Ein Besuch im Raumfahrtmuseum von RKK Energia in Korolev City bei Moskau

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Sojus Orbitalmodul

Frühes Sojus Orbitalmodul. (Edit: An der Spitze ist ein Kamerabehälter. siehe nächste zwei Posts)

Am 14.01.1969 startete Sojus 4 mit Vladimir Schatalov und am nächsten Tag folgte Sojus 5 mit Boris Volynov, Alexej Jelissejev und Evgeni Khrunov. Missionshauptziel war die Kopplung der beiden Raumschiffe und umsteigen zweier Kosmonauten mittels EVA. Somit war dies die Wiederholung der ursprünglich für Sojus 1 und 2 geplanten (und abgebrochenen) Mission.
Am 16.01.69 koppelte Schatalov seine Sojus 4 erfolgreich an Sojus 5 an und vollbrachte somit die erste Kopplung zweier bemannter Raumschiffe der Geschichte. Da das Kopplungssystem noch nicht über einen internen Transfertunnel verfügte, mussten Jelissejev und Khrunov mittels einer EVA ("Raumspaziergang") umsteigen. Dies war übrigens die erste sowjetische EVA nach Leonovs historischer EVA am 18.03.1965. Nachdem Khrunov als erster ausgestiegen war, verwickelte sich eine seiner Sicherungsleinen und er schaltete aus Versehen die Ventilation seines Anzuges aus. Die Behebung dieser Probleme war eigentlich eine kleine Sache, doch er wurde dadurch genügend abgelenkt, dass er vergass, eine Filmkamera anzubringen, die den Transfer für die Nachwelt hätte festhalten sollen. Deswegen gibt es leider keine Bilder vom ersten Besatzungs-Transfer der Geschichte, bis auf eine qualitativ schlechte Videoübertragung per Funk.
Der weitere EVA-Transfer verlief ohne Vorkomnisse und nach gut viereinhalb Stunden trennten sich die Raumschiffe wieder. Jelissejev und Khrunov hatten für Schatalov Briefe, Telegramme und Zeitungen mitgebracht, die nach seinem Start gedruckt worden waren. Sojus 4 landete mit nunmehr 3 Kosmonauten an Bord am 17.01.69.
Volynov, der allein an Bord von Sojus 5 zurückgeblieben war, landete einen Tag später, am 18.01.69, und erlebte dabei einen der dramatischsten und unglaublichsten Wiedereintritte der bemannten Raumfahrt. Nach der Bremszündung hatte sich nur das Orbitalmodul (OM) vom Wiedereintrittsmodul gelöst, das Servicemodul blieb jedoch dran. Dies führte dazu, dass das Raumschiff "kopfvoran" in die oberen Atmosphärenschichten eintauchte. Statt des Hitzeschildes, war nun die Luke aus Leichtmetall, die den Durchgang zum OM verschloss, der Reibungshitze des Wiedereintritts ausgesetzt. Während die Isolationsschicht des Hitzeschildes rund 15 cm dick ist, beträgt sie auf der Luke gerade mal knapp 3 cm. Volynov, der keinen Druckanzug trug, nahm schon bald den Geruch von verbranntem Gummi wahr. Die Hitze griff offenbar bereits die Lukendichtung an und er rechnete damit, dass sie bald nachgab. Er begann damit, möglichst viele Informationen für die Nachwelt zu sammeln und zu retten, in der Hoffnung, dass sie zur Ursachenklärung beitragen können, für den Fall, dass er nicht überleben würde. So begann er damit, seine Eindrücke auf dem Kassettenrecorder festzuhalten und zugleich begann er, die Seiten, die die Kopplung und den EVA-Transfer detailiert beschrieben, aus seinem Logbuch zu reissen, zusammenzufalten und in seinen Sitz zu stopfen, weil er hoffte, dass sie so erhalten bleiben. Die Verbindungen zwischen Wiedereintrittsmodul und Servicemodul sind jedoch glücklicherweise irgendwann durchgebrannt oder durchgeschmolzen, so dass das Wiedereintrittsmodul im letzten Moment freikam und sich aufgrund der Aerodynamik sofort in die richtige Position drehen konnte, mit dem Hitzeschild voran. Volynov war äusserst knapp dem Tod entronnen.
Doch er konnte noch nicht aufatmen: Als der Landefallschirm aktiviert wurde, begann dieser sich zu verwickeln und Volynov befürchtete bereits das Schicksal von Komarov. Der Schirm konnte sich dann aber schliesslich doch noch voll entfalten. Die Landung war dann aber doch härter als normal und Volynov schlug sich dabei ein paar Zähne aus.
Durch die dramatischen Ereignisse war Sojus 5 weit vom Kurs abgekommen und über 600 km vom geplanten Landeort entfernt gelandet.
 
