Junkers Ju 188 im KG 6

Diskutiere Junkers Ju 188 im KG 6 im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Hallo Zusammen, Mein Onkel, Leutnant Alfred Dahlinger, war Pilot in der 7./KG 6. Am 07.06.1944 hatte er vom Flughafen Melsbroek um 22:45 Uhr...
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Hallo Zusammen,

Mein Onkel, Leutnant Alfred Dahlinger, war Pilot in der 7./KG 6.

Am 07.06.1944 hatte er vom Flughafen Melsbroek um 22:45 Uhr einen Einsatz zur Bekämpfung der Allierten Anlandungen in der Orne Mündung mit Luftminen. Von diesem Einsatz kehrte er nicht zurück, er gilt seitdem offiziell mit der gesamten Besatzung von insgesamt 5 Personen vermisst.

Im April diesen Jahres habe ich zu seinem Schicksal Recherchen begonnen und vieles deutet darauf hin das er am 08.06.1944 um 01:08 Uhr beim Landeanflug auf Bretigny-sur-Orge angegriffen und kurz darauf in Marolles-sur-Hurpoix abgestürzt ist.

Ich habe dazu vielfältige Kontakte aufgebaut, die Recherche ist im vollen Gang.

Neben der Aufklärung des Schicksals interessieren mich Fakten zum Flugzeug, auch plane ich einen möglichst exakten Nachbau der Maschine auf Basis des Revell Bausatz Maßstab 1:32.

Zum Flugzeug:
  • Junkers Ju 188 A2
  • Stammkennzeichen BS+TX
  • Werknummer 180450
  • Verbandskennzeichen 3E+CR
Meine Fragen:
  • Wann wurde das Flugzeug gebaut?
  • Wo wurde es gebaut?
  • Wann an die Truppe ausgeliefert?
  • Gibt es (Farb-) Bilder innen und außen? Generell Ju 188.
  • Welche Tarnfarbe hatten die Ju-188 zum Zeitpunkt der Stationierung in Melsbroek Juni 1944?
Freue mich über jeden Hinweis/Tip und sage vielen Dank.
 
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Junkers-Peter

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Erst einmal freut mich das Interesse an der Familiengeschichte und natürlich auch an unserer Luftfahrtgeschichte.

Zum Flugzeug:
Die Ju 188 A-2 (Bombenflugzeug) wurde bei den Siebel-Flugzeugwerken in Halle/Leipzig (Schkeuditz) endmontiert und eingeflogen. Einen genauen Einflugtermin habe ich nicht, aber die 180450 wird im Flugbuch des Piloten Lenhoff vom Flugzeug-Überführungsgeschwader 1 (FlÜG 1) am 9. Mai 1944 erwähnt. Er machte an diesem Tag einen Umschulungsflug in Schkeuditz mit dieser Ju 188. Der Einflug erfolgte wahrscheinlich nur kurz davor. Die 180449 wurde z.B. am 3. und die 180451 am 5. Mai 1944 eingeflogen.

Die hervorragende zweibändige Chronik von Jan Horn über das KG 6 kennst du? (Titel: Wir flogen gen Westen). Leider wird aber über den Verlust der 180450 nichts genaueres ausgesagt. Zitat:
"Das KG 6 und das KG 54 greifen in der Nacht zum 8. Juni 1944 alliierte Anlandungen westlich der Orne-Mündung an. Auch der Kommodore fliegt den Einsatz mit. Die Ju 188 der III. Gruppe starten gegen 22.30 Uhr in Melsbroek. Die Ju 188 A-2 (3E+CR, 180450) mit der Besatzung von Leutnant Alfred Dahlinger , 7./KG 6, die über dem Zielraum Luftkampf hatte, wird danach vermisst gemeldet."

Im Buch ist auch ein Foto einer Ju 188 der 7./KG 6 in Melsbroek, das aber nur sehr klein abgebildet und darüber hinaus nicht besonders scharf ist. Man erkennt kaum etwas.

