Douglas A-4E Skyhawk - 1965 Philippine Sea incident

Diskutiere Douglas A-4E Skyhawk - 1965 Philippine Sea incident im Jets bis 1/48 Forum im Bereich ROLLOUTS - Die Bilder Eurer Flieger !; Für ein anderes Projekt habe ich in für mich Rekordzeit (knapp 2 Monate) aus Hasegawas "Marines A-4E/F" die bei der Navy geflogene A-4E BuNo...
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Für ein anderes Projekt habe ich in für mich Rekordzeit (knapp 2 Monate) aus Hasegawas "Marines A-4E/F" die bei der Navy geflogene A-4E BuNo 151022 gemacht.

Warum jetzt gerade ein Scooter in der wirklich langweiligst möglichen Livery? Nicht mal mit Antiglare vor dem Cockpit oder den dunklen Walkways auf dem Flügel? Kein buntes CAG-Bird oder eine schön getarnte Adversary oder Israelin? Wenigstens hätte es eine mit den bunteren Tanks von den VA-56 "Champions" sein können.

Und warum trägt er Pilot keinen Helm?

Fragen über Fragen. Einfache Antwort: Grundsätzlich brauchen meine Flieger ja eine Geschichte, sonst interessieren sie mich nicht. Am besten eine politische. Und die Story von 151022 ist es wirklich.

Die A4 war bei dem ersten amerikanischen Bomben-Angriff auf Vietnam nach dem Golf von Tonkin Vorfall dabei und flog danach unzählige Angriffe mit. Als USS Ticonderoga sich zum R&R nach Japan aufmachte geschah laut USS Ticonderoga Logbuch am 05.12.1965 folgendes:

"Während sich die USS TICONDEROGA auf dem Weg von den Operationen vor Vietnam nach Yokosuka, Japan, befindet, ging eine A-4E der VA-56, beladen mit einer B43-Atomwaffe, über Bord. Das Flugzeug wurde von der Hangar Bay Nummer 2 zum Aufzug Nummer 2 gerollt, als es mit dem Piloten LTJG D. M. Webster und der Bombe vom Aufzug rollte und in 2700 Faden Wasser sank. Bei einer Suche wurde der Pilot nicht gefunden."

Das Verteidigungsministerium behauptete, dass sich dieser Unfall "mehr als 500 Meilen vom Land entfernt" ereignete, als es den Unfall 1981 zugab. Aus Unterlagen der Marine geht jedoch hervor, dass sich der Unfall etwa 80 Meilen östlich der japanischen Inselkette Ryuku und 250 Meilen südlich der japanischen Insel Kyushu sowie etwa 200 Meilen östlich von Okinawa ereignete, was zu massiven diplomatischen Verstimmungen zwischen Japan und den USA Anfang der 1980er führte.

In Jim Winchesters Buch "Broken Arrow" ist das vollumfänglich recherchiert, bei Interesse hier der Link zum Buch.

Man muss sich das vorstellen: Die Hangarcrew hat gerade keinen Schlepper zur Verfügung, also schieben 14 Mann das übungsweise mit einer scharfen B43 (eine Megatonne Sprengkraft) behängte Flugzeug per Hand aus dem Hangar auf den Aufzug. Da der nicht ganz eben zum Deck ist, muss man etwas Schwung nehmen… und das Bremsen funktioniert dadurch, dass 2 Mann zeitgleich das Hauptfahrwerk mit Chocks blockieren. Auch gab es keine Sicherung am Rand des Aufzugs, die den Flieger hätte aufhalten können.
So rollte Douglas M. Webster fertig angeschnallt, aber noch ohne Helm auf dem Kopf (was ihn vermutlich beim Aussteigen oder überhaupt dem Wahrnehmen der Situation hinderte) in mit der Skyhawk und der Bombe in den Pazifik. Webster, die A-4 und die Bombe liegen immer noch da.

Websters Mutter führte einen jahrelangen Kampf, dass sein Name auf der Vietnam Memorial Wall in Arlington genannt wird. Die Navy sagte, er wäre bei einer Übung gestorben und eben nicht gefallen… was tragisch perfekt zum jahrelangen Leugnen dieses Broken Arrow Accidents durch die Navy passt.



