitig das Gebiet des jeweils anderen bei seinen Patrouillen zu verletzen. Was genau gelaufen ist, kann man nicht genau sagen, da unterschiedliche Quellen unterschiedliche Ereignisse nennen.

Nach dem, was ich gelesen habe, wollte sich das militärisch unterlegene Ecuador diesmal nicht von der peruanischen Übermacht überrollen lassen, und ergriff die Initiative. Als die peruanischen Truppen am Morgen des 26. Januars 1995 die – wie immer - über Nacht geräumten Grenzposten im Cenepa Tal wieder besetzen wollten, mussten sie feststellen, dass sich drei dieser Posten (Base Sur, Cueva de los Tayos und Titinza) in der Hand von ecuadorianischen Truppen befanden, die von ihren Grenzposten, entlang der Höhen der Condor-Kordilleren, vorgestoßen waren. Andere Qullen sehen den letztendlichen Auslöser auf Seiten Perus, dessen Militär einer ecuadorianischen Einheit in der Nacht auf den 27. ein Rückzugs-Ultimatum für einen bestimmten Abschnitt gestellt hatte. Was auch immer es war, es war der Beginn für einen nun offen ausgetragenen, heftigen, aber aufgrund des dichten Dschungel-Geländes weitestgehend lokalen und statischen Kampfes. Eine sehr detaillierte Aufstellung der einzelnen Ereignissen, insbesondere solcher mit Beteiligung der Luftstreitkräfte, findet sich bei ACIG unter http://www.acig.org/artman/publish/article_164.shtml

Die peruanischen Truppen konnten im Laufe der Tage die ecuadorianischen Truppen aus den besetzten Posten Base Sur und Cueva de los Tayos wieder vertreiben, aber die mittlerweile abgeschnittene und umzingelte Position Titinza konnte sich so lange halten, bis der Waffenstillstand und anschließende Truppenabzug stattfand. Selbst ein peruanischer Großangriff wurde zurückgeschlagen, von dem man so fest angenommen hatte, dass er den Sieg bringen würde, dass Präsident Fujimori - trotz aller Gefahren durch feindlichen Raketenbeschuss - eigens für die erwartete Siegesfeier mit seinem Hubschrauber eingeflogen war.

Da Ecuador Peru bezichtigte auch CH-47 Chinook und Bell-212 Hubschrauber, die die US Regierung Peru für die Drogenbekämpfung überlassen hatte, in diesem Konflikt einzusetzen, wurde der vom militärische her unbedeutende Konflikt unversehens auf die internationale Ebene gehoben.

Um eine unnötige Eskalation des Konfliktes zu verhindern, einigten sich die USA, die OAS (Organisation of American States) und die meisten der westeuropäischen Nationen auf ein sofortiges Waffenembargo gegen beide Länder. Es handelt sich hierbei – im Gegensatz zu dem, was sonst häufig (auch von mir, s.o.) geschrieben wurde – allerdings nicht um eine UN-Waffenembargo, sondern um eine Reihe von („auf den Fluren der UNO“) koordinierten nationalen Embargo-Entscheidungen. Verschiedene ost-europäische Staaten stehen aber im Verdacht, massiv leichte Waffen an beide Seiten geliefert zu haben. Größere Waffensysteme konnte sich aber keine der beiden Seiten beschaffen.

Folgezeit

Die Auseinandersetzung wurde durch die Entsendung einer 40-köpfigen Beobachtermission der Garantiemächte des Rio-Protokolls, die auch alle in der OAS vertreten sind und diese Institution intensivst eingebunden haben, beendet, die einen Waffenstillstand erzwang und die Errichtung einer entmilitarisierten Zone im umstrittenen Gebiet durchsetzte (sog. „Erklärung von Montevideo“). Am 17. Februar 1995 unterzeichneten beide Länder nach energisch und mit Druck geführten Friedensgesprächen unter Leitung der Garantiemächte einen Friedensplan, das sog. „Abkommen von Brasilia“ und zogen - nach Inkrafttretens des Waffenstillstandes am 1. März - im Laufe des Monats alle Truppen hinter die in Montevideo vereinbarten Grenzen zurück. Im August und September 1995 hatten sich die Beziehungen dann wieder soweit normalisiert, da zunächst die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen wurden und dann die gemeinsamen Grenzen wieder für den Personen- und Wirtschaftverkehr geöffnet wurden.

