Erfolgreiche Notwasserung einer A320 in den Hudson River

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mike november

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@ Schorsch, könnte Du bitte näher ausführen, wo Du "Stick & Rudder" Mängel gesehen hast, dass ist mir als Laie nicht so ganz klar geworden.
 
Schorsch

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AW: Erfolgreiche Notwasserung einer A320 in den Hudson River

Dann könntest Du vielleicht in der Tonart wieder einen Gang runter schalten.
Du könntest aufhören hier latent mir irgendwas zu unterstellen und einfach These-Argument machen wenn Du eine andere Meinung hast. Dann kann man es normal diskutieren, und muss nicht mit Sprüchen "Du hättest es sicher nach Teterboro geschafft" irgendwas indirekt aussagen.

mike_november schrieb:
@ Schorsch, könnte Du bitte näher ausführen, wo Du "Stick & Rudder" Mängel gesehen hast, dass ist mir als Laie nicht so ganz klar geworden
Das Flugzeug war am Ende zu langsam, die Konfiguration stimmte ebenfalls nicht. Der Co-Pilot fragte ob er weiter gehen soll als Flaps 2, Sullenberger sagte das reiche aus. Dafür waren aber 150KIAS zu wenig, ergo hat Alpha Protect eingegriffen, Vertical Speed war zu hoch, und die Kräfte beim Ditching folglich weit nördlich der Auslegungslasten. In einem (wie auch immer gearteten) Landemanöver das Flugzeug auf VS1G runter zu hungern ist keine fliegerische Glanzleistung. Die V_ref für 65t Gross Weight bei Flaps 2 nicht als Memory Item parat zu haben ist allerdings auch keine Schande, sogar weit davon entfernt.

Daher (um die Notwendigkeit belehrender Kommentare zu verringern) noch mal: Entscheidungsfindung alles super (bzw in der Situation "alternativlos"), fliegerische Ausführung war gut genug. Aber keine einzigartige Leistung eines Ausnahmepiloten, die letzten 60 Sekunden (als der "Landeplatz" klar war) hätten vermutlich die Mehrzahl aller A320 Piloten ähnlich hinbekommen. Aber wie ich sagte: für einzigartige fliegerische Leistungen werden Piloten heute nicht mehr vorne rein gesetzt.

Ist natürlich wieder Frevel erster Güte: die Welt weiß, dass Sullenberger = Definition des perfekten Piloten = per Definition alles perfekt = ganzer Ablauf orchestrierte Meisterleistung von Sekunde 1 bis PLATSCH.
 

Philipus II

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AW: Erfolgreiche Notwasserung einer A320 in den Hudson River

Die Frage ist auch, welche Vorteile wirlich perfekte Leistung gehabt hätte. Im Endeffekt war die Leitung hier einfach gut genug, so dass keiner ernsthaft geschädigt wurde. Auch in solchen Ausnahmesituationen ist gut genug manchmal kaum nachteilig zu perfekt.
 
mike november

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Danke Schorsch. :TOP:
 
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AW: Erfolgreiche Notwasserung einer A320 in den Hudson River

... Vertical Speed war zu hoch, und die Kräfte beim Ditching folglich weit nördlich der Auslegungslasten.
Ich habe immer die Bilder des Fliegers an der Afrikanischen Küste vor Augen, den es zerrissen hat, nachdem eine Tragflächenspitze zuerst zu Wasser gegangen ist. Vielleicht war ein hohe Sinkrate zum Schluss gar nicht mal so verkehrt - ohne dabei die Frage zu behandeln ob gewollt oder einfach nur geschehen. Immerhin fehlten dadurch ein paar Knoten Vorwärtsgeschwindigkeit = Energie zum Zerreißen. Und der relativ kräftige Klatscher dürfte mehr Bremswirkung verursacht haben als ein sanftes Tuschieren.

Ist eigentlich untersucht worden, ob die Wasserung so wie sie gewesen ist günstig für den Zusammenhalt der Gesamtkonstruktion war? Die Außenhaut wurde ja wohl dadurch beschädigt und viel Wasser konnte eindringen - zusätzlich zu den unverschlossenen Wasserungsventilen.
 

Philipus II

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AW: Erfolgreiche Notwasserung einer A320 in den Hudson River

An Bord der 767 der Ethopian soll es ja einen Kampf gegeben haben. Das erschwert eine Landung immer massiv und soll auch Ursache für die nur begrenzt geglückte Wasserung sein. Dazu kamen dort die Passagiere, die aufgrund ihrer aufgeblasenen Schwimmwesten sich eingesperrt haben.
 
