Statt Helikopter bekam Schmid Flugzeuge
Die Beschaffer des VBS sind unfähig, einen zeitgemässen Wunschzettel auszuarbeiten
Neue Indizien bekräftigen die Feststellungen der Leistungsanalyse im Bereich Sicherheitspolitik ( siehe Box),
wonach es mit den Abläufen, den Strukturen und der Führung im Militärdepartement ( VBS) nicht zum Besten bestellt ist. Diesmal geht es um das 647 Millionen Franken teure Rüstungsprogramm 04, das von allen politischen Seiten unter Beschuss ist, weil entweder die beiden grossen Transportflugzeuge oder die zwölf Geniepanzer oder beides zusammen als unnötig und nicht bedürfnisgerecht beurteilt werden.
Recherchen der SONNTAGSZEITUNG zeigen, dass sich der Einkaufszettel des Verteidigungsministers tatsächlich nicht nach den Bedürfnissen der Armeeplaner und seinen eigenen Absichten richtet. Vielmehr scheint er von den Versäumnissen seiner Rüstungsgüterbeschaffer diktiert zu sein. Gut informierte Quellen aus Schmids nahem Umfeld erklären: « Der Verteidigungsminister hat im direkten Gespräch gesagt, er habe die Transportflugzeuge nur deshalb auf der Liste, weil seine Rüstungsbeschaffer nicht rechtzeitig adäquate beschaffungsreife Projekte präsentieren konnten. » Ausserdem bestünde die Gefahr, dass das VBS bei einem Miniprogramm in den nächsten Jahren gar nichts mehr bekäme. Zuständig für die Rüstungsbeschaffung ist im VBS die Abteilung Armasuisse. Die SONNTAGSZEITUNG hätte gern deren Direktor, Rüstungschef Alfred Markwalder, gefragt, ob es sich beim aktuellen Rüstungsprogramm bloss um ein Notprogramm handelt. Doch Informationen gibt es in der derzeit tumultösen Phase nur aus dem übergeordneten Departement, und dort heisst es nur: « Nein, das stimmt nicht. » SVP- Nationalrat und Armeekenner Roland Borer, der die Informationen « weder bestätigen noch dementieren kann » , sieht trotzdem klare Indizien für deren Richtigkeit: « Es standen noch selten die Bedürfnisse der Armee im Vordergrund. Die Armasuisse beschafft, und die Armee muss nehmen, was sie bekommt. » Viel nötiger wäre laut Borer der Ersatz der Helikopter Alouette III, die militärisch kaum mehr genügten. Zudem könnten neue Helis besser für Katastrophenhilfe eingesetzt werden als Panzer.
Auch Luftwaffenchef Hans- Rudolf Fehrlin hat mehrmals deutlich signalisiert, dass die Luftwaffe die Transportflugzeuge nicht gebrauchen könne. Die unter Politikern breit kursierende Vermutung, dass Armasuisse es verschlafen hat, rechtzeitig ein bedürfnisgerechtes Programm auf die Beine zu stellen, wirft erneut ein schräges Licht auf die Organisation und Leitung im VBS
Quelle:
Sonntagszeitung.ch
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