ein heißes Eisen - Guernica

Diskutiere ein heißes Eisen - Guernica im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Ich frage mich das schon Seit einiger Zeit: Was ist beim Luftangriff der Legion Condor auf Guernica tatsächlich passiert? Ich meine wenn man...
Ritter

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Ich frage mich das schon Seit einiger Zeit:
Was ist beim Luftangriff der Legion Condor auf Guernica tatsächlich passiert?
Ich meine wenn man spanische (heutige, zur Zeit Francos wurde das totgeschwiegen) Quellen liest, so liest man von einem Terrorangriff, Brandbomben und Bordwaffenangriffen gegen Zivilisten. Liest man deutsche Quellen (z.B. Cajus Bekker) dann war die Zerstörung der baskischen Kleinstadt ein "Kollateralschaden", und die Brücke der Stadt das eigentliche Ziel.
Was stimmt nun? Gegen Brücken setzt man wohl keine Brand- sondern eher Sprengbomben. Außerdem, was für Flugzeuge wurden eingesetzt? Meines Wissens hatte die Kampfgruppe 88 hatte seinerzeit Do 17 (?) und Ju 52 (als Bomber) im Einsatz. An Stukas gab es nur die "Jolanthe" Kette und ich weiß nicht ob die da eingesetzt wurden. Der spanische Bürgerkrieg ist eh so eine Wissenslücke bei mir. Aber Einsatzbefehle müßten ja noch existieren?
Bei Guernica ist das Problem daß der Fall eben so bekannt ist. Die republikanische Regierung schlachtete die Zerstörung der Stadt ziemlich aus und vor allem die US-Presse machte daraus ein Fanal für den Bombenkrieg (Was ich wohl allein um irgendwelchen Mißverständnissen vorzubeugen sagen muß: Mir ist bewußt, daß bei der Bombardierung in jedem Fall Unschuldige zu Tode kamen. Mein Post dient in keinem Fall dazu, die Bombardierung Guernicas in irgendeiner Weise zu entschuldigen oder zu rechtfertigen. Das muß man immer dazuschreiben, da man heute mit solchen Vorwürfen sehr schnell zur Hand ist). Pablo Picasso mahlte sein berümtes Bild, das wie ich meine mit das beeindruckenste Kunstwerk zu diesem Thema ist. Nur ist für mich, bei all der Wirkung Guernicas als Fanal für den Beginn des Bombenkrieges, die historische Faktenlage reichlich dünn?
Also frage ich mich: Ist ersichtlich (vor allem aus Befehlen der Legion Condor) worauf der Angriff abziehlte, was die Ziele waren und welche Bomben benutzt wurden? Das mit den Bordwaffenangriffen halte ich (solange keine Jäger mitflogen) eher für ein Gerücht, da es kaum Sinn machen dürfte, mit einer Ju 52 im Tiefflug mit einem nach unten richtbaren MG anzugreifen.
Es geht mir nicht um politisch-moralische Interpretation, sondern um die Fakten.
Ich hoffe jemand weiß da mehr drüber als ich...
 
Husar

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Ein recht objekltiver Bericht ist im Buch "Die Legion Condor", erschienen 1982 im Hoffmann Verlag Mainz, nachzulesen. Beteiligtg waren nicht nur die K 88 der Legion, sondern auch die Aviazione Leginonaria der Italiener. Eingesetzt wurden die Ju 52, He 111 und von den Italienern die SM 82. Die Stukas der K 88 waren nicht beteiligt, Jagdschutz wurde von allen Beteiligten gestellt. Es war einen Flächenangriff auf eine Brücke, der im wahrsten Sinne des Wortes daneben ging.
 
Veith

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... das sind aber noch nicht einmal alle Rechtfertigungen, so sollen die "Roten" Guernica selbst in Brand gesteckt haben oder sie sei von der republikanischen Luftwaffe selbst zur Hälfte zerstört worden sein. :mad:

Das es Propaganda immer auf beiden Seiten gibt, ist unstrittig und über Motive läßt sich vortrefflich streiten, wenn nicht die Fakten wären:

Die eingesetzten Brandbomben (2.500 Stück) dienen typischerweise der Vernichtung von Menschen und Wohngebieten. Zur Zerstörung der Brücke vor der Stadt - angeblich das Ziel der Luftangriffe auf Guernica - waren sie denkbar ungeeignet, denn die Brücke besteht aus Stein ...

