Ford GGA

Diskutiere Ford GGA im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Nachdem ich diesen Motor in dem Thread Jumo 213 und DB 603 erwähnte und dessen moderne Konstruktionsprinzipien, hab ich mich an dieser Stelle...
Doppelnik

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Nachdem ich diesen Motor in dem Thread Jumo 213 und DB 603 erwähnte und dessen moderne Konstruktionsprinzipien, hab ich mich an dieser Stelle schlau machen können: AEHS Home

Es gibt dort für zahlende "Mitglieder" Zugriff auf viele hoch interessante Artikel, leider nicht immer klar geordnet und leicht zu finden. Da das Paper über den GGA hinter der Bezahlschranke liegt, kann ich es nicht verlinken, aber dort findet man einige eindrucksvolle Werte. Um die Einordnen zu können, der Motor (V12 60°) wurde mit dem selben Hub/Bohrungsabmessungen wie der Merlin gebaut, hat aber sonst nichts mit diesem gemeinsam. Er verfügt über vier Ventile mit einem modern anmutenden engen Ventilwinkel und zentraler Einspritzdüsenposition mit Direkteinspritzung mit Bosch Einspritzpumen aus den USA (Kerzen wie Jumo 213). Die davon abgeleitete Panzerversion musste mit einem Vergaser auskommen, wodurch die Kerze in die Mitte wandern konnte.

Die Aufladung erfolgt, für den Einsatzzweck (Jagdflugzeuge) eher ungewönlich über einen Turbolader (sogar schon als diagonal flow ausgeführt), damit war es möglich die volle Motorleistung (1800 PS!!) bis zu 32500 ft aufrecht zu erhalten. Der Ladedruck betrug 1,82 bar und das Verdichtungsverhältnis beachtliche 7,25. Diese Werte wurden schon 1941 erreicht und lagen deutlich über denen des Marlins, im Falle einer Weiterentwicklung während des Kriegs wären sicher noch höhere Leistungswerte realisiert worden. Die Drehzahl bei Nennleistung lag bei stolzen 3600 U/min. Mit dieser hohen Drehzahlfestigkeit und der Eignung für hohe Mitteldrücke (relativ kompakter Brennraum, Direkteinspritzung, Ladeluftkühlung) hätte es ein überlegener Motor werden können. Die hohe Drehzahlfestigkeit erklärt sich aus dem steifen Tassenstößelventiltrieb und den einfachen Pleuel mit Gleitlagerung. Natürlich liefert ein Turbolader nicht so viel Abgasschub wie ein mechanischer Lader, so dass man die Leitungen nicht 1:1 vergleichen kann.

Ford hatte als erster Massenhersteller von Autos natürlich auch die Fertigungskosten im Blick gehabt, die Kurbelwelle mit sieben Gegengewichten ist gegossen und nicht geschmiedet (das muss man erst mal hinkriegen...), es gibt konventionelle Pleuel mit einem Bankversatz und das Kurbelgehäuse ist aus einem Stück gefertigt. Damals wollte man wohl nicht die laufende Fertigung des Merlins über den Haufen werfen für einen Motor der sich noch nicht bewährt hatte. Schade, dass dieser Motor heute so ganz aus dem Blickfeld verschwunden ist und kein bekanntes Exemplar mehr existiert (nur Gerüchteweise). Die Turboladerentwicklung war wohl auch noch nicht auf dem Stand dass sie zuverlässig funktionierte.
 
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Zippermech

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Sehr interessanter Tipp!
Da ich schon immer von Flugmotoren und Strahltriebwerken fasziniert bin, bin ich gleich mal Member geworden:thumbup:

Das aktuelle CAD-Projekt hat diese Faszination noch verstärkt...
 
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Gandalf

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Hallöle, gibt's auf dem angesprochenen Paper noch ein paar weitere Angaben, wie etwa das Gewicht?
Könnte mit vorstellen, dass der Ford selbst mit Turbo nicht wesentlich schwerer ist als ein Zweistufen-Zweigang-Merlin.

Vielleicht kannst du mal eine Art "Datenblatt" aufsetzen... :thumbsup:

liegrü
Gandi
 
Doppelnik

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Der Motor wog 1650 lb (748 kg)

Bemerkenswert finde ich auch, dass es anscheinend eine amerikanische Produktionsstätte von Bosch gab die genutzt wurde um für diesen Motor die Einspritzpumen herzustellen...
 
Gandalf

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Interessant auch, dass sich bezüglich Brennraum- und Ventiltriebsgestaltung durchaus Parallelen zum DB 609 erkennen lassen.
Laut einem britischen Forum war das Mockup vom Ford bereits 1941 fertiggestellt, der Daimler lief gemäß "Flugmotoren und Strahltriebwerke" erstmals 1942 auf dem Prüfstand.