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Andi Wuestner

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Hallo Airtoair,

das von Dir fotografierte Orbitalmodul trägt keinen Kopplungsstutzen, sondern einen Kamerabehälter.
*weitaushol*
Für die Durchführung des ASTP-Projektes wurden 6 Sojus-Raumschiffe gebaut. Zwei davon wurden unbemannt, eines bemannt getestet. Nach dem Flug von Sojus 19 blieben also noch zwei Reserveschiffe übrig. Das, welches als Backup auf der Rampe stand, wurde zerlegt. Orbitalsektion und Geräteteil landeten im Museum, die Kommandokapsel wurde in Sojus 31(!) verbaut. Aus dem anderen übrig gebliebenen Raumschiff wurde Sojus 22. Mit diesem wurde die Multispektralkamera MKF6 aus Jena getestet. Offensichtlich gab es auch für diesen Flug ein Reserve-Raumschiff, dessen Orbitalsektion Du im Bild festgehalten hast.

Wenn ich etwas falsches gesagt habe, lasst es mich bitte wissen. Dann sage ich etwas anderes ;-)

Andi
 
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@Andi: Stimmt, das scheint ja tatsächlich ein Kamerabehälter zu sein! Jetzt wird mir auch einiges klarer: Ich hatte zwar im Museum bei unserer Führerin nachgefragt, ob dies ein Kopplungsstutzen sei und eine positive Antwort gekriegt, war aber nicht so ganz davon überzeugt, weil die frühen Kopplungsstutzen zwar ähnlich hoch, aber leicht konisch waren. (Vielleicht hatte ich die Dame auch falsch verstanden?) Ich habe aber weder in meinen Unterlagen noch im Web eine Bestätigung dafür gefunden, was es sonst sein könnte. Auf Sojus 22 bin ich nicht gekommen. Im Gegenteil: Im Web fand ich sogar ein Bild von genau diesem OM mit der Beschreibung "passive docking module".
Nach Deinem Hinweis habe ich in meinen Unterlagen eine Zeichnung von Sojus 22 gefunden, die genau einen solchen Behälter and der Spitze des OM zeigt. --> Fall gelöst!:TOP:
Ich staune aber, dass es ein Backupschiff für Sojus 22 gegeben haben soll, denn Sojus 22 war ja das letzte Raumschiff des Typs 7K-TM, der für ASTP entwickelt wurde. Ein Ueberbleibsel, für das man keine anderweitige Verwendung hatte. Also hätte man als Backup eine Saljut-Fähre (Typ 7K-T) umbauen und wieder zurückbauen müssen. Dafür habe ich keine Hinweise gefunden. Ich halte es deshalb auch für möglich, dass dieses OM als Prototyp für die Entwicklung und Integration des Kamerabehälters verwendet wurde.

Sojus 22 war übrigens die letzte Sojus Solomission. Nachdem das Raumschiff bei ASTP (Apollo-Sojus Test Project) nicht zum Einsatz kam, hielt man einen Umbau als Zubringer für Saljut für zu aufwändig. Also entschloss man sich, damit in einem Soloflug wissenschaftliches Equipment zu testen, das für die nächste Raumstation (Saljut 6) vorgesehen war. Hauptausrüstungsteil war dabei eben die erwähnte MKF-6 Multispektralkamera.
 
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ASTP - Apollo Sojus Test Project

Nachdem das ASTP Programm schon erwähnt wurde, mache ich gleich damit weiter. Hier nochmal ein Bild vom Mockup von Sojus 19.
Wie Andi Wuestner schon sagte, stammen das Orbital- und das Servicemodul vom Originalraumschiff, das als Reserve auf Startpad 31 bereit stand, als Alexei Leonov und Valeri Kubasov an Bord von Sojus 19 am 15.07.1975 zu ihrem Rendez-vous mit Thomas Stafford, Vance Brand und Deke Slayton aufbrachen.
Für das OM hatte man keine Verwendung mehr und das SM durfte man nicht mehr einsetzen, da es, nachdem es einmal für eine mögliche Mission betankt wurde, innerhalb von rund 75 Tagen hätte gestartet werden müssen. Das Wiedereintrittsmodul ist ein Mockup.
 
