Billiger soll's werden: Was den Eurofighter ersetzen könnte
Dem Eurofighter stehen teure Nachrüstungen ins Haus. Ein möglicher Ausstieg aus dem Vertrag könnte dem Heer neue Möglichkeiten eröffnen. Bis Sommer muss Airchief Karl Gruber Lösungen vorlegen - mit und ohne Eurofighter.
Die Überraschung war groß, die Aufregung hielt sich jedoch in Grenzen: Am Fliegerhorst Zeltweg verfolgt man die vom Verteidigungsministerium in der Vorwoche erstattete Anzeige gegen Eurofighter-Hersteller Airbus relativ gelassen, ist zu hören. Offiziell äußert man sich im steirischen Eurofighter-Stützpunkt dazu nicht, aber offenbar konnte Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil die Bedenken des Kaders bei seinem Besuch am Montag weitgehend ausräumen.
„Bei den Diskussionen vor zehn, zwölf Jahren war das noch anders. Da wurde sogar noch erwogen, dass wir gar keine aktive Komponente der Luftraumüberwachung brauchen“, sagt der Kommandant der Luftstreitkräfte, Brigadier Karl Gruber, der Kleinen Zeitung. Nun aber gebe es ein klares Bekenntnis dazu. Ob das künftig mit oder ohne Eurofighter erfolgt, könnte sich in den nächsten Monaten entscheiden. Gruber wurde beauftragt, bis zum 30. Juni verschiedene Varianten zur Luftraumüberwachung auszuarbeiten. Voraussetzung: Es darf nicht mehr kosten als jetzt.
Österreichs Luftraum wurde zuletzt zu 50 Prozent von den über 45 Jahre alten Saab 105 geschützt. Grund dafür war der Sparkurs beim Heer und die eingebremste Pilotenausbildung. Ab März sollen wieder 15 Piloten für die 15 Eurofighter einsatzfähig sein, außerdem hat sich die Zahl der Bewerber im letzten Jahr verdreifacht.
Während die Saab 105, die primär dem Pilotentraining dienen sollte, 2020 ausgemustert wird, erreicht der Eurofighter in absehbarer Zeit die Phase des ersten „Midlife Upgrades“. Gruber: „Für die Tranche 1 wird es bestimmte Teile bald nicht mehr geben und auch die neuen Elektronik-Komponenten passen nicht mehr zum Flieger. Damit das System funktionstüchtig bleibt, muss man verschiedene Teile erneuern.“ Vor diesem kostspieligen Problem stehen alle Nationen, die mit Eurofighter der ältesten, wenig ausgereiften Baureihe 1 arbeiten.
Alles nach Plan
Der Chef der Luftstreitkräfte stellt aber klar: „Derzeit läuft die Flugstundenproduktion nach Plan. Wir haben jederzeit fünf klare Maschinen auf der Flightline, während Operationen auch bis zu zehn.“ Man müsse auch keine Flieger kannibalisieren. Dass man Teile aus Maschinen ausbaut, die längere Zeit in der Wartung sind, sei nichts Ungewöhnliches.
Saab-Nachfolge und Eurofighter-Nachrüstung sind daher beiden wesentlichen Fragen, mit denen sich der „Airchief“ bei seinen Planungen beschäftigen muss. Gelänge nun ein Ausstieg aus dem Eurofighter-Vertrag, würde sich für das Heer eine Gelegenheit auftun: Man beschafft ein Modell, das beide ersetzt und sich billiger betreiben lässt als der Eurofighter (heuer 80 Millionen Euro Betriebskosten). Hier könnte wieder der Gripen von Saab/BAE zum Zug kommen, der bei der Typenentscheidung 2003 knapp unterlegen war. „Mit der Infrastruktur in Zeltweg kann man nahezu jedes Flugzeug betreiben“, sagt Gruber. Adaptionen seien freilich notwendig.
Wenig realistisch hingegen hält er eine Luftraumüberwachung im Zuge einer Kooperation mit einem Nachbarstaat. Das sei nicht unbedingt billiger, so Gruber, außerdem müsse man auch selbst etwas einbringen. Er strebt jedoch eine Zusammenarbeit mit anderen Ländern in der Pilotenausbildung an.
Dass sich das Bundesheer überhaupt mit Problemen von Eurofightern der ersten Baureihe herumschlagen muss, ist ja eine Folge des Vergleichs, den Norbert Darabos 2007 mit Hersteller EADS in Hinblick auf eine Stückzahl- und Preisreduktion erzielte. Hat man dadurch nicht erst recht draufgezahlt? „Vor einiger Zeit hätte ich diese Aussage auch getroffen“, sagt Gruber. „Im Lichte der jüngsten Erkenntnisse bin ich mir da aber nicht mehr so sicher.“
"Hosen runter gelassen"
Ein mit dem Eurofighter-Beschaffungsvorgang vertrauter Insider sieht das im Gespräch mit der Kleinen Zeitung anders: „Eurofighter ließ beim ursprünglichen Deal ziemlich die Hosen herunter. Als erster Exportkunde hätten wir die Flieger so billig bekommen wie keine andere Nation .“ Allen Involvierten sei damals bekannt gewesen, dass EADS die Flieger nicht zeitgemäß hätte liefern können. „Mit seinem Vergleich und dem Verzicht auf die Tranche 2 hat Darabos denen in Wahrheit ein riesiges Problem abgenommen.“