Japanisches Röntgensatellit Hitomi möglicherweise verloren

Diskutiere Japanisches Röntgensatellit Hitomi möglicherweise verloren im Raumfahrt Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Völlig unvermittelt hat die JAXA am 26. März den Kontakt zu ihrem, erst am 17. Februar gestartetem Röntgensatellit Hitomi verloren. An diesem...
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Völlig unvermittelt hat die JAXA am 26. März den Kontakt zu ihrem, erst am 17. Februar gestartetem Röntgensatellit Hitomi verloren. An diesem Satelliten sind auch NASA, ESA und CASA beteiligt. Kommunikationsprobleme sind ja nichts ungewöhnliches im All, aber die Meldung des US Joint Space Operations Center (JSpOC), dass es seit diesem Tag statt des einen Radarechos des Satelliten fünf Echos bekommt und Trackingdaten einen abrupten Höhenverlust anzeigen, lässt schlimmes ahnen. Aussagen eines Hobbyastronomen, dass er beobachtet habe, dass der Satelliten außer Kontroll geraten sei, werden noch untersucht. Am 29. März gelang es zuminidest das Trackingsignal des Satelliten wieder aufzufassen. JAXA Verantwortliche gehen davon aus, dass der Satellit beschädigt wurde, ob durch äußere Einflüsse oder ein Ereigniss im Inneren des Satelliten ist noch unklar. Suche und Analyse laufen.
 
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Der JAXA ist es zwar gelungen mittlerweile wiederholt sehr kurze Funkverbindungen aufzubauen, aber hat noch keine genaue Vorstellung vom Funktionszustand des auseinandergebrochenen Satelliten. Gesichert ist mittlerweile, dass fünf Teile vom Satelliten abgebrochen sind, was zu einer Veränderung der Flugbahn und einem Verlust der Lagekontrolle geführt hat. Der kurzen Kommunikation ist zu entnehmen, dass der Satellit seine Fluglage autonom zu korrigieren versucht, ob ihm dies gelingt hängt aber davon ab, welche Teile abgebrochen sind. Aber auch wenn es nur unkritische Teile sein sollten, wird es etwas dauern, weil Satelliten natürlich versuchen solche Korrekturmanöver möglichst treibstoffschonend durchzuführen. Vielleicht ist schon morgen mehr von der JAXA zu erfahren.
 
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Die JAXA hat heute Vermutungen aus Fachkreisen bestätigt, dass der Satellit während der ersten Beobachtungsphase im Rahmen der Kalibrierungsarbeiten für die wissenschaftlichen Instrumente unvermittelt ins Trudeln geraten ist. Zwar kann eine Kollision mit einem Mini-Meteoriten oder Weltraumschrottteil nicht vollständig ausgeschlossen werden, aber derzeit ist wegen der Gleichmäßigkeit der Fehlbeschleunigung ein anderes Szenario wahrscheinlicher. Man analysiert derzeit Telemetrie-Daten von den wissenschaftlichen Instrumenten, um Anzeichen für Probleme im Kühlkreislauf eines der Instrumente zu finden, hat aber nur unvollständige Daten, da der Fokus der Datenübertragung auf den Beobachtungs- nicht den Maschinendaten lag. Sollte eines der wissenschaftlichen Instrumente ein Problem mit seiner Kühlung bekommen und es dadurch zu einer Explosion gekommen sein, würde dies nicht nur die beobachteten 5 Trümmerteile, die von Satelliten abgebrochen sind, erklären, sondern die bei der Explosion freigesetzte Druckwelle würde auch die erste abrupte Positionsveränderung und Abbremsung (mit dem damit verbundenen Höhenverlust) erklären. Das dann vermutlich weiter austretende und ausgasende Kühlmittel die gleichmäßige Fehlbeschleunigung. Da die übrigen Systeme des Satelliten scheinbar noch funktionieren und eine Kommunikation erlauben, so der Satellit gerade mal im Funkfenster bleibt, könnte der Schaden beherrschbar sein. Als erstes muss dafür die Fehlbeschleunigung durch das austretende Kühlmittel enden, da Korrekturmanöver vorher keinen Sinn machen. Hat man die Lage des Satelliten dann stabilisiert, kann man wieder eine stabile Datenkommunikation aufbauen und den Zustand der Geräte überprüfen, mit etwas Glück sind nur ein oder zwei Instrumente direkt beschädigt. Sollten aber gemeinsam genutzte Komponenten ebenfalls beschädigt sein kann es bedeuten, dass der Satellit nicht mal teilweise seine geplante Arbeit aufnehmen kann. Die JAXA hat bei früheren Missionen schon ein sehr gutes Händchen darin bewiesen, angeschlagene Satelliten zumindest teilweise zu retten. Der aktuell größte Feind ist aber der sich vergrößernde Höhenverlust. Zwar ist der Satellit auf einer vergleichsweise großen Höhe, aber dies hat seinen Grund, denn die dichtere Erdatmosphäre lässt nicht genug Röntgenstrahlung durch, je tiefer der Satellit sinkt, umso weniger wird er empfangen können und eine Korrektur der Trudel-Bewegung und dazu ein starkes Anheben des Orbits könnte die Treibstoffvorräte aufbrauchen.
 