Zu den Anstrichen kann ich keine genaueren Angaben machen. Auf alle Fälle eine Art Mäandertarnung, aber in verschiedenen Ausführungen. Farbfotos sind mir nicht bekannt. Ich werde mal nachsehen. Die Fotolage wird zum Kriegsende hin immer schlechter.
 
Charly

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Viel Erfolg bei der weiteren Recherche ! Es wäre toll, du könntest das Schicksal der vermissten Besatzung weiter aufklären.

Bzgl. Nachbau: Auf Basis des Revell A-1 oder A-4 Bausatzes in 1:32 heißt das den Umbausatz von AIMS zu verwenden. Das ist ja durchaus ambitioniert.
Warum nicht das Revell-Boxing der Dragon Ju-188 A in 1:48 ?
 
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Ich danke für die beiden Beiträge, hat mich sehr gefreut.

Zunächst einmal an „Charly“: Habe Mist geschrieben, der Nachbau ist auf Basis des 1:48 Bausatzes von Revell. Habe letzte Woche ergänzende Decals zu Verbandskennzeichen, Verbandswappen und Werknummer erhalten. Wurden individuell angefertigt. Sobald die Farbgebung klar ist und das Wetter „schmuddeliger“ wird kann es losgehen.

„Junkers-Peter“, danke für alle Informationen. Demnach hatte mein Onkel das Flugzeug erst ganz kurz übernommen. Nach wenigen Tagen/Wochen in der Einheit Totalverlust mitsamt der gesamten Besatzung, unglaublich.

Die zweibändige Chronik Jan Horn KG 6 von 2004 bzw. 2008 habe ich, auch die meiner Kenntnis nach nicht veröffentlichte 2-bändige Chronik KG 6 von Ab. Jansen & Zeitzeugen liegt mir als Privatdruck (PDF) von Leutnant Karl Geyr vor. Karl Geyr war ebenfalls Mitglied des KG 6, überlebte als einziger der Besatzung den Abschuß seiner Ju 188 am 15.10.1943 über Großbritannien und geriet in englische Gefangenschaft. Eine tolle Chronik mit vielen persönlichen Erinnerungen der Besatzungen, Informationen über die RAF und sehr vielen Zeitdokumenten. Schade das diese nie veröffentlichet wurde. Karl Geyr hat meiner Familie diese Chronik im April 2008 überlassen und etliche Hinweise zu Seiten im Zusammenhang mit meinem Onkel gegeben.

Der Hinweis im Band 1 der Chronik Jan Horn, das mein Onkel über dem Zielgebiet Luftkampf hatte, bewog mich ab April dieses Jahres umfangreiche Internet Recherchen aufzunehmen. In den National Archives stieß ich auf den Combat Report von Fl/Lt. John Edgar Barry und Sub-Lt. Christopher Waltham Porter, die bei einem Einsatz 07./08.06.1944 eine Ju 188 und eine Ju 88 abschossen. Parallel dazu bekam ich Kontakt zu Tom Kracker in den USA, der eine umfangreiche Datenbank, The Kracker Luftwaffe Archive mit über 32.000 Einträgen aufgebaut hat. Er verwies mich an den Briten Dave Drury als weiteren Experten auf dem Gebiet. Stand heute scheint folgender Sachverhalt schlüssig:

Leutnant Barry Abschuß Junkers Ju 188 meines Onkels am 08.06.1944 um 01:08 Uhr beim Landeanflug auf Bretigny-sur-Orge, das Flugzeug explodiert bei Marolles-en-Hurpoix wenige Kilometer entfernt. Im Einsatzreport vermerkt die Besatzung Barry das Filmaufnahmen vom Absturzort gemacht wurden.

Nur wenige Minuten später um 01:15 Uhr schießt Leutnant Barry die Ju 88 von Leutnant Christoph Andreas Georgi westlich von Bretigny ab, die gesamte Besatzung kommt um, wird geborgen und auf dem Friedhof Champigny-St. Andre beigesetzt.

