Wohin soll dieser recht einseitige Thread führen?
Nun, ich für meinen Teil warte noch immer auf die deinerseitige Beantwortung der von mir eingangs gestellten Frage.
Nachdem du dich ja anfangs als "raus" geoutet hast, warst du dir ja nicht zu schade, unerwartete Comebacks mit reichlich komödiantischer Untermalung zu machen.
Mal sehen, ob wir am Ende auch noch etwas hinkriegen...
Wir können ja gleich mal mit einem konkreten Beispiel beginnen (aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit, versuche ich mich knapp zu fassen):
Wostok-Woschod-Sojus vs. Mercury-Gemini-Apollo:
Die W-W-S Programmreihe folgt nicht einem roten Faden, bzw. arbeitet nicht auf ein erkennbares Ziel hin wie das M-G-A Programm. Einerseits wird mit Wostok der einfache Raumflug getestet und etabliert (analog zu Mercury), wobei vor allem die Fragen nach der Verträglichkeit des Raumflugmillieus auf den menschlichen Körper innerhalb kürzerer Zeiträume geklärt werden (=> "können Menschen Raumflüge überleben?").
Bei den Nachfolgeprogrammen divergieren die Wege beider Seiten:
In der UdSSR entrümpelt man die Wostok und setzt drei Kosmonauten ohne Druckanzüge ("Ich will keine Feiglinge in meinen Raumschiffen!" - Korolow) in Woschod 1.
Für Woschod 2 setzt zwei (zwangsweise) mit Druckanzügen angezogene Kosmonauten in eine Woschod-Kapsel (mit kollabierbarer Luftschleuse) und vollzieht eine zehnminütige EVA, bei deren Ende Alexei Leonow mit Müh und Not wieder ins Raumschif zurück kommt (kaum Bewegungsmöglichkeit aufgrund des aufgeblasenen Raumanzugs).
Danach werden die Woschodflüge eingestellt, während man sich auf das Sojusprogramm konzentriert.
Bei Gemini wird ein anderer Weg beschritten. Zwar hat das Raumschiff Ähnlichkeit mit Mercury. Es ist jedoch größer und wurde von Beginn an für die innerhalb des Programms zu erledigenden Aufgaben konzipiert. Der Erstflug erfolgt ein halbes Jahr nach Woschod 1 - die erste EVA drei monate nach derer von Woschod 2. Nach doppelter EVA-Dauer gab es keine nahezu lebensbedrohlichen Verhältnisse wie bei Leonows EVA (obwohl auch hier Probleme beim Einstieg auftraten, die jedoch aufgrund des Designs der Kapsel einfacher zu beheben waren). Wirkliche EVA-Erfahrungen wurden von beiden Erst-EVA nicht gemacht. Erst mit dem beinahe-Herzkasper von Gene Cernan (und ähnlichen Problemen bei EVA während späteren Gemini EVA) wurde das Problem des EVA-Trainings und realitätsnaher Ausbildung in auftriebsneutralen Schwimmbecken eingeführt.
Während Gemini wurden die ersten Rendezvous und Kopplungsmanöver (ebenfalls unter Problemen - Gemini 8) mit Zielkörpern, und anderen Raumschiffen (G7 und 6), sowie erste Änderungen des Orbits durch ein zuvor angekoppeltes Triebwerk (G10) realisiert. Ebenfalls wurde der erste Zweiwochenflug (Simulation einer Apollo-Mondmission) durchgeführt.
Apollo und Sojus kamen etwa zeitgleich (Frühjahr '67) in die heiße Projektphase und hatten gleich zu Beginn einen Unfall mit Crewverlust zu überwinden.
Bei Apollo war es Nachlässigkeit und ein höllisches Projekttempo, dass zur Flappsigkeit bei der Verarbeitung und im Umgang mit einer Hochdruck-O2-Atmosphäre während einer Startsimulation zu einer Brandkatastrophe führte.
Bei Sojus startete man nach zwei fehlgeschlagenen Testflügen direkt einen bemannten Flug und nahm trotz Bedenken enorme Risiken in Kauf. Nach allen möglichen Problemen verkürzte man die Mission drastisch. Bei der Landung ging dann der Schirm nicht auf. Man kann vielleicht froh sein, dass das Solarpanel von Sojus 1 nicht ordentlich ausfuhr, sonst wären die Tags darauf planmäßig mit Sojus 2 gestarteten Kosmonauten vielleicht dem gleichen Fehler erlegen. So war "nur" ein Toter zu beklagen.
Im Anschluss an beide Unfälle waren beide Programme gegrounded, bis Verbesserungen vorgenommen, und wieder das ausreichende Systemvertrauen auf allen Seiten für einen erfolgreichen Raumflug bestand - die jeweiligen Erstflüge erfolgten in Herbst '68, ab welchem Punkt die beiden Programme prinzipiell divergieren - Apollo mit Reiseziel Mond und Sojus mit dem Umweg über das Mondprogramm hin zu einem LEO-Schiff, zur Unterstützung des anlaufenden Raumstationenprogramms.
Die Programmreihe M-G-A ist in ihrer Konzeption wesentlich fokussierter und stärker auf die Erfüllung des Ziels ausgerichtet, als das Programm der UdSSR, das nach anfänglichen Höhenflügen den Anschluss verliert, und letztlich vom Reiseziel Mond auf den LEO umdisponiert.