malex
Berufspilot
Der User "Gaist" hat das Interview mit Generalkonstrukteur des RKK "Energija" Vitali Lopotoj in Politikforum auf Deutsch übersetz. Vieleicht könnte es hier einingen auch Interesant sein.
http://forum.politik.de/forum/showthread.php?t=195967
Ich übersetze hier ein Interview mit Generalkonstrukteur des RKK "Energija" Vitali Lopotoj, das von der "Rossijskaja Gazeta" geführt wurde.
Quelle: http://www.rg.ru/2008/02/05/lopota.html
Übersetzung
Kosmos als Realität - Welches bemannte Transportsystem wird die "Sojuz" ablösen? Was kosten Weltraumambitionen? Legotechnologie im Orbit - Realität oder Sci-Fi? Sollte man zum Mars oder zum Jupiter fliegen? Darüber haben wir beim "Geschäftsfrühstück mit dem Präsidenten" mit dem Generalkonstrukteur des RKK "Energija", dem Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAN) Vitali Lopotoj gesprochen
Rossijskaja Gazeta(RG): Vitali Aleksandrowitsch, heute startet vom Weltraumbahnhof Baikonur das Versorgungsraumschiff "Progress". Dem Plan nach sollte das Raumschiff am 7ten Februar zu der ISS starten, doch der Start wurde um 2 Tage nach vorne verlegt. So etwas ist nie bisher vorgekommen. Was ist passiert?
Vitali Lopotoj(VL): Wir mussten unsere Pläne aufgrund der Bitte unserer amerikanischen Kollegen korrigieren. Wie sie wissen, wird der nächste Start der Raumfähre "Atlantis" zu der ISS immer wieder verschoben: Es gibt Problemme mit verschiedenen Systemen, die die die Triebwerke kontrollieren. Es gibt jetzt aus Amerika einen Starttermin - das ist der 7 Februar. Durch das Verschieben des Termins kollidiert ihr Startdatum jetzt mit unseren Plänen: das Raumschiff "Progress" sollte gerade am 7ten Februar zu der ISS hochgeschickt werden. Die Amerikaner sind deswegen nervös gewesen, daher haben "Roskosmos" und RKK "Energija" beschlossen den Start nicht nach hinten sondern nach vorne zu verschieben. Die Abstimmung mit den Amerikanern dauerte etwa einen Tag.
RG: Eine Frage von Igor Tichonowitsch: "Was war der Grund für den ballistischen Wiedereintritt der Crew der 15ten Expedition?"
VL: Die Untersuchung ist abgeschlossen. Die möglichen Ursachen stehen jetzt fest: eine zufällige Beschädigung eines der Versorgungskabel der Steuerkonsole für den Wiedereintritt. Es wurden entsprechende technische Maßnahmen ergriffen, die dieses Risiko in Zukunft ausschließen sollen.
RG: Stimmt es, dass wir Informationen von der ISS nur dann bekommen, wenn die Station das Territorium der RF überfliegt?
VL: Das ist wirklich so, zur Zeit gibt es im russischen Abschnitt der ISS keinen modernen Satellitenkommunikationslink wie bei den Amerikanern. Es gibt an Bord entsprechende Ausrüstung, aber es gibt keine Kommunikationssatelliten, die wir nutzen könnten. Daher müssen wir uns an die Amerikaner wenden. Dieses Problem hängt mit der Effektivität des russischen Satellitensystems zusammen. Ressourcen die im Orbit zur Zeit für die Kommunikation mit der ISS vorhanden sind, reichen kaum aus. Hier haben wir noch jede Menge Arbeit vor uns. Teilweise wird das Problem gelöst, wenn die Bodenstationen durch Glasfaser miteinander vernetzt werden.
Womit werden wir morgen fliegen?
RG: RKK "Energija" versprach bis zum Ende des vergangenen Jahres bei Roskosmos Vorschläge über die Entwicklung eines neuen bemannten Raumschiffes vorzulegen. Gibt es diese Vorschläge?
