Nö ... "America first" hat bisher jeder Präsident vertreten. Nur hat man es bisher nicht so offen gezeigt, dass der "Deep State" der NewCons der EU schaden will, wo er nur kann und mit welchen rechtswidrigen Mittel auch immer, wenn die EU in Konkurrenz zu US Interessen steht ... nachdem man das "NEUE EUROPA" der 100%igen US-Vasallen erfolgreich in die EU integrieren lassen hat, braucht man jetzt auch nicht mehr die Rolle des Partners der EU spielen ...
das ist eine sehr kurzsichtige Strategie. Die Frage ist doch auch für die USA, was langfristig den USA mehr nützt.
Man kann natürlich kurzsichtig sein "America first" vertreten und damit alle Partner verprellen und sich global isolieren und so schwächen.
Man kann aber auch eine langfristige und zuverlässige Partnerschaft anstreben, die zu einer "win-win-Situation" für alle beteiligten führt, und die umso besser ist, je stärker die jeweiligen Verbündeten selbst sind.
Beginnend mit dem
Marshallplan haben alle US-Regierungen seit dem Weltkrieg über Jahrzehnte hinweg den europäischen Pfeiler, insbesondere auch die Bundesrepublik, aufgebaut und gestärkt. Und damit einen Beitrag zur schnellen Erstarkung der kriegszerstörten europäischen Staaten geleistet. Inzwischen hat Europa das Niveau der USA erreicht. Es wäre also an der Zeit,
gemeinsam zu agieren und in einer fairen Partnerschaft
miteinander stabilisierend zu wirken.
Die jetzige US-Leadership tut das Gegenteil. DT reißt alles ein, was über Jahrzehnte mühsam aufgebaut worden ist. Er denkt nicht von 12:00 Uhr bis Mittags, wie man bei uns sagt. Sprich: er agiert ohne Hirn und Verstand. Und ob das gute Verhältnis je wieder aufgebaut werden kann, steht in den Sternen. Europa ist inzwischen stark genug, ein sich selbst isolierendes Amerika zu verkraften und die eigenen Interessen auch gegenüber den USA zu vertreten.
Weil wir hier im Flugzeugforum sind - A
irbus vrs. Boeing; EF, Gripen und Rafale gegen F-16; ESA vrs. NASA ... wir können nicht nur mithalten, sondern spielen in der vordersten Liga. Und wir brauchen auf die so agierenden und sich selbst isolierenden USA und auch eine egozentrisch agierende Türkei keine Rücksicht mehr zu nehmen.
Das sieht man auch im Verhältnis zur Türkei (um zum Thema zurück zu kommen).
Gut, die türkische Regierung nimmt als südöstlicher NATO-Pfeiler keine Rücksicht auf die Interessen der Europäer. Die Konkurrenz zwischen dem EU-Mitglied Griechenland und der Türkei ist eh schon legendär und kumuliert im östlichen Mittelmeer um Zypern.
Das ist in Ordnung. Der "kalte Krieg" ist vorbei, und die Türkei braucht Europa auch nicht mehr als Flankenschutz gegen Russlands Interessen im Kaukasus.
Die türkischen Interessen fokussieren sich inzwischen an anderer Stelle:
- während das Verhältnis zum einstigen Gegner Russland immer besser wird (manche vermuten schon, die kungeln in Libyen und Syrien unter dem Tisch gemeinsam und zeigen nur nach außen eine Gegnerschaft um den Einfluss auf ihre Marionetten aufrecht zu erhalten)
- richtet sich das türkische Interesse auf die zentralasiatischen "Turk-Staaten" von Aserbaidschan bis Kasachstan, Turkestan und Usbekistan sowie
- nach Nordafrika (Libyen) und dem Nahen Osten (Irak, Syrien) als ehemaligem osmanischen Herrschaftsgebiet.
Man kann das durchaus als Rückbesinnung auf originäre türkische Interessen wie im untergegangenen Osmanischen Reich interpretieren. Die Türkei möchte einerseits (wieder) die Führungsmacht im sunnitischen Islam werden und andererseits wieder die Handelsdrehscheibe mit Ostasien (Seidenstraße).
Das ist verständliche, türkischen Interessen verpflichtete Nationalpolitik.
Damit tritt die Türkei aber in Konkurrenz zu anderen Interessen - zu Europa genauso wie zu den Arabischen Staaten, die im Zeitalter des Nationalismus die Arabische Welt als gemeinsame Nation mit unterschiedlichen Staaten entdeckt haben. Die Pan-Arabische Idee ist zwar in den letzten Jahren etwas eingeschlafen, sie ist aber unterschwellig immer noch vorhanden und wird durch die türkische Interventionen in arabischen Ländern wieder angeheizt.
Wenn die Türkei also
(um das Forumsthema aufzugreifen) die US-F-16 in Lizenz zusammenschraubt, dann sollte es für Europa denkbar sein, gleichwertige Flugzeuge wie die
Rafale etwa in Ägypten zur Lizenzproduktion zu vergeben. Für Frankreich als Kernstaat der EU ist das wohl durchaus eine Option.
Ägypten hat am 16. Februar 2015 einen Vertrag über den Kauf von
24 Rafale, 16 Doppelsitzer Rafale DM und acht Einsitzer Rafale EM, für EUR 5,2 Mrd. unterzeichnet. Warum daraus nicht eine Produktionslinie für den gesamten arabischen Markt wie etwa die VAR machen? Die
(sicher preiswertere) Produktion in einem arabischen Land würde dem Flugzeug in der Region dort neue Märkte erschließen.
Und dass wir beispüielsweise unsere Leos nicht zwangsläufig in die Türkei exportieren müssen, ist wohl auch eine denkbare Option. Auch da gäbe es andere Interessenten.