Nun, das ist die Sicht eines Kleinflugzeugpiloten (und das meine ich gar nicht abwertend), aber die Bedingungen sind halt auch andere. Man möge mich korrigieren, aber einen Airliner fliegt man eben weniger mit dem „Popo“ als mehr nach Procedures und das hat durchaus plausible Gründe. Man bekommt von seiner Umwelt ja viel weniger mit, wie in einem Segler. Die Fahrt grob am Windgeräusch und an den Ruderkräften abschätzen: keine Chance. Die Flächen sind auch etwas „schärfer“ hinsichtlich des Stallverhaltens, das geht im Vergleich zum Segler von jetzt auf gleich, schwammige Ruder und misteriöse „Stille“ (abnehmendes Fahrtwindgeräusch) gibts da nicht.
Man kann sich auch nicht so leicht mit dem Schub „retten“, die TW brauchen lange bis sie wirklich hochlaufen und Schub geben und im Gegensatz zum Prop werden die Flächen auch nicht direkt angeströmt und erhöhen das Stallmargin. Zu hoher VS bei der Landung (gefühlt ja alles ok) und dein Fahrwerk ist Schrott, die Fläche womöglich auch.
Wer sich mal ein Interview mit einem der alten SR71-Piloten anhört merkt, dass die Kiste eigentlich nur via Procedures geflogen wurde, weil der Flight-Envelope eben entsprechend eingeschränkt war.
Den Airlinerpiloten damit also „flying Skills“ absprechen halte ich für gewagt, es ist einfach was anderes als in einem Rotax-Falken. Auf der anderen Seite ist ein guter Airlinepilot sicherlich nicht automatisch ein guter Segelflieger. Ich bin auch schon in Unterwössen geflogen (Segler, K8
) und der Endanflug (hattest du ja auch schon in einem deiner Beiträge beschrieben) würde sicherlich dem ein oder anderen beim ersten Mal die Schweißperlen auf die Stirn treiben, während die dort ansässigen Flugschüler das Manöver vor dem Soloflug recht gut drauf haben.
Ich bin aber auch schon selbst in einem alten Airliner im Cockpit mitgeflogen, Nachts, Laserangriff (ziemlich ätzend), Controller die kaum Englisch sprechen, alles geht ziemlich schnell. Cpt fliegt, Co starrt auf die Instrumente und gibt callout: „vertical speed zu hoch“. Wir sind leicht links der Bahn und weit ist es nicht mehr, im nächsten Moment der Cpt: „not stabilized, Go Around“. Dann gehts noch schneller, vier Hände im Cockpit arbeiten und schalten, gleichzeitig Funk, die Triebwerke laufen gerade hoch beißen an und auf einmal gehts gefühlt senkrecht nach oben. Fahrwerk geht rein, Flaps auch, die Trimmung kommt kaum hinterher und meldet einen Fehler.
Gefühl schon irgendwie komisch, geht doch sonst eigentlich alles glatt. Trost: die beiden Jungs sind fokusiert bei der Sache, aber keinesfalls im Stress, Situation kann also nicht so schlimm sein. Sollte ja auch ein Standardmanöver sein.