VL: Es existieren prinzipiell neue Vorschläge. Die Forschungsarbeiten dauern noch an. Bis August werden neue Projekte vorgestellt. Der Bau eines neuen Raumschiffs wird nicht weniger als 6-7 Jahre dauern. Das beinhaltet die Erprobung neuer Technologien, die Einführung neuer technischer Lösungen und natürlich jede Menge an Boden -und Flugtests. Unter Berücksichtigung der reichhaltigen Erfahrung auf diesem Gebiet, über die RKK "Energija" verfügt, werden wir versuchen die Fertigstellungspläne zu beschleunigen. Großen Einfluss auf das Aussehen des Raumschiffes und die technische Lösung seiner Realisierung übt der Umstand aus, dass der Start und die Landung des Systems auf dem Territorium der RF gewährleistet sein muss.
RG: Vom neuen Kosmodrom(Weltraumbahnhof) "Wostotschnij"?
VL: Ja. Es ist geplant im Jahre 2015 dort die ersten Satelliten -und Versorgungsraumschiffestarts durchzuführen und dann nach noch 3 Jahren bemannte Starts. Dabei ist das Projekt nicht für die Raumkapsel "Sojuz" ausgelegt, sondern schon für eine neue Art an Raumschiffen und Trägersystemen.
RG: Wie wird das neue Raumschiff nun aussehen? Haben die Konstrukteure sich von "Klipper"-Modell endgültig verabschiedet?
VL: Die Hauptpriorität bei der Entwicklung eines neuen bemannten Raumschiffes sind: Sicherheit der Crew, Gewährleistung ihrer Rettung in jedem Stadium des Fluges, angefangen beim Start. Auf Anweisung von Roskosmos hin, haben wir 2 Monate lang eine Kapsel-Variante (Übersetzer: sprich "Sojuz"-Kapsel) durchgearbeitet. Ich gehe davon aus, dass wir einen Schritt in die Zukunft machen müssen. Es ist vor allem die Manövrierfähigkeit. Für die Gewährleistung der Sicherheit der Crew und die rechtzeitige Suche und Evakuierung nach der Landung muss eine horizontale und vertikale Steuerung des Raumschiffes vorgesehen werden.
Es wurden auch andere Formen neuer Raumschiffe durchgearbeitet. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die äußere Form des neuen Raumschiffes ein "auftriebserzeugender Körper" sein, der Manöver in der Größenordnung von 6000 km entlang der vertikalen Richtung der Aufstiegsbahn und nicht weniger als 500 km entlang der horizontalen Richtung der Flugbahn ermöglicht. Und das ist sehr wichtig für die Starts von dem neuen Kosmodrom "Wostotschnij". Außerdem wird noch eine Form des Raumschiffes in Betracht gezogen die eine Modifikation des "auftriebserzeugenden Körpers" darstellt. Ich würde heute ungerne die Details dieses Projektes diskutieren.
Jetzt zu "Klipper". Er wurde 2003 vom Professor Juri Pavlowitsch Semenov vorgeschlagen. Es war eine Konzeptstudie. Damals wurde auch der "auftriebserzeugende Körper" vorgeschlagen mit dem Arbeitsnamen "Klipper", ein aus meiner Sicht unglücklich gewählter Name. Ein geflügeltes Modell wurde ebenfalls von Juri Pavlowitsch vorgeschlagen, aber erst im Jahre 2004 als eine weitere mögliche Option. Diese Arbeiten wurden bei RKK "Energieja" aus Eigeninitiative durchgeführt.
RG: Ist das ein Kampf der Ambitionen, ein Kampf der wissenschaftlichen Schulen?
VL: Ambitionen spielen dabei keine Rolle und die wissenschatliche Schule der bemannten Raumfahrt gibt es in Russland nur eine. "Klipper"-Projekt hat aus verschiedenen Grüden das Stadium der Modellentwicklung nicht verlassen. Die Amerikaner haben sich überzeugt, dass das System des "Space Shuttle" schwierig, kostspielig und sehr wartungsintensiv ist um die Sicherheit der Besatzung zu garantieren. Sie arbeiten jetzt an der Entwicklung verschiedener neuer Varianten, unter anderem kehren sie zum "Apollo"-System zurück, aber auf einem neuen technischen Niveau.
RG: Und wie würde unser zukünftiges Raumschiff heißen, wenn nicht "Klipper"?
