Neuburg: Geschwaderpiloten mit genügend Flugpraxis
zum Thema BW Piloten mit zu wenig Flugstunden
Geschwaderpiloten mit genügend Flugpraxis(DK)
Medienberichte über zu wenig Erfahrung bei der Bundeswehr sind im Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg kein Problem.
Dieses Problem haben die meisten Piloten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg nicht. Zwar liegen die Soldaten des Verbands bei der Zahl der Flugstunden in etwa im bundesweiten Schnitt. Dramatisch ist das aus Sicht der Verantwortlichen aber nicht.
Die Kampfflugzeuge der Luftwaffe sind täglich mehrmals am Himmel über Neuburg und den umliegenden Gemeinden zu sehen - und zu hören. Nach gestrigen Medienberichten verbringen Deutschlands Militärpiloten allerdings viel zu wenig Zeit im Cockpit. Demnach haben im vergangenen Jahr bundesweit lediglich 42 Prozent genügend Praxis gesammelt. Eine Anfrage der FDP an die Bundesregierung hat als Ursache ergeben, dass die Flugzeuge schlichtweg nicht ausreichen. Von zu wenig Erfahrung in der Luft oder einer zu geringen Anzahl an Übungsstunden ist im Neuburger Geschwader jedoch nichts zu hören. Völlig ideal läuft es dort aber ebenfalls nicht, wie der stellvertretende Kommodore Thomas Kullrich gegenüber unserer Zeitung erklärt. "Denn insgesamt liegen wir im Durschnitt der Bundeswehr", so der Oberstleutnant.
Kullrich betrachtet die Situation aber etwas differenzierter. Denn viele der insgesamt 30 bis 50 Piloten des Geschwaders - die genaue Zahl unterliegt der Geheimhaltung - haben seinen Worten zufolge wegen anderweitiger Aufgaben gar nicht die Möglichkeit, genügend Zeit in der Luft zu verbringen. Das dürfte unter anderem auf den Vize-Kommodore und auch auf Verbandschef Thomas Früh zutreffen, die als Stabsoffiziere einen Großteil ihrer Arbeitszeit mit anderen Tätigkeiten verbringen müssen. Dass der Gesamtdurchschnitt dadurch sinkt, hat aus Kullrichs Sicht allerdings wenig mit der Einsatzbereitschaft des Verbands an sich zu tun.
Ganz im Gegenteil: Diejenigen Piloten, die von Neuburg aus für die Alarmrotte und damit für die Sicherung des deutschen Luftraums vorgesehen sind, verbringen seinen Worten zufolge viel mehr Zeit in der Luft oder im Simulator. Gleiches gilt für die Soldaten, die für die schnelle Eingreiftruppe der Nato auf dem Flugplatz bei Zell bereitstehen. Heuer und im kommenden Jahr fungiert das Taktische Luftwaffengeschwader 74 als Leitverband für das Verteidigungsbündnis. Einige der dafür vorgesehenen Piloten hätten das Mindestsoll an Flugstunden sogar deutlich übererfüllt, wie Kullrich betont.
Insgesamt sieht er allerdings Potenzial zur Verbesserung im Verband. "Es gibt ein paar Stellschrauben, beispielsweise können wir Nebentätigkeiten der Piloten von anderen Soldaten übernehmen lassen", erklärt der Oberstleutnant, der dennoch wenig von möglichst vielen Flugstunden hält - und dabei bei vielen lärmgeplagten Neuburgern auf offene Ohren stoßen dürfte. Denn oftmals sei es sinnvoller, mehr zeit in die Auswertung zu investieren. "Auf diese Weise ist der Ausbildungserfolg oftmals größer", sagt er. Das richtige Gleichgewicht aus Flugstunden und Nachbereitung sei allerdings nicht einfach zu finden.
Und auch die Ausbildung am Simulator ist seiner Meinung nach nicht zu vernachlässigen. Bestimmte Übungsszenarien finden mittlerweile überwiegend im virtuellen Flug statt, beispielsweise der Test von speziellen Notverfahren und auch der Waffeneinsatz.