Obwohl nur wenige Kilometer auseinander ist es erstaunlich das die Besatzung Georgi geborgen wurde, Besatzung und Flugzeug meines Onkels aber wie vom Erdboden verschluckt scheint.

Mit dem ganzen Sachverhalt kontaktierte ich im August das Bürgermeisteramt von Marolles-en-Hurepoix, ich stehe in Kontakt mit dem stellvertretenden ehrenamtlichen Bürgermeister für Kultur und Geschichte, der mir bisher den Absturz Georgi bestätigt hat, zu Flugzeug/Besatzung meines Onkels noch nichts Konkretes. Eine von ihm verfolgte Spur steht im Zusammenhang mit einer gespendeten Buntglasscheibe einer Kirche mit dem Datum 1944. Solche Spenden erfolgten laut ihm von der Bevölkerung bei „Vermeidung von großem Unheil“. Und hier sieht er einen Bombenangriff oder Flugzeugabsturz der sich in Marolles zwischen der Rue de l’Eglise und der Citadelle zugetragen haben soll. Dieses Gebiet war 1944 noch nicht bebaut, damals also außerhalb Marolles. Sobald er neue Erkenntnisse hat bekomme ich Nachricht.

Der Luftkampf mit Lt. Barry findet sich übrigens in der Neuauflage Jan Horn: Über allen Fronten – Chronik des KG 6 vom Januar 2018 wieder. Nur verweist dieser auf ein Marolles ca. 20 Kilometer südlich des Einsatzgebietes meines Onkels jener Nacht, also nah der Atlantikküste. Das kann aber im Kontext mit dem Einsatzbericht Barry nicht sein.

Leutnant Barry kam übrigens bei einem Übungsflug am 01.07.1944 ums Leben, sein Navigator Porter am 22.07.1944 bei einem Einsatz über Deutschland.
Parallel zu der Recherche in Frankreich läuft auch noch eine Anfrage beim Imperial War Museum und Royal Airforce Museum in Großbritannien bezüglich der nach dem Abschuß angefertigten Filmaufnahmen des Absturzortes.

Vielleicht habe ich Glück das Schicksal aufzuklären, ich wünschte ich könnte in nicht allzu ferner Zeit am Grab meines Onkels stehen.
 
Hagewi

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Ein bisher schon beeindruckendes Rechercheergebnis! Ich wünsche dir weiter vielen Erfolg. Bitte halte uns hier gerne auf dem Laufenden.
 
Junkers-Peter

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Wirklich sehr schöne Forschungsergebnisse @ChD501. Respekt! Über die zweite Chronik des KG 6 müssen wir nochmal reden. Die kenne ich nämlich gar nicht. :TD:

Ich habe noch etwas bei mir gefunden. Der Flugzeugführer Wilhelm Niederkrüger von der III./KG 6 hat den Einsatz in der Nacht vom 7. zum 8. Juni 1944 mitgeflogen - und zwar in der Ju 188 3E+BS. Start 22.27 Uhr. Landung 01.35 Uhr. Auszug aus seinem Flugbuch anbei.

Wenn ich noch was finde, Fotos usw., melde ich mich nochmals.

Und m.W. waren die Flugzeuge nicht personengebunden. Also die 3E+CR war nicht das Flugzeug der Besatzung Dahlinger. Das wechselte wohl je nach Klarstand der Flugzeuge und Einsatzbereitschaft der Besatzungen innerhalb der Staffel und auch der Gruppe. Auch an untenstehendem Flugbuchauszug zu erkennen.

 
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Danke für die positive Begleitung und die Informationen, weiss ich zu schätzen :wink2:.

Und hier zur zweiten Chronik KG 6:
Ab. A. Jansen & Zeitzeugen
Chronik KG 6
Band 1 - Mai 1942 - Dezember 1943, 363 Seiten -> In der Anlage Titel, Inhalt, Abspann
Band 2 - Januar 1944 - Mai 1945, 304 Seiten -> In der Anlage Titel, Inhalt, Auszug Alfred Dahlinger, Abspann
 
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Es gibt Neuigkeiten:

Bei meinem Austausch mit dem Kultur- und Geschichtsbürgermeister von Marolles-en-Hurpoix fügte dieser letztlich einen Auszug eines neuen Buches von Peter Taghon in französischer Sprache mit dem Titel „La Kampfgeschwader 6“ vom Juni 2021 bei.