Genug des Vorgeplänkels, noch ein paar Worte zum Modell: Hasegawa A-4E/F Marines 1:48, der Pilot mit Sitz von Aerobonus, der Kopf stammt aus der Grabbelkiste, der Helm im Cockpit aus dem DACO-Starfighter Improvement Kit. Stencils stammen aus dem Decalsatz des Kits und Dreiecke an den Intakes von MilSpec. Farben wie immer ein wilder Mix aus Extracrylics, Tamiya, Vallejo, Revell und LifeColor und Alclad. Der eigentliche Hauptdarsteller, die B43-1 kommt von Eduard und ist fast ein eigener Bausatz.

Die Herausforderung beim Bau bestand darin, die spezifischen Decals zu recherchieren und diese dann selber zu machen. Denn es gibt es nur ein einziges veröffentlichtes Foto von BuNo 151022. Zwar gibt es weitere Bilder einer A-4E mit der Modex 472, dazu muss man aber wissen, dass die Navy den verloren gegangen Bomber einfach ersetzt hat. Das war aber übliches Verfahren, in Vietnam soll die Navy ja auch das eine oder andere Flugzeug verloren haben.

Die kleinen Stencils habe ich als Decals gedruckt, aber fast alles, was etwas großer als 2 mm ist habe ich tatsächlich selber lackiert, wie die die Modex-Nummern oder die Pfeile auf den Tanks. Das war die perfekte Aufgabe für meinen kleinen Schneidplotter. Und das Ergebnis finde ich so gut, dass ich mit Sicherheit noch öfters machen werde.
 
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Und Mr. Webster:


Ich hoffe, dass das nicht zynisch rüberkommt, aber der Kerl tut mir einfach leid… seine erste Tour, dann eine lästige Übung, für die er nur im Flugzeug sitzen musste und bis zum Katapult rollen, sonst nichts. Und dann schaut er auf einmal auf und sieht den Pazifik auf sich zu kommen…

Seine Familie, Freunde und Mitglieder des naval air corps haben übrigens einen Gedenkfonds gestiftet. Er soll jungen Menschen in Warren, Ohio, helfen, ihre persönliche Ethik und ihre körperlichen Fähigkeiten durch die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten des CVJM und der High School zu entwickeln. der Vollständigkeit halber gebe ich hier mal die Adresse an, wer will, kann ja etwas spenden…

Douglas M. Webster Memorial Fund
Community Foundation of the Mahoning Valley
11 Federal Plaza Central
Youngstown, OH 44503
 
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Alleine die Darstellung der B43 macht ja was her. Sieht man nicht so oft.
:TOP:
 
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Das war es soweit, bedankt euch bei @Norboo , @neo und @MiGhty29 dafür, dass sie mich im Stammtisch überredet haben, diesen RO zu machen… :biggrin:
 
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Und es hat sich gelohnt! Im Stammtisch geht es doch sehr schnell unter. Vielen Dank!

Diese Geschichte hat mich natürlich an mein Berufsleben erinnert. Ein Mensch musste sterben, weil man sich nicht an Vorschriften gehalten hat. Oder war es "standing procedure", so zu verfahren? Dann wäre es noch haarsträubender.
 
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Oder war es "standing procedure", so zu verfahren? Dann wäre es noch haarsträubender.
Das war das Standardverfahren, es gab neben den "Schiebern" eben die zwei Leute mit den Chocks und einen, der das Ganze leitete und Blickkontakt zum Piloten hielt. Einerseits hat das mit dem Blickkontakt nicht funktioniert, warum genau, wurde nicht ermittelt. Und die Chocks wurden wohl nicht gleichzeitig an die Räder geworfen, was zu einer Drehung des Flugzeugs führte und es in der Folge von der Plattform rutschte.

