Ein paar Gedanken und Tipps zum Selber Ätzen

Diskutiere Ein paar Gedanken und Tipps zum Selber Ätzen im Ätzteile, Resin, Vacu und Umbauten Forum im Bereich Tipps u. Tricks; Auf mehrfachen Wunsch schreibe ich hier kurz ein paar Anmerkungen und Tipps zum Selber Ätzen zusammen. Eines vorab: Selber Ätzen ist im...
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Auf mehrfachen Wunsch schreibe ich hier kurz ein paar Anmerkungen und Tipps zum Selber Ätzen zusammen.

Eines vorab: Selber Ätzen ist im Normalfall nicht billiger als fertig gekaufte Ätzteile und ist auch etwas arbeitsintensiv aber wenn man bestimmte Teile braucht, kommt man eben nicht drum rum.

Eine weitere Möglichkeit besteht ist das „Auftragsätzen“, hier zeichnet man die gewünschten Teile selbst und sendet die Datei an eine Firma, die dann die Ätzplatine erstellt.

Die Erstausrüstung incl. Ätzanlage und Belichtungskoffer kostet ca. 250 EUR.

Ich werde nicht von Herrn Saemann bezahlt und gesponsert aber für uns Modellbauer ist er eine gute Anlaufstelle. Dort findet man alle, was man zum Ätzen braucht. Er macht auch Auftragätzen und steht jederzeit für Fragen zur Verfügung. Außerdem gibt es zu jeder Erstbestellung eine ausführliche Arbeitsanleitung dazu, so dass nichts mehr schief gehen kann.

Das Grundlegende ist geklärt, jetzt geht es los.
 
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  1. Die Zeichnung erstellen
Üblicherweise werde heute die Zeichnungen per Computer erstellt, mit Hand ist für unsere Zwecke ungeeignet (ich zeichne mit einer Genauigkeit von 3 Stellen hinter dem Komma (Einheit ist Millimeter).

Als Zeichenprogram eignet sich jedes Zeichenprogram, mit welcher eine Vektorgrafik erzeugt werden kann. Ich verwende seit ca. 25 Jahren „Autosketch“, das ist der kleinere Bruder von Auto CAD.

Beim Ätzen von positiv belichteten Blechen gilt: Alles schwarz Gezeichnete bleibt bestehen, der Rest wird weggeätzt.
Ist nun die Zeichnung fertiggestellt, werden Passmarken erstellt, die Zeichnung abgespeichert und anschließend gespiegelt und als weitere Datei gespeichert. Jetzt haben wir eine Vorder- und eine Rückseite.

Anschließend muss die Rückseite noch angepasst werden. Komplette Durchbrücke wie z.B. ein Kreis muss auf der Vorderseite wie auch auf der Rückseite vorhanden sein. Soll der Kreis nur vertieft dargestellt werden, muss er auf der Rückseite mit schwarz gefüllt werden, sonst gibt es wieder den Durchbruch. Das gilt auch bei erhaben Schriften: Die Vorderseite ist weiß, die Schrift ist schwarz, die Rückseite ist komplett schwarz. Hier wird nun das Material um die Buchstaben bis zur Hälfte weggeätzt.

Die Verbindungsstege zwischen den Bauteilen bzw. um die Bauteile am Rahmen festzuhalten mache ich auch nur einseitig, dann sind diese nicht so dick zum abzwicken.

Hier ist eine bereits fertig ausgedruckte Zeichnung zu sehen
 
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2. Selber ausdrucken oder entwickeln lassen?

Ist die Zeichnung fertig gestellt und nochmals überprüft worden geht es zum Drucken. Hier gilt es umso schwärzer, umso besser. Wer es profimäßig möchte, wendet sich an ein Labor und lässt es auf Reprofilm entwickeln (so wie die Cockpit Instrumente der diversen Ätzteil Hersteller).

Mir persönlich ist das alles zu umständlich, ich verwende einen Laserdrucker mit einer Folie von Avery Zweckform (Nummer 3491), welche ich sofort nach dem Ausdruck mit einem „Tonerverdichter“ Spray behandle. Das funktioniert ganz gut.