VL: Wenn wir uns endgültig seines Aussehens und der Kooperationen sicher sind, dann gibt es auch einen Namen. Zum Beispiel "Русь". Wird dieser Name jedoch durchgehen wenn wir ein bemanntes Raumschiff in Zusammenarbeit mit Europa bauen? Das weiß ich nicht, das könnte eine politische Entscheidung werden.
http://forum.politik.de/forum/showthread.php?t=195967
Ich übersetze hier ein Interview mit Generalkonstrukteur des RKK "Energija" Vitali Lopotoj, das von der "Rossijskaja Gazeta" geführt wurde.
Quelle: http://www.rg.ru/2008/02/05/lopota.html
Übersetzung
Kosmos als Realität - Welches bemannte Transportsystem wird die "Sojuz" ablösen? Was kosten Weltraumambitionen? Legotechnologie im Orbit - Realität oder Sci-Fi? Sollte man zum Mars oder zum Jupiter fliegen? Darüber haben wir beim "Geschäftsfrühstück mit dem Präsidenten" mit dem Generalkonstrukteur des RKK "Energija", dem Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAN) Vitali Lopotoj gesprochen
Rossijskaja Gazeta(RG): Vitali Aleksandrowitsch, heute startet vom Weltraumbahnhof Baikonur das Versorgungsraumschiff "Progress". Dem Plan nach sollte das Raumschiff am 7ten Februar zu der ISS starten, doch der Start wurde um 2 Tage nach vorne verlegt. So etwas ist nie bisher vorgekommen. Was ist passiert?
Vitali Lopotoj(VL): Wir mussten unsere Pläne aufgrund der Bitte unserer amerikanischen Kollegen korrigieren. Wie sie wissen, wird der nächste Start der Raumfähre "Atlantis" zu der ISS immer wieder verschoben: Es gibt Problemme mit verschiedenen Systemen, die die die Triebwerke kontrollieren. Es gibt jetzt aus Amerika einen Starttermin - das ist der 7 Februar. Durch das Verschieben des Termins kollidiert ihr Startdatum jetzt mit unseren Plänen: das Raumschiff "Progress" sollte gerade am 7ten Februar zu der ISS hochgeschickt werden. Die Amerikaner sind deswegen nervös gewesen, daher haben "Roskosmos" und RKK "Energija" beschlossen den Start nicht nach hinten sondern nach vorne zu verschieben. Die Abstimmung mit den Amerikanern dauerte etwa einen Tag.
RG: Eine Frage von Igor Tichonowitsch: "Was war der Grund für den ballistischen Wiedereintritt der Crew der 15ten Expedition?"
VL: Die Untersuchung ist abgeschlossen. Die möglichen Ursachen stehen jetzt fest: eine zufällige Beschädigung eines der Versorgungskabel der Steuerkonsole für den Wiedereintritt. Es wurden entsprechende technische Maßnahmen ergriffen, die dieses Risiko in Zukunft ausschließen sollen.
RG: Stimmt es, dass wir Informationen von der ISS nur dann bekommen, wenn die Station das Territorium der RF überfliegt?
VL: Das ist wirklich so, zur Zeit gibt es im russischen Abschnitt der ISS keinen modernen Satellitenkommunikationslink wie bei den Amerikanern. Es gibt an Bord entsprechende Ausrüstung, aber es gibt keine Kommunikationssatelliten, die wir nutzen könnten. Daher müssen wir uns an die Amerikaner wenden. Dieses Problem hängt mit der Effektivität des russischen Satellitensystems zusammen. Ressourcen die im Orbit zur Zeit für die Kommunikation mit der ISS vorhanden sind, reichen kaum aus. Hier haben wir noch jede Menge Arbeit vor uns. Teilweise wird das Problem gelöst, wenn die Bodenstationen durch Glasfaser miteinander vernetzt werden.
Womit werden wir morgen fliegen?
RG: RKK "Energija" versprach bis zum Ende des vergangenen Jahres bei Roskosmos Vorschläge über die Entwicklung eines neuen bemannten Raumschiffes vorzulegen. Gibt es diese Vorschläge?
VL: Es existieren prinzipiell neue Vorschläge. Die Forschungsarbeiten dauern noch an. Bis August werden neue Projekte vorgestellt. Der Bau eines neuen Raumschiffs wird nicht weniger als 6-7 Jahre dauern. Das beinhaltet die Erprobung neuer Technologien, die Einführung neuer technischer Lösungen und natürlich jede Menge an Boden -und Flugtests. Unter Berücksichtigung der reichhaltigen Erfahrung auf diesem Gebiet, über die RKK "Energija" verfügt, werden wir versuchen die Fertigstellungspläne zu beschleunigen. Großen Einfluss auf das Aussehen des Raumschiffes und die technische Lösung seiner Realisierung übt der Umstand aus, dass der Start und die Landung des Systems auf dem Territorium der RF gewährleistet sein muss.
