So Jockey, damit sich die anderen Leser mal ein Bild deines Fast Crashes machen können, hier dein Bericht. Wer bei einem einfachen Fahrtmesserausfall derart falsch reagiert, hat kein Recht, andere, vor allem besser qualifizierte derat in den Senkel zu stellen.
Quelle, Fliegermagazin 10/17 (der Bericht wurde schon einmal in einem Forum publiziert, ist also öffentlich zugänglich)
An einem Apriltag vor rund dreißig Jahren ausgerechnet an einem Freitag, dem 13. startete ich mit
Fluggast bei sonnigem Frühjahrswetter zu einem Alpenrundflug in einem Motorsegler vom Typ Scheibe SF 25 B Falke.
Nach dem Start auf einem Schweizer Flugplatz stiegen wir beständig der fantastischen Alpenkulisse entgegen.
Mein Fluggast war von der Sicht auf die Berge und dem turbulenzfreien Flug restlos begeistert.
Wir erreichten nach längerem Steigflug eine Höhe von 3500 Metern MSL und flogen in einer weiten Schleife am Titlis vorüber.
Plötzlich ging die Nadel des Fahrtmessers von etwa 100 km/h auf 80 km/h und dann noch weiter zurück. Da ich im Süden
eine geschlossene Wolkendeckebemerkt hatte, vermutete ich starke Fallwinde als Ursache und schob den Gashebel nach vorn,
um den Geschwindigkeitsverlust zu kompensieren. Die Fahrtanzeige ging trotzdem weiter zurück Ich drückte die Nase des Motorseglers
nach unten, um im Bahnneigungsflug Geschwindigkeit aufzuholen, doch die Fahrtmesseranzeige ging schließlich ganz
auf null. Inzwischen waren wir in einem steilen sturzflugähnlichen Sinkflug, und die Tragflächenenden des Falken
begannen wie bei einem Vogel auf- und abzuschwingen. Da dämmerte es mir, dass kein Fallwind, sondern ein defekter
Fahrt messer die Ursache sein musste.
Mein Fluggast bekam es mit der Angst zu tun und wollte mit dem Fallschirm ab springen. Während ich ihn davon abhielt,
zu springen zog ich sehr behutsam am Steuerknüppel, um bei der stark überhöhten Geschwindigkeit die Struktur des Flugzeugs
nicht zu überlasten. Langsam hob sich die Nase des Motorseglers über den Horizont, und ich spürte die G-Kräfte, als es mich
in den Sitz drückte und meine Wangen nach unten gezogen wurden. Dem Steuerdruck und Fahrtgeräusch folgend ging ich in den
Horizontalflug über und anschließend in einen behutsamen Sinkflug, auf direktem Kurs zurück unserem Flugplatz. Die Nadel
des Fahrtessers verharrte auf der Anzeige null. Auch den Landeanflug führte ich nur nach Gefühl durch, indem ich mit
geschätzter Überfahrt bis dicht über den Boden anflog und die Speed so lange reduzierte, bis sich der Flieger sanft
in Dreipunktlage auf die Piste setzte. Mein Fluggast war immer noch kreidebleich, aber glücklich, mit heiler Haut
davongekommen zu sein. Bis heute habe auch ich dieses Erlebnis nicht ganz verdaut und daraus gelernt, dass man keinem
Fluginstrument blindvertrauen sollte. Die Ursache für diesen Fast-Crash war wahrscheinlich eine Vereisung der Pitotsonde
am Seitenleitwerkzur Druckabnahme für den Fahrmesser. Eventuell war bei einem vorhergegangen Flug
dort Regenwasser eingedrungen und gefroren.