Und wer 70% Zerstörung einer zivilen Stadt als Kollateral-Schaden erzeugt, begeht auch so ein Kriegsverbrechen!

"Mir gab Spanien die Gelegenheit, meine junge Luftwaffe zu erproben ... und den Leuten, Erfahrungen zu sammeln." - Hermann Göring während der Nürnberger Prozesse

Linktipp:
Holocaust-Referenz

Buchtipp:
Thomas, Gordon, Max Morgan-Witts
Der Tag an dem Guernica starb
Europabuch AG, Zürich 1978
 
Alpha

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soweit ich Ritter verstanden habe will er aber doch eben wissen, ob TATSÄCHLICH Brandbomben eingesetzt wurden - eine seriöse Quelle muss also her (nicht sowas wie amselfeld.com und Co...)
 
Veith

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@alpha

pffff, so ist das mit der Wahrnehmung! Ich kann selbst jetzt noch nicht herauslesen, das Ritter den Einsatz von Brandbomben in Frage stellt.

Vorsorglich: es wurden nicht nur Brandbomben eingesetzt, sondern die übliche Mischung, wenn man Städte angreift, also Sprengbomben, Splitterbomben und Brandbomben.

In Holocaust-Referenz heißt es dann noch:
»Hauptmann von Krafft sagte später aus, er habe "mit aller Entschiedenheit gegen die Verwendung von Brandbomben" protestiert«

Ich weiß jetzt auf die schnelle auch nicht wo.

Bis gerade habe ich Deine Zweifel an den Brandbomben und der Quelle nicht verstanden, bis ich das las:

"In der Pressemitteilung aus Francos Hauptquatier vom 15. Mai 1937 heißt es: »Guernica ist nicht von meiner Luftwaffe bombardiert worden. Es wurde mit Feuer und Benzin von den Basken selbst zerstört«. Am 15.Mai 1937 telegraphiert Hitler an Ribbentropp: »Eine internationale Untersuchung von Guernica ist unter allen Umständen zurückzuweisen.«" zeitschrift der historiker und politologen der uni münchen

Klar, wenn keine Brandbomben eingesetzt wurden, haben die Roten bzw. Basken ihre Stadt selbst vernichtet um den "Nationalen Streitkräften" und dem "Führer" eine reinzuwürgen - clever und menschenverachtend diese [zensiert] :mad:

Aber da Du es schon einforderst:
»Ein robustes Mandat« :FFD
 
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Tacco

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jetzt im Westen
Gute Idee von Ritter diesen Thread zu öffnen!
Dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte gerät zunehmend in Vergessenheit.
Ich würde mich über gute Informationen sehr freuen.

@ Veith

Der von dir angeführte "Junge Welt" Artikel disqualifiziert sich alleine schon durch den letzten Satz als seriöse Quelle.

gruß Tacco
 
Veith

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@Tacco

wen Alpha es wünscht, bringe ich auch "hard core" :D
 
Alpha

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@Veith: Was ist denn nun los??? Ich habe überhaupt nicht geäußert, dass ich den Einsatz von Brandbomben gerechtfertigt sehe, noch dass ich ihn abstreite, noch dass ich ihn verfechte noch irgendwas. Alles, was ich gesagt habe ist, dassRitter hier versucht, durch seriöse Quellenarbeit heruaszubekommen, was dort wirklich vor sich ging.

Wer sich dazu äußert sollte also auch so handeln und seriöse Quellen bringen - das hat nicht zum Ziel, die Geschehenisse dort zu rechtfetigen oder ähnliches.

Sehr wohl kannst du herauslesen, dass Ritter den Einsatz v. BrandB. in Frage stellt. Guck dir mal das fett(!)gedruckte an.

Nochmal: Keiner will hier die Geschehenisse dort "in´s Rechte Licht" rücken, relativieren o.Ä.. Wir wollen nur wissen, was dort passiert ist.

Was soll der Sch**** von wegen "Alpha wünscht Hardcore" und so ?