RG: Vom neuen Kosmodrom(Weltraumbahnhof) "Wostotschnij"?
VL: Ja. Es ist geplant im Jahre 2015 dort die ersten Satelliten -und Versorgungsraumschiffestarts durchzuführen und dann nach noch 3 Jahren bemannte Starts. Dabei ist das Projekt nicht für die Raumkapsel "Sojuz" ausgelegt, sondern schon für eine neue Art an Raumschiffen und Trägersystemen.
RG: Wie wird das neue Raumschiff nun aussehen? Haben die Konstrukteure sich von "Klipper"-Modell endgültig verabschiedet?
VL: Die Hauptpriorität bei der Entwicklung eines neuen bemannten Raumschiffes sind: Sicherheit der Crew, Gewährleistung ihrer Rettung in jedem Stadium des Fluges, angefangen beim Start. Auf Anweisung von Roskosmos hin, haben wir 2 Monate lang eine Kapsel-Variante (Übersetzer: sprich "Sojuz"-Kapsel) durchgearbeitet. Ich gehe davon aus, dass wir einen Schritt in die Zukunft machen müssen. Es ist vor allem die Manövrierfähigkeit. Für die Gewährleistung der Sicherheit der Crew und die rechtzeitige Suche und Evakuierung nach der Landung muss eine horizontale und vertikale Steuerung des Raumschiffes vorgesehen werden.
Es wurden auch andere Formen neuer Raumschiffe durchgearbeitet. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die äußere Form des neuen Raumschiffes ein "auftriebserzeugender Körper" sein, der Manöver in der Größenordnung von 6000 km entlang der vertikalen Richtung der Aufstiegsbahn und nicht weniger als 500 km entlang der horizontalen Richtung der Flugbahn ermöglicht. Und das ist sehr wichtig für die Starts von dem neuen Kosmodrom "Wostotschnij". Außerdem wird noch eine Form des Raumschiffes in Betracht gezogen die eine Modifikation des "auftriebserzeugenden Körpers" darstellt. Ich würde heute ungerne die Details dieses Projektes diskutieren.
Jetzt zu "Klipper". Er wurde 2003 vom Professor Juri Pavlowitsch Semenov vorgeschlagen. Es war eine Konzeptstudie. Damals wurde auch der "auftriebserzeugende Körper" vorgeschlagen mit dem Arbeitsnamen "Klipper", ein aus meiner Sicht unglücklich gewählter Name. Ein geflügeltes Modell wurde ebenfalls von Juri Pavlowitsch vorgeschlagen, aber erst im Jahre 2004 als eine weitere mögliche Option. Diese Arbeiten wurden bei RKK "Energieja" aus Eigeninitiative durchgeführt.
RG: Ist das ein Kampf der Ambitionen, ein Kampf der wissenschaftlichen Schulen?
VL: Ambitionen spielen dabei keine Rolle und die wissenschatliche Schule der bemannten Raumfahrt gibt es in Russland nur eine. "Klipper"-Projekt hat aus verschiedenen Grüden das Stadium der Modellentwicklung nicht verlassen. Die Amerikaner haben sich überzeugt, dass das System des "Space Shuttle" schwierig, kostspielig und sehr wartungsintensiv ist um die Sicherheit der Besatzung zu garantieren. Sie arbeiten jetzt an der Entwicklung verschiedener neuer Varianten, unter anderem kehren sie zum "Apollo"-System zurück, aber auf einem neuen technischen Niveau.
RG: Und wie würde unser zukünftiges Raumschiff heißen, wenn nicht "Klipper"?
VL: Wenn wir uns endgültig seines Aussehens und der Kooperationen sicher sind, dann gibt es auch einen Namen. Zum Beispiel "Русь". Wird dieser Name jedoch durchgehen wenn wir ein bemanntes Raumschiff in Zusammenarbeit mit Europa bauen? Das weiß ich nicht, das könnte eine politische Entscheidung werden.