Jedem technisch gebildeten Menschen sollte eigentlich klar sein, dass in allen Flügeln von ausgewachsenen Flugzeugen mit wie auch immer gearteter Schalenstruktur Verbindungen zwischen der Ober- und Unterseite zum Einsatz kommen werden. Dies können Querspanten sein, ein Styroporkern oder Fäden (siehe Airmatrazze beim aufblasbaren Goodyearflugzeug). Wenn man also das Vorhandensein eines Querspants als Ausschlusskriterium dafür nimmt, wird man kei
n einziges Flugzeug mit Tragflächen in Schalenbauweise finden.
Ich bin neugierig geworden und habe mir das Patent von Dormier (der hier als Erfinder der Schalenbauweise bezeichnet wurde) selber angesehen:
CH000000206588A zu finden bei depatisnet.de
Dornier erhebt hier mit Nichten den Anspruch die Schalenbauweise erfunden zu haben, sondern „nur“ eine neue Ausführungsform (er nimmt ziemlich klar Bezug zu Junkers Bauweise). Das soll seinen Verdienst nicht schmälern, da seine Bauweise sich, anders als die welche von Junkers bei der J1 und J2 eingesetzt wurde nicht.
Neuartig bei ihm ist, dass Verstärkungsleisten die Querspanten durchbrechen (ja, Querspanten!). In seinem Ausführungsbeispiel sehen wir eine Tragfläche mit Querspanten und zwei Längstholmen (sic!). Die Außenhaut ist hierbei nur noch ein mittragendes Teil, während bei der j1 noch alle Kräfte und Momente vollständig von der Schale übertragen worden sind.
Hugo Junkers hat also die Schalenbauweise in einer wesentlich kompromissloseren Form ausgeführt als Claude Dornier nach ihm. Letzterer hat daraus eine praktisch einsetzbare und gut zu fertigende Bauweise entwickelt, bei der von der theoretischen Idealform deutlich abgewichen wurde.
Wer sich für das Thema interessiert, möchte ich diese beiden Threads empfehlen:
Holmlose Tragflächen
Holmlose Tragflächen II