Also, bevor du auf Schlagworte hier anspringst und pauschal erst mal in die Runde keulst könntest du mal durchatmen und lesen, was hier steht - ich lass mir jedenfalls nichts derartiges anhängen oder in eine rechte/relativierende/xyz-Ecke stellen. :mad:
 
Ritter

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Leute, ich unterbreche euch nur ungern, aber:
Ich hab mir was die Brandbombensache angeht, einfach noch kein Urteil gebildet, da die mir zur Verfügung stehenden Quellen schlicht diametral das Gegenteil voneinander behaupten.
Und könntet ihr eure ideologischen Grabenkämpfe woanders austragen?
Das war genau der Grund, warum ich das Thema hier aufgemacht habe und nicht in Bert Hartmann's Luftwaffeforum.
Dort kann jeder posten ohne registrieren, so daß die Gefahr von (wie der Frankfurter sagt) "Dumbabblern" wesentlich größer ist.
Außerdem habe ich hier die Möglichkeit, das ganze wieder dichtzumachen, was ich auch tun werde, wenn das so weitergeht!

Was den Angriff angeht, so kann man wohl sagen, ob Brandbomben oder nicht, mit den Methoden der dreißiger Jahre (Bombenvisier GV 219 und ähnliche) war es schlicht unmöglich, ein Punktziel wie eine Brücke im Hochangriff gezielt zu treffen. Das war auch der Grund, warum der Stuka entwickelt wurde. Also kann man wohl davon ausgehen, daß die Planer des Guernica-Angriffes Zerstörungen in der Stadt billigend in Kauf nahmen. Eine Zerstörung der Brücke konnte nur durch gleichzeitigen Einsatz vieler Kampfflugzeuge erfolgen, bei dem natürlich klar war, daß die große Mehrzahl aller Bomben "daneben" gingen.
Aus dem Grunde sind die Brandbomben wohl das einzig mögliche Indiz für einen Terrorangriff, der nur auf die Zerstörung der Stadt abzielte. Anders als Napalm sind Phosphor- Stabbrandbomben, wie sie im 2. Weltkrieg und in Spanien benutzt wurden, sind gegen militärische Ziele eigentlich nutzlos. Sie können lediglich brennbare Gegenstände (wie Holz eines Dachstuhles) am Boden entzünden, und sind deshalb vor allem gegen Gebäude eingesetzt worden. Außer vielleicht Treibstoff- und Munitionslagern gibt es kein militärisches Ziel, daß sich damit bekämpfen ließe.
 
Alpha

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@Ritter: Wen meinst du mit ihr? Außer Veith hat hier keiner ideologische Auseinandersetzungen gesucht. Im Gegenteil: oben steht dick, dass es hier nicht um rechtfertigung etc gehen soll. Aber das kann man offensichtlich überlesen...
 
Veith

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also, ich sehe die Ideologie in meinen Beiträgen zum Thema noch nicht, lasse mich aber auch nicht zur persönlichen Polemik hinreißen ...

Zur folgenden Quelle - koscher geht es IMHO nicht :D

"Guernica Nordspan. Stadt mit ca. 7000 Einwoh-
nern (1937) in der baskischen Provinz Vizcaya. Im
Spanischen Bürgerkrieg wurde G. am Nachmittag des
26.4.1937 von Einheiten ital. Kampfflieger und der
dt. Legion Condor in mehreren Angriffswellen mit
Spreng- und Brandbomben über drei Stunden lang
bombardiert und fast völlig zerstört. Der Angriff war
gar nicht gegen die Stadt selbst befohlen, sondern
sollte den Vorstoß pro-francistischer Truppen in das
18 km westlich gelegene Bilbao unterstützen und
gleichzeitig den republikanischen Kräften den Rück-
zug in den »eisernen Ring« um Bilbao versperren.
Dazu sollten eine Brücke östlich der Stadt und der
Vorort Renteria zerstört werden. Die Brücke blieb un-
beschädigt. Die span. und die dt. Propaganda behaup-
teten, anarchistische Truppen hätten G., das kulturelle
Zentrum der Basken, selber in Brand gesetzt.

