Sczepanski
Alien
Sowohl China als auch Russland dürften mit großer Sicherheit daran interessiert sein, die iranischen Streitkräfte zu stärken. Dass ergänzend und extrem kurzfristig eigene Truppen z.B. in Häfen oder Inseln am Golf stationiert werden könnten, erhöht nur das Risiko für die USA als potentiellen Angreifer. Das stärkt aber die iranischen Streitkräfte selbst nicht. Dafür müssten die iranischen Streitkräfte selbst aufgewertet werden. Dafür kommen wohl nur China und Russland in Betracht. Wobei auch Indien - einer der größten Abnehmer von iranischen Förderungen - am Rande nicht unbetrachtet bleiben sollte. Ob Indien weiterhin iranisches Öl und Gas kauft, wenn sich die Iraner völlig dem indischen Angst-Gegner China zuwenden und von den indischen Devisen deren Waffen kaufen, kann man wohl zurecht bezweifeln. Russische Systeme sind dagegen für die Inder kein Problem - sie kaufen ja selbst bei den Russen. Die sind für die Inder keine unmittelbare Bedrohung oder Konkurrenten.….
Für den Iran heisst das für mich, dass man aus Russland wenn, dann etwas aus der Flanker Reihe kaufen würde.
Aber eben, wenn...
Westliche Modelle sind absehbar nicht zu erhalten (auch wenn vom Iran gewünscht) so dass nur China, Russland und - sehr begrenzt - evtl. sogar Indien als Lieferanten in Frage kommen. In einer potentiellen Bieterkonkurrenz zwischen China und Russland würde ich den russischen Maschinen aber die besseren Chancen einräumen. Bisher gibt es nach meiner Kenntnis nur die Ergebnisse in Myanmar, wo die MiG-29 sowohl gegenüber der FC-1 wie auch gegenüber der J-10 bevorzugt wurde. Ob das mit dem Preis oder den Fähigkeiten (Qualität) der Konkurrenten zusammen hängt, kann trefflich spekuliert werden. Was aber für das bitterarme Myanmar gilt, sollte für den Iran im Grundsatz auch gelten.
Dass die MiG-29 (-35) gegenüber westlichen Mustern wie der Gripen (Brasilien) und auch der Rafale (Indien) den Kürzeren zog, lässt aber den Schluss zu, dass die MiG diesen Mustern unterlegen ist, und ich vermute mal, dass die J-10 wieder der MiG nicht ganz ebenbürtig sein dürfte.
Und jetzt behaupte ich einmal, dass die FC-1 noch das Einsatzspektrum der J-10 nach unten abrundet. Das bedeutet dann aber auch, dass die FC-1 den Schutz von höherwertigen Luftüberlegenheitsjägern benötigt, um gegen die saudischen und VAE-Fighter nicht zur Tontaube zu werden.
Russland ist aus geopolitischen Gründen auf den Iran angewiesen. Aufgrund der Konflikte mit Georgien und über Syrien und Libyen mit der Türkei kann militärischer Nachschub nach Armenien, Syrien und Libyen nur über den Iran transportiert werden. Dazu bildet der Iran eine Landbrücke zwischen dem Kaspischen Meer, an dem Russland anliegt, und dem indischen Ozean.
Russland wird also alles tun, um das Embargo nicht zu verlängern und nach dem Ende des Embargos ebenso alles, um den Iran gewogen zu erhalten. Dazu zähle ich auch günstigste (Dumping-)Preise für russische Flugzeuge einschließlich eines Technologietransfers. Damit kommen sowohl MiG als auch Suchoi als Lieferanten in Betracht (und im Übrigen auch Kamow und Mil für Kampfhubschrauber - jeweils in alphabetischer Reihenfolge).
Während Suchoi aber ausgelastet ist (auch durch russische Abnahmen: die Langstreckenjäger von Suchoi sind die einzigen Flugzeuge, die von Sibirien aus die Arktis und damit den kürzesten Weg nach Nordamerika kontrollieren können), braucht MiG dringend weitere Aufträge. MiG befindet sich in der gleichen Situation wie Suchoi nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Seinerzeit haben nur die Aufträge aus China und Indien den Hersteller Suchoi gerettet. Ich erwarte mir durchaus, dass der Iran nun mit den russischen MiG eine ähnliche Situation vorfindet wie seinerzeit der Schah mit den US-Amerikanischen Tomcat. Nur durch entsprechende Aufträge ist die Produktion im Heimatland zu retten.
Während der Schah aber alles mit Geld zuschütten konnte, tut sich der Iran da trotz einem erwartbaren Ende des Embargos härter. Die werden also massiv verhandeln und eingedenk des Beitrags von Bushande
vermutlich folgende Ziele haben:...,
Es könnte sehr wohl sein, dass es bei den ersten Zukäufen weniger um Ersatz, als denn vielmehr um eine Stärkung explizit der IRGC-Einheiten geht und eine Erneuerung der regulären Luftwaffe eher sekundär ist bzw. sich evtl. verstärkt auf die Integration von neuen Systemen in bestehende Muster beschränkt?!
- Umfassender Technologie-Transfer, um alle alten MiG-29 selbst auf den SMT-Stand bringen zu können (und mit alle meine ich sämtliche Maschinen, die etzt schon im Iran fliegen und auch diejenigen, die vom Iran ggf. aus einem anderen Land noch dazu gekauft werden. Moldawien hat seinerzeit 21 seiner rund 34 MiG 29 einschließlich 500 Luft-Luft-Raketen zum Schnäppchenpreis von 81 Mio. $ an die USA verkauft). Eingedenk der Konkurrenz um finanzielle Mittel wird im Übrigen der regulären Luftwaffe nichts anderes übrig bleiben, als ergänzend zur bestehenden Flotte weitere MiG-29 zuzukaufen, gebraucht und möglichst gut erhalten mit wenig Flugstunden, aber eben nicht neu. Nur so kann ein Schutzschirm um die iranischen "Hochwertziele" aufgebaut werden. Und ich sehe dafür Indien genauso als potentiellen Lieferanten wie Russland, zentralasiatische Staaten oder etwa Weißrussland.
- Absoluter Technologietransfer einschließlich der Radar- und Triebwerksproduktion um selbst die modernste Varianten von MiG oder Suchoi herstellen zu können. Suchoi ist aber im Gegensatz zu MiG nicht auf die Lizenzgebühren aus dem Iran angewiesen. Das würde dann für eine Produktionsanlage für die MiG-35 im Iran sprechen, während Russland dann mit den so gesponserten MiG-35 auch die eigene Luftflotte nach dem PLMI / PFI Konzept ausstatten könnte. Denn auch Russland wird nach wie vor leichte Jäger benötigen, um bei den "Frontfliegern" eine zumindest regionale Luftherrschaft zu erringen, bis die schweren Suchoi als Langstreckenjäger eingreifen können. Dieser zweite Schritt wird sicher einige Zeit dauern. Da wird es schwierige und zeitaufwändige Verhandlungen sowohl innerhalb des Iran (Etatzuweisung) als auch mit den potentiellen Lieferanten geben. Die Frage ist dann, inwieweit MiG nicht "die Zeit davon läuft" - so dass MiG einen "Notabschluss" akzeptiert, um nicht unter zu gehen. Und ich erwarte durchaus, dass seitens der Iraner auch die J-10 als potentieller Konkurrent russischer Produkte "ausgespielt" wird.
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