Die Navy war damals ja eh ein total zynischer Verein, sonst hätte es die A-4 doch gar nicht in der Strike-Rolle gegeben. Die Admiräle wollten unbedingt im Atom-Spiel mitmachen und das nicht der AirForce exklusiv überlassen. Ist übrigens einer der Gründe, warum die A-4 so komisch hochbeinig dasteht. Vorgabe beim Auftrag war, dass unbedingt eine Mk7 unter den Bomber passt.
Viele der Missionen im SIOP (Single Integrated Operations Plan) waren de-facto One-Way-Missions. In Operation Plan No. 1-61 steht sogar: "No recycle of a weapon delivery vehicle has been or will be planned in the SIOP."

Wie sagten die Scooter-Jockeys selber: "One man, one bomb, one way."
 
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Donnerwetter !
Was für eine haarsträubende Geschichte...
Tolles Modell, Glückwunsch dazu.
 
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Hallo Wim!
Ein toller Rollout mit einer haarsträubenden Geschichte dahinter! Unglaublich, was da damals passiert ist!
Danke für das tolle Modell und die Erweiterung meines Horizonts.👍🏼
 
Augsburg Eagle

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Ich schaue gerne gute Modelle an, die auch noch was zu erzählen haben. Insofern wurde ich heute gut bedient :TOP: :TOP:
 
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Eine tolle Geschichte und der Scooter ist echt schick. Um das Ganze zu umrahmen, hätte ich jedoch noch ein Aufzugausschnitt sowie die 14er Crew mit dargestellt.
 
Scout712

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Tolles Model, nicht nur wegen der Geschichte dahinter. Überhaupt nicht langweilig. Im Gegenteil, die regulären Flieger der Line gefallen mir besser als ständig Double Nuts Jets zu sehen. Leider sehen das die Hersteller der Aufkleber zu oft anders.
Gruss
Michael
 
WaS

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Danke fürs Zeigen des tollen Modells – und besondsrs für die Geschichte dahinter
 
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Um das Ganze zu umrahmen, hätte ich jedoch noch ein Aufzugausschnitt sowie die 14er Crew mit dargestellt.
Ok, da hast du mich… tatsächlich ist das noch der Plan. Allerdings nur ein Aufzugausschnitt, also quasi der Blick der des Ordnanceman Paul Pizzarella, der am hinteren Ende des Aufzugs stand und von einem Typen mit Klemmbrett gefragt wurde: "Was there a bomb on that plane?" Pizzarellas Antwort war auf den Punkt: "There was fucking pilot on that plane!"


Ich muss jetzt nur noch herausfinden, wie so das hintere Ende des zweiten Aufzugs der Ticonderoga damals so von oben aussah. Oder noch besser: von unten. Für sachdienliche Hinweise bin ich sehr dankbar…
 
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Ich kann mich hier nur anschließen.
Die Geschichte hinter dem Flieger und seinem Piloten war sehr interessant zu lesen.
Der Flieger selbst ist ein Hingucker, schön umgesetzt.
 
bushande

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weit weit weg ;D
Die Skyhawk ist wirklich super geworden. Ich gratuliere zu dem tollen Modell. Ich mag Modelle unheimlich, die auch immer ein klein wenig als Zeitdokument dienen. Icvh kenne ja auch dein Recherche-Engagement. Tolles Ergebnis, das man sich gerne ansieht, auch wenn der Hintergrund etwas bedrückend ist.
 
Motschke

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Sehr schöner Scooter. :thumbup: Freut mich, dass du doch ein Roll-Out dazu gemacht hast.
Der Hintegrund ist, wie bushande sagt, etwas bedrückend. Aus mehrerlei Hinsicht.
Die Sache mit der verlorenen Atombombe, die zu Verwicklungen mit Japan führte, habe ich erst kürzlich durch Zufall an einer anderen Stelle im Internet gelesen.

Die Navy war damals ja eh ein total zynischer Verein <...> Viele der Missionen im SIOP (Single Integrated Operations Plan) waren de-facto One-Way-Missions. In Operation Plan No. 1-61 steht sogar: "No recycle of a weapon delivery vehicle has been or will be planned in the SIOP." <...>
Uff! Das ist allerdings hard-core. :mellow:
Interessant der Hintergrund zu den langen Beinen. Die sind mir an der Skyhawk zwar schon irgendwie aufgefallen, aber zum Hintergrund hatte ich mir keine Gedanken gemacht.
 
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