Insbesondere durch das Gemälde von Pablo Picas-
so wurde G. zum Symbol einer barbarischen Krieg-
führung, bei der die Bombardierung von Zivilisten
beabsichtigt ist. Alexander Ruoff

[Teil II: Lexikon: Guernica, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 25: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 1529 (vgl. EdNS, S. 499 ff.) (c) Verlag Klett-Cotta]"

Der Einsatz der Brandbomben ist somit m.E. unstrittig

Übrigens ist Guernica "nur" ein Symbol für babarische Kriegsführung, so wurde bereits am 31. März 1937 das baskische Dorf Durango vergleichbar zerstört und diese Greueltaten erst wieder durch die Bombardierung Barcelonas im März 1938 übertroffen.

Diese Art der Kriegsführung läßt sich in der Wirkung erst wieder mit den Angriffen des Bomber Command ab 1943 auf Deutschland vergleichbar ....
 
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Reinhard

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Drosselt doch eure Herzschrittmacher!
Ich weiß zwar auch nicht,was da genau los war.
Aber es gibt auf jeden Fall Dokumente,aber ich hab die nicht (mehr).
Ich hatte mal ein Buch aus der DDR,da waren auch Dokumente zum Luftangriff gegen Guernica dabei.Ohne ideologisches Bla-Bla.Das Buch ist nach mehreren Umzügen verschollen.
Ich weiß bloß noch,daß es da um Waffenwirkung im Spanienkrieg ging,auch Guernica sehr detailliert;eine Beschreibung eines Angriffs auf eine polnische Ortschaft wegen ihrer einmaligen fast quadratischen Form war dabei,und zur SD-2 gab es auch ein Dokument.
 

Rasmussen

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Brandbomben

Vielleicht ein paar Worte eines Zeitzeugen zum Thema --- Jürgen Harder (1./J88):
"Heute fuhren wir nach Guernica. Es ist restlos zerstört worden und zwar nicht, wie alle hiesigen Zeitungen schreiben, durch rote Brandhorden, sondern durch deutsche und italienische Bomber. Unser aller Ansicht nach ist es eine unerhörte Schweinerei, eine Stadt wie Guernica, militärisch unwichtig, so zu zerstören. Unter den Trümmern ruhen bestimmt noch mehrere tausend Tote, überflüssige Opfer. Überall rauchende Trümmer, Bombenlöcher, leere Fassaden."

Am 26.April eröffneten übrigens einzeln fliegende He 111 (die VB/88 besaß ab März 1937 die ersten vier Bomber diesen Typs mit der Kennung 25-1 bis 25-4) den Angriff auf die Stadt, nachdem eine "Pfadfinder" - Do 17 eine Zielmarkierung setzte. Es gab vermutlich wie bei den meisten Angriffen Primär- und Sekundärziele ... in diesem Fall werden das Primärziel die Brücke, das Sekundärziel andere "militärisch bedeutsame" Anlagen gewesen sein (die am Stadtrand liegenden 2 Bataillone baskischer Infanterie blieben vom Angriff allerdings verschont?!). Das mag sich daraus ergeben, daß die He 111 und Do 17 mit Spreng- und Brandbomben zuerst den Bahnhof und die Gleisanlagen angriffen. Dabei gerieten aber auch Nachbargebäude in Brand. Nun muß man die Topographie der Stadt kennen, die in einem tiefen Talkessel liegt, um sich vorzustellen, welche Auswirkungen die ersten Brände hatten. Die erste Ju 52 - Staffel erschien nämlich erst ca. 15 min nach den ersten Angriffen. Die Bevölkerung war mittlerweile wieder aus den Luftschutzkellern gekommen, um die Brandherde zu löschen. Auf die folgende Gesamtsituation trafen nun die Ju 52 - Besatzungen: ein Talkessel der mit Rauch und Staub zugezogen war, Menschen, die auf der Straße gegen die Brände kämpften und ein Ziel, das eigentlich nicht mehr erkennbar war. Die ersten und alle im 20-30 min - Takt anfliegenden Doppelketten zu je 6 Maschinen (das Bild, was in einer der zuvor erwähnten Quellen der Pater machte, zeigt eine Hälte dieser Doppelketten) warfen praktisch "blind" ihre Bomben auf das "Zielgebiet" ab. Gegen 19.30 Uhr flogen die deutschen VB/88 - Staffeln nach dem Auftanken und dem Neubeladen einen 2. Angriff auf die bereits schwer getroffene Stadt. Aufgrund der gesamten Situation bzw. der Sichtverhältnisse hätte dieser zweite Angriff unbedingt unterbleiben müssen - nur eine der vielen Ungereimtheiten dieses Angriffes. Über die Anzahl und den Typ der italienischen Maschinen gibt es meiner Kenntnis nach keine gesicherten Ángaben.

