Es lohnt sich, diese Meldung "zwischen den Zeilen lesend" zu hinterfragen. Kirgisistan und Russland hatten bereits am 16. August 2022 den Aufbau einer gemeinsamen Luftverteidigung beschlossen. Nach der nun erst - nach über einem Jahr - erfolgten Genehmigung durch das kirgisische Parlament muss der Vertrag noch vom Präsidenten Kirgisistans unterzeichnet werden.
Da Putin auf dem Weg nach Kirgisistan ist, um an einem Gipfeltreffen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in Bischek sowie an einer Gala anlässlich des 20. Jahrestags der Eröffnung des russischen Militärstützpunktes im etwa 20 km östlich davon gelegenen Kant / Kirgisistan teilzunehmen
(gemeldet von ORF und N-TV) war zu erwarten, dass eine wie auch immer geartete Vereinbarung zwischen Kirgisistan und Russland geschlossen wird
(über die derzeitige Abhängigkeit von Russland schreibt u.a. das ZDF). Das bremst die kirgisischen Bemühungen, sich von Russland frei zu schwimmen.
Bemerkenswert ist dann allerdings, wie lange die Genehmigung des Abkommens durch das Parlament gedauert hat und wie begrenzt diese "gemeinsame Luftverteidigung" ist. Danach:
... werde die kirgisische Seite Russland gemäß dem Abkommen ein "Grundstück mit einer Fläche von fünf Hektar" in der Nähe des russischen Luftwaffenstützpunkts in der Stadt Kant (Region Tschui) zur Verfügung stellen. ...
Fünf Hektar sind 50.000 qm oder
5 bis maximal 10 Fußballfelder, auf denen Stabs- und Wohngebäude, Garagen und Hallen für Sensoren und Effektoren sowie Sport- und Verkehrsflächen unterzubringen sind. Das Abkommen dient also wohl im Wesentlichen dem Schutz (z.B. vor Drohnenangriffen) des russischen Luftwaffenstützpunktes in Kant, das hart an der nördlichen Grenze Kirgisistans zu Kasachstan liegt. Nach Angaben des kirgisischen Nachrichtenportals
Novosti Bischkeka betrug die bisher von der russischen Seite gepachtete Fläche ursprünglich 866,2 Hektar, während das Gelände der Militärbasis tatsächlich 924,52 Hektar beträgt (
Quelle). Die Erweiterung umfasst also rund 0,5 % des bisherigen Bestandes.
Der Stützpunkt dient vorwiegend der Terrorbekämpfung in Zentralasien (Q
uelle), dient also wohl insbesondere gegen islamistische Gruppierungen.
Dazu nochmal aus Deinem Link:
...
Der 2003 eröffnete Luftwaffenstützpunkt in Kant ist Teil der Vereinigten Militärbasis Russlands in Kirgisistan. Zu dessen Aufgaben gehört die Gewährleistung der Sicherheit der Mitgliedstaaten der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS). Auf der Basis sollen Su-25-Kampfflugzeuge sowie Mi-8MTW-Hubschrauber stationiert werden.
...
Was vom Schutz der OVKS zu halten ist,
haben kürzlich die Armenier als Mitglied dieser Gemeinschaft deutlich gemacht.
Nach dem Termin in Bischek am 12. Oktober wird der russische Staatschef übrigens
nächste Woche zum dritten Belt and Road-Forum in Peking nach China reisen.