Die Erinnerungen von dem Herrn sind interessant, aber nicht unbedingt neu. Es existieren mehrere sg. CIOS- und BIOS-Berichte des Combined Intelligence Objectives Sub-Committes, die sich mit dem Zustand der Werke bei der Eroberung durch die Alliierten beschäftigen und auch Aussagen über die vorgefundenen Dokumente und Flugzeuge, Motoren usw. machen. So der CIOS-Evaluation Report No. 149: Junkers Aircraft Targets at Dessau, Aschersleben, Bernburg, Raguhn, Schönebeck, Tarthum, Jessnitz, Halle and Schkeuditz oder der CIOS Evaluation Report No. 69: Junkers Werke Dessau (Jumo and Ifa Plant)
Tenor der Berichte: Es wurde viel vorgefunden, aber es war auch viel unwiederbringlich zerstört und verloren.
Es gibt auch eine von Junkers-Angehörigen erstellte Liste vom 7. Mai 1945 über die Auslagerung von Konstruktionsunterlagen, so z.B. Ju 88: Prag/Wellwarnerstraße [Dort befand sich das Gebäude des Junkers-Konstruktionsbüros, eine ehemalige Schule], Orangierie Oranienbaum, Fa. Seiler/Franzstr., Schultheißbrauerei
Man kann davon ausgehen, dass die Amerikaner die Liste penibel abgearbeitet und alles mitgenommen haben, wenn auch nur aus dem Grund, es nicht den Russen zu überlassen.
Für einen Zeichnungssatz Ju 88 muss man nicht lange suchen: Im Deutschen Museum in München befinden sich zig. technische Zeichnungen- bis ins kleinste Detail. Bloß, wen interessieren die? Die hat wahrscheinlich auch noch kein Mensch komplett durchgesehen.
Die Geschichte mit den verbrannten Ju 88-Unterlagen in dem Trichter mag ich übrigens nicht so recht glauben. Die Amis haben ja Unmengen Beutedokumente in den 40er und 50er Jahren auf Mikrofilm gebannt, so auch Ju 88-Dokumente. Demzufolge können die nicht alle verbrannt worden sein. Der Interessierte kann sich diese Mikrofilme übrigens noch heute entweder im Smithsonian in Washington ansehen oder Kopien bestellen (für teures Geld).
Das Konstruktionsbüro war übrigens nicht in den Harz ausgelagert, sondern größtenteils nach Oranienbaum und Raguhn.