Sind die Folien durchgetrocknet, werden diese nun mit Überhang zurechtgeschnitten und genau an den Passmarken ausgerichtet. Anschließend werden 3 Seiten mit Tesa verklebt, so dass man eine Tasche erhält, in der das Ätzblech hineingeschoben werden kann.

Hier die ausgedruckten Folien, welche bereits beschnitten worden sind
 
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3. Das Belichten

Bei dem Belichten werden die schwarzen Teile der Zeichnung auf die Platine übertragen. Hierfür verwende ich einen Belichtungskoffer mit 4 Leuchtstofflampen. Wer das erste Mal belichtet bzw., einen neuen Typ von Folie verwendet, sollte sich erstmal an eine Testreihe machen.

Hierfür wird eine Zeichnung erstellt und ein paar Quadrate mit dem Folientyp und die entsprechende Entwicklungszeit gezeichnet. Anschließend ausdrucken und auf ein Blech legen.

Wichtig: Wir fangen mit dem ersten Quadrat an, der Rest ist zugedeckt. Bei mir steht hier z.B. 60 S, d.h. die Belichtungszeit beträgt 60 Sekunden, sind dies um wird das nächste Quadrat aufgedeckt. Dort steht 90 Sekunden. Also, das erste Quadrat zudecken und das nächste 90 Sekunden belichten, dann das nächste Quadrat öffnen und das 90 Sekunden Quadrat ebenfalls abdecken.

Sind alle Quadrat belichtet, können wir die Platine entwickeln und uns das Ergebnis ansehen. Das Quadrat, welches nun am besten wiedergegeben wird, ist unseres. Diese Zeit merken wir uns für die späteren Belichtungen.

Nachdem wir nun die optimale Zeit gefunden haben, schieben wir eine Platine in unsere vorgefertigte Tasche und legen sie auf die Glasplatte des Belichters. Nach Ablauf der Zeit wird der Koffer geöffnet und die zweite Seite belichtet.

Das ganze sollte bei nicht zu grellem Licht ablaufen, bei mir im Keller ist da kein Licht an, es reicht das Licht des Kellerfensters.
Ist die Platine fertig belichtet, entferne ich die Folie und lege die Platine in eine dunkle Schachtel.

Hier ein Bild vom Belichtungskoffer
 
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4. Das Entwickeln

Hierfür nehme ich einen Entwickler von Seno (4007) und eine entsprechend große Schale.

Für das Entwicklerbad verwende ich eine Temparatur von 28 Grad und bestreiche die Platine mit einem breiten Pinsel. Vorsicht, die Fotoschicht ist sehr empfindlich. Aufpassen, damit diese nicht beschädigt wird.

Nach dem Entwickeln ist die Platine gegenüber Licht unempfindlich und wir können mit normaler Beleuchtung weiter arbeiten.
Sollten Kratzer bzw. Stellen ohne Farbe sichtbar sein (an denen sich eigentlich Farbe befinden sollte), können diese Stellen mit einem schwarzen wasserfesten Stift korrigiert werden.
 
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5. Jetzt geht’s los: Das Ätzen

Nachdem die Ätzanlage befüllt und die Temperatur von ca. 50-55 Grad erreicht wurde, kann es losgehen.

Jetzt wird die Pumpe eingeschaltet, ein bisschen warten, damit sich die Temperatur stabilisiert. Vielleicht muss etwas nachgeregelt werden und dann wird unsere Platine in das Bad gehängt. Bei einem frischen Bad beträgt die Zeit ca. 20 Minuten, dann ist unsere Platine fertig.

Mit einem Bad lassen sich ca. vier bis fünf Bleche ätzen (250 mm x 125 mm), wobei es später immer zäher wird und man freiwillig die Flüssigkeit austauscht.

Achtung: Unbedingt Schutzbrille und Handschuhe tragen, ich war mal besonders schlau und habe meine Platinen in der Unterhose geätzt. Irgendwie habe ich da etwas von der Ätzflüssigkeit draufgebracht. Am Anfang waren es nur kleine Flecke, später wurden daraus Einschusslöcher, sehr zur Belustigung meiner Frau.

Ist man mit dem Ätzen fertig, müssen die Reste neutralisiert werden Dafür gibt es extra Chemikalien. Anschließend kann man die abgefüllten und neutralisierten Reste bei einer Sondermüllsammelstelle abgeben. Das war’s.
 
