Als gebürtiger Nürnberger beschäftige ich mich schon länger mit Friedrich 'Fritz' Röth. Ich habe diesen Thread jedoch erst jetzt entdeckt, deshalb sorry für die späte Antwort.
Über Fritz Röth kursieren eine Reihe von Mythen, beginnend mit dem 'Ritter' und endend mit seinem Selbstmord-Motiv.
Er hieß niemals Friedrich VON Röth. Als ihm der bayerische Orden verliehen wurde, der im den Ritter-Titel und das 'von' brachte, war er schon ein halbes Jahr tot. Er erschoß sich in der Neujahrsnacht, die Ordensverleihung war in Juni oder Juli ( Datum weiss ich jetzt auswendig nicht genau).
Die Geschichte mit 'wegen der Niederlage' ist völliger Blödsinn. Aufgebracht hat diese Interpretation sein Regimentschef, der zudem im polizeilichen Bericht / Leichenschau zitiert wird. Fritz Röth war im Dezember noch Armeeangehöriger und der Regimentschef wurde bei Auffinden der Leiche verständigt. Fritz Röth erschoß sich in tiefster Depression am Bahndamm an der Ostendstrasse in der Sylvesternacht 1918.
Er galt in seiner Familíe als äußerst sensibel. Es gibt Briefe und Berichte von ihm, aus denen bereits während seiner aktiven Zeit seine tatsächliche Belastung hervor ging. Es war das Syndrom, das die Engländer als 'Battle Fatigue' bezeichnen. Bei ohnehin zu Depression neigenden Menschen kann dies tödliche Folgen haben, sobald die tatsächliche Belastung abfällt. Solche Menschen fallen in ein tiefes Loch, daß oft nur mit professioneller Hilfe verlasssen werden kann. Und sowas gabs damals nicht.
Er bevorzugte die schwierigen Ballone, da er das Abschießen von Flugzeugen, bei denen der Pilot keine Rettungschance hat, zutiefst verabscheute. Er schrieb an seine Schwester, er bete jedesmal inständig, daß der Ballonbeobachter rechtzeitig abspringe. Zudem sah er den taktischen Vorteil des Ballonabschusses klar und deutlich. Er nannte als Motiv, daß bei erfolgreichem Abschuss eines Ballons die Artillerie 4 bis 5 Stunden schwieg, bis sie wieder eingeschossen war.
Er stammte aus einem tief christlichen Hause. Dies hatte die tragische Folge, daß sein Suicid verschwiegen wurde. Nicht mal sein Name durfte auf der Grabplatte erwähnt werden. Er ruht anonym in einem Grab auf dem Nürnberger Johannisfriedhof.
Grüße
Hans