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Andi Wuestner

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@Airtoair:
Da hast natürlich Recht. Ein Reserveraumschiff für Sojus 22 kommt mir eigentlich auch unwahrscheinlich vor, es gibt auch keine Hinweise darauf bei Hall / Shayler "Soyuz A Universal Spacecraft". Das Bild, welches den Kopplungsstutzen erwähnt, habe ich auch schon irgendwo gesehen (Mark Wade: http://www.astronautix.com/craft/soyz7kok.htm). Ich beneide Dich um den Besuch, ehrlich!

Andi
 
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ASTP Dockingmodul

Auf diesem Bild ist in der Mitte das Dockingmodul (DM) zu sehen, links das Apollo Kommandomodul (CSM), rechts das Sojus OM.
Das DM brachten die Amerikaner mit in den Orbit. Aehnlich wie früher bei den Mondmissionen das Lunar Module (LM), war auch das DM in der obersten Stufe der Saturn Rakete untergebracht und die Apollo Crew musste das DM an der Spitze ihres CSM andocken.
Das DM war notwendig, weil Amerikaner und Sowjets in ihren Raumschiffen unterschiedlich zusammengesetzte Atmosphären und andere Innendrücke verwendeten. Eine direkte Verbindung der beiden Raumschiffe war also nicht möglich. So musste das DM als Luftschleuse dienen.

Uebrigens mussten jederzeit beide Raumschiffe mit mindestens einem Mann besetzt sein. Dadurch war das "Besuchsprogramm" ziemlich kompliziert, damit auch jeder die Chance erhielt, eine gewisse Zeit im anderen Raumschiff zu verbringen.
 
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ASTP Kopplungsadapter APAS-75

Der ASTP Kopplungsadapter wurde von den Sowjets entwickelt und APAS-75 genannt. Er war so konstruiert, dass beide Raumschiffe sowohl die aktive, wie auch die passive Rolle beim Kopplungsmanöver übernehmen konnten.
 
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AM72

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Schön, das auch diese "Episode" der Raumfahrtgeschichte hier im Detail zur Sprache kommt :)
Das Ganze ist ja nicht soo bekannt gwurden, obwohl doch für diese Zeit ein wirkliches "Top-Highlight" - was eigentlich waren die Hintergründe dafür ?
In meiner Schulzeit (DDR) wurde daraum - man ruhig sagen gar nicht eingegangen. Sputnik, gagarin und die Mondlandung dagegen waren mehr als einmal ein Thema - die Geschichte ging dann erst mit Siggi weiter ...:?!
 
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APAS-75 Modell

Ein Modell des Kopplungadapters APAS-75 in ca. halber Originalgrösse, das die Funktionsweise zeigt:

@Andi: Das von Dir erwähnte Buch habe ich auch. Ist für mich die "Sojus Bibel".;)
 
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Sojus 19 Wiedereintrittsmodul

Das Original Wiedereintrittsmodul von Sojus 19. Es wurde von Kubasov und Leonov nach ihrer Landung am 21.07.1975 unterschrieben.

Die Raumschiffe waren während rund 44 Stunden aneinander gekoppelt. Nach einer ersten Trennung wurden einige gemeinsame Experimente ausgeführt. Z.B. plazierte sich Apollo zwischen Sojus und die Sonne und kreierte so eine künstliche Sonnenfinsternis für die Sojus Besatzung, die dadurch die Sonnenkorona fotografieren konnte. Die Raumschiffe koppelten noch ein zweites Mal für ca. 3 Stunden, es fanden aber keine Transfers mehr statt. Apollo und Sojus trennten sich und nach einigen Flugmanövern, während denen sie sich gegenseitig fotografierten, entfernten sie sich schliesslich endgültig von einander. Beide führten nun noch ein unabhängiges Versuchsprogramm durch. Sojus 19 landete am 21.07., Apollo drei Tage später am 24.07.75.
In der Schlussphase des Abstiegs sind die drei Amerikaner Stafford, Brand und Slayton übrigens vergiftet worden und wären beinahe gestorben. Als Apollo an ihren Fallschirmen hing öffnete sich ein Druckausgleichsventil. Dadurch strömten giftige Gase von den Lagekontrolldüsen in die Kabine. Bei der Wasserung war die Besatzung schon beinahe bewusstlos. Nachdem sich die Kapsel aufrecht im Wasser stabilisiert hatte, gelang es der Besatzung mit letzter Kraft ein Entlüftungsventil zu öffnen, wodurch die giftigen Gase verschwanden. Die drei Astronauten mussten nach ihrer Rückkehr zwei Wochen im Krankenhaus verbringen.