Der Einsatz von Brandbomben ist augenscheinlich, wenn man sich die Art/Form der Zerstörungen anschaut ... so gibt es das Foto von sechs nebeneinander stehenden Häuserblöcken, bei denen 5 Dächer abgedeckt und die innen ausgebrannt sind. Schwere äußere Schäden, die auf Sprengbomben hinweisen, sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Dies erinnert sehr stark an den später gegen deutsche Städte erfolgten Einsatz von "Wohnblock-Knackern" -- einer Kombination aus Luftminen (waren es, glaube ich) zum Abdecken der Dächer und anschließend abgeworfenen Brandbomben zum Entfachen von Flächenbränden.

Rasmussen
 
Ritter

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Danke Rasmussen, das war so etwa die Antwort, die ich haben wollte:)
Außerdem scheint's so zu sein wie ich gedacht habe:
Ein Terrorangriff im eigentlichen Sinne war es wohl nicht geplant, aber es war den Planern wohl im grundegenommen gleich, was für zivile Verluste da auftraten. Natürlich spielte da auch der "Testcharakter" des Bürgerkrieges eine Rolle. Nachdem die Sache erstmal passiert war (und die frankistische Propaganda ihre Version verbreitet hatte) konnte man an Guernica die Wirkung eines Bombenangriffes auf eine Stadt studieren. Es mag sogar sein, daß diese Erfahrungen dazu geführt haben, daß die Luftwaffe in den ersten Kriegstagen (abgesehen von Versehen wie Rotterdam) solche Angriffe unterließ und daß Hitler sich die Genehmigung von Terrorangriffen persöhnlich vorbehielt (die er dann bei London erteilte)
Daß der Bahnhof auch ein Ziel war, erklärt die Brandbomben. Auf Bahnhöfen ist meistens irgendwas gelagert, was man anzünden kann, und seien es auch nur hölzerne Waggons. Außerdem kann das Gebäude selbst abbrennen.
 
Veith

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Habe ich es jetzt übersehen, oder hat Rassmusen keine Quelle zum (potentiellen) Nachlesen angegeben?

Übrigens, zu Jürgen Harder siehe:
http://planeta.terra.com.br/educacao/luftwaffe3945/harder.htm

Das mit dem "Protest" von Krafft habe ich gefunden:
"Bei der Lagebesprechung hat ein Hauptmann (von Krafft) gegenüber dem Major (Fuchs) protestiert, konnte sich aber nicht durchsetzen."

Wir stellen fest:
* das angebliche Primärziel, die Steinbrücke wurde nicht zerstört.
* das baskische Militär blieb verschont.

Trotzdem wurde der Angriff als Erfolg gewertet:
"Nach der Aktion hat der Kommandeur der Legion Condor, .... in einem Geheimbericht nach Berlin einen vollen Erfolg gemeldet."

Beide Zitate aus
Der Überfall

Die Bahnhofs-Variante ist für mich völlig neu.
 
Veith

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also, ich will ja nicht stänkern, aber ich habe jetzt sogar diverse NAZI-Sites in die Recherche einbezogen, z.B. den Artikel:
xxxx/D/DGG/Kappe27_3.html

Zwar werden die ganzen Rechtfertigungsgeschichten dort aufgewärmt, aber:

* Brandbomben unstrittig
* kein einziges Wort über ein Sekundärziel "Bahnhof"!

:?!
 
Ritter

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Naja, ich nehm an wir fragen Rasmussen einfach, woher er das hat...:D
Was bei den Harders (mein alter Segellehrer hieß auch so, komisch) so kraß ist, das waren drei Brüder, die waren alle Jagdfliegerasse (Jürgen war der älteste) und die sind alle drei gefallen....
 