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Ich habe immer die Bilder des Fliegers an der Afrikanischen Küste vor Augen, den es zerrissen hat, nachdem eine Tragflächenspitze zuerst zu Wasser gegangen ist. Vielleicht war ein hohe Sinkrate zum Schluss gar nicht mal so verkehrt - ohne dabei die Frage zu behandeln ob gewollt oder einfach nur geschehen. Immerhin fehlten dadurch ein paar Knoten Vorwärtsgeschwindigkeit = Energie zum Zerreißen. Und der relativ kräftige Klatscher dürfte mehr Bremswirkung verursacht haben als ein sanftes Tuschieren.

Ist eigentlich untersucht worden, ob die Wasserung so wie sie gewesen ist günstig für den Zusammenhalt der Gesamtkonstruktion war? Die Außenhaut wurde ja wohl dadurch beschädigt und viel Wasser konnte eindringen - zusätzlich zu den unverschlossenen Wasserungsventilen.
Wasserlandungen haben ja immer was besonderes, weil das Flugzeug ja meist ein gravierendes Problem hat.
In diesem Falle:
The crew used a ram air turbine to preserve the aircraft's most essential functions, but in this mode some hydraulic systems –such as the flaps– were inoperative. This forced Leul to land at more than 175 knots (324 km/h; 201 mph).[14]
Immerhin, der Flieger war leicht (Sprit war ja alle), aber 175 KIAS sind schon ne Wucht. Leider sind viele Passagiere anscheinend ertrunken, nachdem sie den Aufprall überstanden hatten.
Großer Vorteil war am Ende das Airbus "Fluggesetz": ein "konventionelles" Flugzeug hätte entweder die Nase runter genommen oder wäre vielleicht über einen Flügel abgekippt. Beides wäre fatal gewesen.

Die Wasserung wurde untersucht. Die Lasten waren deutlich höher als vorgesehen. Es gibt Vorschriften wie man das Flugzeug auslegen muss, und natürlich wird niemand sein Flugzeug besonders "Ditching-freundlich" bauen. Als Konsequenz sind im Heckbereich die Struktur beschädigt worden und es drang schnell Wasser ein. Aber: gut genug, es sind ja alle raus, und viele haben nicht mal nasse Füße bekommen.

Ditching ist immer Ausnahmesituation.
Hier auch ohne Klappen: http://en.wikipedia.org/wiki/Garuda_Indonesia_Flight_421
Hier unerwartet: http://en.wikipedia.org/wiki/Lion_Air_Flight_904
Man sieht: Flughafen nahe am Wasser bauen rettet Leben. Vergleichbare Vorfälle enden sonst meist nicht ohne Opfer.
 
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Die Frage ist auch, welche Vorteile wirlich perfekte Leistung gehabt hätte. Im Endeffekt war die Leitung hier einfach gut genug, so dass keiner ernsthaft geschädigt wurde. Auch in solchen Ausnahmesituationen ist gut genug manchmal kaum nachteilig zu perfekt.
Bin ich vollkommen bei Dir. Es sollte aber nicht verboten sein das auch offen zu diskutieren.
Am Ende des Tages zählen die Ergebnisse, und da gab es 100% der zu erreichenden Punkte. Keine Verletzten, und Flieger wäre so oder so schrott gewesen. Umkehren zum Flughafen war nur eine theoretische Option.
 

Philipus II

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Natürlich sollte man hinterher immer offen diskutieren, was man anders hätte machen können. Dabei geht es weniger darum, Fehler als solche zu markieren und Leistungen von einzelnen zu kritisieren, sondern insgesamt was draus zu lernen. Bei jedem Unglück sollte es nicht primär um Schuldzuweisung gehen, sondern darum, was jeder in Zukunft besser machen kann.
 