Dieses Buch hatte ich in Frankreich bestellt und gestern wurde es geliefert. Es schafft Klarheit bezüglich des Absturzort meines Onkels:

Auf Seite 195 wird auf den Luftkampf mit Leutnant Barry Bezug genommen und als Absturzort eindeutig Marolles-en-Hurpoix genannt. Das ist großartig.

Nun hoffe ich sehr das vor Ort der genaue Absturzort und der Verbleib des Wracks und der Leichen der Besatzung aufgeklärt werden kann. Das wäre der krönende Abschluß meiner Recherchearbeiten.

Obwohl in französischer Sprache ist das Buch von Peter Taghon für den interessierten sehr zu empfehlen. Es enthält viele Originaldokumente und Bilder, teilweise in hervorragender Qualität. Bestellt werden kann es über das Internet von LELA PRESSE in Frankreich. Google Suche mit den Begriffen LELA PRESSE und La Kampfgeschwader 6 führen direkt zum entsprechenden Eintrag im Webshop.

Ich lade mit diesem Eintrag zwei Auszüge von „La Kampfgeschwader 6“ hoch. Den mir aus Frankreich übersandte Auszug quasi als Querschnitt sowie einen Auszug mit Einband, Inhaltsverzeichnis und den Seiten mit namentlicher Erwähnung Leutnant Alfred Dahlinger (195, 287 und 297). Auch Darstellungen der Ju 188 und am Ende Quellennachweise.

Gruß aus dem Schwarzwald und ein schönes Wochenende
 
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AGO Scheer

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Ich muss dir mal ein Kompliment zur Qualität deiner Recherchen machen, denn damit hebst du dich erheblich von einigen anderen ab, die noch nicht einmal in der Lage sind Google als Quelle zu nutzen, geschweige denn sich Primär- oder Sekundärquellen zu erschießen.
Da macht das Mitlesen Freude!
 
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Denke das ist Grundvoraussetzung um ein Resultat zu bekommen. Vielen Dank :wink2:
 
Taylor Durbon

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Also ich muss auch sagen, Respekt vor dieser Recherchearbeit. Eine Frage hätte ich. Von was für einer Maschine ist die Ju deines Onkels abgeschossen worden?
 
Junkers-Peter

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Schließe mich dem Kompliment von Rene vollinhaltlich an. 👍

@ChD501 Hast du denn schon eine Anfrage an die Wehrmachtauskunftsstelle (WASt, heute: Deutsche Dienststelle) in Berlin gerichtet? Dort müsste die NVM (Namentliche Verlustmeldung) deines Onkels vorhanden sein. Eventuell finden sich dort noch genauere Angaben zur Absturzursache und der Grablage. Die Beantwortung von Anfragen dauert aber.

Ebenso dürfte im Bundesarchiv eine Personalakte deines Onkels vorhanden sein, da er Offizier war.
 
Husar

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Moien,
F/L Barry RAFVR, ist mit der Mosquito NFXIII MM 516 beim Tiefflug (leichte Rolle) abgestürzt. Aufschlagbrand. Sub-Ltn. Porter war ein Marineoffizier und gehörte zur FAA.
Details über ihn habe ich jetzt noch nicht.
h.
 
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Also ich muss auch sagen, Respekt vor dieser Recherchearbeit. Eine Frage hätte ich. Von was für einer Maschine ist die Ju deines Onkels abgeschossen worden?
Ich sende zur Frage folgende Anlagen: Den Combat Report Barry/Porter, eine generelle Darstellung der Nachtjäger Variante der Mosquito und ein mittelmäßiges Bild einer Mosquito der No. 29 Squadron RAF.
 