Veith

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Ja, ich noch 'mal:

Auf der der Page yyy/legion.html habe ich tatsächlich was zum Bahnhof gefunden:
»Am 26. April erfolgte der Angriff auf Guernica. Eine He 111 flog zum Bahnhof und warf sechs Bomben ab ... Wenig später kam wieder eine einzelne He 111 und griff den Bahnhof an.«

Dann geht es irgendwie fließend zur Bombardierung der Stadt über .... »Dann folgten Asngriffe mit Brandbomben. «

Auf dieser Page ist von einen Ziel "Brücke" allerdings überhaupt nicht die Rede :rolleyes:

Es scheint also ein paar gezielte Bomben auf den Bahnhof gegeben zu haben, wohl aber keine Brandbomben ...

Interessant wäre es an die Aussagen von Hauptmann Krafft heranzukommen und die Umstände seiner Aussagen zu beleuchten.
 

Rasmussen

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Es ist schon erschreckend, wenn sich jeder dazu berufen fühlt, mit "gesundem Halbwissen" die Welt aufzuklären. Ich hätte es verstanden, wenn der Autor der "Pferdezeitung" einen Artikel über die Rolle der spanischen Kavallerie im Spanischen Bürgerkrieg verfaßt hätte, doch er konnte der Versuchung wohl nicht widerstehen, sich zu blamieren. Bedauerlich nur, daß der dort verzapfte "Schwachsinn" von vielen als Tatsache betrachtet wird.

Zitat:
"Angeblich war das Ziel der Luftaktion eine Brücke im Umland von Guernica, die es zu vernichten galt, um den zurückflutenden Truppen den Weg abzuschneiden. Das macht militärisch Sinn. Dazu hätte sich ein Stuka - Bomber vorzüglich geeignet, der mit einer einzigen 1000kg - Bombe dieses Ziel im Erstanflug voll hätte treffen können. Einer der besten Stuka-Piloten gehörte zur Legion Condor und hätte die Aufgabe im Alleingang erledigt."

Antwort:

a) Natürlich hätte er gekonnt, wenn er gekonnt hätte ;) ... leider hat der Autor des Artikels völlig übersehen, daß zu diesem Zeitpunkt DER Stuka noch garnicht zur Verfügung stand. Die erste Maschine für diesen Einsatzzweck war eine einzelne He 50G, die im Oktober 1936 zwar in Spanien erschien, aber schon bald wieder zurücgezogen wurde. Wenig später erschienen zwei Ju 87A-0, die aber nur zu Versuchszwecken (Pilotenschulung) in Spanien waren. Sie wurden auch nicht mit an die Nordfront verlegt, wo die "Schlacht um Bilbao" (mit dem Angriff auf Guernica) toben sollte. Dorthin gelangten lediglich drei Hs 123 der "Stuka/88", und zwar auf den Platz Vitoria (vermutlich die 24-3, 24-4 und 24-5). Allerdings kamen auch diese Maschinen nur sehr zögerlich zum Einsatz, da man ihren Verlust befürchtete, was ja dann auch am 11.06.1937 (nachdem bereits im März eine abgestürzt war) geschah. Die Hauptlast des Erdkampfes/Stukaangriffe lag bei den veralteten He 51. Die nächsten Ju 87A-1 (29-3 bis 29-5) trafen erst im Dezember 1937 in Spanien ein (Guernica: 26.April 1937!!!). Einsatzbereit waren sie allerdings erst im Januar 1938, der erste Einsatz erfolgte vermutlich am 17.Februar 1938 ... sie bildeten den Grundstock der sog. "Jolanthe - Kette".

b) "1000kg - Bombe" .... ohne Kommentar!!!
Die maximale Einzellast der Ju 87A war eine SC 500, allerdings konnte sie dann nur von einem Mann Besatzung geflogen werden. Die Hs 123 flogen im Regelfall mit vier SC 50 unter den Tragflächen ... soweit nur als Anmerkung.

Fazit: Allein der vorhandene Flugzeugbestand führt obige Aussagen ad absurdum.