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Wenn man nicht aufpasst und die beiden Seiten nicht 100%ig übereinander liegen, kommt dieses raus ... Seht ihr den feinen Versatz zwischen Ober- und Unterseite?
Die nächsten sahen dann wieder normal aus.
 
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Friedarrr

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Ja, das sind solche Themen wie man sie besser nicht gestalten kann und zudem noch für die Mehrheit nützlich sind! Verständlich, sorgfältig, gekonnt und uneigennützig! Danke!
Großartig!

Du hast dich so eben in die Schublade meines Lieblingspotters katapultiert! ;)
 
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Danke für Dein Lob, Friedarrr.

Wenn ich mal den Sprung von der "Lieblingsspotter" Schublade zu der Schublade "Lieblingsmodellbauer" geschafft habe, habe ich mein Ziel erreicht.
 
xingu

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Vielen Dank für die "bestellte" Erläuterung...einmalig erklärt...:TOP:
 
hpstark

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HH
Sehr cool und sieht weniger kompliziert aus als ich mir das gedacht hatte. :TOP:

Dann muss ich mir nur noch so ein Programm besorgen und dann kommt das auf meinen Wunschzettel dieses Jahr.
 
Friedarrr

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Hallo TA,
so wie es aussieht nimmst die "Neusilber" Platinen? Wenn ja, weshalb? Haben die Vorteile im Bezug auf die Herstellung, sind die nicht störrischer als Kupfer?
 
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Ja Friedarrr, ich verwende Neusilberblech. Als ich damals ein passendes Blech gesucht habe, waren gerade die Trimaster Bausätze neu auf dem Markt und soweit ich mich noch erinnern kann, verwendeten die damals Neusilberbleche. Irgendwie bin ich dann an denen hängengeblieben. Messingbleche habe ich bisher noch nicht verarbeitet.

Herr Saemann schreibt "Das Messingblech ist halbhart, das Neusilberblech sieht aus wie Edelstahl und ist hart bis federhart. Beide Metalle lassen sich sehr gut löten oder kleben.

Wenn Du mal des Weges bist, komm einfach bei mir vorbei, wir saufen dann ein paar Weizen und Du kannst die Dinger mal probebiegen.
 
Friedarrr

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Ja Friedarrr, ich verwende Neusilberblech. Als ich damals ein passendes Blech gesucht habe, waren gerade die Trimaster Bausätze neu auf dem Markt und soweit ich mich noch erinnern kann, verwendeten die damals Neusilberbleche. Irgendwie bin ich dann an denen hängengeblieben. Messingbleche habe ich bisher noch nicht verarbeitet.

Herr Saemann schreibt "Das Messingblech ist halbhart, das Neusilberblech sieht aus wie Edelstahl und ist hart bis federhart. Beide Metalle lassen sich sehr gut löten oder kleben.

Wenn Du mal des Weges bist, komm einfach bei mir vorbei, wir saufen dann ein paar Weizen und Du kannst die Dinger mal probebiegen.

Ich bin gerade am Zusammenstellen, mir schweben da ein paar Dinge durch den Kopf die lassen sich einfach nur ätzen..
aber ich werde wohl das Messing (nicht Kupfer, wie komme ich da drauf...?) nehmen...?

Die B12 ist meine Haustrecke, aber da habe ich es immer Eilig...und andersrum hängen die halben Alpen an mir...;)

FFB oder vielleicht Leipheim?
 
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Ich bin gerade am Zusammenstellen, mir schweben da ein paar Dinge durch den Kopf die lassen sich einfach nur ätzen..
aber ich werde wohl das Messing (nicht Kupfer, wie komme ich da drauf...?) nehmen...?

Die B12 ist meine Haustrecke, aber da habe ich es immer Eilig...und andersrum hängen die halben Alpen an mir...;)

FFB oder vielleicht Leipheim?
...geht mit Messing bestimmt genauso gut. Ich hoffe Du berichtest von Deinen Erfahrungen....

Vermutlich beide (FFB und Leipheim). War letztes Jahr auch in Leipheim, hat mir sehr gut gefallen (zumindest besser als bei meiner Grundausbildung).
 
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