Denkbar, dass zumindest dieses Mal die Amis die Nase vorn hatten.. :biggrin:
 
Whisky Foxtrott

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Bemerkenswert finde ich auch, dass es anscheinend eine amerikanische Produktionsstätte von Bosch gab die genutzt wurde um für diesen Motor die Einspritzpumen herzustellen...
Das gehörte zu Ford's Organisation. Um die unglaublich hohen Tagesausstöße zu realisieren, verpflichtete Ford die Zulieferungszeiten nicht selbst gefertigter Anbauteile derart stramm, dass sich diese Hersteller ebendort auch niederließen. Wie oben geschrieben 'Bosch', aber auch 'Ducellier' für Anlasser nebst Komponenten oder 'Zenith', 'Holley' für Vergaser. Etc.
 
Doppelnik

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Heute nennt man das "Just in line", aber Ford hat damals doch eigentlich versucht alles selber herzustellen, angefangen bei den Rohstoffen (wie die bekannte Kautschukplantage in Brasilien) bis zum fertigen Auto, insofern fände ich es überraschend wenn damals schon Bosch Komponenten bei Ford verbaut worden wären.
 
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Ford wohl eher nicht.
Was aber aus eigener Erfahrung recht gut kompatibel ist sind z.B. AC Delco Zündanlagen für die Chevy 6 Zylinder Motoren und Bosch Zünder für Opel. Die den Chevy 6 Zylinder ja als Opel 3.6L im damaligen Admiral und Blitz verbauten.
Auch Anlasser von AC Delco und Bosch lassen sich recht gut gegeneinander austauschen.
Gruß!
 
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Heute nennt man das "Just in line", aber Ford hat damals doch eigentlich versucht alles selber herzustellen, angefangen bei den Rohstoffen (wie die bekannte Kautschukplantage in Brasilien) bis zum fertigen Auto, insofern fände ich es überraschend wenn damals schon Bosch Komponenten bei Ford verbaut worden wären.
Ford hatte eine sehr hohe Fertigungstiefe. Dennoch, ab 1928 waren die Stückzahlen so hoch (6000 Autos pro Tag!), dass eigene Anbauteile wie z. B. Vergaser und Anlasser an Solex, Holley und Ducellier, Bendix, Lucas vergeben wurden. Deren Fabriaktionsstätten waren teilweise direkt auf dem Ford Areal in Detroit.

Interessant dazu ist, dass daher teilweise metrische Gewinde verwendet wurden.
 
Doppelnik

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Wobei Ford wohl eher keine Verwendung von Bosch Dieselpumpen hatte (oder doch?), die sind wahrscheinlich eher in Industriemotoren gewandert. Selbst der Ford Traktor hatte einen Benzinmotor.
 
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Wobei Ford wohl eher keine Verwendung von Bosch Dieselpumpen hatte (oder doch?), die sind wahrscheinlich eher in Industriemotoren gewandert. Selbst der Ford Traktor hatte einen Benzinmotor.
Das ist richtig. In USA gab es sehr lange kein Interesse am Dieselprinzip, da "Spritsparen" aufgrund des geringen Benzinpreises erst in den 70-ern angegangen wurde.

Somit liefen auch in der Landwirtschaft und in LKW sehr lange Zeit Benzinmotoren.

Interessant ist, dass Ford den Motor des "A" auch für Dreschmaschinen etc. oder als Stationär-Motor anbot. Vereinzelt wurde der Motor auch in Flugzeugen eingesetzt, was aufgrund des hohen Gewichtes sehr erstaunt. Die Motoren hatten bis 1932 lediglich Schwerkraftschmierung und waren auch im Flieger wassergekühlt.
 
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Selbst amerikanische Panzer wie M41, M47, M48 habe ich noch bei der Bundeswehr mit ihren riesigen Ottomotoren mit bis zu fast 30 Liter Hubraum erlebt.
Wenn diese ausgebauten Motoren ohne Auspuffanlage in der Werkstatt probeliefen, das war ein Feuerwerk........
 
Zippermech

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Meine gelesen zu haben, daß im "Sherman"-Panzer gar ein (liegender) Sternmotor eingebaut war...:w00t::thumbup:
 
Doppelnik

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in den Sherman wurde alles reingestopft was grade zu haben war, Cadillac Flathead V8 Motoren, Dieselmotoren, Sternmotoren, einen Klumpen von fünf zusammengewachsenen Reihenmotoren (Chrysler Multibanks) und wer weiß was alles.. Die Amis suchten händeringend nach Möglichkeiten möglichst schnell möglichst viele Panzer zu bauen, daher ist es nachvollziehbar dass sie dieses wilde Sammelsorium durch eine zweckmäßige Motorisierung ablösen wollten.
 

Ta152

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Selbst amerikanische Panzer wie M41, M47, M48 habe ich noch bei der Bundeswehr mit ihren riesigen Ottomotoren mit bis zu fast 30 Liter Hubraum erlebt.
Wenn diese ausgebauten Motoren ohne Auspuffanlage in der Werkstatt probeliefen, das war ein Feuerwerk........
Meine gelesen zu haben, daß im "Sherman"-Panzer gar ein (liegender) Sternmotor eingebaut war...:w00t::thumbup:
M47/48 und erst recht M41 waren Konstruktionen aus bzw. direkt nach dem 2. Weltkrieg. Da war Benzin bei den meisten Nationen Standard.
30 Liter Hubraum sind auch nix besonders, irgendwoher muste man die Leistung ja bekommen.
 
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