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Moien,
F/L Barry RAFVR, ist mit der Mosquito NFXIII MM 516 beim Tiefflug (leichte Rolle) abgestürzt. Aufschlagbrand. Sub-Ltn. Porter war ein Marineoffizier und gehörte zur FAA.
Details über ihn habe ich jetzt noch nicht.
h.
Beide sind nicht lange nach meinem Onkel verstorben. Wie Husar schon schrieb Lt. Barry bei einem Übungsflug, Sub-Lt. Porter bei einem Einsatz über Deutschland. Dazu in der Anlage die CWGC Certificate's.
 
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Schließe mich dem Kompliment von Rene vollinhaltlich an. 👍

@ChD501 Hast du denn schon eine Anfrage an die Wehrmachtauskunftsstelle (WASt, heute: Deutsche Dienststelle) in Berlin gerichtet? Dort müsste die NVM (Namentliche Verlustmeldung) deines Onkels vorhanden sein. Eventuell finden sich dort noch genauere Angaben zur Absturzursache und der Grablage. Die Beantwortung von Anfragen dauert aber.

Ebenso dürfte im Bundesarchiv eine Personalakte deines Onkels vorhanden sein, da er Offizier war.
Das steht noch aus.

Allerdings hat mir ein nicht zu diesem Forum gehörender Kontakt mitgeteilt das es keinen Eintrag im Bundesarchiv Freiburg geben soll. Erstaunlich, denn dort werden Offiziersakten geführt.

Auch die Online Gräbersuche beim Volksdienst Kriegsgräberfürsorge brachte keine Treffer.

Ich muss allerdings sagen das die möglichen Quellen Bundesarchiv(e)-DRK-Suchdienst-Volksdienst Kriegsgräberfürsorge noch nicht von mir sonderlich beachtet wurden. Da muss ich nochmal ran.

Das Militärarchiv Freiburg liegt für mich quasi vor der Haustür. Ein Katzensprung von Lahr aus.
 
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Nachdem meine Recherchen zur Klärung des Schicksals meines Onkels Leutnant Alfred Dahlinger in diesem Forum auf Interesse gestoßen ist und ich auch wertvolle Hinweise erhalten habe heute ein Update zum aktuellen Stand.

Zwischenzeitlich ist klar das Alfred Dahlinger und seine vier Besatzungsmitglieder am Morgen des 08. Juni 1944 um 01:08 Uhr von Leutnant Barry abgeschossen und in Marolles-En-Hurepoix, 3 Rue de l’Eglise abgestürzt ist. Kein Besatzungsmitglied hat überlebt, am Boden gab es Beschädigungen an zwei Häusern aber keine schweren Verletzungen bei den Bewohnern. Die deutsche Wehrmacht hatte den Unfallort abgesperrt und geräumt. Unklar ist ob es sterbliche Überreste der Besatzung gab und wenn ja was mit diesen geschah.

Diese Informationen konnte ich über das Rathaus in Marolles-En-Hurepoix von Juli 2021 bis heute in Erfahrung bringen. Der dortige ehrenamtliche Bürgermeister für Geschichte und Kultur hat diese Daten nach und nach zusammengetragen.

Ein erster Hinweis kam Ende Dezember 2021, nachstehend dazu die Google Übersetzung (Qualität der Übersetzung im Grunde ganz gut aber mit Schwächen) des E-Mails in französischer Sprache:
„In einer kleinen Broschüre über die Kirche von Marolles, die von M.V., einem alten Marolleser, der vor vielen Jahren verstorben ist, verfaßt wurde, fand ich Folgendes:
Sacré-Coeur-Fenster;
Mitten im Krieg 1939/1945 wurde die Pfarrkirche dem Heiligen Herzen geweiht.
Eines Nachts wurde ein Flugzeug über der Gemeinde abgeschossen und die Trümmer fielen in die Kirchstraße, ohne daß jemand zu Schaden kam. Am Ende des Krieges schenkte die dankbare Bevölkerung das große Glasfenster über der Kirchentür, das so die Erinnerung an diesen göttlichen Schutz aufrechterhält (Wiedergabe des Textes aus dem Büchlein).
Derzeit kann ich keine offizielle Bestätigung des Ereignisses finden.“


