Der frühere "Airchief" des Bundesheeres, Karl Gruber, rät der Politik, bei ausländischen Regierungen nach Alternativen zum Eurofighter anzufragen. Denn eine Leasing-Variante könnte billiger sein als der "riskante" Eurofighter-Weg.
ALEXANDER PURGER
Generalmajor Karl Gruber, langjähriger "Air Chief" und Kommandant der Luftstreitkräfte, leitete unter Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) selbst eine Kommission zur Zukunft der Luftraumüberwachung. Er appelliert dringend an die Politik, mögliche Alternativen zum Eurofighter zu suchen und zu prüfen.
SN: Was sagen Sie zur Entscheidung die Trainingsjets Saab 105 nicht zu ersetzen?
Karl Gruber: Über das Thema Trainingsflugzeuge kann man diskutieren. Denn es kommt darauf an, welche Art von Trainingsflugzeugen man meint. Derzeit erfolgt die Ausbildung unserer Eurofighter-Piloten in fünf Stufen. Sie beginnen auf der PC-7, einem Propellerflugzeug, dann gehen sie auf die Saab 105, dann auf die M346 in Italien, dann auf den Eurofighter-Doppelsitzer in Deutschland und schließlich auf den österreichischen Eurofighter. Die entscheidenden Fragen lauten nun: Welche dieser Stufen will ich mit einem Trainingsflugzeug ersetzen und was kostet das?
SN: Haben Sie diese Zahlen?
Das kommt eben darauf an, wie viele der genannten Stufen die Maschinen ersetzen sollen und wie viele Piloten man darauf ausbildet. Wenn es nur drei oder vier Piloten sind, ist das System unwirtschaftlich. Da kann es günstiger sein, keine neuen Trainingsflugzeuge zu kaufen, sondern die Ausbildung weiterhin teilweise ins Ausland zu verlagern. Internationale Kooperationen können da die billigere Lösung sein.
SN: Wie beurteilen Sie die Entscheidung, die Eurofighter weiterzubetreiben?
Ich kann nur sagen: Wenn man sich entscheidet, die Eurofighter dauerhaft weiterzubetreiben, dann ist das die teuerste Lösung und der riskanteste Weg.
SN: Warum ist das so?
Aus drei Gründen. Aus Pilotensicht ist der Eurofighter ein gutes, sicheres Flugzeug. Aber aufgrund des Darabos-Vergleichs sind die österreichischen Eurofighter nicht voll ausgerüstet, sondern müssen um teures Geld nachgerüstet werden. Das ist das Erste. Das Zweite sind die Betriebskosten. Ich weiß nicht, wo die zuletzt kolportierten 30.000 Euro pro Flugstunde herkommen. Das ist ein Märchen. Die wahren Kosten sind mindestens doppelt so hoch. Und das dritte Risiko ist, dass man auch in den nächsten Jahren nicht mit einem steigenden Heeresbudget rechnen kann. Daher wird es bald heißen: Es ist kein Geld für die Nachrüstung und für die notwendigen Modifikationen unserer Eurofighter der Tranche 1 da. Und dann hätten wir plötzlich überhaupt keine Luftraumüberwachung mehr.
SN: Welche Investitionen in die Eurofighter wären in der nächsten Zeit notwendig?
Zum einen die notwendigen Software-Updates, damit der Eurofighter überhaupt weiterfliegen kann. Daran führt kein Weg vorbei, sonst steht er am Boden. Das andere, was nötig ist, sind Nachrüstungen. Das Problem ist, dass unsere Eurofighter wegen des Darabos-Vergleichs keine Nachtaufklärungskapazität, kein Warnsystem vor feindlichen Waffen und keine radargelenkten Lenkwaffen haben. Zumindest die ersten beiden Dinge sind für die Pilotensicherheit sehr wichtig. Aber das kostet viele Millionen.
SN: Und wo liegt das Problem bei der Tranche 1?
Die österreichischen Eurofighter sind aus einem sehr frühen Baulos, deren Maschinen von immer weniger anderen Luftwaffen betrieben werden. Das heißt, Österreich ist, was die Ersatzteile betrifft, dem Monopol des Herstellers ausgeliefert. Weshalb man davon ausgehen kann, dass die Betriebskosten weiter steigen werden.
SN: Was wäre die Alternative?
Die Regierung wäre gut beraten, den Umstieg auf ein anderes Flugzeug zu prüfen. Denn die Logistikumstellung von der Eurofighter-Flotte auf eine Alternativflotte kostet zwar Geld. Aber es ist durchaus möglich, dass das Leasing eines Flugzeugs, das die genannten Ausrüstungsmerkmale schon hat, billiger ist als die Nachrüstung der Eurofighter. Da müsste man jetzt konkrete Angebote von anderen Regierungen einholen, ob es ernsthafte Leasing-Alternativen gibt.
SN: Aber neue Maschinen müssen erst gebaut werden. Was tut man bis dahin?
Dann kann man ja noch eine Zeitlang mit den Eurofightern weiterfliegen. Oder die betreffende Regierung stellt uns für einige Jahre gebrauchte Maschinen des gleichen Typs zur Verfügung, die wir dann kaufen. Da gäbe es schon Möglichkeiten. Und das wäre jedenfalls eine Lösung, die uns für die nächsten 30 Jahre Sicherheit gibt.
SN: Sind Sie optimistisch, dass es zu so einer Lösung kommt?
Ich bin grundsätzlich Optimist. Wenn sich bei der Überprüfung herausstellt, dass es zum Eurofighter keine vernünftige Alternative gibt, dann bleibt einem ohnehin nichts anderes übrig, als ihn weiterzubetreiben. Aber im anderen Fall kann man vor die Steuerzahler hintreten und sagen: Wir haben eine Lösung, die uns pro Jahr weniger kostet als die jetzige. Das muss sich doch politisch verkaufen lassen.