Ich betrachte den S-92 auch mehr als Zählkandidaten, mit dem Sikorsky den Preis für AH drücken will. Realistischerweise erfüllt der höchstens formal die Anforderungen, aber kaum in der Praxis.
Aus politischer Sicht interessant ist das Timing und der Spin der beginnenden Berichterstattung in den größeren Medien, konkret im
Spiegel-Artikel vom 19.08..
Die Meldung erfolgt passend zu den aktuellen Waldbränden und wird eingeleitet mit "Nach zahlreichen verheerenden Waldbränden soll die Bundespolizei bis zu 44 neue Transporthubschrauber bekommen." Als hätten die aktuellen Brände etwas mit einer Richtungsentscheidung von vor zwei Jahren zu tun, um Hubschrauber (z.T.) aus den 80er Jahren abzulösen.
Auch die Aussage "Die circa 12 Tonnen schweren Fluggeräte können nach Angaben der SPD-Politikerin [Nancy Faeser] aus Flüssen und Seen Wasser zum Löschen aufnehmen und bis zu 3000 statt bisher bis zu 2000 Liter auf einmal befördern. " stimmt nur begrenzt, nämlich für die H155. 3 t Außenlast sind für einen Super Puma normalerweise kein Problem. (Ja, ich weiß, dass in den BPol-Maschinen noch Sonderausrüstung verbaut ist und die Fotos aus der Sächsischen Schweiz z.B. eingebaute Klimaanlagen zeigen. Wenn aber
Heli-Austria [nach eigener Aussage] 4 t an seine Super Pumas anbaut, warum soll dann nicht eine Tonne weniger bei der BPol gehen?)
Natürlich ist es politisch legitim ein kommunikatives Kartenhaus mit schönen Bildern aufzubauen: Die Bundespolizei, dein Freund und Helfer, wenn der Wald brennt.
Endgültig in sich zusammen fällt dieses Kartenhaus jedoch, wenn man sich die
Aussagen der Bundesregierung aus dem Jahr 2019 anschaut:
"Die Transporthubschrauber der Bundespolizei sind grundsätzlich nicht für die Bekämpfung von Vegetationsbränden aus der Luft vorgesehen.
Durch den Einsatz zur Bekämpfung von Vegetationsbränden mussten zahlreiche Flugaufträge für den originären Aufgabenbereich der Bundespolizei angepasst oder abgesagt werden."
"Durch die im Einsatz zur Vegetationsbrandbekämpfung aufgebauten Überstunden und dem anschließenden Abbau, steht das eingesetzte Personal folgend nicht zur Erfüllung der originären Aufgaben zur Verfügung. Im Einsatz zur Vegetationsbrandbekämpfung werden die eingesetzten Hubschrauber überdurchschnittlich stark geflogen, so dass die vorgeplanten Wartungsereignisse früher eintreten. Da die Wartungsarbeitsplätze ge-mäß Wartungsplanung noch durch andere Hubschrauber belegt sein können, entsteht ein Wartungsstau und die Anzahl der einsatzfähigen Hubschrauber reduziert sich. Die Abarbeitung dieses Wartungsstaus dauert erfahrungsgemäß einige Monate, [...]"
Aber wer interessiert sich heutzutage noch für altes Zeug von vor 3 Jahren...
Für Freunde der ganz feinen Nuancen der politischen Kommunikation bleibt da abschließend die
Pressemitteilung der Bundespolizei zum Waldbrandeinsatz im Harz:
"Der Präsident des Bundespolizeipräsidiums, Dr. Dieter Romann, zu der Gesamtthematik:
„Die „Waldbrandsaison“, man muss es leider mittlerweile so nennen, ist noch lange nicht zu Ende. Daher bin ich ausgesprochen dankbar, dass Frau Ministerin Faeser erst gestern die geplante Beschaffung von zusätzlichen neuen Hubschraubern für die Bundespolizei avisiert hat. Diese können ebenfalls auch für die bundesweite Waldbrandbekämpfung eingesetzt werden. Auch der Zeitpunkt dafür ist gut geeignet, weil sich die Bundespolizei ohnehin gerade in der Umflottung ihrer größeren Transporthubschrauber befindet.“"
Kurz gesagt: Die neuen Hubschrauber sind schon für Polizeizwecke verplant. Wenn wir Waldbrandbekämpfung machen sollen, müssen noch ein paar Exemplare oben drauf kommen.
(Meine These: Mindestens Teile der 7 "neuen" AS332, d.h. Baujahr 2007 und jünger, sowie die 4 H215 bleiben und werden weiterbetrieben.)
An dieser Stelle nochmal die Übersicht über die zu ersetzenden AS332 (von
hier):