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Die JAXA hat den Satelliten am Donnerstag offiziell aufgegeben und die Mission eingestellt. Grundlage für diese Entscheidung war die Schadensanalyse, die man basierend auf den wenigen Telemetrie-Daten, die man hat und den Beobachtungen des Satelliten und seines Umlaufbahn-Verhaltens. Entscheidend ist hier die Feststellung, dass es wohl die Photovoltaikflächen sind, die abgebrochen sind. Der Satellit hat zwar noch genug Strom für eine grundlegende Versorgung der Betriebssysteme, aber nicht mehr genug, um auch die wissenschaftlichen Instrumente zu betreiben. Damit besteht keine Aussicht die Mission noch zu retten. Was zum Abbrechen der Paneele geführt hat, konnte bislang nicht ermittelt werden. Man wird jetzt am Boden die Konstruktion weiter analysieren. Bis man einen Konstruktionsfehler ausschließen kann, wird es auch keine Überlegungen hinsichtlich eines Nachbaus des Satelliten geben. Ein Ersatzbau würde zwar erneut Millionen kosten, aber die Ergebnisse und Pläne des 273 Mio US$ Gesamtprojekts liegen ja vor, es wär also nur ein deutlich geringerer Aufwand notwendig einen baugleichen Satelliten ins All zu bringen. Sollte dies nicht möglich sein, wird die nächste vom wissenschaftlichen Ansatz vergleichbare Mission erst in 2028 von der ESA gestartet.
 
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Autsch - fehlerhafte Software sei mitschuldig ... Wohl ein typisches Beispiel von Murhy's Law: Fehlfunktion in der Lageregelung, automatische Korrektur macht das Ganze noch schlimmer plus die Bodenstation kann nicht eingreifen da der Satellit gerade die südatlantische Anomalie im Erdmagnetfeld durchflog und kein Kontakt aufgenommen werden konnte :FFEEK:

Softwarefehler zerstört japanisches Röntgenteleskop im Orbit
Eine Verkettung misslicher Umstände hat zum Ausfall des Weltraumteleskops Hitomi geführt und damit der Wissenschaft einen schweren Schlag versetzt. Schuld waren falsche Daten, ein Funkabbruch und fehlerhafte Software.
Ein Fehler in der Software ist mutmaßlich die Ursache für die Zerstörung des japanischen Weltraumteleskops Hitomi gewesen. Erste Ergebnisse der Untersuchung weisen darauf hin, dass nach einer Verkettung von Problemen diese Software den Ausschlag gab, dass Hitomi Ende März in der Erdumlaufbahn zerbrach.

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Bevor der Satellit verloren ging, konnte er noch einige wertvolle Beobachtungen machen, die die Wissenschaftler darin bestärken, dass eine solche Mission Sinn macht und viel zum besseren Verständnis der kosmischen Abläufe beitragen kann. So zeigen die gemachten Beobachtungen z.B. dass sich Gasse zwischen den Galaxien des Perseus Clusters viel langsamer bewegen, als gedacht, was dann meist auf einen Fehler in den bisherigen Annahmen hindeutet.

http://www.spacedaily.com/reports/Japan_satellite_made_surprise_find_before_failure_999.html
 
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