@Arne: Ich versuche hier alles "zur Sprache zu bringen", d.h. zu zeigen, was im Museum zu sehen ist (und noch ein bisschen mehr;) ). Lass Dich also überraschen.:)
Warum ASTP in der DDR nicht so ein Thema war, weiss ich auch nicht. Im Westen, und wohl auch in der UdSSR war es sehr wohl ein Thema und die Medien berichteten recht ausführlich darüber, obwohl es natürlich niemals mehr ein solcher Hype wie bei den Mondlandungen war.
Vielleicht war dieses kleine Zeichen der (vorübergehenden) Annäherung und Entspannung zwischen Ost und West in der DDR ganz einfach politisch nicht opportun?
 
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kuno

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wirklich guter bericht, vielen Dank an Airtoair.
Zum Sojus/Apollo Programm habe ich in Erinnerung, dass dieses Ereignis auch in der DDR publik gemacht wurde, u.a. Fehrnsehberichte von Startvorbereitung und Start beider Raumschiffe live und auch während des Fluges ständige Berichterstattung.
Ebenso über die Vorbwereitungsphase vom Vertragsabschluss zur Durchführung bis zu gegenseitigen Besuchen der Teilnehmer in der Ausbildungsphase. Nach Beendigung des Unternehmens zog sich das Interesse allerdings in Fachpuplikationen zurück.
Nicht bekannt war mir die oben geschilderte Tatsache zum Problem aer Apollobesatzung bei der Landung.

Passt hier nur z.T. hin aber etwa 1970-1975?? gab es einen sowj, Kinofilm (auch im DDR Fernsehen, 2 od. 3 Teile) "Bändigung des Feuers". Dieser stellte das Leben von Koroljow dar. Zeitraum der Handlung etwa 1920-1966.
Ich fand ihn damals sehr realistisch da nicht nur über Erfolge berichtet wurde.
Gezeigt wurden u.a. auch Explosionen und Abstürze von R7 und Sojus-Rakenten. Villeicht weiss jemand im Forum wie man an diesen Film rankommt ich würde ihn gerne noch mal ansehen.

sodenn Kuno
 
gero

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kuno schrieb:
wirklich guter bericht, vielen Dank an Airtoair.
Zum Sojus/Apollo Programm habe ich in Erinnerung, dass dieses Ereignis auch in der DDR publik gemacht wurde, u.a. Fehrnsehberichte von Startvorbereitung und Start beider Raumschiffe live und auch während des Fluges ständige Berichterstattung.
Ebenso über die Vorbwereitungsphase vom Vertragsabschluss zur Durchführung bis zu gegenseitigen Besuchen der Teilnehmer in der Ausbildungsphase. Nach Beendigung des Unternehmens zog sich das Interesse allerdings in Fachpuplikationen zurück.
Nicht bekannt war mir die oben geschilderte Tatsache zum Problem aer Apollobesatzung bei der Landung.
Das kann ich (aus der Erinnerung) bestätigen, es gab beispielsweise auch schöne Sonderbriefmarken und ähnliches. Ich erinnere mich auch an Diskussionen über technische Details des Kopplungssystems (_beide_ aktiv)...
Aufgefallen war mir, daß damals (erstmalig?) auch von den Vorbereitungen in breite berichtet wurde, und nicht im Nachhinein der Erfolg vermeldet wurde.

Inwieweit mir damals Fachpublikationen zugänglich waren weiß ich nicht mehr, tendentiell eher nicht (Schüler).

gero
 
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Sojus T-3

Sojus T-3 startete am 27.11.1980 mit den drei Kosmonauten Leonid Kisim, Oleg Makarov und Gennadi Strekalov ins All und dockte am nächsten Tag an der Raumstation Saljut 6 an. Die Landung erfolgte am 10.12.80.