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Natürlich sollte man hinterher immer offen diskutieren, was man anders hätte machen können. Dabei geht es weniger darum, Fehler als solche zu markieren und Leistungen von einzelnen zu kritisieren, sondern insgesamt was draus zu lernen. Bei jedem Unglück sollte es nicht primär um Schuldzuweisung gehen, sondern darum, was jeder in Zukunft besser machen kann.
Richtig. Und ich sehe hier auch keine Fehler. Eine sofortige Umkehr würde das Prinzip verletzen, im Cockpit keinen hastigen Entscheidungen zu fällen. Dies rechne ich Sullenberger besonders an, dass er sich seine Zeit genommen hat und dann zum Zeitpunkt der Entscheidung die richtigen Konsequenz aus dem (dann) zu niedrigen Energieniveau für eine Rückkehr gezogen hat. Eine sofortige Umkehr kann gelingen, aber erfordert eine gewisse "Vorspannung". Ist auch immer die Frage, was in Simulatoren dieser Welt so gemacht wird wenn die normalen Punkte abgearbeitet sind.
Beispielsweise hier:
http://www.avherald.com/h?article=4642d585&opt=0
Speziell bei Vogelschlag muss man halt annehmen, dass "Common Cause" beide Triebwerke den Geist aufgeben. Im verlinkten Falle wäre eine normale Engine Out Prozedur eher angeraten gewesen. Wäre mal interessant zu wissen was den Kapitän dazu bewegte diese Lösung zu wählen. Höhe und Geschwindigkeit waren mit dem Hudson-Vorfall vergleichbar.
 
Toryu

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AW: Erfolgreiche Notwasserung einer A320 in den Hudson River

So ein Compressor-Stall ist eben nicht sehr angenehm anzuhören - möglich, dass dem PIC der Stift ging, was ihn dann zur direkten Umkehr veranlasst hat. Warum er keine Platzrunde daraus gemacht hat, kann ich allerdings auch nicht verstehen :headscratch:
 
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So ein Compressor-Stall ist eben nicht sehr angenehm anzuhören - möglich, dass dem PIC der Stift ging, was ihn dann zur direkten Umkehr veranlasst hat. Warum er keine Platzrunde daraus gemacht hat, kann ich allerdings auch nicht verstehen :headscratch:
Vermutlich hat irgendwas ihm gesagt, dass auch TW2 nicht "gut" ausschaut.
Wissend aus der Hudson-Sache war ihm klar, dass er entweder sofort umkehrt oder aber schon mal nach einem Landeplatz schielt. Er ist ja SStartbahn West raus, und da lag die 270° Rechtskurve wohl naheliegend. Irgendwo ist es ja konservativ. Natürlich sollten nicht alle Piloten jetzt die Engine Out Procedures über Bord werfen. Wie so oft ist die Detektierung des Problems oft eine große Herausforderung. Vielleicht könnten da zukünftige Flieger ihren Piloten mehr helfen.
 

YankeeZulu1

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ich hab´ das schnell mal hervorgeholt aus den Tiefen der Foren-Vergangenheit, sorry, DENN
heute vor genau 15 Jahren hat sich das ereignet. Bei allem Glück außen rum (Hudson ohne Brücken, schnelle Hilfe durch Schiffe und Boote) war es doch besonders die Leistung des Piloten Chesley B Sullenberger und natürlich auch des Copiloten Jeff Skyles und ebenso der Cabin Crew, welche zu dem glimpflichen Ausgang des Ganzen führten.
Es gab wohl heute wieder ein Treffen der Crew und Passagieren, um die fünfzehnte Wiederkehr "des zweiten Geburtstags" zu feiern.
 
Gilmore

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Seit langem spukt in mir der Gedanke, ein Diorama der A320 in 1:144 zu bauen mit dem Flieger im Wasser. Leider sind alle bisher gefundenen Bilder von der Maschine aus großer Entfernung aufgenommen, so dass Details von Beschädigungen nur wenig erkennbar sind. Ein Triebwerk soll ja abgerissen (ganz oder hing noch abgeknickt dran?) gewesen sein. Kann mir da jemand weitere Infos geben? (Bilder, Beschreibungen von Beschädigungen etc.)
Danke schon mal im voraus!
 
_Michael

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Seit langem spukt in mir der Gedanke, ein Diorama der A320 in 1:144 zu bauen mit dem Flieger im Wasser. Leider sind alle bisher gefundenen Bilder von der Maschine aus großer Entfernung aufgenommen, so dass Details von Beschädigungen nur wenig erkennbar sind. Ein Triebwerk soll ja abgerissen (ganz oder hing noch abgeknickt dran?) gewesen sein. Kann mir da jemand weitere Infos geben? (Bilder, Beschreibungen von Beschädigungen etc.)
Danke schon mal im voraus!
ASN hat schon ein paar Bilder: ASN Aircraft accident Airbus A320-214 N106US Weehawken, NJ [Hudson River, NY]
Dort ist auch der Bericht des NTSB verlinkt: https://www.ntsb.gov/investigations/AccidentReports/Reports/AAR1003.pdf (Ohne Bilder, aber evtl. mit textuellen Beschreibungen)
 
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