Gleichwohl gärte es besonders bei den Militärs beider Nationen weiter und die Aufrüstung und Wiederbewaffnung wurde im Verborgenen massiv fortgesetzt. Kurz nach dem Waffenstillstand vom 1. März hatte sich Duran-Ballén vor einer begeisterten Menschenmenge in Guayaquil damit gebrüstet, dass Ecuador "mit 9 zu 0 in der ersten Halbzeit" vorne liege. Er bezog sich damit auf die vier Flugzeuge und fünf Helikopter, die Peru während des Konfliktes verlor. Aber entgegen Ballens Aussagen hat wohl auch Ecuador Flugzeuge verloren. Genaue Zahlen gibt es nicht, beste verfügbare Daten dürften wohl die von ACIG sein (Peru : 4 Flugzeuge, 5 Hubschrauber; Ecuador : 0 Flugzeuge, 1 Hubschrauber). Die Zahlen der getöteten Soldaten sind ebenfalls unklar, wohl etwas um 50 Soldaten bei Peru und 30 bei Ecuador, das auch 300 Verletzte eingeräumt hat. Die Zivilbevölkerung dieser fast rein landwirtschaftlich genutzten Region hat unter diesem Krieg und dem skrupellosem Vorgehen vieler Soldaten beider Seiten zu leiden gehabt. Die Kosten für diesen Krieg werden auf 700 Millionen US$ geschätzt (300 Millionen Ecuador, 400 Millionen Peru).

In den folgenden Jahren nahmen sich die Garantiemächte aber der unendlichen Geschichte mit Nachdruck an und führten bis 1998 eine umfassende und relativ gerechte Festlegung des Grenzverlaufes durch, wobei auch andere Streitfragen (u.a. freie Schifffahrt auf dem Amazonas) gleich miteinbezogen und gelöst wurden. So konnten am 26. Oktober 1998 die beiden Präsidenten Jamil Mahuad (Ecuador) und Alberto Fujimori (Peru) den formellen Friedensvertrag unterzeichnen. Die umstrittene Region nimmt weiterhin einen Sonderstatus ein, ihre Nutzung soll durch eine gemeinsame Kommission betrieben werden. Zwar sind noch immer nicht alle mit der jüngsten Lösung glücklich, aber zwischenzeitlich in Kraft getretene Handelsverträge (Andenpakt und Mercosur) machen es relativ unwahrscheinlich, dass man über die Restfragen wieder militärisch streiten wird.

* * * * *
So, ich hoffe wir haben nun alle wieder ordentlich was gelernt, auch wenn es nicht so unbedingt viel mit Fliegerei zu tun hat.
 
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Ich hab da mal eine andere Frage und ich denke, dass sie hier am besten reinpasst:
Wie sieht es zur Zeit eigentlich in Somalia aus? Man hat von dort zuletzt 1996 was gehört, als Mohammed Farrah Aidid in Mogadishu erschossen wurde.
 
mcnoch

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tomcatter schrieb:
Ich hab da mal eine andere Frage und ich denke, dass sie hier am besten reinpasst:
Wie sieht es zur Zeit eigentlich in Somalia aus? Man hat von dort zuletzt 1996 was gehört, als Mohammed Farrah Aidid in Mogadishu erschossen wurde.
Naja, Somalia ist in der Folgezeit durch die Klan-Kriege und sehr komplizierten Handelsbeziehungen der Klans untereinander als Staat mehr oder minder zusammengebrochen. Mittlerweile hat man auch bei den Klan und Banden-Bossen begriffen, dass so auch ihre Macht kaum über ihr Dorf oder Stadtteil hinausreicht und das ein sterbender Staat häufig auch ein sterbendes Volk nach sich zieht. Der Westen war sich einig, dass "vor sich hin rotten lassen" angesichts der Islamisierungs-Bewegungen und Osma bin Laden & Co keine Option mehr sei. Mittels Zuckerbrot und Peitsche gelang es der UNO dann 2003/2004 eine neue Initiative auf den Weg zu bringen, eine Regierung zu reetablieren. Formell hat Somalia seit Sommer 2004 sogar wieder einen Übergangspräsidenten. Wahlen sind zwar angestrebt, aber da über die Jahre die gesamte Verwaltungs- und Regierungs-Infrastruktur fast vollständig weggebrochen ist, wird dies noch lange dauern. Auch muss erst in der Bevölkerung wieder ein gewisses Vertrauen in eine Regierung und ihre Strukturen gewonnen werden.
 
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Top Arbeit und auch mit Vorgeschichte, super :TOP:
 
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mcnoch schrieb:
Wer Geschichte nicht mag, darf gehen und schreibt dafür als Ausgleich bis morgen einen fünfseitigen Aufsatz zum Thema „Mein schlimmstes Urlaubserlebnis“.
Danke mcnoch für Deine ausführliche Darstellung. Noch mehr Bienchen gehen nicht :D.

Aufsatz
Thema: Mein schlimmstes Urlaubserlebnis

"Die Zugfahrt von Passau nach Hamburg"
Es begann an einem langweiligen regnerisch.......
 
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