Zitat:
"Es ging aber offenbar darum, etwas Neues auszuprobieren. es wurde kein einziger Stuka-Bomber eingesetzt. (Anmerkung von mir --- wie denn auch :rolleyes: ) Es wurde auch nicht die Brücke angeflogen, die infolgedessen nach dem Angriff unbeschädigt war. Stattdessen wurden normale Bomber mit 50.000 kg Sprengbomben, Splitterbomben und Brandbomben (Brandbomben zu 1 kg das Stück) ausgerüstet."

Antwort:
a) Ganz neu dürfte es nach dem Angriff auf Durango seit dem 31.März 1937 wohl nicht mehr gewesen sein.

b) Dem Entwurf der "Kriegswissenschaftlichen Abteilung" vom 08.03.1940 zufolge wurden 9 Maschinen mit insgesamt 9x 250kg - Bomben und 114x 50kg - Bomben eingesetzt, macht rund 8000 kg. Wenn man annimmt, daß es drei Sechserketten waren (also 18 Maschinen), dann sind es 16 000 kg. Wenn man davon ausgeht, daß der Angriff ein zweites Mal geflogen wurde, dann sind es 32 000 kg. Den Toten hilft dies allerdings nicht ... nur: warum soll auch die Wahrheit sterben?

Zitat:
"Brandbomben werden komplett abgeworfen, weil eine Landung mit Brandbomben zu gefährlich ist. Sie wurden außerdem laut Befehl aus großer Höhe abgeworfen, so daß bestimmte Ziele nicht getroffen werden konnten."

Antwort:
Der Autor weiß vermutlich garnicht, was es bedeutet mit Sprengbomben zu landen ... das soll heißen, auch Spreng- oder Splitterbomben wurden, wenn möglich und noch an Bord, vor der Landung komplett abgeworfen. Die Flughöhe betrug 2300m --- angesichts des Talkessels und der Flughöhe, bei der sich amerikanische/britische Bomber ihrer Last entledigten, scheint mir das noch Tiefflug zu sein. zumal wenn man bedenkt, daß sich Luftkämpfe auch in etwa dieser Höhe abspielten.

Zitat:
"Man hatte eine Stadt flächendeckend bombardiert und 70% der Häuser zerstört, darunter historische Gebäude wie das Rathaus und die Kirche, mehr als 20% der Bevölkerung war umgekommen."

Antwort:
Offiziellen spanischen Stellen zufolge betrugen die Verluste rund 300 Personen. Wenn man bedenkt, daß sich wegen des Montags-Marktes etwa 10 000 Leute in Guernica aufgehalten haben und diese sicher auch mit zu den Opfern gehörten, dürfte bei 20% die Einwohnerzahl wohl so bei 800 Leuten gelegen haben ... für eine Kleinstadt wohl ein wenig mickrig.

Außerdem ... ich weiß nicht, was der Autor an Bildern des Bombenterrors "eindrucksvoll" findet ... für mich sind sie einfach nur erschreckend.

FAZIT: Leider stirbt in den meisten Fällen, in denen die Ideologie einem das Hirn vernebelt, die Wahrheit, werden Fakten solange passend gemacht, bis sie mit dem eigenen Weltbild übereinstimmen.

Rasmussen

@Veith:
Leider kann ich nicht mit Pferdezüchter- und Nazi-Seiten aufwarten. Ich empfehle aber folgende Literatur (u.a. auch aus der Erinnerung):
Ries/Ring "Legion Condor 1936-1939"
Laureau "Condor - The Luftwaffe in Spain"
Larrazabal "Der Spanische Bürgerkrieg" (im übrigen ein spanischer Teilnehmer)
diverse andere Fach-Literatur

Lest einfach mal wieder --- auch Bücher haben ihren Reiz! ;)
 
Veith

Veith

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Habe ich jetzt die Frage gestellt?

Habe ich einen faschistischen Flieger (ohne Quellenangabe) als Beweis zitiert? Ich habe es mir tapfer verkniffen aus DDR-/ repbublikanischer / baskischer Literatur zu zitieren ....

Ich bin auch kein Spanier, kein Experte für faschistische Luftwaffen, noch nicht einmal Pferdezüchter ....

Ich habe aber ein hohes Wissen, Lebenserfahrung und bisher als einziger unmittelbar nachprüfbare Dinge gebracht ...

So long!
 
Thema:

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