Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau der Streitpunkt ist, daher weiss ich auch nicht genau, wie ich darauf antworten soll. Des weiteren ist JDAM nicht mein Spezialgebiet aber ich habe ein paar von den Dingern in die Wüste Arizonas geworfen (erfolgreich). Ich habe auch noch ein paar Unterlagen von damals, die das alles ziemlich genau erklären.
Vielleicht nur mal zum Verständnis. Wenn mein Flugzeug haargenau weiss, wo es sich befindet (inklusive die exakte Höhenangabe) und ich selber auch haargenau weiss an welchen Koordinaten sich das Ziel befindet (inklusive Höhe), dann kann eine Bombe mit gewissen Steuerfähigkeiten das Ziel treffen, wenn ich sie in einem Fenster (oder basket) abwerfe, in dem es ballistisch, aerodynamisch möglich ist, dass das Ziel getroffen werden kann. Das System sagt der Bombe (1) "du befindest dich gerade hier (unterm Flugzeug)" (2) "dein Ziel ist dort" (3) "hier ist der Weg, den du fliegen musst, um da hinzukommen".
Dafür brauche ich exakt null GPS Satelliten.
Die Frage ist jetzt aber wie akkurat waren alle diese Informationen und wie genau trifft die Bombe? Wie genau steuert sie? Wenn ich jetzt der Bombe während der TOF weitere updates mitgebe ist sie natuerlich genauer (solange diese Updates korrekt sind) und korrigiert permanent die eigenen, kleinen Steuerfehler.
Es gibt verschiedene Moeglichkeiten JDAM zu nutzen. Alle zusammen geben dem Piloten eine nette Palette sie so einzusetzen, um unter den gegebenen Umstanden und Rules Of Engagement den gewünschten Effekt zu erzielen.
Vielleicht noch ein Wort zu den impact parametern. Man kann die Bombe so programmieren, dass sie mit einem bestimmten Einschlagwinkel und einer bestimmten Einschlagsgeschwindigkeit am Ziel ankommt. Wie richtigerweise schon von
@alois beschrieben haben diese Parameter grossen Einfluss auf die LAR (Launch Acceptable Region). Es gibt auch Varianten, wo die JDAM eine Kurve "fliegt", um das Ziel von einer bestimmten Seite zu treffen. Dies sind alles nette technische Spielereien, die sicherlich auch irgendwo mal ihre Anwendung finden. Aber, wenn immer möglich, wird der Angriff so geplant, dass die Bombe nur geradeaus ins Ziel fliegt.
In der Praxis sieht das ganze so aus, dass ich bei einer pre-planned mission, die Zielkoordianten in das System (z.B. der F-16) eingebe. Der Mission Computer der F-16 gibt dann die Koordinaten an die Bombe weiter. Ich lasse mir die LAR auf dem Laptop mit mission planning software anzeigen und plane dann einen ingress, wie ich da hin komme (moeglichst zu der Zeit, wenn ich da sein soll; TOT - Time Over Target oder TOI - Time of Impact). Das kann im Tiefflug sein (etwas altmodisch) und ich mache einen pop-up in die LAR oder ich fliege gleich in mittlerer oder großer Höhe in die LAR. Dort angekommen wird die Bombe abgeworfen. Gegenüber normalen Eisenbomben, wo ich exakt an dem richtigen Punkt mit den exakt vorher berechneten Parametern sein muss, um zu treffen, ist das Abwerfen der JDAM sehr gemütlich und einfach.
Sollte es sich um eine non-pre-planned mission handeln, muss ich vor Abwurf noch die moeglichst exakten Koordinaten des Ziel bekommen und in das System während des Fluges eingeben.
Ob pre-planned oder nicht ist es aber sehr wichtig, dass man sich vor Abwurf ueber den Zustand des Systems sehr genau im klaren ist. Wie ist meine GPS accuracy? Habe ich Zugang zu den Satelliten? Wie ist meine INS accuracy? Wie akkurat ist meine Höhenangabe? Was habe ich fuer Fehlermeldungen von der Bombe? Was sind die Parameter, die ich fuer den Einschlag eingegeben habe? Wie genau sind meine Zielkoordinaten? All das muss vorher kontrolliert werden, um zu bestimmen, ob ich die JDAM so einsetzen kann, wie geplant. In der Regel wird das auch alles gefilmt, so dass man im Debrief beweisen kann, dass man alles richtig gemacht hat.