Nach der Tragödie beim Wiedereintritt von Sojus 11 am 29.06.1971, als die dreiköpfige Besatzung ums Leben kam, war dies nach über 9 Jahren die erste Sojus Mission, die wieder mit 3 Kosmonauten bemannt war. Damals hatte sich in rund 150 km Höhe ein Druckausgleichsventil geöffnet, so dass eine Dekompression stattfand und die Kabinenluft innerhalb von 30 bis 40 Sekunden entweichen konnte. Die Kosmonauten Georgi Dobrovolski, Vladislav Volkov und Viktor Pazajev erstickten, da sie nicht mit Druckanzügen ausgerüstet waren.
Daraufhin gab es einige Aenderungen an Sojus und es wurden Druckanzüge entwickelt. Da die Kosmonauten von nun an während den heikelsten Flugphasen diese Druckanzüge trugen, flogen nur noch jeweils zweiköpfige Besatzungen ins All.

Ab Mitte der 70er Jahre entwickelte man eine neue Generation von Sojus, die schliesslich den Namen "Sojus T" erhielt (tech. Bezeichnung 7K-ST). Nach zwei unbemannten Testflügen mit den Bezeichnungen Kosmos 1001 und 1074, führte man vom 16.12.79 bis 25.03.80 einen weiteren unbemannten Erprobungsflug durch, erstmals mit der Bezeichnung Sojus T, in dessen Verlauf automatisch an Saljut 6 angekoppelt wurde.
Nach einem bemannten Erprobungsflug (Sojus T-2), war Sojus T-3 die erste reguläre Mission der neuen Raumschiffgeneration.
 
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Sojus T-3 - Cockpitpanel

Das Cockpitpanel von Sojus T-3. Ausser dem einzelnen Bildschirm in der Mitte fällt natürlich das Instrument mit dem Globus rechts oben auf, das zur Positionsbestimmung dient. Ein ähnliches Instrument haben wir ja schon in den Vostok und Voschod Raumschiffen gesehen.
Auch in der nächsten Generation Sojus TM (tech. Bezeichnung 7K- STM), die von 1986 bis 2002 eingesetzt wurde, sah das Cockpit fast gleich aus.
Erst in der zurzeit aktuellen Generation Sojus TMA (7K-STMA) gab es umfangreiche Aenderungen, und es wurden zwei grössere Flachbildschirme eingebaut, während der kleine Bildschirm und der Globus entfernt wurden.
 
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Sojus T-3

Natürlich liessen meine Kumpels und ich es uns nicht nehmen, uns auch mal in eine Sojus hineinzulegen.:D (Schliesslich kriegt man nicht oft die Gelegenheit sich ein echtes, geflogenes Raumschiff von innen anzusehen.:TD: )
Das Bild vermittelt einen guten Eindruck der Platzverhältnisse. Die Kosmonauten liegen beim Start und bei Wiedereintritt und Landung genau so in ihrem Raumschiff, wobei sie natürlich noch einen Druckanzug tragen. Es mag hier auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussehen, aber diese Position, auf dem Rücken liegend und mit angezogenen Knien, ist eigentlich doch recht bequem und angenehm. Sicher lassen sich so auch höhere Belastungen aushalten. Die Sitze sind natürlich auf die Körpermasse der Kosmonauten angepasst.
Auf ein paar Details im Innenraum möchte ich noch hinweisen. Ueber dem Sitz oben links sieht man gerade noch die Hälfte von einem Bullauge. Unter dem Sitz sind die Bremstriebwerke für die Landung zu sehen, die ja ab der Version Sojus T in je zwei Dreiergruppen angeordnet waren.
Vor den Füssen des mittleren Sitzes ist eine graue, runde Platte. Sie bedeckt den Bildschirm des Periskops, das bei Kopplungsmanövern benutzt wird. Links und rechts davon befinden sich die Steuerknüppel. Die Original Steuerknüppel wurden hier offenbar ausgebaut und durch je eine schwarze und eine weisse Plastikattrappe ersetzt.
Ueber der Kopfstütze des mittleren Sitzes ist eine kurze Stahlsäule zu sehen, an der der Sitz mit einem Stossdämpfer befestigt ist. Allerdings scheint ein Teil des Stossdämpfers zu fehlen, weil der Sitz ganz unten auf dem Anschlag liegt.
 
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Sojus Sitz und Druckanzug Sokol-K

Ein einzelner Sitz aus einer Sojus. Am linken Bildrand ist schön die oben erwähnte Aufhängung zu sehen, die mittels Stossdämpfung an der Stahlsäule befestigt ist.
Die Puppe ist mit einem Druckanzug vom Typ Sokol-K bekleidet. Dieser wurde nach dem Unglück von Sojus 11 entwickelt. Seither trägt jeder Kosmonaut und jeder Astronaut während den heiklen Phasen eines Fluges einen solchen Anzug (Start, Kopplungsmanöver, Wiedereintritt, usw.).
Der Anzug wurde zwar nicht für EVA (Aussenbordaktivitäten) entwickelt, im Notfall wäre aber ein Umsteigen im freien Raum in ein anderes Raumschiff mit diesem Anzug möglich.