Und dann der entscheidende Hinweis vor wenigen Tagen, man hatte einen Zeitzeugen ausfindig gemacht. 93 Jahre alt der zudem in einem durch den Absturz beschädigten Häusern lebte und den Absturz direkt miterlebt hatte. Auch hierzu die Google Übersetzung des E-Mails:
„Durch die Fortsetzung der Recherchen gelang es mir, den Kontakt zu Herrn R.G., jetzt 93 Jahre alt, herzustellen, der so freundlich war, mich mit meinem Vizepräsidenten zu empfangen.
Wir hatten die Bestätigung, daß das Flugzeug auf die Rue de l'Eglise gestürzt war und daß es keine Verletzten gegeben hatte. Andererseits verlor ein Haus neben dem seiner Eltern einen Teil seines Daches. In ihrem Elternhaus brannte der Dachboden aus. Wir mußten die Wassereimer umkreisen, um es zu löschen.
Wir können uns die Aufregung der im Schlaf überraschten Bewohner vorstellen, nur leichte Verletzungen durch die zerbrochenen Fenster.
Am frühen Morgen ist es ein Staunen, ein Schauspiel der Verwüstung, das die Explosion des Geräts widerspiegelt, als es den Boden erreicht. Die deutsche Armee schloss schnell den Perimeter.
Sie werden, glaube ich, meine Emotionen verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß nur die Schatten der Besatzungsmitglieder an diesem Ort umherwandern, an dem sie ihr Leben verloren haben.
Die Marolais danken ihnen dafür, daß sie bei ihrem Sturz keine anderen Leben genommen haben.
Wenn Sie im Frühling kommen, können wir zu den Orten gehen, die sich stark verändert haben. Ich hoffe, den jetzigen Besitzer des Elternhauses von Herrn R.G. kennen zu lernen, der deutscher Herkunft ist.
Wir werden auch sehen, ob wir R.G. treffen können.“


Ein Besuch von Marolles-En-Hurepoix ist für den April 2022 geplant.

Resultierender Recherchepunkt ist ob es eine Dokumentation/Berichte der Wehrmacht zur Bergung der Trümmer und ggf. Sterbliche Überreste der Besatzung gibt und was mit diesen geschah.

Hat zu letzterem jemand eine Idee wo man ansetzen könnte?
Herzlichen Dank für Rückmeldungen.
 
Junkers-Peter

Junkers-Peter

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Danke, dass du uns auf dem laufenden hältst. Wie schon mal erwähnt, könnte die Namentliche Verlustmeldung von der WASt in Berlin Aufschluß bringen. Dort befinden sich oft Anmerkungen zur Grablage usw. Die WASt gehört jetzt auch zum Bundesarchiv.

Es gab Luftwaffen-Bergetrupps, die die abgestürzten Maschinen bargen und abtransportierten. Die Trupps gehörten organisatorisch zur Fliegerhorstkommandatur. Also sammelten die dann wohl alles ein, was im Umkreis des Fliegerhorstes heruntergefallen war. Ich habe hier ein paar Berichte aus Frankreich und Belgien von 1943. Chef eines solchen Trupps vom Fl.Horst Melsbroek war z.B. ein Oberfeuerwerker Weinhardt. Feuerwerker wahrscheinlich wegen der eventuell an Bord befindlichen Munition und Bomben.

Signatur der Dokumente ist RL 21 im Militärarchiv in Freiburg. Ich kenne aber den Umfang der Dokumente nicht, da ich die Sachen mal von einem Kollegen bekommen habe. Ich befürchte aber, dass die Dokumente aus diesem Bereich und dieser Zeit nicht vorhanden sind.

Was mit den sterblichen Überresten geschah und wer dafür verantwortlich war, weiß ich nicht.
 
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