(Das Bild habe ich nicht im Energia Museum sondern im "Sternenstädtchen" gemacht, aber ich finde, zur Veranschaulichung passt es trotzdem hierher.;) Wenn's recht ist, werde ich auch weiterhin ab und zu mal ein Bild, das ich nicht im Museum gemacht habe, hier einstreuen, wenn's grad so wie hier zum Thema passt.;) )
 
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AM72

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Wenn's recht ist, werde ich auch weiterhin ab und zu mal ein Bild, das ich nicht im Museum gemacht habe, hier einstreuen, wenn's grad so wie hier zum Thema passt.
Ja klar doch ! - ist doch eh viel mehr als eine blose Bildertour hier - ist eine tolle Geschichtsdoku. Mach, wie Du denkst - aber vor allem weiter :)
 
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Sojus TM-14

Das Rückkehrmodul von Sojus TM-14 steht normalerweise auch im Energia Museum. Zu der Zeit, als wir das Museum besuchten, fand jedoch die MAKS 05 statt, und Sojus TM-14 war aus dem Museum geholt worden um bei der MAKS einem breiteren Publikum gezeigt zu werden. (Einige hier im FF, die auch bei der MAKS waren, haben sie sicher auch gesehen.) Deshalb habe ich die folgenden paar Bilder zwar bei der MAKS aufgenommen, aber wie gesagt, sie gehören eigentlich auch zum Museum, weil Sojus TM-14 normalerweise im Museum zu sehen ist.
Ausserdem sind einige interessante Details zu sehen, die ich bei den anderen Sojus im Museum so nicht fotografieren konnte.

Zuerst zur Geschichte: Sojus TM ist eine verbesserte Version der Sojus T. Sie wurde von 1987 bis 2002 als Zubringer zur MIR und zur ISS eingesetzt.
Sojus TM-14 startete am 17.03.1992 mit Alexander Viktorenko, Alexander Kaleri und dem deutschen Klaus-Dietrich Flade zur Mission "MIR'92". Flade kehrte am 25.03.92 an Bord von Sojus TM-13 zusammen mit der abgelösten MIR-Besatzung Alexander Volkov und Sergei Krikalev zurück. Kaleri und Viktorenko blieben als neue Stammbesatzung bis am 10.08.92 auf der MIR.

Auf dem Bild sieht man in der Mitte ein Bullauge. Das offene Abteil direkt darüber beherbergt jeweils eine Antenne, über die nach der Landung ein Peilsignal für die Bergungstruppen gesendet wird, sowie ein Positionslicht. Das kleine Loch links darüber ist eine Lagekontrolldüse, ebenso wie die beiden ovalen Löcher unten links. Auch der Buckel ganz links, oberhalb der Mitte, beherbergt eine Lagekontrolldüse. Auf der rechten Seite ist das offene Fallschirmabteil zu sehen.
Das Rückkehrmodul ist zwar so konstruiert, dass es aufgrund der Aerodynamik und der Schwerpunktlage bei einem rein ballistischen Wiedereintritt automatisch die richtige Lage, mit dem Hitzeschild voran, einnimmt. Mit den Lagekontrolldüsen kann aber die Lage so korrigiert werden, dass ein leichter Auftrieb entsteht, was die maximale Belastung für die Besatzung reduziert und den Wiedereintritt etwas angenehmer machen soll.
 
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Sojus TM-14

Das Fallschirmabteil von Sojus TM-14.
Interessantes Detail am Rande: Deutlich sind die Buchstaben CCCP und USSR zu sehen. Als Sojus TM-14 am 17.03.92 zur MIR unterwegs war, gab es die Sowjetunion aber bereits nicht mehr. Diese war ja Ende 1991 aufgelöst worden.
Das Raumschiff für Sojus TM-14 war aber natürlich schon viel früher zusammengebaut, den nötigen Tests unterzogen und für flugtüchtig befunden worden. Da in dieser Zeit des Umbruchs die Finanzierung des weiteren Raumfahrtprogramms alles andere als gesichert war, konnte man sich nicht auch noch mit solchen Details, wie falschen Anschriften, abgeben.
 
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